Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


überladen wird, und doch keinen bestimmten Gegenstand findet, dem er dieselbe durch einen Funken mittheilen kan. Es scheint ihm also das Wetterleuchten eine fortgesetzte Anhäufung der Elektricität in der Wolke anzudeuten, welche sie, wenn kein leitender Körper innerhalb der Schlagweite vorhanden ist, zerstreut in die Luft aussendet.

Wetterlichter.

Zusatz zu diesem Art. Th. IV. S. 741.

Zwey neuere von Reimarus angeführte Beobachtungen verdienen auch hier eine Stelle.

Frau von la Roche (Reise durch Frankreich, Th. I. S. 476. und 478.) besahe die berühmte Wassermaschine zu Marly, s. Druckwerk (Th. I. S. 616.). Der Schweizer, der sie ihr zeigte, wünschte, daß mit Kenntnissen begabte Fremde einmal in seinem Hause einige Sommertage zubringen möchten, um den herrlichen Anblick zu genießen, bey einem nächtlichen Gewitter das schönste Feuerwerk zu sehen, indem die eisernen Stangen an diesen Pumpwerken (ohne Zweifel an den Gestängen, die ganz im Freyen liegen) alle mit kleinen Flammen besetzt wären, die sich den Berg auf und ab bewegten, wie solches noch vor vier Tagen geschehen wäre. Ehemals sey ihm sehr angst dabey gewesen, er hätte es sich aber jetzt erklären lassen, und stünde nun allemal aus dem Bette auf, wenn es blitzte, oder ein Gewitter im Thale herzöge, damit er dieses prächtige Schauspiel nicht verliere. -- Wir hörten, setzt sie hinzu, von Herrn Pfeffel, daß er selbst einst die erleuchteten Stangen gesehen, indem er gerade in einer gewittervollen Nacht bey der Maschine vorbeygereiset sey, und daran diese Erscheinung bemerkt habe.

Die zweyte Beobachtung (s. Gothaisches Magazin für das Neuste aus der Phys. VIII. B. 4tes St. S. 158.) zeigt, daß diese Erscheinung auch ohne eigentliche Gewitter, selbst im Winter, statt finde. Zu Hermannstadt ließen sich am 23sten Febr. 1792. Abends gegen 7 Uhr, da eben Schneegestöber war, auf dem Thurmknopfe der großen evangelischen Pfarrkirche kleine weiße, ins Bläuliche spielende Flammen sehen, und bald darauf ward der ganze Knopf damit besetzt.


uͤberladen wird, und doch keinen beſtimmten Gegenſtand findet, dem er dieſelbe durch einen Funken mittheilen kan. Es ſcheint ihm alſo das Wetterleuchten eine fortgeſetzte Anhaͤufung der Elektricitaͤt in der Wolke anzudeuten, welche ſie, wenn kein leitender Koͤrper innerhalb der Schlagweite vorhanden iſt, zerſtreut in die Luft ausſendet.

Wetterlichter.

Zuſatz zu dieſem Art. Th. IV. S. 741.

Zwey neuere von Reimarus angefuͤhrte Beobachtungen verdienen auch hier eine Stelle.

Frau von la Roche (Reiſe durch Frankreich, Th. I. S. 476. und 478.) beſahe die beruͤhmte Waſſermaſchine zu Marly, ſ. Druckwerk (Th. I. S. 616.). Der Schweizer, der ſie ihr zeigte, wuͤnſchte, daß mit Kenntniſſen begabte Fremde einmal in ſeinem Hauſe einige Sommertage zubringen moͤchten, um den herrlichen Anblick zu genießen, bey einem naͤchtlichen Gewitter das ſchoͤnſte Feuerwerk zu ſehen, indem die eiſernen Stangen an dieſen Pumpwerken (ohne Zweifel an den Geſtaͤngen, die ganz im Freyen liegen) alle mit kleinen Flammen beſetzt waͤren, die ſich den Berg auf und ab bewegten, wie ſolches noch vor vier Tagen geſchehen waͤre. Ehemals ſey ihm ſehr angſt dabey geweſen, er haͤtte es ſich aber jetzt erklaͤren laſſen, und ſtuͤnde nun allemal aus dem Bette auf, wenn es blitzte, oder ein Gewitter im Thale herzoͤge, damit er dieſes praͤchtige Schauſpiel nicht verliere. — Wir hoͤrten, ſetzt ſie hinzu, von Herrn Pfeffel, daß er ſelbſt einſt die erleuchteten Stangen geſehen, indem er gerade in einer gewittervollen Nacht bey der Maſchine vorbeygereiſet ſey, und daran dieſe Erſcheinung bemerkt habe.

Die zweyte Beobachtung (ſ. Gothaiſches Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſ. VIII. B. 4tes St. S. 158.) zeigt, daß dieſe Erſcheinung auch ohne eigentliche Gewitter, ſelbſt im Winter, ſtatt finde. Zu Hermannſtadt ließen ſich am 23ſten Febr. 1792. Abends gegen 7 Uhr, da eben Schneegeſtoͤber war, auf dem Thurmknopfe der großen evangeliſchen Pfarrkirche kleine weiße, ins Blaͤuliche ſpielende Flammen ſehen, und bald darauf ward der ganze Knopf damit beſetzt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f1022" xml:id="P.5.1010" n="1010"/><lb/>
u&#x0364;berladen wird, und doch keinen be&#x017F;timmten Gegen&#x017F;tand findet, dem er die&#x017F;elbe durch einen Funken mittheilen kan. Es &#x017F;cheint ihm al&#x017F;o das Wetterleuchten eine fortge&#x017F;etzte Anha&#x0364;ufung der Elektricita&#x0364;t in der Wolke anzudeuten, welche &#x017F;ie, wenn kein leitender Ko&#x0364;rper innerhalb der Schlagweite vorhanden i&#x017F;t, zer&#x017F;treut in die Luft aus&#x017F;endet.</p>
            </div>
            <div n="2">
              <head>Wetterlichter.</head><lb/>
              <p> <hi rendition="#c">Zu&#x017F;atz zu die&#x017F;em Art. Th. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 741.</hi> </p>
              <p>Zwey neuere von <hi rendition="#b">Reimarus</hi> angefu&#x0364;hrte Beobachtungen verdienen auch hier eine Stelle.</p>
              <p>Frau von <hi rendition="#b">la Roche</hi> (Rei&#x017F;e durch Frankreich, Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 476. und 478.) be&#x017F;ahe die beru&#x0364;hmte Wa&#x017F;&#x017F;erma&#x017F;chine zu Marly, &#x017F;. <hi rendition="#b">Druckwerk</hi> (Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 616.). Der Schweizer, der &#x017F;ie ihr zeigte, wu&#x0364;n&#x017F;chte, daß mit Kenntni&#x017F;&#x017F;en begabte Fremde einmal in &#x017F;einem Hau&#x017F;e einige Sommertage zubringen mo&#x0364;chten, um den herrlichen Anblick zu genießen, bey einem na&#x0364;chtlichen Gewitter das &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Feuerwerk zu &#x017F;ehen, indem die ei&#x017F;ernen Stangen an die&#x017F;en Pumpwerken (ohne Zweifel an den Ge&#x017F;ta&#x0364;ngen, die ganz im Freyen liegen) alle mit kleinen Flammen be&#x017F;etzt wa&#x0364;ren, die &#x017F;ich den Berg auf und ab bewegten, wie &#x017F;olches noch vor vier Tagen ge&#x017F;chehen wa&#x0364;re. Ehemals &#x017F;ey ihm &#x017F;ehr ang&#x017F;t dabey gewe&#x017F;en, er ha&#x0364;tte es &#x017F;ich aber jetzt erkla&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;tu&#x0364;nde nun allemal aus dem Bette auf, wenn es blitzte, oder ein Gewitter im Thale herzo&#x0364;ge, damit er die&#x017F;es pra&#x0364;chtige Schau&#x017F;piel nicht verliere. &#x2014; Wir ho&#x0364;rten, &#x017F;etzt &#x017F;ie hinzu, von Herrn <hi rendition="#b">Pfeffel,</hi> daß er &#x017F;elb&#x017F;t ein&#x017F;t die erleuchteten Stangen ge&#x017F;ehen, indem er gerade in einer gewittervollen Nacht bey der Ma&#x017F;chine vorbeygerei&#x017F;et &#x017F;ey, und daran die&#x017F;e Er&#x017F;cheinung bemerkt habe.</p>
              <p>Die zweyte Beobachtung (&#x017F;. Gothai&#x017F;ches Magazin fu&#x0364;r das Neu&#x017F;te aus der Phy&#x017F;. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> B. 4tes St. S. 158.) zeigt, daß die&#x017F;e Er&#x017F;cheinung auch ohne eigentliche Gewitter, &#x017F;elb&#x017F;t im Winter, &#x017F;tatt finde. Zu Hermann&#x017F;tadt ließen &#x017F;ich am 23&#x017F;ten Febr. 1792. Abends gegen 7 Uhr, da eben <hi rendition="#b">Schneege&#x017F;to&#x0364;ber</hi> war, auf dem Thurmknopfe der großen evangeli&#x017F;chen Pfarrkirche kleine weiße, ins Bla&#x0364;uliche &#x017F;pielende Flammen &#x017F;ehen, und bald darauf ward der ganze Knopf damit be&#x017F;etzt.<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1010/1022] uͤberladen wird, und doch keinen beſtimmten Gegenſtand findet, dem er dieſelbe durch einen Funken mittheilen kan. Es ſcheint ihm alſo das Wetterleuchten eine fortgeſetzte Anhaͤufung der Elektricitaͤt in der Wolke anzudeuten, welche ſie, wenn kein leitender Koͤrper innerhalb der Schlagweite vorhanden iſt, zerſtreut in die Luft ausſendet. Wetterlichter. Zuſatz zu dieſem Art. Th. IV. S. 741. Zwey neuere von Reimarus angefuͤhrte Beobachtungen verdienen auch hier eine Stelle. Frau von la Roche (Reiſe durch Frankreich, Th. I. S. 476. und 478.) beſahe die beruͤhmte Waſſermaſchine zu Marly, ſ. Druckwerk (Th. I. S. 616.). Der Schweizer, der ſie ihr zeigte, wuͤnſchte, daß mit Kenntniſſen begabte Fremde einmal in ſeinem Hauſe einige Sommertage zubringen moͤchten, um den herrlichen Anblick zu genießen, bey einem naͤchtlichen Gewitter das ſchoͤnſte Feuerwerk zu ſehen, indem die eiſernen Stangen an dieſen Pumpwerken (ohne Zweifel an den Geſtaͤngen, die ganz im Freyen liegen) alle mit kleinen Flammen beſetzt waͤren, die ſich den Berg auf und ab bewegten, wie ſolches noch vor vier Tagen geſchehen waͤre. Ehemals ſey ihm ſehr angſt dabey geweſen, er haͤtte es ſich aber jetzt erklaͤren laſſen, und ſtuͤnde nun allemal aus dem Bette auf, wenn es blitzte, oder ein Gewitter im Thale herzoͤge, damit er dieſes praͤchtige Schauſpiel nicht verliere. — Wir hoͤrten, ſetzt ſie hinzu, von Herrn Pfeffel, daß er ſelbſt einſt die erleuchteten Stangen geſehen, indem er gerade in einer gewittervollen Nacht bey der Maſchine vorbeygereiſet ſey, und daran dieſe Erſcheinung bemerkt habe. Die zweyte Beobachtung (ſ. Gothaiſches Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſ. VIII. B. 4tes St. S. 158.) zeigt, daß dieſe Erſcheinung auch ohne eigentliche Gewitter, ſelbſt im Winter, ſtatt finde. Zu Hermannſtadt ließen ſich am 23ſten Febr. 1792. Abends gegen 7 Uhr, da eben Schneegeſtoͤber war, auf dem Thurmknopfe der großen evangeliſchen Pfarrkirche kleine weiße, ins Blaͤuliche ſpielende Flammen ſehen, und bald darauf ward der ganze Knopf damit beſetzt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/1022
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 1010. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/1022>, abgerufen am 18.05.2024.