Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


worauf sich die ganze Hygrometrie gründet. Auch die Bestandtheile des elektrischen Fluidums behalten bey ihrer Verbindung ihren Hang und ihre Verwandtschaften zu andern Substanzen, welches die Ursache der meisten elektrischen Erscheinungen ist.

6) Wie in den Dämpfen vorzüglich das Wasser seine Verwandtschaften behält, die sich in den hygroskopischen Erscheinungen ohne Wahl äußern, so behält auch die elektrische Materie vorzüglich die ihrigen, und diese äußern sich ebenfalls ohne Wahl.

7) Obgleich das Feuer der Wasserdämpfe das Wasser verläßt, um das Gleichgewicht herzustellen, so bleibt doch etwas an dem Orte, wo die meisten Dämpfe sind, zurück, und ein Theil wird latent. Eben so, wenn das fortleitende elektrische Fluidum zu andern Substanzen übergeht, um das Gleichgewicht herzustellen, so enthalten doch die Substanzen, welche eine verhältnißmäßig größere Menge elektrischer Materie besitzen, die größte Quantität des fortleitenden Fluidums, und ein Theil wird in dem elektrischen Fluidum verborgen.

8) Gleiche Quantitäten Wasserdampf können bey verschiedenem Gehalt an Wasser doch eine gleiche ausdehnende Kraft äußern, wenn diejenige, welche das wenigste Wasser enthält, verhältnißmäßig mehr Feuer hat. Eben so können gleiche Mengen des elektrischen Fluidums gleiche Intensität äußern, und doch kan die eine Menge weniger elektrische Materie besitzen, wenn sie nur eine größere Menge fortleitendes Fluidum hat.

Zu diesen von Herrn de Luc angegebnen Aehnlichkeiten, welche freylich mehr auf seinen Vorstellungen von der Wirkungsart der elektrischen Flüßigkeit, als auf klaren Erfahrungen, beruhen, setzt Hr. Lampadius noch folgende hinzu.

9) Die Wasserdämpfe haben im luftleeren oder verdünnten Raume freyere Wirkungskraft, und entstehen daselbst in größerer Menge, als unter dem Drucke der Luft. Eben so wirkt das elektrische Fluidum im leeren Raume stärker, als in der Luft. Man sieht dieses unter andern an den Lichten-


worauf ſich die ganze Hygrometrie gruͤndet. Auch die Beſtandtheile des elektriſchen Fluidums behalten bey ihrer Verbindung ihren Hang und ihre Verwandtſchaften zu andern Subſtanzen, welches die Urſache der meiſten elektriſchen Erſcheinungen iſt.

6) Wie in den Daͤmpfen vorzuͤglich das Waſſer ſeine Verwandtſchaften behaͤlt, die ſich in den hygroſkopiſchen Erſcheinungen ohne Wahl aͤußern, ſo behaͤlt auch die elektriſche Materie vorzuͤglich die ihrigen, und dieſe aͤußern ſich ebenfalls ohne Wahl.

7) Obgleich das Feuer der Waſſerdaͤmpfe das Waſſer verlaͤßt, um das Gleichgewicht herzuſtellen, ſo bleibt doch etwas an dem Orte, wo die meiſten Daͤmpfe ſind, zuruͤck, und ein Theil wird latent. Eben ſo, wenn das fortleitende elektriſche Fluidum zu andern Subſtanzen uͤbergeht, um das Gleichgewicht herzuſtellen, ſo enthalten doch die Subſtanzen, welche eine verhaͤltnißmaͤßig groͤßere Menge elektriſcher Materie beſitzen, die groͤßte Quantitaͤt des fortleitenden Fluidums, und ein Theil wird in dem elektriſchen Fluidum verborgen.

8) Gleiche Quantitaͤten Waſſerdampf koͤnnen bey verſchiedenem Gehalt an Waſſer doch eine gleiche ausdehnende Kraft aͤußern, wenn diejenige, welche das wenigſte Waſſer enthaͤlt, verhaͤltnißmaͤßig mehr Feuer hat. Eben ſo koͤnnen gleiche Mengen des elektriſchen Fluidums gleiche Intenſitaͤt aͤußern, und doch kan die eine Menge weniger elektriſche Materie beſitzen, wenn ſie nur eine groͤßere Menge fortleitendes Fluidum hat.

Zu dieſen von Herrn de Luc angegebnen Aehnlichkeiten, welche freylich mehr auf ſeinen Vorſtellungen von der Wirkungsart der elektriſchen Fluͤßigkeit, als auf klaren Erfahrungen, beruhen, ſetzt Hr. Lampadius noch folgende hinzu.

9) Die Waſſerdaͤmpfe haben im luftleeren oder verduͤnnten Raume freyere Wirkungskraft, und entſtehen daſelbſt in groͤßerer Menge, als unter dem Drucke der Luft. Eben ſo wirkt das elektriſche Fluidum im leeren Raume ſtaͤrker, als in der Luft. Man ſieht dieſes unter andern an den Lichten-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0268" xml:id="P.5.256" n="256"/><lb/>
worauf &#x017F;ich die ganze Hygrometrie gru&#x0364;ndet. Auch die Be&#x017F;tandtheile des elektri&#x017F;chen Fluidums behalten bey ihrer Verbindung ihren Hang und ihre Verwandt&#x017F;chaften zu andern Sub&#x017F;tanzen, welches die Ur&#x017F;ache der mei&#x017F;ten elektri&#x017F;chen Er&#x017F;cheinungen i&#x017F;t.</p>
              <p>6) Wie in den Da&#x0364;mpfen vorzu&#x0364;glich das Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eine Verwandt&#x017F;chaften beha&#x0364;lt, die &#x017F;ich in den hygro&#x017F;kopi&#x017F;chen Er&#x017F;cheinungen ohne Wahl a&#x0364;ußern, &#x017F;o beha&#x0364;lt auch die elektri&#x017F;che Materie vorzu&#x0364;glich die ihrigen, und die&#x017F;e a&#x0364;ußern &#x017F;ich ebenfalls ohne Wahl.</p>
              <p>7) Obgleich das Feuer der Wa&#x017F;&#x017F;erda&#x0364;mpfe das Wa&#x017F;&#x017F;er verla&#x0364;ßt, um das Gleichgewicht herzu&#x017F;tellen, &#x017F;o bleibt doch etwas an dem Orte, wo die mei&#x017F;ten Da&#x0364;mpfe &#x017F;ind, zuru&#x0364;ck, und ein Theil wird latent. Eben &#x017F;o, wenn das fortleitende elektri&#x017F;che Fluidum zu andern Sub&#x017F;tanzen u&#x0364;bergeht, um das Gleichgewicht herzu&#x017F;tellen, &#x017F;o enthalten doch die Sub&#x017F;tanzen, welche eine verha&#x0364;ltnißma&#x0364;ßig gro&#x0364;ßere Menge elektri&#x017F;cher Materie be&#x017F;itzen, die gro&#x0364;ßte Quantita&#x0364;t des fortleitenden Fluidums, und ein Theil wird in dem elektri&#x017F;chen Fluidum verborgen.</p>
              <p>8) Gleiche Quantita&#x0364;ten Wa&#x017F;&#x017F;erdampf ko&#x0364;nnen bey ver&#x017F;chiedenem Gehalt an Wa&#x017F;&#x017F;er doch eine gleiche ausdehnende Kraft a&#x0364;ußern, wenn diejenige, welche das wenig&#x017F;te Wa&#x017F;&#x017F;er entha&#x0364;lt, verha&#x0364;ltnißma&#x0364;ßig mehr Feuer hat. Eben &#x017F;o ko&#x0364;nnen gleiche Mengen des elektri&#x017F;chen Fluidums gleiche Inten&#x017F;ita&#x0364;t a&#x0364;ußern, und doch kan die eine Menge weniger elektri&#x017F;che Materie be&#x017F;itzen, wenn &#x017F;ie nur eine gro&#x0364;ßere Menge fortleitendes Fluidum hat.</p>
              <p>Zu die&#x017F;en von Herrn <hi rendition="#b">de Luc</hi> angegebnen Aehnlichkeiten, welche freylich mehr auf &#x017F;einen Vor&#x017F;tellungen von der Wirkungsart der elektri&#x017F;chen Flu&#x0364;ßigkeit, als auf klaren Erfahrungen, beruhen, &#x017F;etzt Hr. <hi rendition="#b">Lampadius</hi> noch folgende hinzu.</p>
              <p>9) Die Wa&#x017F;&#x017F;erda&#x0364;mpfe haben im luftleeren oder verdu&#x0364;nnten Raume freyere Wirkungskraft, und ent&#x017F;tehen da&#x017F;elb&#x017F;t in gro&#x0364;ßerer Menge, als unter dem Drucke der Luft. Eben &#x017F;o wirkt das elektri&#x017F;che Fluidum im leeren Raume &#x017F;ta&#x0364;rker, als in der Luft. Man &#x017F;ieht die&#x017F;es unter andern an den <hi rendition="#b">Lichten-<lb/></hi></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[256/0268] worauf ſich die ganze Hygrometrie gruͤndet. Auch die Beſtandtheile des elektriſchen Fluidums behalten bey ihrer Verbindung ihren Hang und ihre Verwandtſchaften zu andern Subſtanzen, welches die Urſache der meiſten elektriſchen Erſcheinungen iſt. 6) Wie in den Daͤmpfen vorzuͤglich das Waſſer ſeine Verwandtſchaften behaͤlt, die ſich in den hygroſkopiſchen Erſcheinungen ohne Wahl aͤußern, ſo behaͤlt auch die elektriſche Materie vorzuͤglich die ihrigen, und dieſe aͤußern ſich ebenfalls ohne Wahl. 7) Obgleich das Feuer der Waſſerdaͤmpfe das Waſſer verlaͤßt, um das Gleichgewicht herzuſtellen, ſo bleibt doch etwas an dem Orte, wo die meiſten Daͤmpfe ſind, zuruͤck, und ein Theil wird latent. Eben ſo, wenn das fortleitende elektriſche Fluidum zu andern Subſtanzen uͤbergeht, um das Gleichgewicht herzuſtellen, ſo enthalten doch die Subſtanzen, welche eine verhaͤltnißmaͤßig groͤßere Menge elektriſcher Materie beſitzen, die groͤßte Quantitaͤt des fortleitenden Fluidums, und ein Theil wird in dem elektriſchen Fluidum verborgen. 8) Gleiche Quantitaͤten Waſſerdampf koͤnnen bey verſchiedenem Gehalt an Waſſer doch eine gleiche ausdehnende Kraft aͤußern, wenn diejenige, welche das wenigſte Waſſer enthaͤlt, verhaͤltnißmaͤßig mehr Feuer hat. Eben ſo koͤnnen gleiche Mengen des elektriſchen Fluidums gleiche Intenſitaͤt aͤußern, und doch kan die eine Menge weniger elektriſche Materie beſitzen, wenn ſie nur eine groͤßere Menge fortleitendes Fluidum hat. Zu dieſen von Herrn de Luc angegebnen Aehnlichkeiten, welche freylich mehr auf ſeinen Vorſtellungen von der Wirkungsart der elektriſchen Fluͤßigkeit, als auf klaren Erfahrungen, beruhen, ſetzt Hr. Lampadius noch folgende hinzu. 9) Die Waſſerdaͤmpfe haben im luftleeren oder verduͤnnten Raume freyere Wirkungskraft, und entſtehen daſelbſt in groͤßerer Menge, als unter dem Drucke der Luft. Eben ſo wirkt das elektriſche Fluidum im leeren Raume ſtaͤrker, als in der Luft. Man ſieht dieſes unter andern an den Lichten-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/268
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/268>, abgerufen am 22.11.2024.