Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


Körper, z. B. Staub, Stroh, Wasser u. s. w. nothwendig mit in die Höhe geführt werden. Dieses geschieht bey allen Wirbelwinden, welche überhaupt in der Gegend von Bordeaux nicht selten sind.

Wasserstoff.

N. A.

Wasserstoff, wasserzeugender Stoff, Hydrogen, Hydrogenium, Hydrogenes, Principium hydrogeneticum s. hydroticum, Hydrogene, Principe hydrogene. Das antiphlogistische System bezeichnet mit diesen Namen einen Grundstoff des Wassers, der zugleich die Basis der brennbaren Luft ausmacht. Es wird nemlich das Wasser, den bekannten Versuchen über seine Zerlegung zufolge (s. Th. IV. S. 648 f.), als ein aus den Grundstoffen der dephlogistisirten und brennbaren Luft zusammengesetzter Körper betrachtet. Der erste Grundtheil, der der dephlogistisirten Luft zugehört, ist der Sauerstoff (Oxygene), dem andern hat man von den griechischen Worten [fremdsprachliches Material] und [fremdsprachliches Material] den Namen Hydrogen gegeben (Lavoisier traite elem. de chimie. P. I. Sect. 8), der durch Wasserzeugend wörtlich übersetzt ist.

In sofern die Zerlegung und Zusammensetzung des Wassers noch nicht als unumstößlich erwiesene Thatsache angesehen werden kan, gehört auch dieser Stoff des antiphlogistischen Lehrgebäudes noch zu den blos hypothetischen. Nur soviel ist gewiß, daß die brennbare Luft einen wägbaren Grundstoff enthält, welcher bey den Versuchen über die Zerlegung des Wassers mitwirket -- daß aber eben dieser Stoff einen Bestandtheil des Wassers selbst ausmache, ist nur Hypothese.

Die Versuche, welche Cavendish zuerst im Jahre 1781 über die Wassererzeugung anstellte, und auf welche sich die Lehre vom Wasserstoff gründet, findet man bey dem Worte Wasser (Th. IV. S. 647) erzählt, s. auch die Zusätze zu diesem Artikel.

Nach den Behauptungen der Antiphlogistiker ist der Wasserstoff sehr allgemein in der Natur verbreitet, ob wir


Koͤrper, z. B. Staub, Stroh, Waſſer u. ſ. w. nothwendig mit in die Hoͤhe gefuͤhrt werden. Dieſes geſchieht bey allen Wirbelwinden, welche uͤberhaupt in der Gegend von Bordeaux nicht ſelten ſind.

Waſſerſtoff.

N. A.

Waſſerſtoff, waſſerzeugender Stoff, Hydrogen, Hydrogenium, Hydrogenes, Principium hydrogeneticum ſ. hydroticum, Hydrogène, Principe hydrogène. Das antiphlogiſtiſche Syſtem bezeichnet mit dieſen Namen einen Grundſtoff des Waſſers, der zugleich die Baſis der brennbaren Luft ausmacht. Es wird nemlich das Waſſer, den bekannten Verſuchen uͤber ſeine Zerlegung zufolge (ſ. Th. IV. S. 648 f.), als ein aus den Grundſtoffen der dephlogiſtiſirten und brennbaren Luft zuſammengeſetzter Koͤrper betrachtet. Der erſte Grundtheil, der der dephlogiſtiſirten Luft zugehoͤrt, iſt der Sauerſtoff (Oxygène), dem andern hat man von den griechiſchen Worten [fremdsprachliches Material] und [fremdsprachliches Material] den Namen Hydrogen gegeben (Lavoiſier traité élém. de chimie. P. I. Sect. 8), der durch Waſſerzeugend woͤrtlich uͤberſetzt iſt.

In ſofern die Zerlegung und Zuſammenſetzung des Waſſers noch nicht als unumſtoͤßlich erwieſene Thatſache angeſehen werden kan, gehoͤrt auch dieſer Stoff des antiphlogiſtiſchen Lehrgebaͤudes noch zu den blos hypothetiſchen. Nur ſoviel iſt gewiß, daß die brennbare Luft einen waͤgbaren Grundſtoff enthaͤlt, welcher bey den Verſuchen uͤber die Zerlegung des Waſſers mitwirket — daß aber eben dieſer Stoff einen Beſtandtheil des Waſſers ſelbſt ausmache, iſt nur Hypotheſe.

Die Verſuche, welche Cavendiſh zuerſt im Jahre 1781 uͤber die Waſſererzeugung anſtellte, und auf welche ſich die Lehre vom Waſſerſtoff gruͤndet, findet man bey dem Worte Waſſer (Th. IV. S. 647) erzaͤhlt, ſ. auch die Zuſaͤtze zu dieſem Artikel.

Nach den Behauptungen der Antiphlogiſtiker iſt der Waſſerſtoff ſehr allgemein in der Natur verbreitet, ob wir

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f1009" xml:id="P.5.997" n="997"/><lb/>
Ko&#x0364;rper, z. B. Staub, Stroh, Wa&#x017F;&#x017F;er u. &#x017F;. w. nothwendig mit in die Ho&#x0364;he gefu&#x0364;hrt werden. Die&#x017F;es ge&#x017F;chieht bey allen Wirbelwinden, welche u&#x0364;berhaupt in der Gegend von Bordeaux nicht &#x017F;elten &#x017F;ind.</p>
            </div>
            <div n="2">
              <head>Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff.</head><lb/>
              <p> <hi rendition="#c">N. A.</hi> </p>
              <p><hi rendition="#b">Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff, wa&#x017F;&#x017F;erzeugender Stoff, Hydrogen,</hi><hi rendition="#aq">Hydrogenium, Hydrogenes, Principium hydrogeneticum &#x017F;. hydroticum, <hi rendition="#i">Hydrogène, Principe hydrogène.</hi></hi> Das antiphlogi&#x017F;ti&#x017F;che Sy&#x017F;tem bezeichnet mit die&#x017F;en Namen einen Grund&#x017F;toff des Wa&#x017F;&#x017F;ers, der zugleich die Ba&#x017F;is der brennbaren Luft ausmacht. Es wird nemlich das Wa&#x017F;&#x017F;er, den bekannten Ver&#x017F;uchen u&#x0364;ber &#x017F;eine Zerlegung zufolge (&#x017F;. Th. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 648 f.), als ein aus den Grund&#x017F;toffen der dephlogi&#x017F;ti&#x017F;irten und brennbaren Luft zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzter Ko&#x0364;rper betrachtet. Der er&#x017F;te Grundtheil, der der dephlogi&#x017F;ti&#x017F;irten Luft zugeho&#x0364;rt, i&#x017F;t der <hi rendition="#b">Sauer&#x017F;toff</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(Oxygène</hi></hi>), dem andern  hat man von den griechi&#x017F;chen Worten <foreign xml:lang="grc"><gap reason="fm"/><note type="editorial">udwr)</note></foreign> und <foreign xml:lang="grc"><gap reason="fm"/><note type="editorial">gei/nomai</note></foreign> den Namen <hi rendition="#b">Hydrogen</hi> gegeben <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Lavoi&#x017F;ier</hi> traité élém. de chimie. P. I. Sect. 8),</hi> der durch Wa&#x017F;&#x017F;erzeugend wo&#x0364;rtlich u&#x0364;ber&#x017F;etzt i&#x017F;t.</p>
              <p>In &#x017F;ofern die Zerlegung und Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung des Wa&#x017F;&#x017F;ers noch nicht als unum&#x017F;to&#x0364;ßlich erwie&#x017F;ene That&#x017F;ache ange&#x017F;ehen werden kan, geho&#x0364;rt auch die&#x017F;er Stoff des antiphlogi&#x017F;ti&#x017F;chen Lehrgeba&#x0364;udes noch zu den blos hypotheti&#x017F;chen. Nur &#x017F;oviel i&#x017F;t gewiß, daß die brennbare Luft einen wa&#x0364;gbaren Grund&#x017F;toff entha&#x0364;lt, welcher bey den Ver&#x017F;uchen u&#x0364;ber die Zerlegung des Wa&#x017F;&#x017F;ers mitwirket &#x2014; daß aber eben die&#x017F;er Stoff einen Be&#x017F;tandtheil des Wa&#x017F;&#x017F;ers &#x017F;elb&#x017F;t ausmache, i&#x017F;t nur Hypothe&#x017F;e.</p>
              <p>Die Ver&#x017F;uche, welche <hi rendition="#b">Cavendi&#x017F;h</hi> zuer&#x017F;t im Jahre 1781 u&#x0364;ber die Wa&#x017F;&#x017F;ererzeugung an&#x017F;tellte, und auf welche &#x017F;ich die Lehre vom Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff gru&#x0364;ndet, findet man bey dem Worte <hi rendition="#b">Wa&#x017F;&#x017F;er</hi> (Th. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 647) erza&#x0364;hlt, &#x017F;. auch die Zu&#x017F;a&#x0364;tze zu die&#x017F;em Artikel.</p>
              <p>Nach den Behauptungen der Antiphlogi&#x017F;tiker i&#x017F;t der Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff &#x017F;ehr allgemein in der Natur verbreitet, ob wir<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[997/1009] Koͤrper, z. B. Staub, Stroh, Waſſer u. ſ. w. nothwendig mit in die Hoͤhe gefuͤhrt werden. Dieſes geſchieht bey allen Wirbelwinden, welche uͤberhaupt in der Gegend von Bordeaux nicht ſelten ſind. Waſſerſtoff. N. A. Waſſerſtoff, waſſerzeugender Stoff, Hydrogen, Hydrogenium, Hydrogenes, Principium hydrogeneticum ſ. hydroticum, Hydrogène, Principe hydrogène. Das antiphlogiſtiſche Syſtem bezeichnet mit dieſen Namen einen Grundſtoff des Waſſers, der zugleich die Baſis der brennbaren Luft ausmacht. Es wird nemlich das Waſſer, den bekannten Verſuchen uͤber ſeine Zerlegung zufolge (ſ. Th. IV. S. 648 f.), als ein aus den Grundſtoffen der dephlogiſtiſirten und brennbaren Luft zuſammengeſetzter Koͤrper betrachtet. Der erſte Grundtheil, der der dephlogiſtiſirten Luft zugehoͤrt, iſt der Sauerſtoff (Oxygène), dem andern hat man von den griechiſchen Worten _ und _ den Namen Hydrogen gegeben (Lavoiſier traité élém. de chimie. P. I. Sect. 8), der durch Waſſerzeugend woͤrtlich uͤberſetzt iſt. In ſofern die Zerlegung und Zuſammenſetzung des Waſſers noch nicht als unumſtoͤßlich erwieſene Thatſache angeſehen werden kan, gehoͤrt auch dieſer Stoff des antiphlogiſtiſchen Lehrgebaͤudes noch zu den blos hypothetiſchen. Nur ſoviel iſt gewiß, daß die brennbare Luft einen waͤgbaren Grundſtoff enthaͤlt, welcher bey den Verſuchen uͤber die Zerlegung des Waſſers mitwirket — daß aber eben dieſer Stoff einen Beſtandtheil des Waſſers ſelbſt ausmache, iſt nur Hypotheſe. Die Verſuche, welche Cavendiſh zuerſt im Jahre 1781 uͤber die Waſſererzeugung anſtellte, und auf welche ſich die Lehre vom Waſſerſtoff gruͤndet, findet man bey dem Worte Waſſer (Th. IV. S. 647) erzaͤhlt, ſ. auch die Zuſaͤtze zu dieſem Artikel. Nach den Behauptungen der Antiphlogiſtiker iſt der Waſſerſtoff ſehr allgemein in der Natur verbreitet, ob wir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/1009
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 997. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/1009>, abgerufen am 23.11.2024.