aufgesetzt, daß ihre Hauptlinie durch den Mittelpunkt der Basts des Kegels und durch den Mittelpunkt einer bemerkten Schattenspitze gieng, und der Stand der Nadel beobachtet. Nun wußte man die wahre Zeit jeder Beobachtung, mithin den Stundenwinkel, und aus diesem nebst Polhöhe und Abweichung der Sonne ließ sich durch Rechnung das Azimuth der letztern für jede Beobachtung finden, welches, mit dem zugehörigen Stande der Nadel verglichen, die verlangte Abweichung der Magnetnadel gab. Achtzehn Beobachtungen, auf diese Art angestellt, und aus allen das Mittel genommen, gaben für den 4. Jul. 1788 die Abweichung der Magnetnadel auf der Sternwarte zu Göttingen 19° 57' 57" westlich.
Le Monnier bediente sich bey den neuern Beobachtungen der Abweichung auf der Pariser Sternwarte seit 1779. folgender Methode. Das Postement, worauf die Boussole stehen sollte, ward im Garten der Sternwarte 36 Toisen weit vom Gebäude aufgestellt, damit das in letzterm befindliche Eisenwerk die Richtung der Nadel nicht ändern könne. Anstatt auf diesem Postemente eine Mittagslinie zu ziehen, fand man sicherer, ein weit entferntes Object am Horizonte auszuwählen, dessen Azimuth gegen den Meridian des Postements genau bestimmt würde. Es ward dazu die Axe elner entfernten Windmühle ausersehen, und mittelst der gehörigen Beobachtungen und Messungen das Azimuth derselben 31' 20" westlich gefunden. Die Boussole des Herrn le Monnier (s. Mem. de l'acad. royale des sc. a Paris, ann. 1778. p. 68.) hatte ein kupfernes Gehäuse, mit einem Fernrohre und einen Limbus von 11 1/2 Zoll Halbmesser, wodurch der Winkel zwischen der Richtungslinie der Nadel und der Gesichtslinie gegen die Mühle in Graden und Minuten angegeben ward. Hiezu das vorher angeführte Azimuth der Mühle hinzugerechnet, gab die Abweichung der Nadel. Hrn. le Monnier Nadel war 15 Zoll lang und 4 Lin. breit; sie wog 1446 Gran, und war bis zur Sättigung mit starken Magneten bestrichen. Man wird leicht beurtheilen können, wie viel Vorzüge diese Bestimmungsart vor der gewöhnlichen habe, nach welcher man eine Boussole von 4
aufgeſetzt, daß ihre Hauptlinie durch den Mittelpunkt der Baſts des Kegels und durch den Mittelpunkt einer bemerkten Schattenſpitze gieng, und der Stand der Nadel beobachtet. Nun wußte man die wahre Zeit jeder Beobachtung, mithin den Stundenwinkel, und aus dieſem nebſt Polhoͤhe und Abweichung der Sonne ließ ſich durch Rechnung das Azimuth der letztern fuͤr jede Beobachtung finden, welches, mit dem zugehoͤrigen Stande der Nadel verglichen, die verlangte Abweichung der Magnetnadel gab. Achtzehn Beobachtungen, auf dieſe Art angeſtellt, und aus allen das Mittel genommen, gaben fuͤr den 4. Jul. 1788 die Abweichung der Magnetnadel auf der Sternwarte zu Goͤttingen 19° 57′ 57″ weſtlich.
Le Monnier bediente ſich bey den neuern Beobachtungen der Abweichung auf der Pariſer Sternwarte ſeit 1779. folgender Methode. Das Poſtement, worauf die Bouſſole ſtehen ſollte, ward im Garten der Sternwarte 36 Toiſen weit vom Gebaͤude aufgeſtellt, damit das in letzterm befindliche Eiſenwerk die Richtung der Nadel nicht aͤndern koͤnne. Anſtatt auf dieſem Poſtemente eine Mittagslinie zu ziehen, fand man ſicherer, ein weit entferntes Object am Horizonte auszuwaͤhlen, deſſen Azimuth gegen den Meridian des Poſtements genau beſtimmt wuͤrde. Es ward dazu die Axe elner entfernten Windmuͤhle auserſehen, und mittelſt der gehoͤrigen Beobachtungen und Meſſungen das Azimuth derſelben 31′ 20″ weſtlich gefunden. Die Bouſſole des Herrn le Monnier (ſ. Mém. de l'acad. royale des ſc. à Paris, ann. 1778. p. 68.) hatte ein kupfernes Gehaͤuſe, mit einem Fernrohre und einen Limbus von 11 1/2 Zoll Halbmeſſer, wodurch der Winkel zwiſchen der Richtungslinie der Nadel und der Geſichtslinie gegen die Muͤhle in Graden und Minuten angegeben ward. Hiezu das vorher angefuͤhrte Azimuth der Muͤhle hinzugerechnet, gab die Abweichung der Nadel. Hrn. le Monnier Nadel war 15 Zoll lang und 4 Lin. breit; ſie wog 1446 Gran, und war bis zur Saͤttigung mit ſtarken Magneten beſtrichen. Man wird leicht beurtheilen koͤnnen, wie viel Vorzuͤge dieſe Beſtimmungsart vor der gewoͤhnlichen habe, nach welcher man eine Bouſſole von 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0015"xml:id="P.5.3"n="3"/><lb/>
aufgeſetzt, daß ihre Hauptlinie durch den Mittelpunkt der Baſts des Kegels und durch den Mittelpunkt einer bemerkten Schattenſpitze gieng, und der Stand der Nadel beobachtet. Nun wußte man die wahre Zeit jeder Beobachtung, mithin den Stundenwinkel, und aus dieſem nebſt Polhoͤhe und Abweichung der Sonne ließ ſich durch Rechnung das Azimuth der letztern fuͤr jede Beobachtung finden, welches, mit dem zugehoͤrigen Stande der Nadel verglichen, die verlangte Abweichung der Magnetnadel gab. Achtzehn Beobachtungen, auf dieſe Art angeſtellt, und aus allen das Mittel genommen, gaben fuͤr den 4. Jul. 1788 die Abweichung der Magnetnadel auf der Sternwarte zu Goͤttingen 19° 57′ 57″ weſtlich.</p><p><hirendition="#b">Le Monnier</hi> bediente ſich bey den neuern Beobachtungen der Abweichung auf der Pariſer Sternwarte ſeit 1779. folgender Methode. Das Poſtement, worauf die Bouſſole ſtehen ſollte, ward im Garten der Sternwarte 36 Toiſen weit vom Gebaͤude aufgeſtellt, damit das in letzterm befindliche Eiſenwerk die Richtung der Nadel nicht aͤndern koͤnne. Anſtatt auf dieſem Poſtemente eine Mittagslinie zu ziehen, fand man ſicherer, ein weit entferntes Object am Horizonte auszuwaͤhlen, deſſen Azimuth gegen den Meridian des Poſtements genau beſtimmt wuͤrde. Es ward dazu die Axe elner entfernten Windmuͤhle auserſehen, und mittelſt der gehoͤrigen Beobachtungen und Meſſungen das Azimuth derſelben 31′ 20″ weſtlich gefunden. Die Bouſſole des Herrn <hirendition="#b">le Monnier</hi> (ſ. <hirendition="#aq">Mém. de l'acad. royale des ſc. à Paris, ann. 1778. p. 68.)</hi> hatte ein kupfernes Gehaͤuſe, mit einem Fernrohre und einen Limbus von 11 1/2 Zoll Halbmeſſer, wodurch der Winkel zwiſchen der Richtungslinie der Nadel und der Geſichtslinie gegen die Muͤhle in Graden und Minuten angegeben ward. Hiezu das vorher angefuͤhrte Azimuth der Muͤhle hinzugerechnet, gab die Abweichung der Nadel. Hrn. <hirendition="#b">le Monnier</hi> Nadel war 15 Zoll lang und 4 Lin. breit; ſie wog 1446 Gran, und war bis zur Saͤttigung mit ſtarken Magneten beſtrichen. Man wird leicht beurtheilen koͤnnen, wie viel Vorzuͤge dieſe Beſtimmungsart vor der gewoͤhnlichen habe, nach welcher man eine Bouſſole von 4<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[3/0015]
aufgeſetzt, daß ihre Hauptlinie durch den Mittelpunkt der Baſts des Kegels und durch den Mittelpunkt einer bemerkten Schattenſpitze gieng, und der Stand der Nadel beobachtet. Nun wußte man die wahre Zeit jeder Beobachtung, mithin den Stundenwinkel, und aus dieſem nebſt Polhoͤhe und Abweichung der Sonne ließ ſich durch Rechnung das Azimuth der letztern fuͤr jede Beobachtung finden, welches, mit dem zugehoͤrigen Stande der Nadel verglichen, die verlangte Abweichung der Magnetnadel gab. Achtzehn Beobachtungen, auf dieſe Art angeſtellt, und aus allen das Mittel genommen, gaben fuͤr den 4. Jul. 1788 die Abweichung der Magnetnadel auf der Sternwarte zu Goͤttingen 19° 57′ 57″ weſtlich.
Le Monnier bediente ſich bey den neuern Beobachtungen der Abweichung auf der Pariſer Sternwarte ſeit 1779. folgender Methode. Das Poſtement, worauf die Bouſſole ſtehen ſollte, ward im Garten der Sternwarte 36 Toiſen weit vom Gebaͤude aufgeſtellt, damit das in letzterm befindliche Eiſenwerk die Richtung der Nadel nicht aͤndern koͤnne. Anſtatt auf dieſem Poſtemente eine Mittagslinie zu ziehen, fand man ſicherer, ein weit entferntes Object am Horizonte auszuwaͤhlen, deſſen Azimuth gegen den Meridian des Poſtements genau beſtimmt wuͤrde. Es ward dazu die Axe elner entfernten Windmuͤhle auserſehen, und mittelſt der gehoͤrigen Beobachtungen und Meſſungen das Azimuth derſelben 31′ 20″ weſtlich gefunden. Die Bouſſole des Herrn le Monnier (ſ. Mém. de l'acad. royale des ſc. à Paris, ann. 1778. p. 68.) hatte ein kupfernes Gehaͤuſe, mit einem Fernrohre und einen Limbus von 11 1/2 Zoll Halbmeſſer, wodurch der Winkel zwiſchen der Richtungslinie der Nadel und der Geſichtslinie gegen die Muͤhle in Graden und Minuten angegeben ward. Hiezu das vorher angefuͤhrte Azimuth der Muͤhle hinzugerechnet, gab die Abweichung der Nadel. Hrn. le Monnier Nadel war 15 Zoll lang und 4 Lin. breit; ſie wog 1446 Gran, und war bis zur Saͤttigung mit ſtarken Magneten beſtrichen. Man wird leicht beurtheilen koͤnnen, wie viel Vorzuͤge dieſe Beſtimmungsart vor der gewoͤhnlichen habe, nach welcher man eine Bouſſole von 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/15>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.