Fluidum ihr durch fortgesetztes Reiben der obern Fläche entzogen wird. Eben so wird von dem elektrisirten Leiter PC, Taf. XXVII. Fig. 89. fortleitendes Fluidum in den isolirten Leiter AB überströmen; aber das Ende A ist dieser Wirkung mehr, als B, ausgesetzt, daher wird die dem Leiter AB eigne elektrische Materie bey A mehr ausdehnende Kraft, als bey B erhalten; da aber hier nichts ist, was sie hinderte, sich ins Gleichgewicht zu setzen, so wird sie sich so vertheilen, daß die ausdehnende Kraft durch die ganze Länge AB gleich groß ist, woraus denn nothwendig folgt, daß bey A mehr fortleitendes Fluidum und weniger Dichtigkeit der elektrischen Materie, bey B hingegen weniger fortleitendes Fluidum und mehr Dichtigkeit der Materie statt finden muß. Daher zeigt A ein -- E, B ein +E, wenn PC positiv elektrisirt ist.
Vielleicht wird dies noch deutlicher, wenn man AB nach Herrn de Lücs Methode mit Wasserdämpfen in einem verschloßnen Gefäße vergleicht, die von C aus durch ein heftiges Feuer erhitzt werden. Hiebey stellt das Feuer oder die fühlbare Wärme das Fluide deferent, das Wasser die schwere Substanz der elektrischen Materie vor. Anfänglich, werden die Dämpfe durch den ganzen Raum AB gleichförmig verbreitet seyn. Wenn aber nun das Feuer von C her wirkt, so wird das Ende A heißer, als B, und die Dämpfe in A erhalten mehr Elasticität. Sie dehnen sich also aus, und drücken dagegen die in B mehr zusammen, so daß sich nun bey A weniger, bey B mehr Dichtigkeit oder Wasserstof befindet, die Hitze aber umgekehrt bey A größer, als bey B ist. In diesem Zustande ist bey A mehr Trockenheit (--E), bey B mehr Feuchtigkeit (+E) anzutreffen; die Elasticität aber ist gleich groß an allen Stellen des ganzen Gefäßes AB.
Nach diesen Begriffen besteht die ganze Erscheinung der elektrischen Wirkungskreise in dem Ueberströmen oder der Fortpflanzung des elektrischen fortleitenden Fluidums, welches sich eben so, wie der freye Wärmestof, durch alle Körper bis zu einem gewissen Gleichgewichte zu vertheilen strebt, und die schwere elektrische Materie vermöge seiner
Fluidum ihr durch fortgeſetztes Reiben der obern Flaͤche entzogen wird. Eben ſo wird von dem elektriſirten Leiter PC, Taf. XXVII. Fig. 89. fortleitendes Fluidum in den iſolirten Leiter AB uͤberſtroͤmen; aber das Ende A iſt dieſer Wirkung mehr, als B, ausgeſetzt, daher wird die dem Leiter AB eigne elektriſche Materie bey A mehr ausdehnende Kraft, als bey B erhalten; da aber hier nichts iſt, was ſie hinderte, ſich ins Gleichgewicht zu ſetzen, ſo wird ſie ſich ſo vertheilen, daß die ausdehnende Kraft durch die ganze Laͤnge AB gleich groß iſt, woraus denn nothwendig folgt, daß bey A mehr fortleitendes Fluidum und weniger Dichtigkeit der elektriſchen Materie, bey B hingegen weniger fortleitendes Fluidum und mehr Dichtigkeit der Materie ſtatt finden muß. Daher zeigt A ein — E, B ein +E, wenn PC poſitiv elektriſirt iſt.
Vielleicht wird dies noch deutlicher, wenn man AB nach Herrn de Luͤcs Methode mit Waſſerdaͤmpfen in einem verſchloßnen Gefaͤße vergleicht, die von C aus durch ein heftiges Feuer erhitzt werden. Hiebey ſtellt das Feuer oder die fuͤhlbare Waͤrme das Fluide deferent, das Waſſer die ſchwere Subſtanz der elektriſchen Materie vor. Anfaͤnglich, werden die Daͤmpfe durch den ganzen Raum AB gleichfoͤrmig verbreitet ſeyn. Wenn aber nun das Feuer von C her wirkt, ſo wird das Ende A heißer, als B, und die Daͤmpfe in A erhalten mehr Elaſticitaͤt. Sie dehnen ſich alſo aus, und druͤcken dagegen die in B mehr zuſammen, ſo daß ſich nun bey A weniger, bey B mehr Dichtigkeit oder Waſſerſtof befindet, die Hitze aber umgekehrt bey A groͤßer, als bey B iſt. In dieſem Zuſtande iſt bey A mehr Trockenheit (—E), bey B mehr Feuchtigkeit (+E) anzutreffen; die Elaſticitaͤt aber iſt gleich groß an allen Stellen des ganzen Gefaͤßes AB.
Nach dieſen Begriffen beſteht die ganze Erſcheinung der elektriſchen Wirkungskreiſe in dem Ueberſtroͤmen oder der Fortpflanzung des elektriſchen fortleitenden Fluidums, welches ſich eben ſo, wie der freye Waͤrmeſtof, durch alle Koͤrper bis zu einem gewiſſen Gleichgewichte zu vertheilen ſtrebt, und die ſchwere elektriſche Materie vermoͤge ſeiner
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0817"xml:id="P.4.807"n="807"/><lb/>
Fluidum ihr durch fortgeſetztes Reiben der obern Flaͤche entzogen wird. Eben ſo wird von dem elektriſirten Leiter <hirendition="#aq">PC,</hi> Taf. <hirendition="#aq">XXVII.</hi> Fig. 89. fortleitendes Fluidum in den iſolirten Leiter <hirendition="#aq">AB</hi> uͤberſtroͤmen; aber das Ende <hirendition="#aq">A</hi> iſt dieſer Wirkung mehr, als <hirendition="#aq">B,</hi> ausgeſetzt, daher wird die dem Leiter <hirendition="#aq">AB</hi> eigne elektriſche Materie bey <hirendition="#aq">A</hi> mehr ausdehnende Kraft, als bey <hirendition="#aq">B</hi> erhalten; da aber hier nichts iſt, was ſie hinderte, ſich ins Gleichgewicht zu ſetzen, ſo wird ſie ſich ſo vertheilen, daß die ausdehnende Kraft durch die ganze Laͤnge <hirendition="#aq">AB</hi> gleich groß iſt, woraus denn nothwendig folgt, daß bey <hirendition="#aq">A</hi> mehr fortleitendes Fluidum und weniger Dichtigkeit der elektriſchen Materie, bey <hirendition="#aq">B</hi> hingegen weniger fortleitendes Fluidum und mehr Dichtigkeit der Materie ſtatt finden muß. Daher zeigt <hirendition="#aq">A</hi> ein —<hirendition="#aq">E, B</hi> ein +<hirendition="#aq">E,</hi> wenn <hirendition="#aq">PC</hi> poſitiv elektriſirt iſt.</p><p>Vielleicht wird dies noch deutlicher, wenn man <hirendition="#aq">AB</hi> nach Herrn <hirendition="#b">de Luͤcs</hi> Methode mit Waſſerdaͤmpfen in einem verſchloßnen Gefaͤße vergleicht, die von <hirendition="#aq">C</hi> aus durch ein heftiges Feuer erhitzt werden. Hiebey ſtellt das Feuer oder die fuͤhlbare Waͤrme das <hirendition="#i"><hirendition="#aq">Fluide deferent,</hi></hi> das Waſſer die ſchwere Subſtanz der elektriſchen Materie vor. Anfaͤnglich, werden die Daͤmpfe durch den ganzen Raum <hirendition="#aq">AB</hi> gleichfoͤrmig verbreitet ſeyn. Wenn aber nun das Feuer von <hirendition="#aq">C</hi> her wirkt, ſo wird das Ende <hirendition="#aq">A</hi> heißer, als <hirendition="#aq">B,</hi> und die Daͤmpfe in <hirendition="#aq">A</hi> erhalten mehr Elaſticitaͤt. Sie dehnen ſich alſo aus, und druͤcken dagegen die in <hirendition="#aq">B</hi> mehr zuſammen, ſo daß ſich nun bey <hirendition="#aq">A</hi> weniger, bey <hirendition="#aq">B</hi> mehr Dichtigkeit oder Waſſerſtof befindet, die Hitze aber umgekehrt bey <hirendition="#aq">A</hi> groͤßer, als bey <hirendition="#aq">B</hi> iſt. In dieſem Zuſtande iſt bey <hirendition="#aq">A</hi> mehr Trockenheit (—<hirendition="#aq">E</hi>), bey <hirendition="#aq">B</hi> mehr Feuchtigkeit (+<hirendition="#aq">E</hi>) anzutreffen; die Elaſticitaͤt aber iſt gleich groß an allen Stellen des ganzen Gefaͤßes <hirendition="#aq">AB.</hi></p><p>Nach dieſen Begriffen beſteht die ganze Erſcheinung der elektriſchen Wirkungskreiſe in dem Ueberſtroͤmen oder der Fortpflanzung des elektriſchen fortleitenden Fluidums, welches ſich eben ſo, wie der freye Waͤrmeſtof, durch alle Koͤrper bis zu einem gewiſſen Gleichgewichte zu vertheilen ſtrebt, und die ſchwere elektriſche Materie vermoͤge ſeiner<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[807/0817]
Fluidum ihr durch fortgeſetztes Reiben der obern Flaͤche entzogen wird. Eben ſo wird von dem elektriſirten Leiter PC, Taf. XXVII. Fig. 89. fortleitendes Fluidum in den iſolirten Leiter AB uͤberſtroͤmen; aber das Ende A iſt dieſer Wirkung mehr, als B, ausgeſetzt, daher wird die dem Leiter AB eigne elektriſche Materie bey A mehr ausdehnende Kraft, als bey B erhalten; da aber hier nichts iſt, was ſie hinderte, ſich ins Gleichgewicht zu ſetzen, ſo wird ſie ſich ſo vertheilen, daß die ausdehnende Kraft durch die ganze Laͤnge AB gleich groß iſt, woraus denn nothwendig folgt, daß bey A mehr fortleitendes Fluidum und weniger Dichtigkeit der elektriſchen Materie, bey B hingegen weniger fortleitendes Fluidum und mehr Dichtigkeit der Materie ſtatt finden muß. Daher zeigt A ein — E, B ein +E, wenn PC poſitiv elektriſirt iſt.
Vielleicht wird dies noch deutlicher, wenn man AB nach Herrn de Luͤcs Methode mit Waſſerdaͤmpfen in einem verſchloßnen Gefaͤße vergleicht, die von C aus durch ein heftiges Feuer erhitzt werden. Hiebey ſtellt das Feuer oder die fuͤhlbare Waͤrme das Fluide deferent, das Waſſer die ſchwere Subſtanz der elektriſchen Materie vor. Anfaͤnglich, werden die Daͤmpfe durch den ganzen Raum AB gleichfoͤrmig verbreitet ſeyn. Wenn aber nun das Feuer von C her wirkt, ſo wird das Ende A heißer, als B, und die Daͤmpfe in A erhalten mehr Elaſticitaͤt. Sie dehnen ſich alſo aus, und druͤcken dagegen die in B mehr zuſammen, ſo daß ſich nun bey A weniger, bey B mehr Dichtigkeit oder Waſſerſtof befindet, die Hitze aber umgekehrt bey A groͤßer, als bey B iſt. In dieſem Zuſtande iſt bey A mehr Trockenheit (—E), bey B mehr Feuchtigkeit (+E) anzutreffen; die Elaſticitaͤt aber iſt gleich groß an allen Stellen des ganzen Gefaͤßes AB.
Nach dieſen Begriffen beſteht die ganze Erſcheinung der elektriſchen Wirkungskreiſe in dem Ueberſtroͤmen oder der Fortpflanzung des elektriſchen fortleitenden Fluidums, welches ſich eben ſo, wie der freye Waͤrmeſtof, durch alle Koͤrper bis zu einem gewiſſen Gleichgewichte zu vertheilen ſtrebt, und die ſchwere elektriſche Materie vermoͤge ſeiner
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 807. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/817>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.