Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Andere haben dieses Meteor von Ausbrüchen unterirdischer Dämpfe herleiten wollen. Daraus würde man höchstens die emporsteigende Säule (trombe ascendante), nicht aber die aus der Wolke herabgesenkte, erklären können; auch steht das Fortrücken der Wassersäule entgegen, da die Dämpfe doch nur an einer unbeweglichen Stelle ausbrechen könnten. Eben so wenig kan man die Ursache in dem Aufsteigen einer untern wärmern Luftschicht durch die obere kältere, oder in dem Niederfahren der obern durch die untere, suchen: denn auch dabey müßte, wenn einmal der Durchbruch entstanden wäre, ein heftiger Wind auf allen Seiten zu spüren seyn. Vielmehr zeigt die fortgehende Bewegung offenbar, daß die wahre Ursache in der fortschreitenden Wolke liege. Beccaria (Elettricismo artificiale e naturale, 1753. 4. und Lettere dell' elettricismo, in Bologna, 1758. 4.) hat mit sehr viel Wahrscheinlichkeit die Wettersäulen für ein elektrisches Phänomen erklärt, welches durch die Anziehung zwischen der Wolke und der See oder dem Erdboden entstehe. Eben dieses haben Franklin, Wilke, Brisson (Sur une espece de meteore connu sous le nom de trombe, in Mem. de l'acad. de Paris, 1767.), Reimatus, Tavallo u. a. nachher noch mehr bestätiget. Das Wasser hebt sich, wenn der Knopf eines elektrisirten Leiters darüber gehalten wird, und Cavallo (Vollst. Abhdl. von der Elektricität, der Uebers. 3te Aufl. S. 200.) gründet hierauf einen Versuch, der im Kleinen die Wasserhose ähnlich genug nachahmt. Bringt man einen großen Wassertropfen auf den Knopf einer isolirten geladenen Flasche, und nähert ihm den Knopf einer andern Flasche, welche
Andere haben dieſes Meteor von Ausbruͤchen unterirdiſcher Daͤmpfe herleiten wollen. Daraus wuͤrde man hoͤchſtens die emporſteigende Saͤule (trombe aſcendante), nicht aber die aus der Wolke herabgeſenkte, erklaͤren koͤnnen; auch ſteht das Fortruͤcken der Waſſerſaͤule entgegen, da die Daͤmpfe doch nur an einer unbeweglichen Stelle ausbrechen koͤnnten. Eben ſo wenig kan man die Urſache in dem Aufſteigen einer untern waͤrmern Luftſchicht durch die obere kaͤltere, oder in dem Niederfahren der obern durch die untere, ſuchen: denn auch dabey muͤßte, wenn einmal der Durchbruch entſtanden waͤre, ein heftiger Wind auf allen Seiten zu ſpuͤren ſeyn. Vielmehr zeigt die fortgehende Bewegung offenbar, daß die wahre Urſache in der fortſchreitenden Wolke liege. Beccaria (Elettriciſmo artificiale e naturale, 1753. 4. und Lettere dell' elettriciſmo, in Bologna, 1758. 4.) hat mit ſehr viel Wahrſcheinlichkeit die Wetterſaͤulen fuͤr ein elektriſches Phaͤnomen erklaͤrt, welches durch die Anziehung zwiſchen der Wolke und der See oder dem Erdboden entſtehe. Eben dieſes haben Franklin, Wilke, Briſſon (Sur une eſpece de meteore connu ſous le nom de trombe, in Mém. de l'acad. de Paris, 1767.), Reimatus, Tavallo u. a. nachher noch mehr beſtaͤtiget. Das Waſſer hebt ſich, wenn der Knopf eines elektriſirten Leiters daruͤber gehalten wird, und Cavallo (Vollſt. Abhdl. von der Elektricitaͤt, der Ueberſ. 3te Aufl. S. 200.) gruͤndet hierauf einen Verſuch, der im Kleinen die Waſſerhoſe aͤhnlich genug nachahmt. Bringt man einen großen Waſſertropfen auf den Knopf einer iſolirten geladenen Flaſche, und naͤhert ihm den Knopf einer andern Flaſche, welche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0670" xml:id="P.4.660" n="660"/><lb/> Guinea eine Waſſerſaͤule nahe beym Schiffe zerplatzte, und das erhobne Waſſer, wie eine große Laſt, ins Meer zuruͤckfiel. Bey dieſem Zerplatzen ward zwar das Schif von einem ſtarken Windſtoße auf die Seite geworfen und in etwas beſchaͤdiget; aber es war auch augenblicklich aller Wind voruͤber. Dagegen muͤßten Winde, die ſo gewaltſame Wirkungen hervorbringen ſollten, weit anhaltender und in einem großen Umfange zu ſpuͤren ſeyn.</p> <p>Andere haben dieſes Meteor von Ausbruͤchen unterirdiſcher Daͤmpfe herleiten wollen. Daraus wuͤrde man hoͤchſtens die emporſteigende Saͤule (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">trombe aſcendante</hi></hi>), nicht aber die aus der Wolke herabgeſenkte, erklaͤren koͤnnen; auch ſteht das Fortruͤcken der Waſſerſaͤule entgegen, da die Daͤmpfe doch nur an einer unbeweglichen Stelle ausbrechen koͤnnten. Eben ſo wenig kan man die Urſache in dem Aufſteigen einer untern waͤrmern Luftſchicht durch die obere kaͤltere, oder in dem Niederfahren der obern durch die untere, ſuchen: denn auch dabey muͤßte, wenn einmal der Durchbruch entſtanden waͤre, ein heftiger Wind auf allen Seiten zu ſpuͤren ſeyn. Vielmehr zeigt die fortgehende Bewegung offenbar, daß die wahre Urſache in der fortſchreitenden Wolke liege.</p> <p><hi rendition="#b">Beccaria</hi> (<hi rendition="#aq">Elettriciſmo artificiale e naturale, 1753. 4.</hi> und <hi rendition="#aq">Lettere dell' elettriciſmo, in Bologna, 1758. 4.</hi>) hat mit ſehr viel Wahrſcheinlichkeit die Wetterſaͤulen fuͤr ein elektriſches Phaͤnomen erklaͤrt, welches durch die Anziehung zwiſchen der Wolke und der See oder dem Erdboden entſtehe. Eben dieſes haben <hi rendition="#b">Franklin, Wilke, Briſſon</hi> (<hi rendition="#aq">Sur une eſpece de meteore connu ſous le nom de trombe,</hi> in <hi rendition="#aq">Mém. de l'acad. de Paris, 1767.</hi>), <hi rendition="#b">Reimatus, Tavallo</hi> u. a. nachher noch mehr beſtaͤtiget.</p> <p>Das Waſſer hebt ſich, wenn der Knopf eines elektriſirten Leiters daruͤber gehalten wird, und <hi rendition="#b">Cavallo</hi> (Vollſt. Abhdl. von der Elektricitaͤt, der Ueberſ. 3te Aufl. S. 200.) gruͤndet hierauf einen Verſuch, der im Kleinen die Waſſerhoſe aͤhnlich genug nachahmt. Bringt man einen großen Waſſertropfen auf den Knopf einer iſolirten geladenen Flaſche, und naͤhert ihm den Knopf einer andern Flaſche, welche<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [660/0670]
Guinea eine Waſſerſaͤule nahe beym Schiffe zerplatzte, und das erhobne Waſſer, wie eine große Laſt, ins Meer zuruͤckfiel. Bey dieſem Zerplatzen ward zwar das Schif von einem ſtarken Windſtoße auf die Seite geworfen und in etwas beſchaͤdiget; aber es war auch augenblicklich aller Wind voruͤber. Dagegen muͤßten Winde, die ſo gewaltſame Wirkungen hervorbringen ſollten, weit anhaltender und in einem großen Umfange zu ſpuͤren ſeyn.
Andere haben dieſes Meteor von Ausbruͤchen unterirdiſcher Daͤmpfe herleiten wollen. Daraus wuͤrde man hoͤchſtens die emporſteigende Saͤule (trombe aſcendante), nicht aber die aus der Wolke herabgeſenkte, erklaͤren koͤnnen; auch ſteht das Fortruͤcken der Waſſerſaͤule entgegen, da die Daͤmpfe doch nur an einer unbeweglichen Stelle ausbrechen koͤnnten. Eben ſo wenig kan man die Urſache in dem Aufſteigen einer untern waͤrmern Luftſchicht durch die obere kaͤltere, oder in dem Niederfahren der obern durch die untere, ſuchen: denn auch dabey muͤßte, wenn einmal der Durchbruch entſtanden waͤre, ein heftiger Wind auf allen Seiten zu ſpuͤren ſeyn. Vielmehr zeigt die fortgehende Bewegung offenbar, daß die wahre Urſache in der fortſchreitenden Wolke liege.
Beccaria (Elettriciſmo artificiale e naturale, 1753. 4. und Lettere dell' elettriciſmo, in Bologna, 1758. 4.) hat mit ſehr viel Wahrſcheinlichkeit die Wetterſaͤulen fuͤr ein elektriſches Phaͤnomen erklaͤrt, welches durch die Anziehung zwiſchen der Wolke und der See oder dem Erdboden entſtehe. Eben dieſes haben Franklin, Wilke, Briſſon (Sur une eſpece de meteore connu ſous le nom de trombe, in Mém. de l'acad. de Paris, 1767.), Reimatus, Tavallo u. a. nachher noch mehr beſtaͤtiget.
Das Waſſer hebt ſich, wenn der Knopf eines elektriſirten Leiters daruͤber gehalten wird, und Cavallo (Vollſt. Abhdl. von der Elektricitaͤt, der Ueberſ. 3te Aufl. S. 200.) gruͤndet hierauf einen Verſuch, der im Kleinen die Waſſerhoſe aͤhnlich genug nachahmt. Bringt man einen großen Waſſertropfen auf den Knopf einer iſolirten geladenen Flaſche, und naͤhert ihm den Knopf einer andern Flaſche, welche
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