schmelzen. Nachdem es geschmolzen ist, wird es gestoßen, und zwölf Theile kochendes Wasser darauf gegossen. Dann gießt man Salpetersäure zu. Diese verbindet sich mit der Pottasche, wodurch die Wolframsäure frey wird, und in fester Gestalt zu Boden fällt. Nun wird abermals Salpetersäure zugegossen, und bis zur Trockenheit destillirt, welches man so lange wiederholt, bis sich keine rothen Dämpfe mehr zeigen. Alsdann erscheint die Wolframsäure in Gestalt eines weißen Pulvers. Ein Theil derselben lößt sich in zwanzig Theilen kochenden Wassers auf. Die Auflösung schmeckt sauer, und röthet die blauen Pflanzensäfte.
Nach den Herren de Luyart ist jedoch diese weiße Tungsteinsäure noch nicht einfach, sondern mit einem Antheil Laugensalz verbunden, welcher nöthig ist, wenn sie sich als Säure zeigen soll. Um den reinen metallischen Kalk zu erhalten, muß man diese Tungsteinsäure nach dem Feinreiben mit Salpetersäure in hinlänglicher Menge übergießen, damit im Sandbade sieden lassen, dieses einigemal mit frischer Säure wiederholen, und zuletzt das ausgesüßte gelbe Pulver unter der Muffel calciniren. Aus dem Wolfram erhält man den reinen Kalk noch leichter, wenn man denselben nach dem Feinreiben mit Kochsalzsäure kocht, wodurch sich Eisen und Braunstein auflößen, der Wolframkalk aber zurückbleibt, den man zur Absonderung der noch unzersetzten Theile mit ätzendem Ammoniak digerirt, und aus dieser Auflösung das Ammoniak durch Abdampfen und Calciniren austreibt.
Dieser reine Wolframkalk ist gelb von Farbe, wird aber blau an feuchten Orten, und noch eher, wenn er der Sonne ausgesetzt ist. Er ist gänzlich unschmackhaft, und lößt sich auch nicht im Wasser auf. Im ätzenden Gewächslaugensalze hingegen lößt er sich völlig auf, und die Salpetersäure schlägt aus dieser Auflösung ein weißes Pulver nieder, das der Scheelischen Tungsteinsäure ähnlich ist.
Ob nun gleich diese Säure noch nicht ganz rein dargestellt worden ist, sondern ihre sauren Eigenschaften nur in Verbindung mit Laugensalzen zeigt, so hat man sie dennoch als eine Säure eigner Art in das System aufgenommen, und ihren Verbindungen der Namen Tunstates,wolframge-
ſchmelzen. Nachdem es geſchmolzen iſt, wird es geſtoßen, und zwoͤlf Theile kochendes Waſſer darauf gegoſſen. Dann gießt man Salpeterſaͤure zu. Dieſe verbindet ſich mit der Pottaſche, wodurch die Wolframſaͤure frey wird, und in feſter Geſtalt zu Boden faͤllt. Nun wird abermals Salpeterſaͤure zugegoſſen, und bis zur Trockenheit deſtillirt, welches man ſo lange wiederholt, bis ſich keine rothen Daͤmpfe mehr zeigen. Alsdann erſcheint die Wolframſaͤure in Geſtalt eines weißen Pulvers. Ein Theil derſelben loͤßt ſich in zwanzig Theilen kochenden Waſſers auf. Die Aufloͤſung ſchmeckt ſauer, und roͤthet die blauen Pflanzenſaͤfte.
Nach den Herren de Luyart iſt jedoch dieſe weiße Tungſteinſaͤure noch nicht einfach, ſondern mit einem Antheil Laugenſalz verbunden, welcher noͤthig iſt, wenn ſie ſich als Saͤure zeigen ſoll. Um den reinen metalliſchen Kalk zu erhalten, muß man dieſe Tungſteinſaͤure nach dem Feinreiben mit Salpeterſaͤure in hinlaͤnglicher Menge uͤbergießen, damit im Sandbade ſieden laſſen, dieſes einigemal mit friſcher Saͤure wiederholen, und zuletzt das ausgeſuͤßte gelbe Pulver unter der Muffel calciniren. Aus dem Wolfram erhaͤlt man den reinen Kalk noch leichter, wenn man denſelben nach dem Feinreiben mit Kochſalzſaͤure kocht, wodurch ſich Eiſen und Braunſtein aufloͤßen, der Wolframkalk aber zuruͤckbleibt, den man zur Abſonderung der noch unzerſetzten Theile mit aͤtzendem Ammoniak digerirt, und aus dieſer Aufloͤſung das Ammoniak durch Abdampfen und Calciniren austreibt.
Dieſer reine Wolframkalk iſt gelb von Farbe, wird aber blau an feuchten Orten, und noch eher, wenn er der Sonne ausgeſetzt iſt. Er iſt gaͤnzlich unſchmackhaft, und loͤßt ſich auch nicht im Waſſer auf. Im aͤtzenden Gewaͤchslaugenſalze hingegen loͤßt er ſich voͤllig auf, und die Salpeterſaͤure ſchlaͤgt aus dieſer Aufloͤſung ein weißes Pulver nieder, das der Scheeliſchen Tungſteinſaͤure aͤhnlich iſt.
Ob nun gleich dieſe Saͤure noch nicht ganz rein dargeſtellt worden iſt, ſondern ihre ſauren Eigenſchaften nur in Verbindung mit Laugenſalzen zeigt, ſo hat man ſie dennoch als eine Saͤure eigner Art in das Syſtem aufgenommen, und ihren Verbindungen der Namen Tunſtates,wolframge-
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ſchmelzen. Nachdem es geſchmolzen iſt, wird es geſtoßen, und zwoͤlf Theile kochendes Waſſer darauf gegoſſen. Dann gießt man Salpeterſaͤure zu. Dieſe verbindet ſich mit der Pottaſche, wodurch die Wolframſaͤure frey wird, und in feſter Geſtalt zu Boden faͤllt. Nun wird abermals Salpeterſaͤure zugegoſſen, und bis zur Trockenheit deſtillirt, welches man ſo lange wiederholt, bis ſich keine rothen Daͤmpfe mehr zeigen. Alsdann erſcheint die Wolframſaͤure in Geſtalt eines weißen Pulvers. Ein Theil derſelben loͤßt ſich in zwanzig Theilen kochenden Waſſers auf. Die Aufloͤſung ſchmeckt ſauer, und roͤthet die blauen Pflanzenſaͤfte.
Nach den Herren de Luyart iſt jedoch dieſe weiße Tungſteinſaͤure noch nicht einfach, ſondern mit einem Antheil Laugenſalz verbunden, welcher noͤthig iſt, wenn ſie ſich als Saͤure zeigen ſoll. Um den reinen metalliſchen Kalk zu erhalten, muß man dieſe Tungſteinſaͤure nach dem Feinreiben mit Salpeterſaͤure in hinlaͤnglicher Menge uͤbergießen, damit im Sandbade ſieden laſſen, dieſes einigemal mit friſcher Saͤure wiederholen, und zuletzt das ausgeſuͤßte gelbe Pulver unter der Muffel calciniren. Aus dem Wolfram erhaͤlt man den reinen Kalk noch leichter, wenn man denſelben nach dem Feinreiben mit Kochſalzſaͤure kocht, wodurch ſich Eiſen und Braunſtein aufloͤßen, der Wolframkalk aber zuruͤckbleibt, den man zur Abſonderung der noch unzerſetzten Theile mit aͤtzendem Ammoniak digerirt, und aus dieſer Aufloͤſung das Ammoniak durch Abdampfen und Calciniren austreibt.
Dieſer reine Wolframkalk iſt gelb von Farbe, wird aber blau an feuchten Orten, und noch eher, wenn er der Sonne ausgeſetzt iſt. Er iſt gaͤnzlich unſchmackhaft, und loͤßt ſich auch nicht im Waſſer auf. Im aͤtzenden Gewaͤchslaugenſalze hingegen loͤßt er ſich voͤllig auf, und die Salpeterſaͤure ſchlaͤgt aus dieſer Aufloͤſung ein weißes Pulver nieder, das der Scheeliſchen Tungſteinſaͤure aͤhnlich iſt.
Ob nun gleich dieſe Saͤure noch nicht ganz rein dargeſtellt worden iſt, ſondern ihre ſauren Eigenſchaften nur in Verbindung mit Laugenſalzen zeigt, ſo hat man ſie dennoch als eine Saͤure eigner Art in das Syſtem aufgenommen, und ihren Verbindungen der Namen Tunſtates, wolframge-
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 1024. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/1036>, abgerufen am 23.11.2024.
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