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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Eis.

Zusatz zu diesem Art. Th. I. S. 671--684.

Zu S. 674. Ueber die Gewalt, womit entstehendes Eis Gefäße zersprengt, sind die neusten Versuche von Williams (Trans. of the Royal Soc. of Edinburgh. Vol. II. 1790, s. Gothaisches Magazin VIII. B. 1 St. S. 17.) 1784 und 1785 in Quebeck angestellt. Die Wirkungen sind beträchtlich. Eine Bombe von 12 3/4 Zoll Durchmesser und 1 1/2 --2 Zoll Metallstärke ward zersprengt, und ringum eine Eisplatte durch den Riß hervor getrieben. Aus einer andern Bombe ward ein getriebener Stöpsel, 39 1/4 Unzen schwer, bey -- 6 Grad Temperatur 62 Fuß weit weggeschleudert, und es trat ein Eiscylinder 4 Zoll lang heraus. Bey--19° Temp und einer Elevation von 45° flog ein Stöpsel von 41 3/4 Unzen 415 Fuß weit. Williams schließt, die Ausdehnung des gefrierenden Wassers überwältige jeden Widerstand; und sey das Behältniß zu stark, um gesprengt zu werden, so bleibe das Wasser flüßig, wie stark auch die Kälte sey.

Zu S. 675. Herr Lichtenberg giebt von seinem merkwürdigen Versuche vom 30. Dec. 1783 drey mögliche Erklärungen: 1) konnte vielleicht das Wasser noch nicht ganz rein von Luft gewesen, und der Schaum daher entstanden seyn, weil die noch übrige Luft im Vacuo wenig Widerstand fand, und in große Blasen übergieng; 2) kan beym Proceß des Gefrierens Luft erzeugt werden; 3) die Flüßigkeitswärme, welche beym Gefrieren des Wassers frey wird, ist vielleicht im Stande, im luftleeren Raume ein augenblickliches Sieden hervorzubringen, und dadurch einen Theil des Wassers in elastischen Dampf zu verwandeln. Letzteres ist das wahrscheinlichste; vielleicht finden aber auch alle drey Umstände zugleich statt.

Das Bestreben der Theile, sich unter Winkeln von 60° in Stralen zu ordnen, ist eine Art von Krystallisation, und allem Vermuthen nach die vornehmste Ursache der Ausdehnung beym Gefrieren.

Zu S. 677. 678. Herr de Lüc (Idees sur la Meteorol. To. I. §. 207.) fand ebenfalls, daß sich eine kleine Menge


Eis.

Zuſatz zu dieſem Art. Th. I. S. 671—684.

Zu S. 674. Ueber die Gewalt, womit entſtehendes Eis Gefaͤße zerſprengt, ſind die neuſten Verſuche von Williams (Trans. of the Royal Soc. of Edinburgh. Vol. II. 1790, ſ. Gothaiſches Magazin VIII. B. 1 St. S. 17.) 1784 und 1785 in Quebeck angeſtellt. Die Wirkungen ſind betraͤchtlich. Eine Bombe von 12 3/4 Zoll Durchmeſſer und 1 1/2 —2 Zoll Metallſtaͤrke ward zerſprengt, und ringum eine Eisplatte durch den Riß hervor getrieben. Aus einer andern Bombe ward ein getriebener Stoͤpſel, 39 1/4 Unzen ſchwer, bey — 6 Grad Temperatur 62 Fuß weit weggeſchleudert, und es trat ein Eiscylinder 4 Zoll lang heraus. Bey—19° Temp und einer Elevation von 45° flog ein Stoͤpſel von 41 3/4 Unzen 415 Fuß weit. Williams ſchließt, die Ausdehnung des gefrierenden Waſſers uͤberwaͤltige jeden Widerſtand; und ſey das Behaͤltniß zu ſtark, um geſprengt zu werden, ſo bleibe das Waſſer fluͤßig, wie ſtark auch die Kaͤlte ſey.

Zu S. 675. Herr Lichtenberg giebt von ſeinem merkwuͤrdigen Verſuche vom 30. Dec. 1783 drey moͤgliche Erklaͤrungen: 1) konnte vielleicht das Waſſer noch nicht ganz rein von Luft geweſen, und der Schaum daher entſtanden ſeyn, weil die noch uͤbrige Luft im Vacuo wenig Widerſtand fand, und in große Blaſen uͤbergieng; 2) kan beym Proceß des Gefrierens Luft erzeugt werden; 3) die Fluͤßigkeitswaͤrme, welche beym Gefrieren des Waſſers frey wird, iſt vielleicht im Stande, im luftleeren Raume ein augenblickliches Sieden hervorzubringen, und dadurch einen Theil des Waſſers in elaſtiſchen Dampf zu verwandeln. Letzteres iſt das wahrſcheinlichſte; vielleicht finden aber auch alle drey Umſtaͤnde zugleich ſtatt.

Das Beſtreben der Theile, ſich unter Winkeln von 60° in Stralen zu ordnen, iſt eine Art von Kryſtalliſation, und allem Vermuthen nach die vornehmſte Urſache der Ausdehnung beym Gefrieren.

Zu S. 677. 678. Herr de Luͤc (Idees ſur la Meteorol. To. I. §. 207.) fand ebenfalls, daß ſich eine kleine Menge

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[237/0249] Eis. Zuſatz zu dieſem Art. Th. I. S. 671—684. Zu S. 674. Ueber die Gewalt, womit entſtehendes Eis Gefaͤße zerſprengt, ſind die neuſten Verſuche von Williams (Trans. of the Royal Soc. of Edinburgh. Vol. II. 1790, ſ. Gothaiſches Magazin VIII. B. 1 St. S. 17.) 1784 und 1785 in Quebeck angeſtellt. Die Wirkungen ſind betraͤchtlich. Eine Bombe von 12 3/4 Zoll Durchmeſſer und 1 1/2 —2 Zoll Metallſtaͤrke ward zerſprengt, und ringum eine Eisplatte durch den Riß hervor getrieben. Aus einer andern Bombe ward ein getriebener Stoͤpſel, 39 1/4 Unzen ſchwer, bey — 6 Grad Temperatur 62 Fuß weit weggeſchleudert, und es trat ein Eiscylinder 4 Zoll lang heraus. Bey—19° Temp und einer Elevation von 45° flog ein Stoͤpſel von 41 3/4 Unzen 415 Fuß weit. Williams ſchließt, die Ausdehnung des gefrierenden Waſſers uͤberwaͤltige jeden Widerſtand; und ſey das Behaͤltniß zu ſtark, um geſprengt zu werden, ſo bleibe das Waſſer fluͤßig, wie ſtark auch die Kaͤlte ſey. Zu S. 675. Herr Lichtenberg giebt von ſeinem merkwuͤrdigen Verſuche vom 30. Dec. 1783 drey moͤgliche Erklaͤrungen: 1) konnte vielleicht das Waſſer noch nicht ganz rein von Luft geweſen, und der Schaum daher entſtanden ſeyn, weil die noch uͤbrige Luft im Vacuo wenig Widerſtand fand, und in große Blaſen uͤbergieng; 2) kan beym Proceß des Gefrierens Luft erzeugt werden; 3) die Fluͤßigkeitswaͤrme, welche beym Gefrieren des Waſſers frey wird, iſt vielleicht im Stande, im luftleeren Raume ein augenblickliches Sieden hervorzubringen, und dadurch einen Theil des Waſſers in elaſtiſchen Dampf zu verwandeln. Letzteres iſt das wahrſcheinlichſte; vielleicht finden aber auch alle drey Umſtaͤnde zugleich ſtatt. Das Beſtreben der Theile, ſich unter Winkeln von 60° in Stralen zu ordnen, iſt eine Art von Kryſtalliſation, und allem Vermuthen nach die vornehmſte Urſache der Ausdehnung beym Gefrieren. Zu S. 677. 678. Herr de Luͤc (Idees ſur la Meteorol. To. I. §. 207.) fand ebenfalls, daß ſich eine kleine Menge

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/249>, abgerufen am 24.11.2024.