Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


son
(Trans. of the American philos. Society. Vol. I. Philadelph. 1771. 4. p. 272., und in Rozier Journ. de phys. Juin. 1773) in Beziehung auf Nordamerika, und der Abbe Mann (Comment. Acad. scient. Theodoro<*>Palat. Vol. VI. Physicum. Mannh. 1790. 4. p. 82 sqq.) in Hinsicht auf die europäischen Länder, geschrieben. In Philadelphia sind seit 50 Jahren die Winter weit gelinder, und die Sommer weniger heiß geworden. Der Abbe Mann zeigt mit vieler Belesenheit, daß die Schilderungen der Alten von dem kalten, rauhen unfruchtbaren Klima in Gallien, Germanien, Pannonien, dem europäischen Scythien u. s. w. auf den jetzigen Zustand dieser Länder nicht mehr passen, und setzt die Ursachen dieser Veränderung in das Ablassen der Wässer, die Verminderung der Seen und Moräste, das Ausrotten der Waldungen, den Anbau der Länder, und nach einer ihm eignen Hypothese in das beständig zunehmende Uebergewicht des Stoffs der Wärme über den entgegengesetzten Stoff der Feuchtigkeit. Die Veränderungen selbst kannten schon die Alten; Columella führt darüber noch einen ältern Schriftsteller an (Eo libro, quem de agricultura scriptum reliquit, mutatum coeli statum sic colligit, quod, quae regiones antea propter hiemis assiduam violentiam nullam stirpem vitis aut oleae custodire potuerint, nunc mitigato iam etintepescente pristino frigore largissimis olivitatibus Liberique vindemiis exuberent. Colum. de re rust. I. 1.).

Knallgold, Knallsilber.

Zus. zu Th. II. S. 771--773.

Diese knallenden metallischen Niederschläge sind Ammoniakhalbsäuren, deren Abknallen das antiphlogistische System durch eine Zersetzung des Ammoniaks und der Halbsäure erklärt. Der Wasserstoff des ersten verbindet sich mit dem Sauerstoff der letztern zu einer Knallluft; der Stickstoff des Ammoniaks tritt mit dem Wärmestoff zu Stickgas zusammen, und verursacht, vermöge seiner großen auf einmal erhaltenen Elasticität, das Knallen. So entstehen durchs Abknallen Wasser und Stickluft, und das Metall wird hergestellt. Schwefelsäure, geschmolzener Schwefel, Oele


ſon
(Trans. of the American philoſ. Society. Vol. I. Philadelph. 1771. 4. p. 272., und in Rozier Journ. de phyſ. Juin. 1773) in Beziehung auf Nordamerika, und der Abbe Mann (Comment. Acad. ſcient. Theodoro<*>Palat. Vol. VI. Phyſicum. Mannh. 1790. 4. p. 82 ſqq.) in Hinſicht auf die europaͤiſchen Laͤnder, geſchrieben. In Philadelphia ſind ſeit 50 Jahren die Winter weit gelinder, und die Sommer weniger heiß geworden. Der Abbe Mann zeigt mit vieler Beleſenheit, daß die Schilderungen der Alten von dem kalten, rauhen unfruchtbaren Klima in Gallien, Germanien, Pannonien, dem europaͤiſchen Scythien u. ſ. w. auf den jetzigen Zuſtand dieſer Laͤnder nicht mehr paſſen, und ſetzt die Urſachen dieſer Veraͤnderung in das Ablaſſen der Waͤſſer, die Verminderung der Seen und Moraͤſte, das Ausrotten der Waldungen, den Anbau der Laͤnder, und nach einer ihm eignen Hypotheſe in das beſtaͤndig zunehmende Uebergewicht des Stoffs der Waͤrme uͤber den entgegengeſetzten Stoff der Feuchtigkeit. Die Veraͤnderungen ſelbſt kannten ſchon die Alten; Columella fuͤhrt daruͤber noch einen aͤltern Schriftſteller an (Eo libro, quem de agricultura ſcriptum reliquit, mutatum coeli ſtatum ſic colligit, quod, quae regiones antea propter hiemis aſſiduam violentiam nullam ſtirpem vitis aut oleae cuſtodire potuerint, nunc mitigato iam etintepeſcente priſtino frigore largiſſimis olivitatibus Liberique vindemiis exuberent. Colum. de re ruſt. I. 1.).

Knallgold, Knallſilber.

Zuſ. zu Th. II. S. 771—773.

Dieſe knallenden metalliſchen Niederſchlaͤge ſind Ammoniakhalbſaͤuren, deren Abknallen das antiphlogiſtiſche Syſtem durch eine Zerſetzung des Ammoniaks und der Halbſaͤure erklaͤrt. Der Waſſerſtoff des erſten verbindet ſich mit dem Sauerſtoff der letztern zu einer Knallluft; der Stickſtoff des Ammoniaks tritt mit dem Waͤrmeſtoff zu Stickgas zuſammen, und verurſacht, vermoͤge ſeiner großen auf einmal erhaltenen Elaſticitaͤt, das Knallen. So entſtehen durchs Abknallen Waſſer und Stickluft, und das Metall wird hergeſtellt. Schwefelſaͤure, geſchmolzener Schwefel, Oele

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0535" xml:id="P.5.523" n="523"/><lb/>
&#x017F;on</hi><hi rendition="#aq">(Trans. of the American philo&#x017F;. Society. Vol. I. Philadelph. 1771. 4. p. 272.,</hi> und in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rozier</hi> Journ. de phy&#x017F;. Juin. 1773)</hi> in Beziehung auf Nordamerika, und der Abbe <hi rendition="#b">Mann</hi> <hi rendition="#aq">(Comment. Acad. &#x017F;cient. Theodoro&lt;*&gt;Palat. Vol. VI. Phy&#x017F;icum. Mannh. 1790. 4. p. 82 &#x017F;qq.)</hi> in Hin&#x017F;icht auf die europa&#x0364;i&#x017F;chen La&#x0364;nder, ge&#x017F;chrieben. In Philadelphia &#x017F;ind &#x017F;eit 50 Jahren die Winter weit gelinder, und die Sommer weniger heiß geworden. Der Abbe <hi rendition="#b">Mann</hi> zeigt mit vieler Bele&#x017F;enheit, daß die Schilderungen der Alten von dem kalten, rauhen unfruchtbaren Klima in Gallien, Germanien, Pannonien, dem europa&#x0364;i&#x017F;chen Scythien u. &#x017F;. w. auf den jetzigen Zu&#x017F;tand die&#x017F;er La&#x0364;nder nicht mehr pa&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;etzt die Ur&#x017F;achen die&#x017F;er Vera&#x0364;nderung in das Abla&#x017F;&#x017F;en der Wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, die Verminderung der Seen und Mora&#x0364;&#x017F;te, das Ausrotten der Waldungen, den Anbau der La&#x0364;nder, und nach einer ihm eignen Hypothe&#x017F;e in das be&#x017F;ta&#x0364;ndig zunehmende Uebergewicht des Stoffs der Wa&#x0364;rme u&#x0364;ber den entgegenge&#x017F;etzten Stoff der Feuchtigkeit. Die Vera&#x0364;nderungen &#x017F;elb&#x017F;t kannten &#x017F;chon die Alten; <hi rendition="#b">Columella</hi> fu&#x0364;hrt daru&#x0364;ber noch einen a&#x0364;ltern Schrift&#x017F;teller an <hi rendition="#aq">(Eo libro, quem de agricultura &#x017F;criptum reliquit, mutatum coeli &#x017F;tatum &#x017F;ic colligit, quod, quae regiones antea propter hiemis a&#x017F;&#x017F;iduam violentiam nullam &#x017F;tirpem vitis aut oleae cu&#x017F;todire potuerint, nunc mitigato iam etintepe&#x017F;cente pri&#x017F;tino frigore largi&#x017F;&#x017F;imis olivitatibus Liberique vindemiis exuberent. <hi rendition="#i">Colum.</hi> de re ru&#x017F;t. I. 1.).</hi></p>
            </div>
            <div n="2">
              <head>Knallgold, Knall&#x017F;ilber.</head><lb/>
              <p> <hi rendition="#c">Zu&#x017F;. zu Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 771&#x2014;773.</hi> </p>
              <p>Die&#x017F;e knallenden metalli&#x017F;chen Nieder&#x017F;chla&#x0364;ge &#x017F;ind Ammoniakhalb&#x017F;a&#x0364;uren, deren Abknallen das antiphlogi&#x017F;ti&#x017F;che Sy&#x017F;tem durch eine Zer&#x017F;etzung des Ammoniaks und der Halb&#x017F;a&#x0364;ure erkla&#x0364;rt. Der Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff des er&#x017F;ten verbindet &#x017F;ich mit dem Sauer&#x017F;toff der letztern zu einer Knallluft; der Stick&#x017F;toff des Ammoniaks tritt mit dem Wa&#x0364;rme&#x017F;toff zu Stickgas zu&#x017F;ammen, und verur&#x017F;acht, vermo&#x0364;ge &#x017F;einer großen auf einmal erhaltenen Ela&#x017F;ticita&#x0364;t, das Knallen. So ent&#x017F;tehen durchs Abknallen Wa&#x017F;&#x017F;er und Stickluft, und das Metall wird herge&#x017F;tellt. Schwefel&#x017F;a&#x0364;ure, ge&#x017F;chmolzener Schwefel, Oele<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[523/0535] ſon (Trans. of the American philoſ. Society. Vol. I. Philadelph. 1771. 4. p. 272., und in Rozier Journ. de phyſ. Juin. 1773) in Beziehung auf Nordamerika, und der Abbe Mann (Comment. Acad. ſcient. Theodoro<*>Palat. Vol. VI. Phyſicum. Mannh. 1790. 4. p. 82 ſqq.) in Hinſicht auf die europaͤiſchen Laͤnder, geſchrieben. In Philadelphia ſind ſeit 50 Jahren die Winter weit gelinder, und die Sommer weniger heiß geworden. Der Abbe Mann zeigt mit vieler Beleſenheit, daß die Schilderungen der Alten von dem kalten, rauhen unfruchtbaren Klima in Gallien, Germanien, Pannonien, dem europaͤiſchen Scythien u. ſ. w. auf den jetzigen Zuſtand dieſer Laͤnder nicht mehr paſſen, und ſetzt die Urſachen dieſer Veraͤnderung in das Ablaſſen der Waͤſſer, die Verminderung der Seen und Moraͤſte, das Ausrotten der Waldungen, den Anbau der Laͤnder, und nach einer ihm eignen Hypotheſe in das beſtaͤndig zunehmende Uebergewicht des Stoffs der Waͤrme uͤber den entgegengeſetzten Stoff der Feuchtigkeit. Die Veraͤnderungen ſelbſt kannten ſchon die Alten; Columella fuͤhrt daruͤber noch einen aͤltern Schriftſteller an (Eo libro, quem de agricultura ſcriptum reliquit, mutatum coeli ſtatum ſic colligit, quod, quae regiones antea propter hiemis aſſiduam violentiam nullam ſtirpem vitis aut oleae cuſtodire potuerint, nunc mitigato iam etintepeſcente priſtino frigore largiſſimis olivitatibus Liberique vindemiis exuberent. Colum. de re ruſt. I. 1.). Knallgold, Knallſilber. Zuſ. zu Th. II. S. 771—773. Dieſe knallenden metalliſchen Niederſchlaͤge ſind Ammoniakhalbſaͤuren, deren Abknallen das antiphlogiſtiſche Syſtem durch eine Zerſetzung des Ammoniaks und der Halbſaͤure erklaͤrt. Der Waſſerſtoff des erſten verbindet ſich mit dem Sauerſtoff der letztern zu einer Knallluft; der Stickſtoff des Ammoniaks tritt mit dem Waͤrmeſtoff zu Stickgas zuſammen, und verurſacht, vermoͤge ſeiner großen auf einmal erhaltenen Elaſticitaͤt, das Knallen. So entſtehen durchs Abknallen Waſſer und Stickluft, und das Metall wird hergeſtellt. Schwefelſaͤure, geſchmolzener Schwefel, Oele

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/535
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/535>, abgerufen am 15.06.2024.