Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


Schlag tödtete, und also gewiß ohne Verletzung der Nerven. Auch ist die Erschütterung schon hinreichend, um alle Wirkungen des Wetterschlags auf Menschen, von der Betäubung an bis zur Erstarrung und Tod, zu erklären. Ueberhaupt ist Betäubung die gewöhnlichste Wirkung, selbst bey solchen, die sich in einiger Entfernung befinden. Erschütterung durch Fallen, Schlagen, Stoßen bringt ebenfalls Betäubung hervor, und kan die gefährlichsten Zufälle veranlassen. Nie aber könnten sich solche Personen wieder erholen, wenn der Blitz selbst durch innere Theile, zumal durch die Nerven, gefahren wäre.

Zur Rettung der vom Blitz Getroffenen scheint das dienlichste Mittel zu seyn, daß man die gehemmte Lebenskraft durch einen Reiz herzustellen suche. Die Spannkraft der Adern, worinn das Blut stockt, kan, wenn der Getroffene noch nicht erkaltet ist, am leichtesten durch frische Luft und Bespritzen mit kaltem Wasser belebt werden. Auch kalte Umschläge auf den Kopf können von Nutzen seyn. Reiben mit flüchtigen Mitteln, Klystiere von kaltem Wasser, Eßig, oder einem Aufguß von reizenden Kräutern, Einblasen der Luft, und der Gebrauch der Elektricität, als des stärksten Reizungsmittels, sind nicht zu verabsäumen. Die elektrische Erschütterung ist in der Gegend der Brust anzubringen; D. Fothergill (Reports of the humane society for 1785-- 1786. p. 167. u. f.) erzählt Fälle, wo dieses Mittel sehr glücklich angewendet worden, und Partington stellte einen jungen Hund, dem ein elektrischer Schlag auf den Kopf Sinne und Bewegung geraubt hatte, durch kleine Erschütterungen in der Brust wieder her. Ist der Körper schon kalt, so suche man durch Reiben oder Auflegen einer Blase mit heißem Wasser die Wärme wieder zu erwecken. Hat sich der Kranke so weit erholt, daß er innerliche Mittel gebrouchen kan, so werden ihm nervenstärkende, als Wein, Hofmanns Liquor oder flüchtige Salze gegeben. Die Hautverbrennungen sind größtentheils nur oberflächlich, und mit kühlenden Mitteln zu behandeln; nur auf den eingebrannten Stellen sind Eiterungsmittel anzuwenden.

Beym Durchbrechen des Blitzes durch widerstehende


Schlag toͤdtete, und alſo gewiß ohne Verletzung der Nerven. Auch iſt die Erſchuͤtterung ſchon hinreichend, um alle Wirkungen des Wetterſchlags auf Menſchen, von der Betaͤubung an bis zur Erſtarrung und Tod, zu erklaͤren. Ueberhaupt iſt Betaͤubung die gewoͤhnlichſte Wirkung, ſelbſt bey ſolchen, die ſich in einiger Entfernung befinden. Erſchuͤtterung durch Fallen, Schlagen, Stoßen bringt ebenfalls Betaͤubung hervor, und kan die gefaͤhrlichſten Zufaͤlle veranlaſſen. Nie aber koͤnnten ſich ſolche Perſonen wieder erholen, wenn der Blitz ſelbſt durch innere Theile, zumal durch die Nerven, gefahren waͤre.

Zur Rettung der vom Blitz Getroffenen ſcheint das dienlichſte Mittel zu ſeyn, daß man die gehemmte Lebenskraft durch einen Reiz herzuſtellen ſuche. Die Spannkraft der Adern, worinn das Blut ſtockt, kan, wenn der Getroffene noch nicht erkaltet iſt, am leichteſten durch friſche Luft und Beſpritzen mit kaltem Waſſer belebt werden. Auch kalte Umſchlaͤge auf den Kopf koͤnnen von Nutzen ſeyn. Reiben mit fluͤchtigen Mitteln, Klyſtiere von kaltem Waſſer, Eßig, oder einem Aufguß von reizenden Kraͤutern, Einblaſen der Luft, und der Gebrauch der Elektricitaͤt, als des ſtaͤrkſten Reizungsmittels, ſind nicht zu verabſaͤumen. Die elektriſche Erſchuͤtterung iſt in der Gegend der Bruſt anzubringen; D. Fothergill (Reports of the humane ſociety for 1785— 1786. p. 167. u. f.) erzaͤhlt Faͤlle, wo dieſes Mittel ſehr gluͤcklich angewendet worden, und Partington ſtellte einen jungen Hund, dem ein elektriſcher Schlag auf den Kopf Sinne und Bewegung geraubt hatte, durch kleine Erſchuͤtterungen in der Bruſt wieder her. Iſt der Koͤrper ſchon kalt, ſo ſuche man durch Reiben oder Auflegen einer Blaſe mit heißem Waſſer die Waͤrme wieder zu erwecken. Hat ſich der Kranke ſo weit erholt, daß er innerliche Mittel gebrouchen kan, ſo werden ihm nervenſtaͤrkende, als Wein, Hofmanns Liquor oder fluͤchtige Salze gegeben. Die Hautverbrennungen ſind groͤßtentheils nur oberflaͤchlich, und mit kuͤhlenden Mitteln zu behandeln; nur auf den eingebrannten Stellen ſind Eiterungsmittel anzuwenden.

Beym Durchbrechen des Blitzes durch widerſtehende

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0177" xml:id="P.5.165" n="165"/><lb/>
Schlag to&#x0364;dtete, und al&#x017F;o gewiß ohne Verletzung der Nerven. Auch i&#x017F;t die <hi rendition="#b">Er&#x017F;chu&#x0364;tterung</hi> &#x017F;chon hinreichend, um alle Wirkungen des Wetter&#x017F;chlags auf Men&#x017F;chen, von der Beta&#x0364;ubung an bis zur Er&#x017F;tarrung und Tod, zu erkla&#x0364;ren. Ueberhaupt i&#x017F;t Beta&#x0364;ubung die gewo&#x0364;hnlich&#x017F;te Wirkung, &#x017F;elb&#x017F;t bey &#x017F;olchen, die &#x017F;ich in einiger Entfernung befinden. Er&#x017F;chu&#x0364;tterung durch Fallen, Schlagen, Stoßen bringt ebenfalls Beta&#x0364;ubung hervor, und kan die gefa&#x0364;hrlich&#x017F;ten Zufa&#x0364;lle veranla&#x017F;&#x017F;en. Nie aber ko&#x0364;nnten &#x017F;ich &#x017F;olche Per&#x017F;onen wieder erholen, wenn der Blitz &#x017F;elb&#x017F;t durch innere Theile, zumal durch die Nerven, gefahren wa&#x0364;re.</p>
              <p>Zur Rettung der vom Blitz Getroffenen &#x017F;cheint das dienlich&#x017F;te Mittel zu &#x017F;eyn, daß man die gehemmte Lebenskraft durch einen Reiz herzu&#x017F;tellen &#x017F;uche. Die Spannkraft der Adern, worinn das Blut &#x017F;tockt, kan, wenn der Getroffene noch nicht erkaltet i&#x017F;t, am leichte&#x017F;ten durch fri&#x017F;che Luft und Be&#x017F;pritzen mit kaltem Wa&#x017F;&#x017F;er belebt werden. Auch kalte Um&#x017F;chla&#x0364;ge auf den Kopf ko&#x0364;nnen von Nutzen &#x017F;eyn. Reiben mit flu&#x0364;chtigen Mitteln, Kly&#x017F;tiere von kaltem Wa&#x017F;&#x017F;er, Eßig, oder einem Aufguß von reizenden Kra&#x0364;utern, Einbla&#x017F;en der Luft, und der Gebrauch der Elektricita&#x0364;t, als des &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten Reizungsmittels, &#x017F;ind nicht zu verab&#x017F;a&#x0364;umen. Die elektri&#x017F;che Er&#x017F;chu&#x0364;tterung i&#x017F;t in der Gegend der Bru&#x017F;t anzubringen; <hi rendition="#b">D. Fothergill</hi> (<hi rendition="#aq">Reports of the humane &#x017F;ociety for 1785&#x2014; 1786. p. 167.</hi> u. f.) erza&#x0364;hlt Fa&#x0364;lle, wo die&#x017F;es Mittel &#x017F;ehr glu&#x0364;cklich angewendet worden, und <hi rendition="#b">Partington</hi> &#x017F;tellte einen jungen Hund, dem ein elektri&#x017F;cher Schlag auf den Kopf Sinne und Bewegung geraubt hatte, durch kleine Er&#x017F;chu&#x0364;tterungen in der Bru&#x017F;t wieder her. I&#x017F;t der Ko&#x0364;rper &#x017F;chon kalt, &#x017F;o &#x017F;uche man durch Reiben oder Auflegen einer Bla&#x017F;e mit heißem Wa&#x017F;&#x017F;er die Wa&#x0364;rme wieder zu erwecken. Hat &#x017F;ich der Kranke &#x017F;o weit erholt, daß er innerliche Mittel gebrouchen kan, &#x017F;o werden ihm nerven&#x017F;ta&#x0364;rkende, als Wein, Hofmanns Liquor oder flu&#x0364;chtige Salze gegeben. Die Hautverbrennungen &#x017F;ind gro&#x0364;ßtentheils nur oberfla&#x0364;chlich, und mit ku&#x0364;hlenden Mitteln zu behandeln; nur auf den eingebrannten Stellen &#x017F;ind Eiterungsmittel anzuwenden.</p>
              <p>Beym Durchbrechen des Blitzes durch wider&#x017F;tehende<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0177] Schlag toͤdtete, und alſo gewiß ohne Verletzung der Nerven. Auch iſt die Erſchuͤtterung ſchon hinreichend, um alle Wirkungen des Wetterſchlags auf Menſchen, von der Betaͤubung an bis zur Erſtarrung und Tod, zu erklaͤren. Ueberhaupt iſt Betaͤubung die gewoͤhnlichſte Wirkung, ſelbſt bey ſolchen, die ſich in einiger Entfernung befinden. Erſchuͤtterung durch Fallen, Schlagen, Stoßen bringt ebenfalls Betaͤubung hervor, und kan die gefaͤhrlichſten Zufaͤlle veranlaſſen. Nie aber koͤnnten ſich ſolche Perſonen wieder erholen, wenn der Blitz ſelbſt durch innere Theile, zumal durch die Nerven, gefahren waͤre. Zur Rettung der vom Blitz Getroffenen ſcheint das dienlichſte Mittel zu ſeyn, daß man die gehemmte Lebenskraft durch einen Reiz herzuſtellen ſuche. Die Spannkraft der Adern, worinn das Blut ſtockt, kan, wenn der Getroffene noch nicht erkaltet iſt, am leichteſten durch friſche Luft und Beſpritzen mit kaltem Waſſer belebt werden. Auch kalte Umſchlaͤge auf den Kopf koͤnnen von Nutzen ſeyn. Reiben mit fluͤchtigen Mitteln, Klyſtiere von kaltem Waſſer, Eßig, oder einem Aufguß von reizenden Kraͤutern, Einblaſen der Luft, und der Gebrauch der Elektricitaͤt, als des ſtaͤrkſten Reizungsmittels, ſind nicht zu verabſaͤumen. Die elektriſche Erſchuͤtterung iſt in der Gegend der Bruſt anzubringen; D. Fothergill (Reports of the humane ſociety for 1785— 1786. p. 167. u. f.) erzaͤhlt Faͤlle, wo dieſes Mittel ſehr gluͤcklich angewendet worden, und Partington ſtellte einen jungen Hund, dem ein elektriſcher Schlag auf den Kopf Sinne und Bewegung geraubt hatte, durch kleine Erſchuͤtterungen in der Bruſt wieder her. Iſt der Koͤrper ſchon kalt, ſo ſuche man durch Reiben oder Auflegen einer Blaſe mit heißem Waſſer die Waͤrme wieder zu erwecken. Hat ſich der Kranke ſo weit erholt, daß er innerliche Mittel gebrouchen kan, ſo werden ihm nervenſtaͤrkende, als Wein, Hofmanns Liquor oder fluͤchtige Salze gegeben. Die Hautverbrennungen ſind groͤßtentheils nur oberflaͤchlich, und mit kuͤhlenden Mitteln zu behandeln; nur auf den eingebrannten Stellen ſind Eiterungsmittel anzuwenden. Beym Durchbrechen des Blitzes durch widerſtehende

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/177
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/177>, abgerufen am 26.11.2024.