Verwandtschaft da mit sich nimmt, wo sie frey ist oder schwächer zurückgehalten wird, da aber zurückläßt, wo sie durch ihre Verwandtschaften stärker an andere Körper gefesselt wird. Da das Medium dieser Fortpflanzung gemeiniglich die Luft ist, so hat diese allerdings auf die Erscheinungen der Wirkungskreise einen beträchtlichen Einfluß; denn ein jeder Körper besitzt z. B. nur in sofern +E, als er einen Ueberschuß an elektrischer Materie in Vergleichung mit der umgebenden Luft hat, und in sofern -- E, als er in Vergleichung mit eben dieser Luft an elektrischer Materie Mangel leidet.
Der Raum erlaubt mir nicht, hier dieses System vollständig vorzutragen. Es scheint zwar ein wenig verwickelt, schließt sich aber doch an die Phänomene mit vieler Leichtigkeit und Uebereinstimmung an, und erklärt am Ende mancherley Umstände, von denen sich aus den sonst bekannten Gesetzen und Vorstellungsarten nicht allemal leicht Rechenschaft geben läßt. Man wird dies sehr lebhaft fühlen, wenn man in Herrn de Lüc Ideen über die Meteorologie das dritte Capitel, welches fast die Hälfte des ersten Bandes ausmacht, mit Aufmerksamkeit studiren, und die darinn enthaltenen Erklärungen der leidner Flasche, des Elektrophors, Condensators, der elektrischen Einflüsse, der Bewegungen durch Anziehen und Zurückstoßen, der Figuren des Herrn Lichtenberg u. s. w. mit dem, was von andern hierüber gesagt wird, zusammenhalten will. Nur als Beyspiel will ich noch die Erklärung des Elektrophors hinzufügen.
Nicht leitende Platten halten die elektrische Materie, die einmal an ihren Oberflächen abgesetzt ist, sehr fest. Daher ist die Entladung niemals vollständig, wenn auch gleich die Belegungen in einer leitenden Verbindung sind. Es bleibt immer und auf lange Zeit etwas überflüßige elektrische Materie auf der Seite, welche den Ueberschuß hatte. Dagegen nehmen aber auch diese Flächen die elektrische Materie mit Schwierigkeit, und nur durch Punkte der unmittelbaren Berührung, an; daher kömmt es, daß in derjenigen Fläche, welche verlohren hat, auch der Mangel
Verwandtſchaft da mit ſich nimmt, wo ſie frey iſt oder ſchwaͤcher zuruͤckgehalten wird, da aber zuruͤcklaͤßt, wo ſie durch ihre Verwandtſchaften ſtaͤrker an andere Koͤrper gefeſſelt wird. Da das Medium dieſer Fortpflanzung gemeiniglich die Luft iſt, ſo hat dieſe allerdings auf die Erſcheinungen der Wirkungskreiſe einen betraͤchtlichen Einfluß; denn ein jeder Koͤrper beſitzt z. B. nur in ſofern +E, als er einen Ueberſchuß an elektriſcher Materie in Vergleichung mit der umgebenden Luft hat, und in ſofern — E, als er in Vergleichung mit eben dieſer Luft an elektriſcher Materie Mangel leidet.
Der Raum erlaubt mir nicht, hier dieſes Syſtem vollſtaͤndig vorzutragen. Es ſcheint zwar ein wenig verwickelt, ſchließt ſich aber doch an die Phaͤnomene mit vieler Leichtigkeit und Uebereinſtimmung an, und erklaͤrt am Ende mancherley Umſtaͤnde, von denen ſich aus den ſonſt bekannten Geſetzen und Vorſtellungsarten nicht allemal leicht Rechenſchaft geben laͤßt. Man wird dies ſehr lebhaft fuͤhlen, wenn man in Herrn de Luͤc Ideen uͤber die Meteorologie das dritte Capitel, welches faſt die Haͤlfte des erſten Bandes ausmacht, mit Aufmerkſamkeit ſtudiren, und die darinn enthaltenen Erklaͤrungen der leidner Flaſche, des Elektrophors, Condenſators, der elektriſchen Einfluͤſſe, der Bewegungen durch Anziehen und Zuruͤckſtoßen, der Figuren des Herrn Lichtenberg u. ſ. w. mit dem, was von andern hieruͤber geſagt wird, zuſammenhalten will. Nur als Beyſpiel will ich noch die Erklaͤrung des Elektrophors hinzufuͤgen.
Nicht leitende Platten halten die elektriſche Materie, die einmal an ihren Oberflaͤchen abgeſetzt iſt, ſehr feſt. Daher iſt die Entladung niemals vollſtaͤndig, wenn auch gleich die Belegungen in einer leitenden Verbindung ſind. Es bleibt immer und auf lange Zeit etwas uͤberfluͤßige elektriſche Materie auf der Seite, welche den Ueberſchuß hatte. Dagegen nehmen aber auch dieſe Flaͤchen die elektriſche Materie mit Schwierigkeit, und nur durch Punkte der unmittelbaren Beruͤhrung, an; daher koͤmmt es, daß in derjenigen Flaͤche, welche verlohren hat, auch der Mangel
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0818"xml:id="P.4.808"n="808"/><lb/>
Verwandtſchaft da mit ſich nimmt, wo ſie frey iſt oder ſchwaͤcher zuruͤckgehalten wird, da aber zuruͤcklaͤßt, wo ſie durch ihre Verwandtſchaften ſtaͤrker an andere Koͤrper gefeſſelt wird. Da das Medium dieſer Fortpflanzung gemeiniglich die Luft iſt, ſo hat dieſe allerdings auf die Erſcheinungen der Wirkungskreiſe einen betraͤchtlichen Einfluß; denn ein jeder Koͤrper beſitzt z. B. nur in ſofern +<hirendition="#aq">E,</hi> als er einen Ueberſchuß an elektriſcher Materie in Vergleichung mit der umgebenden Luft hat, und in ſofern —<hirendition="#aq">E,</hi> als er in Vergleichung mit eben dieſer Luft an elektriſcher Materie Mangel leidet.</p><p>Der Raum erlaubt mir nicht, hier dieſes Syſtem vollſtaͤndig vorzutragen. Es ſcheint zwar ein wenig verwickelt, ſchließt ſich aber doch an die Phaͤnomene mit vieler Leichtigkeit und Uebereinſtimmung an, und erklaͤrt am Ende mancherley Umſtaͤnde, von denen ſich aus den ſonſt bekannten Geſetzen und Vorſtellungsarten nicht allemal leicht Rechenſchaft geben laͤßt. Man wird dies ſehr lebhaft fuͤhlen, wenn man in Herrn <hirendition="#b">de Luͤc</hi> Ideen uͤber die Meteorologie das dritte Capitel, welches faſt die Haͤlfte des erſten Bandes ausmacht, mit Aufmerkſamkeit ſtudiren, und die darinn enthaltenen Erklaͤrungen der leidner Flaſche, des Elektrophors, Condenſators, der elektriſchen Einfluͤſſe, der Bewegungen durch Anziehen und Zuruͤckſtoßen, der Figuren des Herrn Lichtenberg u. ſ. w. mit dem, was von andern hieruͤber geſagt wird, zuſammenhalten will. Nur als Beyſpiel will ich noch die Erklaͤrung des Elektrophors hinzufuͤgen.</p><p>Nicht leitende Platten halten die elektriſche Materie, die einmal an ihren Oberflaͤchen abgeſetzt iſt, ſehr feſt. Daher iſt die Entladung niemals vollſtaͤndig, wenn auch gleich die Belegungen in einer leitenden Verbindung ſind. Es bleibt immer und auf lange Zeit etwas uͤberfluͤßige elektriſche Materie auf der Seite, welche den Ueberſchuß hatte. Dagegen nehmen aber auch dieſe Flaͤchen die elektriſche Materie mit Schwierigkeit, und nur durch Punkte der unmittelbaren Beruͤhrung, an; daher koͤmmt es, daß in derjenigen Flaͤche, welche verlohren hat, auch der Mangel<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[808/0818]
Verwandtſchaft da mit ſich nimmt, wo ſie frey iſt oder ſchwaͤcher zuruͤckgehalten wird, da aber zuruͤcklaͤßt, wo ſie durch ihre Verwandtſchaften ſtaͤrker an andere Koͤrper gefeſſelt wird. Da das Medium dieſer Fortpflanzung gemeiniglich die Luft iſt, ſo hat dieſe allerdings auf die Erſcheinungen der Wirkungskreiſe einen betraͤchtlichen Einfluß; denn ein jeder Koͤrper beſitzt z. B. nur in ſofern +E, als er einen Ueberſchuß an elektriſcher Materie in Vergleichung mit der umgebenden Luft hat, und in ſofern — E, als er in Vergleichung mit eben dieſer Luft an elektriſcher Materie Mangel leidet.
Der Raum erlaubt mir nicht, hier dieſes Syſtem vollſtaͤndig vorzutragen. Es ſcheint zwar ein wenig verwickelt, ſchließt ſich aber doch an die Phaͤnomene mit vieler Leichtigkeit und Uebereinſtimmung an, und erklaͤrt am Ende mancherley Umſtaͤnde, von denen ſich aus den ſonſt bekannten Geſetzen und Vorſtellungsarten nicht allemal leicht Rechenſchaft geben laͤßt. Man wird dies ſehr lebhaft fuͤhlen, wenn man in Herrn de Luͤc Ideen uͤber die Meteorologie das dritte Capitel, welches faſt die Haͤlfte des erſten Bandes ausmacht, mit Aufmerkſamkeit ſtudiren, und die darinn enthaltenen Erklaͤrungen der leidner Flaſche, des Elektrophors, Condenſators, der elektriſchen Einfluͤſſe, der Bewegungen durch Anziehen und Zuruͤckſtoßen, der Figuren des Herrn Lichtenberg u. ſ. w. mit dem, was von andern hieruͤber geſagt wird, zuſammenhalten will. Nur als Beyſpiel will ich noch die Erklaͤrung des Elektrophors hinzufuͤgen.
Nicht leitende Platten halten die elektriſche Materie, die einmal an ihren Oberflaͤchen abgeſetzt iſt, ſehr feſt. Daher iſt die Entladung niemals vollſtaͤndig, wenn auch gleich die Belegungen in einer leitenden Verbindung ſind. Es bleibt immer und auf lange Zeit etwas uͤberfluͤßige elektriſche Materie auf der Seite, welche den Ueberſchuß hatte. Dagegen nehmen aber auch dieſe Flaͤchen die elektriſche Materie mit Schwierigkeit, und nur durch Punkte der unmittelbaren Beruͤhrung, an; daher koͤmmt es, daß in derjenigen Flaͤche, welche verlohren hat, auch der Mangel
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 808. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/818>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.