Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Bey seinen häufigen Verwandtschaften mit mancherley Stoffen tritt das Wasser in viele Verbindungen, aus denen man es doch am Ende immer unverändert wieder erhält. Daß es durch den Wärmestof die Dampf- und Luftgestalt, und durch Entziehung der Wärme die Form eines festen Körpers erhält, ist schon im Anfang dieses Artikels angeführt worden. Es hängt sich an diejenigen Körper, mit denen es verwandt ist, an, benetzt dadurch ihre Oberflächen, und dringt in ihre Zwischenräume und feinen Gefäße als Feuchtigkeit ein. Bey Berührung mit der Luft ist es der Ausdünstung unterworfen, welche von einigen als wahre chymische Auflösung des Wassers in der Luft, von andern blos als Mengung eines vom Wärmestof aufgelöseten und in Dünste verwandelten Wassers mit der Luft, betrachtet wird, s. Ausdünstung, Dünste. Das in der Luft als Dunst oder Feuchtigkeit enthaltene Wasser theilt sich auch andern dieser Luft ausgesetzten Körpern mit, worauf die Phänomene der Hygrometer beruhen, s. Hygrometer. Diese Mittheilung dauert so lange, bis ein gewisses Gleichgewicht erreicht ist, und jeder Körper von der vorhandenen Feuchtigkeit den ihm zukommenden Antheil in sich genommen hat; eben so, wie die fühlbare Wärme sich unter ein System von mehrern Körpern vertheilt, s. Wärme, Wärme, specifische. Daher kömmt die Aehnlichkeit der hygrometrischen Phänomene mit den thermometrischen, und man kan sich hier eben so eine verschiedene Capacität der Stoffe gegen die Feuchtigkeit gedenken, wie man sich eine verschiedene specifische Wärme derselben vorstellt. Daß diese hygrometrische Affinität der Stosfe genau im Verhältnisse ihrer chymischen Verwandtschaft mit dem Wasser stehen werde, ist gar nicht zu erwarten, da bey den hygrometrischen Erscheinungen Luft und Wärmestof ganz anders mitwirken, als bey unmittelbarer Berührung der Stoffe mit tropfbarem Wasser. Das Wasser wird in einigen festen Körpern mit Verlust seiner tropfbaren Gestalt gebunden, und als ein fester Bestandtheil mit ihnen vereiniget. Dies geschieht z. B. bey dem Anschießen der Salze mit dem sogenannten Kry- Bey ſeinen haͤufigen Verwandtſchaften mit mancherley Stoffen tritt das Waſſer in viele Verbindungen, aus denen man es doch am Ende immer unveraͤndert wieder erhaͤlt. Daß es durch den Waͤrmeſtof die Dampf- und Luftgeſtalt, und durch Entziehung der Waͤrme die Form eines feſten Koͤrpers erhaͤlt, iſt ſchon im Anfang dieſes Artikels angefuͤhrt worden. Es haͤngt ſich an diejenigen Koͤrper, mit denen es verwandt iſt, an, benetzt dadurch ihre Oberflaͤchen, und dringt in ihre Zwiſchenraͤume und feinen Gefaͤße als Feuchtigkeit ein. Bey Beruͤhrung mit der Luft iſt es der Ausduͤnſtung unterworfen, welche von einigen als wahre chymiſche Aufloͤſung des Waſſers in der Luft, von andern blos als Mengung eines vom Waͤrmeſtof aufgeloͤſeten und in Duͤnſte verwandelten Waſſers mit der Luft, betrachtet wird, ſ. Ausduͤnſtung, Duͤnſte. Das in der Luft als Dunſt oder Feuchtigkeit enthaltene Waſſer theilt ſich auch andern dieſer Luft ausgeſetzten Koͤrpern mit, worauf die Phaͤnomene der Hygrometer beruhen, ſ. Hygrometer. Dieſe Mittheilung dauert ſo lange, bis ein gewiſſes Gleichgewicht erreicht iſt, und jeder Koͤrper von der vorhandenen Feuchtigkeit den ihm zukommenden Antheil in ſich genommen hat; eben ſo, wie die fuͤhlbare Waͤrme ſich unter ein Syſtem von mehrern Koͤrpern vertheilt, ſ. Waͤrme, Waͤrme, ſpecifiſche. Daher koͤmmt die Aehnlichkeit der hygrometriſchen Phaͤnomene mit den thermometriſchen, und man kan ſich hier eben ſo eine verſchiedene Capacitaͤt der Stoffe gegen die Feuchtigkeit gedenken, wie man ſich eine verſchiedene ſpecifiſche Waͤrme derſelben vorſtellt. Daß dieſe hygrometriſche Affinitaͤt der Stoſfe genau im Verhaͤltniſſe ihrer chymiſchen Verwandtſchaft mit dem Waſſer ſtehen werde, iſt gar nicht zu erwarten, da bey den hygrometriſchen Erſcheinungen Luft und Waͤrmeſtof ganz anders mitwirken, als bey unmittelbarer Beruͤhrung der Stoffe mit tropfbarem Waſſer. Das Waſſer wird in einigen feſten Koͤrpern mit Verluſt ſeiner tropfbaren Geſtalt gebunden, und als ein feſter Beſtandtheil mit ihnen vereiniget. Dies geſchieht z. B. bey dem Anſchießen der Salze mit dem ſogenannten Kry- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0653" xml:id="P.4.643" n="643"/><lb/> </p> <p>Bey ſeinen haͤufigen Verwandtſchaften mit mancherley Stoffen tritt das Waſſer in viele Verbindungen, aus denen man es doch am Ende immer unveraͤndert wieder erhaͤlt. Daß es durch den Waͤrmeſtof die Dampf- und Luftgeſtalt, und durch Entziehung der Waͤrme die Form eines feſten Koͤrpers erhaͤlt, iſt ſchon im Anfang dieſes Artikels angefuͤhrt worden. Es haͤngt ſich an diejenigen Koͤrper, mit denen es verwandt iſt, an, benetzt dadurch ihre Oberflaͤchen, und dringt in ihre Zwiſchenraͤume und feinen Gefaͤße als Feuchtigkeit ein. Bey Beruͤhrung mit der Luft iſt es der Ausduͤnſtung unterworfen, welche von einigen als wahre chymiſche Aufloͤſung des Waſſers in der Luft, von andern blos als Mengung eines vom Waͤrmeſtof aufgeloͤſeten und in Duͤnſte verwandelten Waſſers mit der Luft, betrachtet wird, <hi rendition="#b">ſ. 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Bey ſeinen haͤufigen Verwandtſchaften mit mancherley Stoffen tritt das Waſſer in viele Verbindungen, aus denen man es doch am Ende immer unveraͤndert wieder erhaͤlt. Daß es durch den Waͤrmeſtof die Dampf- und Luftgeſtalt, und durch Entziehung der Waͤrme die Form eines feſten Koͤrpers erhaͤlt, iſt ſchon im Anfang dieſes Artikels angefuͤhrt worden. Es haͤngt ſich an diejenigen Koͤrper, mit denen es verwandt iſt, an, benetzt dadurch ihre Oberflaͤchen, und dringt in ihre Zwiſchenraͤume und feinen Gefaͤße als Feuchtigkeit ein. Bey Beruͤhrung mit der Luft iſt es der Ausduͤnſtung unterworfen, welche von einigen als wahre chymiſche Aufloͤſung des Waſſers in der Luft, von andern blos als Mengung eines vom Waͤrmeſtof aufgeloͤſeten und in Duͤnſte verwandelten Waſſers mit der Luft, betrachtet wird, ſ. Ausduͤnſtung, Duͤnſte. Das in der Luft als Dunſt oder Feuchtigkeit enthaltene Waſſer theilt ſich auch andern dieſer Luft ausgeſetzten Koͤrpern mit, worauf die Phaͤnomene der Hygrometer beruhen, ſ. Hygrometer. Dieſe Mittheilung dauert ſo lange, bis ein gewiſſes Gleichgewicht erreicht iſt, und jeder Koͤrper von der vorhandenen Feuchtigkeit den ihm zukommenden Antheil in ſich genommen hat; eben ſo, wie die fuͤhlbare Waͤrme ſich unter ein Syſtem von mehrern Koͤrpern vertheilt, ſ. Waͤrme, Waͤrme, ſpecifiſche. Daher koͤmmt die Aehnlichkeit der hygrometriſchen Phaͤnomene mit den thermometriſchen, und man kan ſich hier eben ſo eine verſchiedene Capacitaͤt der Stoffe gegen die Feuchtigkeit gedenken, wie man ſich eine verſchiedene ſpecifiſche Waͤrme derſelben vorſtellt. Daß dieſe hygrometriſche Affinitaͤt der Stoſfe genau im Verhaͤltniſſe ihrer chymiſchen Verwandtſchaft mit dem Waſſer ſtehen werde, iſt gar nicht zu erwarten, da bey den hygrometriſchen Erſcheinungen Luft und Waͤrmeſtof ganz anders mitwirken, als bey unmittelbarer Beruͤhrung der Stoffe mit tropfbarem Waſſer.
Das Waſſer wird in einigen feſten Koͤrpern mit Verluſt ſeiner tropfbaren Geſtalt gebunden, und als ein feſter Beſtandtheil mit ihnen vereiniget. Dies geſchieht z. B. bey dem Anſchießen der Salze mit dem ſogenannten Kry-
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