Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


bergischen Figuren
auf den Harzscheiben, welche im Vacuo viel größer und ausgedehnter entstehen.

10) Obgleich das elektrische Fluidum im luftleeren Raume keinen Widerstand antrift, so zeigt es doch darinn sein Licht vorzüglich stark, welches nach de Lucs System ein Beweis ist, daß es sich daselbst zersetze. Hier glaubte Here Lampadius einen Unterschied zwischen jenem Fluidum und den Dämpfen wahrzunehmen, weil sich die letztern, wo sie keinen Widerstand finden, nie von selbst zersetzen. Allein Hr. Hofr. Lichtenberg ließ ihn bemerken, daß sich die Wasserdämpfe in einem verschloßnen Gefäße auch zersetzen würden, wenn immer neue zugeführt würden. Es würde sich alsdann das Feuer an den Wänden des Gefäßes als Wärme zu erkennen geben.

Die vorzüglichsten Unterschiede hingegen, worinn das elektrische Fluidum von den Wasserdämpfen abweicht, sind folgende:

1) Das Feuer, welches die Wasserdämpfe verläßt, um das Gleichgewicht der äußern Temperatur herzustellen, wird nicht durch andere Substanzen angezogen, sondern dehnt sich so lange aus, bis es im Gleichgewichte ist. Das elektrische fortleitende Fluidum hingegen, welches seine elektrische Materie verläßt, um in Körper zu gehen, welche verhältnißmäßig weniger davon besitzen, wird durch die Anziehung der Substanzen bewegt.

2) Das Wasser in den Dämpfen äußert seine Verwandtschaft ohne Wahl nur gegen die hygroskopischen Substanzen; da hingegen die elektrische Materie sie gegen alle Körper, selbst gegen die Dämpfe und gröbern Flüßigkeiten, äußert.

3) Die Verwandtschaft des Wassers mit hygroskopischen Substanzen äußert sich nur dann, wenn es dieselben herührt. Die elektrische Materie hingegen äußert ihren Hang zu allen Körpern schon in Entfernungen, welche nach der verschiedenen Beschaffenheit der Körper verschieden sind. Herrn Voigts Theorie der Elektricität.

Herr Johann Heinrich Voigt,|Professor der Mathematik zu Jena (Versuch einer neuen Theorie des Feuers,


bergiſchen Figuren
auf den Harzſcheiben, welche im Vacuo viel groͤßer und ausgedehnter entſtehen.

10) Obgleich das elektriſche Fluidum im luftleeren Raume keinen Widerſtand antrift, ſo zeigt es doch darinn ſein Licht vorzuͤglich ſtark, welches nach de Lucs Syſtem ein Beweis iſt, daß es ſich daſelbſt zerſetze. Hier glaubte Here Lampadius einen Unterſchied zwiſchen jenem Fluidum und den Daͤmpfen wahrzunehmen, weil ſich die letztern, wo ſie keinen Widerſtand finden, nie von ſelbſt zerſetzen. Allein Hr. Hofr. Lichtenberg ließ ihn bemerken, daß ſich die Waſſerdaͤmpfe in einem verſchloßnen Gefaͤße auch zerſetzen wuͤrden, wenn immer neue zugefuͤhrt wuͤrden. Es wuͤrde ſich alsdann das Feuer an den Waͤnden des Gefaͤßes als Waͤrme zu erkennen geben.

Die vorzuͤglichſten Unterſchiede hingegen, worinn das elektriſche Fluidum von den Waſſerdaͤmpfen abweicht, ſind folgende:

1) Das Feuer, welches die Waſſerdaͤmpfe verlaͤßt, um das Gleichgewicht der aͤußern Temperatur herzuſtellen, wird nicht durch andere Subſtanzen angezogen, ſondern dehnt ſich ſo lange aus, bis es im Gleichgewichte iſt. Das elektriſche fortleitende Fluidum hingegen, welches ſeine elektriſche Materie verlaͤßt, um in Koͤrper zu gehen, welche verhaͤltnißmaͤßig weniger davon beſitzen, wird durch die Anziehung der Subſtanzen bewegt.

2) Das Waſſer in den Daͤmpfen aͤußert ſeine Verwandtſchaft ohne Wahl nur gegen die hygroſkopiſchen Subſtanzen; da hingegen die elektriſche Materie ſie gegen alle Koͤrper, ſelbſt gegen die Daͤmpfe und groͤbern Fluͤßigkeiten, aͤußert.

3) Die Verwandtſchaft des Waſſers mit hygroſkopiſchen Subſtanzen aͤußert ſich nur dann, wenn es dieſelben heruͤhrt. Die elektriſche Materie hingegen aͤußert ihren Hang zu allen Koͤrpern ſchon in Entfernungen, welche nach der verſchiedenen Beſchaffenheit der Koͤrper verſchieden ſind. Herrn Voigts Theorie der Elektricitaͤt.

Herr Johann Heinrich Voigt,|Profeſſor der Mathematik zu Jena (Verſuch einer neuen Theorie des Feuers,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0269" xml:id="P.5.257" n="257"/><lb/>
bergi&#x017F;chen Figuren</hi> auf den Harz&#x017F;cheiben, welche im Vacuo viel gro&#x0364;ßer und ausgedehnter ent&#x017F;tehen.</p>
              <p>10) Obgleich das elektri&#x017F;che Fluidum im luftleeren Raume keinen Wider&#x017F;tand antrift, &#x017F;o zeigt es doch darinn &#x017F;ein Licht vorzu&#x0364;glich &#x017F;tark, welches nach de Lucs Sy&#x017F;tem ein Beweis i&#x017F;t, daß es &#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t zer&#x017F;etze. Hier glaubte Here <hi rendition="#b">Lampadius</hi> einen Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen jenem Fluidum und den Da&#x0364;mpfen wahrzunehmen, weil &#x017F;ich die letztern, wo &#x017F;ie keinen Wider&#x017F;tand finden, nie von &#x017F;elb&#x017F;t zer&#x017F;etzen. Allein Hr. Hofr. <hi rendition="#b">Lichtenberg</hi> ließ ihn bemerken, daß &#x017F;ich die Wa&#x017F;&#x017F;erda&#x0364;mpfe in einem ver&#x017F;chloßnen Gefa&#x0364;ße auch zer&#x017F;etzen wu&#x0364;rden, wenn immer neue zugefu&#x0364;hrt wu&#x0364;rden. Es wu&#x0364;rde &#x017F;ich alsdann das Feuer an den Wa&#x0364;nden des Gefa&#x0364;ßes als Wa&#x0364;rme zu erkennen geben.</p>
              <p>Die vorzu&#x0364;glich&#x017F;ten Unter&#x017F;chiede hingegen, worinn das elektri&#x017F;che Fluidum von den Wa&#x017F;&#x017F;erda&#x0364;mpfen abweicht, &#x017F;ind folgende:</p>
              <p>1) Das Feuer, welches die Wa&#x017F;&#x017F;erda&#x0364;mpfe verla&#x0364;ßt, um das Gleichgewicht der a&#x0364;ußern Temperatur herzu&#x017F;tellen, wird nicht durch andere Sub&#x017F;tanzen angezogen, &#x017F;ondern dehnt &#x017F;ich &#x017F;o lange aus, bis es im Gleichgewichte i&#x017F;t. Das elektri&#x017F;che fortleitende Fluidum hingegen, welches &#x017F;eine elektri&#x017F;che Materie verla&#x0364;ßt, um in Ko&#x0364;rper zu gehen, welche verha&#x0364;ltnißma&#x0364;ßig weniger davon be&#x017F;itzen, wird durch die Anziehung der Sub&#x017F;tanzen bewegt.</p>
              <p>2) Das Wa&#x017F;&#x017F;er in den Da&#x0364;mpfen a&#x0364;ußert &#x017F;eine Verwandt&#x017F;chaft ohne Wahl nur gegen die hygro&#x017F;kopi&#x017F;chen Sub&#x017F;tanzen; da hingegen die elektri&#x017F;che Materie &#x017F;ie gegen alle Ko&#x0364;rper, &#x017F;elb&#x017F;t gegen die Da&#x0364;mpfe und gro&#x0364;bern Flu&#x0364;ßigkeiten, a&#x0364;ußert.</p>
              <p>3) Die Verwandt&#x017F;chaft des Wa&#x017F;&#x017F;ers mit hygro&#x017F;kopi&#x017F;chen Sub&#x017F;tanzen a&#x0364;ußert &#x017F;ich nur dann, wenn es die&#x017F;elben heru&#x0364;hrt. Die elektri&#x017F;che Materie hingegen a&#x0364;ußert ihren Hang zu allen Ko&#x0364;rpern &#x017F;chon in Entfernungen, welche nach der ver&#x017F;chiedenen Be&#x017F;chaffenheit der Ko&#x0364;rper ver&#x017F;chieden &#x017F;ind. <hi rendition="#c">Herrn Voigts Theorie der Elektricita&#x0364;t.</hi></p>
              <p>Herr <hi rendition="#b">Johann Heinrich Voigt,</hi>|Profe&#x017F;&#x017F;or der Mathematik zu Jena <hi rendition="#aq">(Ver&#x017F;uch einer neuen Theorie des Feuers,<lb/></hi></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0269] bergiſchen Figuren auf den Harzſcheiben, welche im Vacuo viel groͤßer und ausgedehnter entſtehen. 10) Obgleich das elektriſche Fluidum im luftleeren Raume keinen Widerſtand antrift, ſo zeigt es doch darinn ſein Licht vorzuͤglich ſtark, welches nach de Lucs Syſtem ein Beweis iſt, daß es ſich daſelbſt zerſetze. Hier glaubte Here Lampadius einen Unterſchied zwiſchen jenem Fluidum und den Daͤmpfen wahrzunehmen, weil ſich die letztern, wo ſie keinen Widerſtand finden, nie von ſelbſt zerſetzen. Allein Hr. Hofr. Lichtenberg ließ ihn bemerken, daß ſich die Waſſerdaͤmpfe in einem verſchloßnen Gefaͤße auch zerſetzen wuͤrden, wenn immer neue zugefuͤhrt wuͤrden. Es wuͤrde ſich alsdann das Feuer an den Waͤnden des Gefaͤßes als Waͤrme zu erkennen geben. Die vorzuͤglichſten Unterſchiede hingegen, worinn das elektriſche Fluidum von den Waſſerdaͤmpfen abweicht, ſind folgende: 1) Das Feuer, welches die Waſſerdaͤmpfe verlaͤßt, um das Gleichgewicht der aͤußern Temperatur herzuſtellen, wird nicht durch andere Subſtanzen angezogen, ſondern dehnt ſich ſo lange aus, bis es im Gleichgewichte iſt. Das elektriſche fortleitende Fluidum hingegen, welches ſeine elektriſche Materie verlaͤßt, um in Koͤrper zu gehen, welche verhaͤltnißmaͤßig weniger davon beſitzen, wird durch die Anziehung der Subſtanzen bewegt. 2) Das Waſſer in den Daͤmpfen aͤußert ſeine Verwandtſchaft ohne Wahl nur gegen die hygroſkopiſchen Subſtanzen; da hingegen die elektriſche Materie ſie gegen alle Koͤrper, ſelbſt gegen die Daͤmpfe und groͤbern Fluͤßigkeiten, aͤußert. 3) Die Verwandtſchaft des Waſſers mit hygroſkopiſchen Subſtanzen aͤußert ſich nur dann, wenn es dieſelben heruͤhrt. Die elektriſche Materie hingegen aͤußert ihren Hang zu allen Koͤrpern ſchon in Entfernungen, welche nach der verſchiedenen Beſchaffenheit der Koͤrper verſchieden ſind. Herrn Voigts Theorie der Elektricitaͤt. Herr Johann Heinrich Voigt,|Profeſſor der Mathematik zu Jena (Verſuch einer neuen Theorie des Feuers,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/269
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/269>, abgerufen am 22.11.2024.