Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


Maaß vorgeschrieben, und dessen Länge auf ein Zehnmilliontheilchen des Quadranten vom Meridiane der Erdkugel gesetzt worden.

Diese Bestimmung soll das neue Maaß zum Range eines allgemeinen erheben. Man hatte zu dem Ende mit vielen Kosten eine neue Vermessung von 12 Meridiangraden zwischen Barcellona und Dünkirchen durch Mechain, de Lambre und andere vorzügliche Mathematiker veranstaltet, und diese mit äußerst genauen Versuchen verbunden, welche Cassini und de Borda über die Länge des Secundenpendels anstellten. Die Geschichte dieser Messungen und Versuche ist noch nicht umständlich bekannt; es ward aber daraus die Länge des 45sten (oder nach der neuern Eintheilung des 50sten) Grades im Mittagskreise von Paris auf 57027 Toisen berechnet. Dieses, als die mittlere Größe eines Grades, mit 90 multiplicirt, giebt den

Quadranten vom Meridian = 5132430 Tois.

Zugleich soll, wie die Mathematiker längst gewünscht hatten, durchgängig das Decimalsystem beybehalten, mithin der Quadrant in 100 Grad, der Grad in 100 Minuten u. s. w. getheilt werden. Dem zufolge wird nach altem Maaße

der Decimalgrad vom Meridian = 51324,3 Tois.

die Minute (Milliaire, Seemeile) = 513,243 Tois.

das Metre = 3 Fuß 0 Zoll 11,44 Lin. = 0,513243 Tois.

(1/10) das Decimetre = 3 Zoll 8,344 Lin.

(1/100) das Centimetre = 4,434 Lin.

(1/1000) das Millimetre = 0,443 Lin.

Zur Einheit des Flächenmaaßes ist ein Quadrat, dessen Seite 100 Metren hält, unter dem Namen der Are angenommen, dessen zehnter Theil Declare, der hundertste Centlare heißt. Als Körpermaaß hat das Cubikmetre den Namen Cade, dessen zehnter Theil Decicade, der hundertste Centicade heißt; der tausendste, dem cubischen Decimetre gleich, ist die neue Pinte, oder die Einheit der Körpermaaße.

Die ganzen astronomischen Kreise zu den Winkelmessungen, und die Uhren zu den Bestimmungen der Pendellänge,


Maaß vorgeſchrieben, und deſſen Laͤnge auf ein Zehnmilliontheilchen des Quadranten vom Meridiane der Erdkugel geſetzt worden.

Dieſe Beſtimmung ſoll das neue Maaß zum Range eines allgemeinen erheben. Man hatte zu dem Ende mit vielen Koſten eine neue Vermeſſung von 12 Meridiangraden zwiſchen Barcellona und Duͤnkirchen durch Mechain, de Lambre und andere vorzuͤgliche Mathematiker veranſtaltet, und dieſe mit aͤußerſt genauen Verſuchen verbunden, welche Caſſini und de Borda uͤber die Laͤnge des Secundenpendels anſtellten. Die Geſchichte dieſer Meſſungen und Verſuche iſt noch nicht umſtaͤndlich bekannt; es ward aber daraus die Laͤnge des 45ſten (oder nach der neuern Eintheilung des 50ſten) Grades im Mittagskreiſe von Paris auf 57027 Toiſen berechnet. Dieſes, als die mittlere Groͤße eines Grades, mit 90 multiplicirt, giebt den

Quadranten vom Meridian = 5132430 Toiſ.

Zugleich ſoll, wie die Mathematiker laͤngſt gewuͤnſcht hatten, durchgaͤngig das Decimalſyſtem beybehalten, mithin der Quadrant in 100 Grad, der Grad in 100 Minuten u. ſ. w. getheilt werden. Dem zufolge wird nach altem Maaße

der Decimalgrad vom Meridian = 51324,3 Toiſ.

die Minute (Milliaire, Seemeile) = 513,243 Toiſ.

das Mètre = 3 Fuß 0 Zoll 11,44 Lin. = 0,513243 Toiſ.

(1/10) das Decimetre = 3 Zoll 8,344 Lin.

(1/100) das Centimetre = 4,434 Lin.

(1/1000) das Millimetre = 0,443 Lin.

Zur Einheit des Flaͤchenmaaßes iſt ein Quadrat, deſſen Seite 100 Metren haͤlt, unter dem Namen der Are angenommen, deſſen zehnter Theil Declare, der hundertſte Centlare heißt. Als Koͤrpermaaß hat das Cubikmetre den Namen Cade, deſſen zehnter Theil Decicade, der hundertſte Centicade heißt; der tauſendſte, dem cubiſchen Decimetre gleich, iſt die neue Pinte, oder die Einheit der Koͤrpermaaße.

Die ganzen aſtronomiſchen Kreiſe zu den Winkelmeſſungen, und die Uhren zu den Beſtimmungen der Pendellaͤnge,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0655" xml:id="P.5.643" n="643"/><lb/>
Maaß vorge&#x017F;chrieben, und de&#x017F;&#x017F;en La&#x0364;nge auf ein Zehnmilliontheilchen des Quadranten vom Meridiane der Erdkugel ge&#x017F;etzt worden.</p>
              <p>Die&#x017F;e Be&#x017F;timmung &#x017F;oll das neue Maaß zum Range eines <hi rendition="#b">allgemeinen</hi> erheben. Man hatte zu dem Ende mit vielen Ko&#x017F;ten eine neue Verme&#x017F;&#x017F;ung von 12 Meridiangraden zwi&#x017F;chen Barcellona und Du&#x0364;nkirchen durch <hi rendition="#b">Mechain, de Lambre</hi> und andere vorzu&#x0364;gliche Mathematiker veran&#x017F;taltet, und die&#x017F;e mit a&#x0364;ußer&#x017F;t genauen Ver&#x017F;uchen verbunden, welche <hi rendition="#b">Ca&#x017F;&#x017F;ini</hi> und <hi rendition="#b">de Borda</hi> u&#x0364;ber die La&#x0364;nge des Secundenpendels an&#x017F;tellten. Die Ge&#x017F;chichte die&#x017F;er Me&#x017F;&#x017F;ungen und Ver&#x017F;uche i&#x017F;t noch nicht um&#x017F;ta&#x0364;ndlich bekannt; es ward aber daraus die La&#x0364;nge des 45&#x017F;ten (oder nach der neuern Eintheilung des 50&#x017F;ten) Grades im Mittagskrei&#x017F;e von Paris auf 57027 Toi&#x017F;en berechnet. Die&#x017F;es, als die mittlere Gro&#x0364;ße eines Grades, mit 90 multiplicirt, giebt den</p>
              <p>Quadranten vom Meridian = 5132430 Toi&#x017F;.</p>
              <p>Zugleich &#x017F;oll, wie die Mathematiker la&#x0364;ng&#x017F;t gewu&#x0364;n&#x017F;cht hatten, durchga&#x0364;ngig das <hi rendition="#b">Decimal&#x017F;y&#x017F;tem</hi> beybehalten, mithin der Quadrant in 100 Grad, der Grad in 100 Minuten u. &#x017F;. w. getheilt werden. Dem zufolge wird nach altem Maaße</p>
              <p>der Decimalgrad vom Meridian = 51324,3 Toi&#x017F;.</p>
              <p>die Minute <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(Milliaire,</hi></hi> Seemeile) = 513,243 Toi&#x017F;.</p>
              <p>das <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Mètre</hi></hi> = 3 Fuß 0 Zoll 11,44 Lin. = 0,513243 Toi&#x017F;.</p>
              <p>(1/10) das <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Decimetre</hi></hi> = 3 Zoll 8,344 Lin.</p>
              <p>(1/100) das <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Centimetre</hi></hi> = 4,434 Lin.</p>
              <p>(1/1000) das <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Millimetre</hi></hi> = 0,443 Lin.</p>
              <p>Zur Einheit des Fla&#x0364;chenmaaßes i&#x017F;t ein Quadrat, de&#x017F;&#x017F;en Seite 100 Metren ha&#x0364;lt, unter dem Namen der <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Are</hi></hi> angenommen, de&#x017F;&#x017F;en zehnter Theil <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Declare,</hi></hi> der hundert&#x017F;te <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Centlare</hi></hi> heißt. Als Ko&#x0364;rpermaaß hat das Cubikmetre den Namen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Cade,</hi></hi> de&#x017F;&#x017F;en zehnter Theil <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Decicade,</hi></hi> der hundert&#x017F;te <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Centicade</hi></hi> heißt; der tau&#x017F;end&#x017F;te, dem cubi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Decimetre</hi> gleich, i&#x017F;t die neue <hi rendition="#b">Pinte,</hi> oder die Einheit der Ko&#x0364;rpermaaße.</p>
              <p>Die ganzen a&#x017F;tronomi&#x017F;chen Krei&#x017F;e zu den Winkelme&#x017F;&#x017F;ungen, und die Uhren zu den Be&#x017F;timmungen der Pendella&#x0364;nge,<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[643/0655] Maaß vorgeſchrieben, und deſſen Laͤnge auf ein Zehnmilliontheilchen des Quadranten vom Meridiane der Erdkugel geſetzt worden. Dieſe Beſtimmung ſoll das neue Maaß zum Range eines allgemeinen erheben. Man hatte zu dem Ende mit vielen Koſten eine neue Vermeſſung von 12 Meridiangraden zwiſchen Barcellona und Duͤnkirchen durch Mechain, de Lambre und andere vorzuͤgliche Mathematiker veranſtaltet, und dieſe mit aͤußerſt genauen Verſuchen verbunden, welche Caſſini und de Borda uͤber die Laͤnge des Secundenpendels anſtellten. Die Geſchichte dieſer Meſſungen und Verſuche iſt noch nicht umſtaͤndlich bekannt; es ward aber daraus die Laͤnge des 45ſten (oder nach der neuern Eintheilung des 50ſten) Grades im Mittagskreiſe von Paris auf 57027 Toiſen berechnet. Dieſes, als die mittlere Groͤße eines Grades, mit 90 multiplicirt, giebt den Quadranten vom Meridian = 5132430 Toiſ. Zugleich ſoll, wie die Mathematiker laͤngſt gewuͤnſcht hatten, durchgaͤngig das Decimalſyſtem beybehalten, mithin der Quadrant in 100 Grad, der Grad in 100 Minuten u. ſ. w. getheilt werden. Dem zufolge wird nach altem Maaße der Decimalgrad vom Meridian = 51324,3 Toiſ. die Minute (Milliaire, Seemeile) = 513,243 Toiſ. das Mètre = 3 Fuß 0 Zoll 11,44 Lin. = 0,513243 Toiſ. (1/10) das Decimetre = 3 Zoll 8,344 Lin. (1/100) das Centimetre = 4,434 Lin. (1/1000) das Millimetre = 0,443 Lin. Zur Einheit des Flaͤchenmaaßes iſt ein Quadrat, deſſen Seite 100 Metren haͤlt, unter dem Namen der Are angenommen, deſſen zehnter Theil Declare, der hundertſte Centlare heißt. Als Koͤrpermaaß hat das Cubikmetre den Namen Cade, deſſen zehnter Theil Decicade, der hundertſte Centicade heißt; der tauſendſte, dem cubiſchen Decimetre gleich, iſt die neue Pinte, oder die Einheit der Koͤrpermaaße. Die ganzen aſtronomiſchen Kreiſe zu den Winkelmeſſungen, und die Uhren zu den Beſtimmungen der Pendellaͤnge,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/655
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/655>, abgerufen am 14.06.2024.