Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


Diese feuchten Luftmassen bestehen nach Hrn. Hube aus brennbarer Luft, die, obgleich mit Dünsten der zweyten Art beladen, dennoch ihrer specifischen Leichtigkeit halber schnell in der Atmosphäre aufsteigt. Aus dieser brennbaren Luft erklärt Hr. H. mancherley Erscheinungen, insbesondere die Fata Morgana, und den von Hrn. Büsch beschriebenen Gesichtsbetrug (s. Th. II. S. 475.). Die Elektricität, sagt er, scheine die Entwickelung dieser Gasart zu befördern. Denn wenn man auf der Spitze eines hohen Berges stehe, indem sich unten an ihm ein Gewitter zusammenziehe, so sehe man unzählbare große und dicke Wolkenflocken aus den Thälern aufsteigen. Nicht alle solche brennbare Luftmassen verwandeln sich in Wolken, sondern nur diejenigen, welche viel Wasser auf die zweyte Art aufgelößt haben, unten stark erwärmt worden sind, und schnell genug aufsteigen, um stark genug erkältet zu werden, ehe sie noch ihre Dünste der angrenzenden trocknern Luft mittheilen können. Unter dem heißen Erdstriche steigt die brennbare Luft noch viel häufiger auf, als bey uns; dennoch bleibt dort der Himmel viele Monate heiter, weil das Wasser gewöhnlich nur auf die erste Art ausdünstet.

Die Verwandlung dieser leichten Luftmassen in Wolken fängt erst einige Stunden nach Sonnenaufgang an; denn in der Nacht, früh und Abends sind sie schon auf der Erde kalt. Die Wolken bilden sich aus ihnen am leichtesten in Windstillen. Oft kan auch ein heftiges Feuer auf der Erde die untere Luft in die Höhe treiben, und dadurch Wolken veranlassen, so wie die Ausbrüche der Vulkane oft heftige Regengüsse zur Folge haben. Da das Meer in den kältern Gegenden fast immer auf die zweyte Art ausdünstet und viel brennbare Luft in die Höhe sendet, so entstehen über demselben auch die häufigen Wolken.

Aber Erkältung und brennbare Luft erklären doch noch nicht alle Wolken, und Hr. Hube nimmt daher noch die Elektricität zu Hülfe, deren Mittheilung nach ihm die Ziehkraft der Luft schwächt, und die Niederschlagung befördert. Er beweißt dieses daraus, daß man, wenn sich Gewitterwolken zusammenziehen, in der untern Luft eine Zunahme


Dieſe feuchten Luftmaſſen beſtehen nach Hrn. Hube aus brennbarer Luft, die, obgleich mit Duͤnſten der zweyten Art beladen, dennoch ihrer ſpecifiſchen Leichtigkeit halber ſchnell in der Atmoſphaͤre aufſteigt. Aus dieſer brennbaren Luft erklaͤrt Hr. H. mancherley Erſcheinungen, insbeſondere die Fata Morgana, und den von Hrn. Buͤſch beſchriebenen Geſichtsbetrug (ſ. Th. II. S. 475.). Die Elektricitaͤt, ſagt er, ſcheine die Entwickelung dieſer Gasart zu befoͤrdern. Denn wenn man auf der Spitze eines hohen Berges ſtehe, indem ſich unten an ihm ein Gewitter zuſammenziehe, ſo ſehe man unzaͤhlbare große und dicke Wolkenflocken aus den Thaͤlern aufſteigen. Nicht alle ſolche brennbare Luftmaſſen verwandeln ſich in Wolken, ſondern nur diejenigen, welche viel Waſſer auf die zweyte Art aufgeloͤßt haben, unten ſtark erwaͤrmt worden ſind, und ſchnell genug aufſteigen, um ſtark genug erkaͤltet zu werden, ehe ſie noch ihre Duͤnſte der angrenzenden trocknern Luft mittheilen koͤnnen. Unter dem heißen Erdſtriche ſteigt die brennbare Luft noch viel haͤufiger auf, als bey uns; dennoch bleibt dort der Himmel viele Monate heiter, weil das Waſſer gewoͤhnlich nur auf die erſte Art ausduͤnſtet.

Die Verwandlung dieſer leichten Luftmaſſen in Wolken faͤngt erſt einige Stunden nach Sonnenaufgang an; denn in der Nacht, fruͤh und Abends ſind ſie ſchon auf der Erde kalt. Die Wolken bilden ſich aus ihnen am leichteſten in Windſtillen. Oft kan auch ein heftiges Feuer auf der Erde die untere Luft in die Hoͤhe treiben, und dadurch Wolken veranlaſſen, ſo wie die Ausbruͤche der Vulkane oft heftige Regenguͤſſe zur Folge haben. Da das Meer in den kaͤltern Gegenden faſt immer auf die zweyte Art ausduͤnſtet und viel brennbare Luft in die Hoͤhe ſendet, ſo entſtehen uͤber demſelben auch die haͤufigen Wolken.

Aber Erkaͤltung und brennbare Luft erklaͤren doch noch nicht alle Wolken, und Hr. Hube nimmt daher noch die Elektricitaͤt zu Huͤlfe, deren Mittheilung nach ihm die Ziehkraft der Luft ſchwaͤcht, und die Niederſchlagung befoͤrdert. Er beweißt dieſes daraus, daß man, wenn ſich Gewitterwolken zuſammenziehen, in der untern Luft eine Zunahme

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p>
                <pb facs="#f1038" xml:id="P.5.1026" n="1026"/><lb/>
              </p>
              <p>Die&#x017F;e feuchten Luftma&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;tehen nach Hrn. <hi rendition="#b">Hube</hi> aus <hi rendition="#b">brennbarer Luft,</hi> die, obgleich mit Du&#x0364;n&#x017F;ten der zweyten Art beladen, dennoch ihrer &#x017F;pecifi&#x017F;chen Leichtigkeit halber &#x017F;chnell in der Atmo&#x017F;pha&#x0364;re auf&#x017F;teigt. Aus die&#x017F;er brennbaren Luft erkla&#x0364;rt Hr. H. mancherley Er&#x017F;cheinungen, insbe&#x017F;ondere die Fata Morgana, und den von Hrn. <hi rendition="#b">Bu&#x0364;&#x017F;ch</hi> be&#x017F;chriebenen Ge&#x017F;ichtsbetrug (&#x017F;. Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 475.). Die Elektricita&#x0364;t, &#x017F;agt er, &#x017F;cheine die Entwickelung die&#x017F;er Gasart zu befo&#x0364;rdern. Denn wenn man auf der Spitze eines hohen Berges &#x017F;tehe, indem &#x017F;ich unten an ihm ein Gewitter zu&#x017F;ammenziehe, &#x017F;o &#x017F;ehe man unza&#x0364;hlbare große und dicke Wolkenflocken aus den Tha&#x0364;lern auf&#x017F;teigen. Nicht alle &#x017F;olche brennbare Luftma&#x017F;&#x017F;en verwandeln &#x017F;ich in Wolken, &#x017F;ondern nur diejenigen, welche viel Wa&#x017F;&#x017F;er auf die zweyte Art aufgelo&#x0364;ßt haben, unten &#x017F;tark erwa&#x0364;rmt worden &#x017F;ind, und &#x017F;chnell genug auf&#x017F;teigen, um &#x017F;tark genug erka&#x0364;ltet zu werden, ehe &#x017F;ie noch ihre Du&#x0364;n&#x017F;te der angrenzenden trocknern Luft mittheilen ko&#x0364;nnen. Unter dem heißen Erd&#x017F;triche &#x017F;teigt die brennbare Luft noch viel ha&#x0364;ufiger auf, als bey uns; dennoch bleibt dort der Himmel viele Monate heiter, weil das Wa&#x017F;&#x017F;er gewo&#x0364;hnlich nur auf die er&#x017F;te Art ausdu&#x0364;n&#x017F;tet.</p>
              <p>Die Verwandlung die&#x017F;er leichten Luftma&#x017F;&#x017F;en in Wolken fa&#x0364;ngt er&#x017F;t einige Stunden nach Sonnenaufgang an; denn in der Nacht, fru&#x0364;h und Abends &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;chon auf der Erde kalt. Die Wolken bilden &#x017F;ich aus ihnen am leichte&#x017F;ten in Wind&#x017F;tillen. Oft kan auch ein heftiges Feuer auf der Erde die untere Luft in die Ho&#x0364;he treiben, und dadurch Wolken veranla&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o wie die Ausbru&#x0364;che der Vulkane oft heftige Regengu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zur Folge haben. Da das Meer in den ka&#x0364;ltern Gegenden fa&#x017F;t immer auf die zweyte Art ausdu&#x0364;n&#x017F;tet und viel brennbare Luft in die Ho&#x0364;he &#x017F;endet, &#x017F;o ent&#x017F;tehen u&#x0364;ber dem&#x017F;elben auch die ha&#x0364;ufigen Wolken.</p>
              <p>Aber Erka&#x0364;ltung und brennbare Luft erkla&#x0364;ren doch noch nicht alle Wolken, und Hr. <hi rendition="#b">Hube</hi> nimmt daher noch die <hi rendition="#b">Elektricita&#x0364;t</hi> zu Hu&#x0364;lfe, deren Mittheilung nach ihm die Ziehkraft der Luft &#x017F;chwa&#x0364;cht, und die Nieder&#x017F;chlagung befo&#x0364;rdert. Er beweißt die&#x017F;es daraus, daß man, wenn &#x017F;ich Gewitterwolken zu&#x017F;ammenziehen, in der untern Luft eine Zunahme<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1026/1038] Dieſe feuchten Luftmaſſen beſtehen nach Hrn. Hube aus brennbarer Luft, die, obgleich mit Duͤnſten der zweyten Art beladen, dennoch ihrer ſpecifiſchen Leichtigkeit halber ſchnell in der Atmoſphaͤre aufſteigt. Aus dieſer brennbaren Luft erklaͤrt Hr. H. mancherley Erſcheinungen, insbeſondere die Fata Morgana, und den von Hrn. Buͤſch beſchriebenen Geſichtsbetrug (ſ. Th. II. S. 475.). Die Elektricitaͤt, ſagt er, ſcheine die Entwickelung dieſer Gasart zu befoͤrdern. Denn wenn man auf der Spitze eines hohen Berges ſtehe, indem ſich unten an ihm ein Gewitter zuſammenziehe, ſo ſehe man unzaͤhlbare große und dicke Wolkenflocken aus den Thaͤlern aufſteigen. Nicht alle ſolche brennbare Luftmaſſen verwandeln ſich in Wolken, ſondern nur diejenigen, welche viel Waſſer auf die zweyte Art aufgeloͤßt haben, unten ſtark erwaͤrmt worden ſind, und ſchnell genug aufſteigen, um ſtark genug erkaͤltet zu werden, ehe ſie noch ihre Duͤnſte der angrenzenden trocknern Luft mittheilen koͤnnen. Unter dem heißen Erdſtriche ſteigt die brennbare Luft noch viel haͤufiger auf, als bey uns; dennoch bleibt dort der Himmel viele Monate heiter, weil das Waſſer gewoͤhnlich nur auf die erſte Art ausduͤnſtet. Die Verwandlung dieſer leichten Luftmaſſen in Wolken faͤngt erſt einige Stunden nach Sonnenaufgang an; denn in der Nacht, fruͤh und Abends ſind ſie ſchon auf der Erde kalt. Die Wolken bilden ſich aus ihnen am leichteſten in Windſtillen. Oft kan auch ein heftiges Feuer auf der Erde die untere Luft in die Hoͤhe treiben, und dadurch Wolken veranlaſſen, ſo wie die Ausbruͤche der Vulkane oft heftige Regenguͤſſe zur Folge haben. Da das Meer in den kaͤltern Gegenden faſt immer auf die zweyte Art ausduͤnſtet und viel brennbare Luft in die Hoͤhe ſendet, ſo entſtehen uͤber demſelben auch die haͤufigen Wolken. Aber Erkaͤltung und brennbare Luft erklaͤren doch noch nicht alle Wolken, und Hr. Hube nimmt daher noch die Elektricitaͤt zu Huͤlfe, deren Mittheilung nach ihm die Ziehkraft der Luft ſchwaͤcht, und die Niederſchlagung befoͤrdert. Er beweißt dieſes daraus, daß man, wenn ſich Gewitterwolken zuſammenziehen, in der untern Luft eine Zunahme

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/1038
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 1026. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/1038>, abgerufen am 22.05.2024.