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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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(Physiologia nova experimentalis. Lugd. Bat. 4.) herauskam.

Den größten Ruf haben die Versuche der florentinischen Akademie del Cimento (Saggi di naturali Esperienze, fatte nell' Acad. del Cim. in Firenze. 1661. fol. p. 197.) erlangt. Es sind deren drey. Im ersten wurden zwo Glasröhren mit Kugeln zum Theil mit Wasser gefüllt, oben mit einander verbunden, und die eine Kugel in Eis gesetzt, in der andern aber das Wasser zum Kochen gebracht. Die Dämpfe dieses Wassers drückten nun heftig gegen das andere, das sich in der eiskalten Kugel und Röhre befand, konnten es aber dennoch nicht tiefer hinab und zusammendrücken, sondern der Druck zerbrach vielmehr den Boden der kalten Kugel, und als man statt der Glaskugeln kupferne nahm, preßten die Dämpfe das Wasser durch die Löthung der kalten Kugel, und zersprengten endlich die daran befindliche Glasröhre. Im zweyten Versuche ward das in eine Glasröhre genau eingeschloßne Wasser durch hinzugegoßnes Quecksilber, dessen Druck bis auf 80 Pfund (gegen 6 Pfund Wasser) stieg, gedrückt, ohne daß sich dabey die mindeste Verringerung seines Volumens zeigte. Beym dritten Versuche, welcher der bekannteste ist, ward eine dünne große von Silber gegossene Kugel genau mit eiskaltem Wasser angesüllt, die Oefnung sorgfältig verschlossen, und die Kugel gehämmert, um das Wasser in einen engern Raum zu zwingen. Statt dieses gehoften Erfolgs drang das Wasser bey jedem Schlage durch die Poren des Metalls, wie Quecksilber, das durch Leder gepreßt wird. Durch diese Versuche hielt man sich berechtiget, die Compressibilität des Wassers gänzlich zu läugnen.

Musschenbroek(Tentamina exper. natural. captorum in Acad. del Cim. Lugd. Batav. 1731. 4.) hat zu diesen Versuchen noch mehrere den baconischen ähnliche hinzugefügt. Zwo Kugeln, eine zinnerne und eine bleyerne, von 3 Zoll Durchmesser und 3 Lin. Metalldicke, wurden durch eine Seitenröhre sehr genau mit Wasser gefüllt, das unter der Luftpumpe von Luft gereinigt und beträchtlich kalt war. In die Röhre ward sodann ein metallner Zapfen hineingetrieben, die Oefnung zugeschmolzen, und die Kugel unter


(Phyſiologia nova experimentalis. Lugd. Bat. 4.) herauskam.

Den groͤßten Ruf haben die Verſuche der florentiniſchen Akademie del Cimento (Saggi di naturali Eſperienze, fatte nell' Acad. del Cim. in Firenze. 1661. fol. p. 197.) erlangt. Es ſind deren drey. Im erſten wurden zwo Glasroͤhren mit Kugeln zum Theil mit Waſſer gefuͤllt, oben mit einander verbunden, und die eine Kugel in Eis geſetzt, in der andern aber das Waſſer zum Kochen gebracht. Die Daͤmpfe dieſes Waſſers druͤckten nun heftig gegen das andere, das ſich in der eiskalten Kugel und Roͤhre befand, konnten es aber dennoch nicht tiefer hinab und zuſammendruͤcken, ſondern der Druck zerbrach vielmehr den Boden der kalten Kugel, und als man ſtatt der Glaskugeln kupferne nahm, preßten die Daͤmpfe das Waſſer durch die Loͤthung der kalten Kugel, und zerſprengten endlich die daran befindliche Glasroͤhre. Im zweyten Verſuche ward das in eine Glasroͤhre genau eingeſchloßne Waſſer durch hinzugegoßnes Queckſilber, deſſen Druck bis auf 80 Pfund (gegen 6 Pfund Waſſer) ſtieg, gedruͤckt, ohne daß ſich dabey die mindeſte Verringerung ſeines Volumens zeigte. Beym dritten Verſuche, welcher der bekannteſte iſt, ward eine duͤnne große von Silber gegoſſene Kugel genau mit eiskaltem Waſſer angeſuͤllt, die Oefnung ſorgfaͤltig verſchloſſen, und die Kugel gehaͤmmert, um das Waſſer in einen engern Raum zu zwingen. Statt dieſes gehoften Erfolgs drang das Waſſer bey jedem Schlage durch die Poren des Metalls, wie Queckſilber, das durch Leder gepreßt wird. Durch dieſe Verſuche hielt man ſich berechtiget, die Compreſſibilitaͤt des Waſſers gaͤnzlich zu laͤugnen.

Muſſchenbroek(Tentamina exper. natural. captorum in Acad. del Cim. Lugd. Batav. 1731. 4.) hat zu dieſen Verſuchen noch mehrere den baconiſchen aͤhnliche hinzugefuͤgt. Zwo Kugeln, eine zinnerne und eine bleyerne, von 3 Zoll Durchmeſſer und 3 Lin. Metalldicke, wurden durch eine Seitenroͤhre ſehr genau mit Waſſer gefuͤllt, das unter der Luftpumpe von Luft gereinigt und betraͤchtlich kalt war. In die Roͤhre ward ſodann ein metallner Zapfen hineingetrieben, die Oefnung zugeſchmolzen, und die Kugel unter

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[635/0645] (Phyſiologia nova experimentalis. Lugd. Bat. 4.) herauskam. Den groͤßten Ruf haben die Verſuche der florentiniſchen Akademie del Cimento (Saggi di naturali Eſperienze, fatte nell' Acad. del Cim. in Firenze. 1661. fol. p. 197.) erlangt. Es ſind deren drey. Im erſten wurden zwo Glasroͤhren mit Kugeln zum Theil mit Waſſer gefuͤllt, oben mit einander verbunden, und die eine Kugel in Eis geſetzt, in der andern aber das Waſſer zum Kochen gebracht. Die Daͤmpfe dieſes Waſſers druͤckten nun heftig gegen das andere, das ſich in der eiskalten Kugel und Roͤhre befand, konnten es aber dennoch nicht tiefer hinab und zuſammendruͤcken, ſondern der Druck zerbrach vielmehr den Boden der kalten Kugel, und als man ſtatt der Glaskugeln kupferne nahm, preßten die Daͤmpfe das Waſſer durch die Loͤthung der kalten Kugel, und zerſprengten endlich die daran befindliche Glasroͤhre. Im zweyten Verſuche ward das in eine Glasroͤhre genau eingeſchloßne Waſſer durch hinzugegoßnes Queckſilber, deſſen Druck bis auf 80 Pfund (gegen 6 Pfund Waſſer) ſtieg, gedruͤckt, ohne daß ſich dabey die mindeſte Verringerung ſeines Volumens zeigte. Beym dritten Verſuche, welcher der bekannteſte iſt, ward eine duͤnne große von Silber gegoſſene Kugel genau mit eiskaltem Waſſer angeſuͤllt, die Oefnung ſorgfaͤltig verſchloſſen, und die Kugel gehaͤmmert, um das Waſſer in einen engern Raum zu zwingen. Statt dieſes gehoften Erfolgs drang das Waſſer bey jedem Schlage durch die Poren des Metalls, wie Queckſilber, das durch Leder gepreßt wird. Durch dieſe Verſuche hielt man ſich berechtiget, die Compreſſibilitaͤt des Waſſers gaͤnzlich zu laͤugnen. Muſſchenbroek(Tentamina exper. natural. captorum in Acad. del Cim. Lugd. Batav. 1731. 4.) hat zu dieſen Verſuchen noch mehrere den baconiſchen aͤhnliche hinzugefuͤgt. Zwo Kugeln, eine zinnerne und eine bleyerne, von 3 Zoll Durchmeſſer und 3 Lin. Metalldicke, wurden durch eine Seitenroͤhre ſehr genau mit Waſſer gefuͤllt, das unter der Luftpumpe von Luft gereinigt und betraͤchtlich kalt war. In die Roͤhre ward ſodann ein metallner Zapfen hineingetrieben, die Oefnung zugeſchmolzen, und die Kugel unter

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 635. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/645>, abgerufen am 22.11.2024.