Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


die Oberfläche des Wassers im Gefäße A, als die Atmosphäre bey C auf die Oefnungen der Gußröhren entgegendrückt. Kömmt es hiemit so weit, daß die Elasticität der Luft bey E verbunden mit dem Drucke der Wassersäule über C gerade dem Drucke der Atmosphäre gleich wird, so geben die Oefnungen kein Wasser mehr. Die Maschine befindet sich in dem Falle eines Stechhebers, dessen obere Mündung man mit dem Finger verschlossen hat, s. Stechheber.

Indessen dauert der Ablauf aus dem Bassin G in das Gefäß H immer fort, und da jetzt kein neues Wasser hinzukömmt, so öfnet sich endlich der Zugang durch O aufs neue. Hiemit fängt der Brunnen wieder an, zu fließen, bis O durch das angesammelte Wasser in G wiederum verschlossen wird, u. s. w. So fährt der Brunnen immer fort, mit abwechselnden Pausen zu fließen, und man übersieht leicht, daß die Dauer dieser Pausen von der Höhe des Ausschnitts bey F, und von dem Verhältnisse zwischen den Oefnungen bey O und bey C abhängt.

Weil man das Steigen und Fallen der Wasserfläche im Bassin G sehr deutlich sehen kan, so bemerkt man leicht den Augenblick, in welchem das Wasser eben im Begrif steht, den Ausschnitt bey F ganz zu verdecken, oder den obern Rand desselben wiederum zu verlassen. In diesem Augenblicke befiehlt der Künstler dem Brunnen zu fließen, oder aufzuhören. Die Maschine scheint dem Befehle zu gehorchen, und hat daher die Namen Zauberbrunnen und Fontaine de commandement erhalten.

Nach Wolfs Angabe (Elem. Hydraul. Probl. 36.) bekömmt das Gefäß A eine etwas breite Grundfläche, welche statt der Gußröhren C mit kleinen Löchern durchstochen ist. Durch diese Löcher fällt das Wasser, wie ein Regen, herab, so lange der Ausschnitt bey F nicht versetzt ist, hört aber auf, so bald keine Luft mehr durch DE aufsteigen kan. Wolf (Act. Erud. Lips. 1711. Jan. p. 30. sqq.) hat nach eben diesen Grundsätzen eine Lampe angegeben, welche aus einem Gefäße dem Dachte nur so lange Oel zufließen läßt, bis dieses eine gewisse Höhe erreicht, alsdann aber durch


die Oberflaͤche des Waſſers im Gefaͤße A, als die Atmoſphaͤre bey C auf die Oefnungen der Gußroͤhren entgegendruͤckt. Koͤmmt es hiemit ſo weit, daß die Elaſticitaͤt der Luft bey E verbunden mit dem Drucke der Waſſerſaͤule uͤber C gerade dem Drucke der Atmoſphaͤre gleich wird, ſo geben die Oefnungen kein Waſſer mehr. Die Maſchine befindet ſich in dem Falle eines Stechhebers, deſſen obere Muͤndung man mit dem Finger verſchloſſen hat, ſ. Stechheber.

Indeſſen dauert der Ablauf aus dem Baſſin G in das Gefaͤß H immer fort, und da jetzt kein neues Waſſer hinzukoͤmmt, ſo oͤfnet ſich endlich der Zugang durch O aufs neue. Hiemit faͤngt der Brunnen wieder an, zu fließen, bis O durch das angeſammelte Waſſer in G wiederum verſchloſſen wird, u. ſ. w. So faͤhrt der Brunnen immer fort, mit abwechſelnden Pauſen zu fließen, und man uͤberſieht leicht, daß die Dauer dieſer Pauſen von der Hoͤhe des Ausſchnitts bey F, und von dem Verhaͤltniſſe zwiſchen den Oefnungen bey O und bey C abhaͤngt.

Weil man das Steigen und Fallen der Waſſerflaͤche im Baſſin G ſehr deutlich ſehen kan, ſo bemerkt man leicht den Augenblick, in welchem das Waſſer eben im Begrif ſteht, den Ausſchnitt bey F ganz zu verdecken, oder den obern Rand deſſelben wiederum zu verlaſſen. In dieſem Augenblicke befiehlt der Kuͤnſtler dem Brunnen zu fließen, oder aufzuhoͤren. Die Maſchine ſcheint dem Befehle zu gehorchen, und hat daher die Namen Zauberbrunnen und Fontaine de commandement erhalten.

Nach Wolfs Angabe (Elem. Hydraul. Probl. 36.) bekoͤmmt das Gefaͤß A eine etwas breite Grundflaͤche, welche ſtatt der Gußroͤhren C mit kleinen Loͤchern durchſtochen iſt. Durch dieſe Loͤcher faͤllt das Waſſer, wie ein Regen, herab, ſo lange der Ausſchnitt bey F nicht verſetzt iſt, hoͤrt aber auf, ſo bald keine Luft mehr durch DE aufſteigen kan. Wolf (Act. Erud. Lipſ. 1711. Jan. p. 30. ſqq.) hat nach eben dieſen Grundſaͤtzen eine Lampe angegeben, welche aus einem Gefaͤße dem Dachte nur ſo lange Oel zufließen laͤßt, bis dieſes eine gewiſſe Hoͤhe erreicht, alsdann aber durch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0848" xml:id="P.4.838" n="838"/><lb/>
die Oberfla&#x0364;che des Wa&#x017F;&#x017F;ers im Gefa&#x0364;ße <hi rendition="#aq">A,</hi> als die Atmo&#x017F;pha&#x0364;re bey <hi rendition="#aq">C</hi> auf die Oefnungen der Gußro&#x0364;hren entgegendru&#x0364;ckt. Ko&#x0364;mmt es hiemit &#x017F;o weit, daß die Ela&#x017F;ticita&#x0364;t der Luft bey <hi rendition="#aq">E</hi> verbunden mit dem Drucke der Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;a&#x0364;ule u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">C</hi> gerade dem Drucke der Atmo&#x017F;pha&#x0364;re gleich wird, &#x017F;o geben die Oefnungen kein Wa&#x017F;&#x017F;er mehr. Die Ma&#x017F;chine befindet &#x017F;ich in dem Falle eines Stechhebers, de&#x017F;&#x017F;en obere Mu&#x0364;ndung man mit dem Finger ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hat, <hi rendition="#b">&#x017F;. Stechheber.</hi></p>
            <p>Inde&#x017F;&#x017F;en dauert der Ablauf aus dem Ba&#x017F;&#x017F;in <hi rendition="#aq">G</hi> in das Gefa&#x0364;ß <hi rendition="#aq">H</hi> immer fort, und da jetzt kein neues Wa&#x017F;&#x017F;er hinzuko&#x0364;mmt, &#x017F;o o&#x0364;fnet &#x017F;ich endlich der Zugang durch <hi rendition="#aq">O</hi> aufs neue. Hiemit fa&#x0364;ngt der Brunnen wieder an, zu fließen, bis <hi rendition="#aq">O</hi> durch das ange&#x017F;ammelte Wa&#x017F;&#x017F;er in <hi rendition="#aq">G</hi> wiederum ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wird, u. &#x017F;. w. So fa&#x0364;hrt der Brunnen immer fort, mit abwech&#x017F;elnden Pau&#x017F;en zu fließen, und man u&#x0364;ber&#x017F;ieht leicht, daß die Dauer die&#x017F;er Pau&#x017F;en von der Ho&#x0364;he des Aus&#x017F;chnitts bey <hi rendition="#aq">F,</hi> und von dem Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e zwi&#x017F;chen den Oefnungen bey <hi rendition="#aq">O</hi> und bey <hi rendition="#aq">C</hi> abha&#x0364;ngt.</p>
            <p>Weil man das Steigen und Fallen der Wa&#x017F;&#x017F;erfla&#x0364;che im Ba&#x017F;&#x017F;in <hi rendition="#aq">G</hi> &#x017F;ehr deutlich &#x017F;ehen kan, &#x017F;o bemerkt man leicht den Augenblick, in welchem das Wa&#x017F;&#x017F;er eben im Begrif &#x017F;teht, den Aus&#x017F;chnitt bey <hi rendition="#aq">F</hi> ganz zu verdecken, oder den obern Rand de&#x017F;&#x017F;elben wiederum zu verla&#x017F;&#x017F;en. In die&#x017F;em Augenblicke befiehlt der Ku&#x0364;n&#x017F;tler dem Brunnen zu fließen, oder aufzuho&#x0364;ren. Die Ma&#x017F;chine &#x017F;cheint dem Befehle zu gehorchen, und hat daher die Namen <hi rendition="#b">Zauberbrunnen</hi> und <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Fontaine de commandement</hi></hi> erhalten.</p>
            <p>Nach <hi rendition="#b">Wolfs</hi> Angabe (<hi rendition="#aq">Elem. Hydraul. Probl. 36.</hi>) beko&#x0364;mmt das Gefa&#x0364;ß <hi rendition="#aq">A</hi> eine etwas breite Grundfla&#x0364;che, welche &#x017F;tatt der Gußro&#x0364;hren <hi rendition="#aq">C</hi> mit kleinen Lo&#x0364;chern durch&#x017F;tochen i&#x017F;t. Durch die&#x017F;e Lo&#x0364;cher fa&#x0364;llt das Wa&#x017F;&#x017F;er, wie ein Regen, herab, &#x017F;o lange der Aus&#x017F;chnitt bey <hi rendition="#aq">F</hi> nicht ver&#x017F;etzt i&#x017F;t, ho&#x0364;rt aber auf, &#x017F;o bald keine Luft mehr durch <hi rendition="#aq">DE</hi> auf&#x017F;teigen kan. <hi rendition="#b">Wolf</hi> (<hi rendition="#aq">Act. Erud. Lip&#x017F;. 1711. Jan. p. 30. &#x017F;qq.</hi>) hat nach eben die&#x017F;en Grund&#x017F;a&#x0364;tzen eine Lampe angegeben, welche aus einem Gefa&#x0364;ße dem Dachte nur &#x017F;o lange Oel zufließen la&#x0364;ßt, bis die&#x017F;es eine gewi&#x017F;&#x017F;e Ho&#x0364;he erreicht, alsdann aber durch<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[838/0848] die Oberflaͤche des Waſſers im Gefaͤße A, als die Atmoſphaͤre bey C auf die Oefnungen der Gußroͤhren entgegendruͤckt. Koͤmmt es hiemit ſo weit, daß die Elaſticitaͤt der Luft bey E verbunden mit dem Drucke der Waſſerſaͤule uͤber C gerade dem Drucke der Atmoſphaͤre gleich wird, ſo geben die Oefnungen kein Waſſer mehr. Die Maſchine befindet ſich in dem Falle eines Stechhebers, deſſen obere Muͤndung man mit dem Finger verſchloſſen hat, ſ. Stechheber. Indeſſen dauert der Ablauf aus dem Baſſin G in das Gefaͤß H immer fort, und da jetzt kein neues Waſſer hinzukoͤmmt, ſo oͤfnet ſich endlich der Zugang durch O aufs neue. Hiemit faͤngt der Brunnen wieder an, zu fließen, bis O durch das angeſammelte Waſſer in G wiederum verſchloſſen wird, u. ſ. w. So faͤhrt der Brunnen immer fort, mit abwechſelnden Pauſen zu fließen, und man uͤberſieht leicht, daß die Dauer dieſer Pauſen von der Hoͤhe des Ausſchnitts bey F, und von dem Verhaͤltniſſe zwiſchen den Oefnungen bey O und bey C abhaͤngt. Weil man das Steigen und Fallen der Waſſerflaͤche im Baſſin G ſehr deutlich ſehen kan, ſo bemerkt man leicht den Augenblick, in welchem das Waſſer eben im Begrif ſteht, den Ausſchnitt bey F ganz zu verdecken, oder den obern Rand deſſelben wiederum zu verlaſſen. In dieſem Augenblicke befiehlt der Kuͤnſtler dem Brunnen zu fließen, oder aufzuhoͤren. Die Maſchine ſcheint dem Befehle zu gehorchen, und hat daher die Namen Zauberbrunnen und Fontaine de commandement erhalten. Nach Wolfs Angabe (Elem. Hydraul. Probl. 36.) bekoͤmmt das Gefaͤß A eine etwas breite Grundflaͤche, welche ſtatt der Gußroͤhren C mit kleinen Loͤchern durchſtochen iſt. Durch dieſe Loͤcher faͤllt das Waſſer, wie ein Regen, herab, ſo lange der Ausſchnitt bey F nicht verſetzt iſt, hoͤrt aber auf, ſo bald keine Luft mehr durch DE aufſteigen kan. Wolf (Act. Erud. Lipſ. 1711. Jan. p. 30. ſqq.) hat nach eben dieſen Grundſaͤtzen eine Lampe angegeben, welche aus einem Gefaͤße dem Dachte nur ſo lange Oel zufließen laͤßt, bis dieſes eine gewiſſe Hoͤhe erreicht, alsdann aber durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/848
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 838. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/848>, abgerufen am 17.05.2024.