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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Cavallo fand sich endlich vollkommen überzeugt, daß diese Platten allemal eine kleine Quantität Elektricität zurückbehalten, welche vielleicht von einerley Art mit derjenigen ist, durch die sie zuletzt elektrisirt worden sind, und von der man sie unmöglich befreyen kann. Er glaubt die Ursache hievon in der verschiedenen Beschaffenheit der erregten Elektricität zu finden; denn wenn z. B. eine Platte ein geringes + E enthält, und eine andere -- E hat, so wird diejenige, welche sich am kräftigsten äußert, zu einer entgegengesetzten Elektricität in der andern Gelegenheit geben, und endlich eine Anhäufung der eigenthümlichen Art der Elektricität zuwege bringen. Er schließt also, daß man weder beym Gebrauche dieser Platten, noch bey der ursprünglichen Einrichtung des Hrn. Bennet, irgend ein zuverläßiges Resultat erwarten dürfe. Und eben dieses gab ihm die Veranlassung, seinen blos mit einer einzigen isolirten Platte versehenen Collector zu erfinden, welcher im vorhergehenden Artikel beschrieben ist, und nicht sowohl die Absicht hat, die schwache Elektricität eines einzelnen Körpers zu messen, als vielmehr eine durch einen weiten Raum zerstreute Elektricität zusammenzubringen.

Ich nütze noch diese Gelegenheit, um einen Versuch zu erwähnen, durch welchen Cavallo zu bestimmen suchte, wie lange Zeit eine einmal mitgetheilte Elektricität in einem Körper hafte. Ein sehr empfindliches Blattgold-elektrometer, dem einige Elektricität mitgetheilt worden war, ward, während es dieselbe wieder verlohr, durch ein kleines Teleskop beobachtet, durch dessen Mikrometer man die Chorde des jedesmaligen Winkels der Divergenz messen, und zugleich die Zeiten, welche zwischen jedem Paare der Beobachtungen verstrichen, bemerken konnte. Man fand dabey folgende Resultate. Wenn im Anfange der Beobachtung die Chorde des Divaricationswinkels = 16 war, so ward sie in 1 Min. = 8; 3 1/2 Min. darauf = 4; 17 Min. hierauf = 2; und erst 1 1/4 Stunde hierauf = 1. Schließt man nun hieraus, die Zeiträume, welche zu Zerstreuung der Elektricität nöthig sind, wachsen zum wenigsten in umgekehrtem Verhältnisse des Quadrats der Dichtigkeiten der Elektricität


Cavallo fand ſich endlich vollkommen uͤberzeugt, daß dieſe Platten allemal eine kleine Quantitaͤt Elektricitaͤt zuruͤckbehalten, welche vielleicht von einerley Art mit derjenigen iſt, durch die ſie zuletzt elektriſirt worden ſind, und von der man ſie unmoͤglich befreyen kann. Er glaubt die Urſache hievon in der verſchiedenen Beſchaffenheit der erregten Elektricitaͤt zu finden; denn wenn z. B. eine Platte ein geringes + E enthaͤlt, und eine andere — E hat, ſo wird diejenige, welche ſich am kraͤftigſten aͤußert, zu einer entgegengeſetzten Elektricitaͤt in der andern Gelegenheit geben, und endlich eine Anhaͤufung der eigenthuͤmlichen Art der Elektricitaͤt zuwege bringen. Er ſchließt alſo, daß man weder beym Gebrauche dieſer Platten, noch bey der urſpruͤnglichen Einrichtung des Hrn. Bennet, irgend ein zuverlaͤßiges Reſultat erwarten duͤrfe. Und eben dieſes gab ihm die Veranlaſſung, ſeinen blos mit einer einzigen iſolirten Platte verſehenen Collector zu erfinden, welcher im vorhergehenden Artikel beſchrieben iſt, und nicht ſowohl die Abſicht hat, die ſchwache Elektricitaͤt eines einzelnen Koͤrpers zu meſſen, als vielmehr eine durch einen weiten Raum zerſtreute Elektricitaͤt zuſammenzubringen.

Ich nuͤtze noch dieſe Gelegenheit, um einen Verſuch zu erwaͤhnen, durch welchen Cavallo zu beſtimmen ſuchte, wie lange Zeit eine einmal mitgetheilte Elektricitaͤt in einem Koͤrper hafte. Ein ſehr empfindliches Blattgold-elektrometer, dem einige Elektricitaͤt mitgetheilt worden war, ward, waͤhrend es dieſelbe wieder verlohr, durch ein kleines Teleſkop beobachtet, durch deſſen Mikrometer man die Chorde des jedesmaligen Winkels der Divergenz meſſen, und zugleich die Zeiten, welche zwiſchen jedem Paare der Beobachtungen verſtrichen, bemerken konnte. Man fand dabey folgende Reſultate. Wenn im Anfange der Beobachtung die Chorde des Divaricationswinkels = 16 war, ſo ward ſie in 1 Min. = 8; 3 1/2 Min. darauf = 4; 17 Min. hierauf = 2; und erſt 1 1/4 Stunde hierauf = 1. Schließt man nun hieraus, die Zeitraͤume, welche zu Zerſtreuung der Elektricitaͤt noͤthig ſind, wachſen zum wenigſten in umgekehrtem Verhaͤltniſſe des Quadrats der Dichtigkeiten der Elektricitaͤt

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[304/0316] Cavallo fand ſich endlich vollkommen uͤberzeugt, daß dieſe Platten allemal eine kleine Quantitaͤt Elektricitaͤt zuruͤckbehalten, welche vielleicht von einerley Art mit derjenigen iſt, durch die ſie zuletzt elektriſirt worden ſind, und von der man ſie unmoͤglich befreyen kann. Er glaubt die Urſache hievon in der verſchiedenen Beſchaffenheit der erregten Elektricitaͤt zu finden; denn wenn z. B. eine Platte ein geringes + E enthaͤlt, und eine andere — E hat, ſo wird diejenige, welche ſich am kraͤftigſten aͤußert, zu einer entgegengeſetzten Elektricitaͤt in der andern Gelegenheit geben, und endlich eine Anhaͤufung der eigenthuͤmlichen Art der Elektricitaͤt zuwege bringen. Er ſchließt alſo, daß man weder beym Gebrauche dieſer Platten, noch bey der urſpruͤnglichen Einrichtung des Hrn. Bennet, irgend ein zuverlaͤßiges Reſultat erwarten duͤrfe. Und eben dieſes gab ihm die Veranlaſſung, ſeinen blos mit einer einzigen iſolirten Platte verſehenen Collector zu erfinden, welcher im vorhergehenden Artikel beſchrieben iſt, und nicht ſowohl die Abſicht hat, die ſchwache Elektricitaͤt eines einzelnen Koͤrpers zu meſſen, als vielmehr eine durch einen weiten Raum zerſtreute Elektricitaͤt zuſammenzubringen. Ich nuͤtze noch dieſe Gelegenheit, um einen Verſuch zu erwaͤhnen, durch welchen Cavallo zu beſtimmen ſuchte, wie lange Zeit eine einmal mitgetheilte Elektricitaͤt in einem Koͤrper hafte. Ein ſehr empfindliches Blattgold-elektrometer, dem einige Elektricitaͤt mitgetheilt worden war, ward, waͤhrend es dieſelbe wieder verlohr, durch ein kleines Teleſkop beobachtet, durch deſſen Mikrometer man die Chorde des jedesmaligen Winkels der Divergenz meſſen, und zugleich die Zeiten, welche zwiſchen jedem Paare der Beobachtungen verſtrichen, bemerken konnte. Man fand dabey folgende Reſultate. Wenn im Anfange der Beobachtung die Chorde des Divaricationswinkels = 16 war, ſo ward ſie in 1 Min. = 8; 3 1/2 Min. darauf = 4; 17 Min. hierauf = 2; und erſt 1 1/4 Stunde hierauf = 1. Schließt man nun hieraus, die Zeitraͤume, welche zu Zerſtreuung der Elektricitaͤt noͤthig ſind, wachſen zum wenigſten in umgekehrtem Verhaͤltniſſe des Quadrats der Dichtigkeiten der Elektricitaͤt

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/316>, abgerufen am 25.11.2024.