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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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sucht, beruhen größtentheils auf hypothetischen, und noch sehr ungewissen, Voraussetzungen. Die Herren Volta und de Luc (s. des Letztern Neue Ideen über die Meteorologie I. B. 2. Abth. 3. Kap. 7. u. 8. Abschn. S. 263 u. f.) haben sich bemüht, Gesetze zu finden, auf welche eine solche Theorie gebaut werden könnte.

Ein schöner Versuch der Ausführung ist von Herrn Späth in Altorf (Abhandlung über Elektrometer. Nürnberg, 1791. 8.) gemacht worden; auch befindet sich von diesem geschickten Mathematiker eine Abhandlung über die Spannkraft der Elektricität in dem Leiter einer Elektrisirmaschine in Grens Journ. d. Phys. (B. IV. S. 361 u. f.). Der mathematische Theil dieser Schriften ist vortreflich; freylich aber beruhet das meiste auf noch unerwiesenen physikalischen Voraussetzungen. Herr Volta verspricht in seinen meteorologischen Briefen ein eignes Werk über die Elektrometrie, welches zu sehr angenehmen Erwartungen berechtiget.

Uebrigens muß ich unter diesem Artikel noch einer Erscheinung gedenken, bey welcher der Name Elektrometrie auf eine sehr uneigentliche Art gebraucht wird. Seit einigen Jahren reiset in Italien ein gewisser Pennet umher, dessen Körper über dem unter der Erde verborgenen Wasser und Metall in eine zitternde Bewegung geräth, wobey sich der Augenstern erweitern, der Pulsschlag schneller werden, und ein Stäbchen von Holz oder Eisen sich zwischen seinen Fingern von selbst herumdrehen soll. Durch dieses Talent giebt er den Lauf unterirdischer Kanäle an, von denen äußerlich nicht die geringste Spur zu bemerken ist, und entdeckt verborgene Gänge oder vergrabene Metalle mit großer Genauigkeit. Er giebt sogar die Tiefen an, die er nach der Stärke seines Gefühl und nach der Weite beurtheilt, auf welche er sich von dem Hauptpunkte entfernen kann, ohne daß das Gefühl aufhört. Weil nun Metalle und Wasser Leiter der Elektricität sind, so giebt Hr. Thouvenel (Resume sur les experiences d'Electrometrie surterraine faites en Italie et dans les Alpes depuis 1789 jusqu'en 1792. Brescia, 1793, frey übersetzt unter dem Titel: Ueber unterirdische Elektrometrie, nebst einigen sie betreffenden in den Alpen


ſucht, beruhen groͤßtentheils auf hypothetiſchen, und noch ſehr ungewiſſen, Vorausſetzungen. Die Herren Volta und de Luc (ſ. des Letztern Neue Ideen uͤber die Meteorologie I. B. 2. Abth. 3. Kap. 7. u. 8. Abſchn. S. 263 u. f.) haben ſich bemuͤht, Geſetze zu finden, auf welche eine ſolche Theorie gebaut werden koͤnnte.

Ein ſchoͤner Verſuch der Ausfuͤhrung iſt von Herrn Spaͤth in Altorf (Abhandlung uͤber Elektrometer. Nuͤrnberg, 1791. 8.) gemacht worden; auch befindet ſich von dieſem geſchickten Mathematiker eine Abhandlung uͤber die Spannkraft der Elektricitaͤt in dem Leiter einer Elektriſirmaſchine in Grens Journ. d. Phyſ. (B. IV. S. 361 u. f.). Der mathematiſche Theil dieſer Schriften iſt vortreflich; freylich aber beruhet das meiſte auf noch unerwieſenen phyſikaliſchen Vorausſetzungen. Herr Volta verſpricht in ſeinen meteorologiſchen Briefen ein eignes Werk uͤber die Elektrometrie, welches zu ſehr angenehmen Erwartungen berechtiget.

Uebrigens muß ich unter dieſem Artikel noch einer Erſcheinung gedenken, bey welcher der Name Elektrometrie auf eine ſehr uneigentliche Art gebraucht wird. Seit einigen Jahren reiſet in Italien ein gewiſſer Pennet umher, deſſen Koͤrper uͤber dem unter der Erde verborgenen Waſſer und Metall in eine zitternde Bewegung geraͤth, wobey ſich der Augenſtern erweitern, der Pulsſchlag ſchneller werden, und ein Staͤbchen von Holz oder Eiſen ſich zwiſchen ſeinen Fingern von ſelbſt herumdrehen ſoll. Durch dieſes Talent giebt er den Lauf unterirdiſcher Kanaͤle an, von denen aͤußerlich nicht die geringſte Spur zu bemerken iſt, und entdeckt verborgene Gaͤnge oder vergrabene Metalle mit großer Genauigkeit. Er giebt ſogar die Tiefen an, die er nach der Staͤrke ſeines Gefuͤhl und nach der Weite beurtheilt, auf welche er ſich von dem Hauptpunkte entfernen kann, ohne daß das Gefuͤhl aufhoͤrt. Weil nun Metalle und Waſſer Leiter der Elektricitaͤt ſind, ſo giebt Hr. Thouvenel (Reſumé ſur les experiences d'Electrometrie ſurterraine faites en Italie et dans les Alpes depuis 1789 jusqu'en 1792. Breſcia, 1793, frey uͤberſetzt unter dem Titel: Ueber unterirdiſche Elektrometrie, nebſt einigen ſie betreffenden in den Alpen

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[340/0352] ſucht, beruhen groͤßtentheils auf hypothetiſchen, und noch ſehr ungewiſſen, Vorausſetzungen. Die Herren Volta und de Luc (ſ. des Letztern Neue Ideen uͤber die Meteorologie I. B. 2. Abth. 3. Kap. 7. u. 8. Abſchn. S. 263 u. f.) haben ſich bemuͤht, Geſetze zu finden, auf welche eine ſolche Theorie gebaut werden koͤnnte. Ein ſchoͤner Verſuch der Ausfuͤhrung iſt von Herrn Spaͤth in Altorf (Abhandlung uͤber Elektrometer. Nuͤrnberg, 1791. 8.) gemacht worden; auch befindet ſich von dieſem geſchickten Mathematiker eine Abhandlung uͤber die Spannkraft der Elektricitaͤt in dem Leiter einer Elektriſirmaſchine in Grens Journ. d. Phyſ. (B. IV. S. 361 u. f.). Der mathematiſche Theil dieſer Schriften iſt vortreflich; freylich aber beruhet das meiſte auf noch unerwieſenen phyſikaliſchen Vorausſetzungen. Herr Volta verſpricht in ſeinen meteorologiſchen Briefen ein eignes Werk uͤber die Elektrometrie, welches zu ſehr angenehmen Erwartungen berechtiget. Uebrigens muß ich unter dieſem Artikel noch einer Erſcheinung gedenken, bey welcher der Name Elektrometrie auf eine ſehr uneigentliche Art gebraucht wird. Seit einigen Jahren reiſet in Italien ein gewiſſer Pennet umher, deſſen Koͤrper uͤber dem unter der Erde verborgenen Waſſer und Metall in eine zitternde Bewegung geraͤth, wobey ſich der Augenſtern erweitern, der Pulsſchlag ſchneller werden, und ein Staͤbchen von Holz oder Eiſen ſich zwiſchen ſeinen Fingern von ſelbſt herumdrehen ſoll. Durch dieſes Talent giebt er den Lauf unterirdiſcher Kanaͤle an, von denen aͤußerlich nicht die geringſte Spur zu bemerken iſt, und entdeckt verborgene Gaͤnge oder vergrabene Metalle mit großer Genauigkeit. Er giebt ſogar die Tiefen an, die er nach der Staͤrke ſeines Gefuͤhl und nach der Weite beurtheilt, auf welche er ſich von dem Hauptpunkte entfernen kann, ohne daß das Gefuͤhl aufhoͤrt. Weil nun Metalle und Waſſer Leiter der Elektricitaͤt ſind, ſo giebt Hr. Thouvenel (Reſumé ſur les experiences d'Electrometrie ſurterraine faites en Italie et dans les Alpes depuis 1789 jusqu'en 1792. Breſcia, 1793, frey uͤberſetzt unter dem Titel: Ueber unterirdiſche Elektrometrie, nebſt einigen ſie betreffenden in den Alpen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/352>, abgerufen am 25.11.2024.