jetzt weiß, daß auch sie eigne Bewegungen haben, die jedoch Wright in dieser Beziehung nicht betrachtet. Seine Erklärung geht vielmehr dahin, daß sich die Reihen der Sterne hauptsächlich durch die Ebene der Milchstraße erstrecken, und nach dieser Richtung ohne Vergleichung häufiger, als nach den übrigen, hinter einander liegen. Er giebt auf zwo Platten eine vortrefliche Abbildung dieses bewundernswürdigen Streifens, und berechnet in selbigem, indem er ihn 9° breit, und in jeden Quadratgrad 1200 Sterne setzt, die Anzahl der Weltsysteme auf 3888000. Durch diese Gedanken veranlaßt hat auch Herr Kant (Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg, 1755. 8.) ähnliche Muthmaßungen über die Lagen der Fixsterne mitgetheilt. Und in der That lehrt der Anblick der Milchstraße unwidersprechlich, daß die ganze Schöpfung der Fixsternweiten durch diese Fläche am weitsten, also nicht durch einen kugelförmigen, sondern vielmehr flachen, scheibenähnlichen oder sehr platten sphäroidischen Raum ausgebreitet sey.
Lambert (Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augspurg, 1761. gr. 8.) hat diese Muthmaßungen mit seinem gewöhnlichen Scharfsinne viel weiter verfolgt. Er stellt sich vor, daß alle außerhalb der Milchstraße liegende zerstreut erscheinende Fixsterne zusammen ein einziges System ausmachen, zu welchem unsere Sonne selbst mit gehört. In der Ebene der Milchstraße liegen nun in unermeßlichen Reihen hinter einander nicht blos einzelne Fixsterne mit ihren Planeten, sondern ganze dem vorigen gleiche Systeme, zu deren jedem viele tausend Sonnen, jede mit ihren Planeten, gehören. Obgleich die einzelnen Sonnen schon sehr weit aus einander stehen, so sind doch die Abstände zwischen diesen Systemen noch bey weitem größer. Ein solcher für unsere Vorstellung ungeheurer Abstand befindet sich auch zwischen unserm Fixsternsystem, das sich über den ganzen gestirnten Himmel verbreitet, und den übrigen, deren vereinigter Glanz uns die Erscheinung der Milchstraße verursacht.
jetzt weiß, daß auch ſie eigne Bewegungen haben, die jedoch Wright in dieſer Beziehung nicht betrachtet. Seine Erklaͤrung geht vielmehr dahin, daß ſich die Reihen der Sterne hauptſaͤchlich durch die Ebene der Milchſtraße erſtrecken, und nach dieſer Richtung ohne Vergleichung haͤufiger, als nach den uͤbrigen, hinter einander liegen. Er giebt auf zwo Platten eine vortrefliche Abbildung dieſes bewundernswuͤrdigen Streifens, und berechnet in ſelbigem, indem er ihn 9° breit, und in jeden Quadratgrad 1200 Sterne ſetzt, die Anzahl der Weltſyſteme auf 3888000. Durch dieſe Gedanken veranlaßt hat auch Herr Kant (Allgemeine Naturgeſchichte und Theorie des Himmels. Koͤnigsberg, 1755. 8.) aͤhnliche Muthmaßungen uͤber die Lagen der Fixſterne mitgetheilt. Und in der That lehrt der Anblick der Milchſtraße unwiderſprechlich, daß die ganze Schoͤpfung der Fixſternweiten durch dieſe Flaͤche am weitſten, alſo nicht durch einen kugelfoͤrmigen, ſondern vielmehr flachen, ſcheibenaͤhnlichen oder ſehr platten ſphaͤroidiſchen Raum ausgebreitet ſey.
Lambert (Cosmologiſche Briefe uͤber die Einrichtung des Weltbaues. Augſpurg, 1761. gr. 8.) hat dieſe Muthmaßungen mit ſeinem gewoͤhnlichen Scharfſinne viel weiter verfolgt. Er ſtellt ſich vor, daß alle außerhalb der Milchſtraße liegende zerſtreut erſcheinende Fixſterne zuſammen ein einziges Syſtem ausmachen, zu welchem unſere Sonne ſelbſt mit gehoͤrt. In der Ebene der Milchſtraße liegen nun in unermeßlichen Reihen hinter einander nicht blos einzelne Fixſterne mit ihren Planeten, ſondern ganze dem vorigen gleiche Syſteme, zu deren jedem viele tauſend Sonnen, jede mit ihren Planeten, gehoͤren. Obgleich die einzelnen Sonnen ſchon ſehr weit aus einander ſtehen, ſo ſind doch die Abſtaͤnde zwiſchen dieſen Syſtemen noch bey weitem groͤßer. Ein ſolcher fuͤr unſere Vorſtellung ungeheurer Abſtand befindet ſich auch zwiſchen unſerm Fixſternſyſtem, das ſich uͤber den ganzen geſtirnten Himmel verbreitet, und den uͤbrigen, deren vereinigter Glanz uns die Erſcheinung der Milchſtraße verurſacht.
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jetzt weiß, daß auch ſie eigne Bewegungen haben, die jedoch Wright in dieſer Beziehung nicht betrachtet. Seine Erklaͤrung geht vielmehr dahin, daß ſich die Reihen der Sterne hauptſaͤchlich durch die Ebene der Milchſtraße erſtrecken, und nach dieſer Richtung ohne Vergleichung haͤufiger, als nach den uͤbrigen, hinter einander liegen. Er giebt auf zwo Platten eine vortrefliche Abbildung dieſes bewundernswuͤrdigen Streifens, und berechnet in ſelbigem, indem er ihn 9° breit, und in jeden Quadratgrad 1200 Sterne ſetzt, die Anzahl der Weltſyſteme auf 3888000. Durch dieſe Gedanken veranlaßt hat auch Herr Kant (Allgemeine Naturgeſchichte und Theorie des Himmels. Koͤnigsberg, 1755. 8.) aͤhnliche Muthmaßungen uͤber die Lagen der Fixſterne mitgetheilt. Und in der That lehrt der Anblick der Milchſtraße unwiderſprechlich, daß die ganze Schoͤpfung der Fixſternweiten durch dieſe Flaͤche am weitſten, alſo nicht durch einen kugelfoͤrmigen, ſondern vielmehr flachen, ſcheibenaͤhnlichen oder ſehr platten ſphaͤroidiſchen Raum ausgebreitet ſey.
Lambert (Cosmologiſche Briefe uͤber die Einrichtung des Weltbaues. Augſpurg, 1761. gr. 8.) hat dieſe Muthmaßungen mit ſeinem gewoͤhnlichen Scharfſinne viel weiter verfolgt. Er ſtellt ſich vor, daß alle außerhalb der Milchſtraße liegende zerſtreut erſcheinende Fixſterne zuſammen ein einziges Syſtem ausmachen, zu welchem unſere Sonne ſelbſt mit gehoͤrt. In der Ebene der Milchſtraße liegen nun in unermeßlichen Reihen hinter einander nicht blos einzelne Fixſterne mit ihren Planeten, ſondern ganze dem vorigen gleiche Syſteme, zu deren jedem viele tauſend Sonnen, jede mit ihren Planeten, gehoͤren. Obgleich die einzelnen Sonnen ſchon ſehr weit aus einander ſtehen, ſo ſind doch die Abſtaͤnde zwiſchen dieſen Syſtemen noch bey weitem groͤßer. Ein ſolcher fuͤr unſere Vorſtellung ungeheurer Abſtand befindet ſich auch zwiſchen unſerm Fixſternſyſtem, das ſich uͤber den ganzen geſtirnten Himmel verbreitet, und den uͤbrigen, deren vereinigter Glanz uns die Erſcheinung der Milchſtraße verurſacht.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 692. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/702>, abgerufen am 22.11.2024.
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