Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Die neusten Versuche über das Gewicht des Wassers sind von Karsten (Anleitung zur gemeinnützl. Kenntniß der Natur. Halle, 1783. §. 42.) angestellt. Er versenkte einen mit Fleiß verfertigten aus sechs messingnen Platten zusammengesetzten Würfel, wovon jede Seite genau 2 rheinländische Decimalzolle lang war, in ganz reines destillirtes Wasser, wenn es die temperirte Wärme von 60-70 Graden nach Fahrenheit hatte, und fand, daß er dadurch 16 Loth 3 Qu. 1 1/2 Gran köllnisch (oder 4021 1/2 Gran) am Gewichte verlohr. Dieser Verlust ist dem Gewichte des Wassers in dem Raume des Würfels (welcher 8 Cubikzoll beträgt) gleich, s. Gleichgewicht (Th. II. S. 506.). Daher wiegt ein rheinländischer Decimalcubikzoll Wasser (502 11/16) Gran köllnisch, welches nach dem Verhältnisse 66949 : 65536 (oder fast 48 : 47) auf Medicinalgewicht reducirt, in letzterm (492 11/48) oder fast 492 1/4 Gran giebt. Daß Wolf 495 Gran fand, rührt wahrscheinlich davon her, weil er nicht destillirtes, sondern etwas schwereres Brunnen- oder Flußwasser untersuchte, auch vielleicht den Versuch in einer kältern Temperatur anstellte, bey welcher das Wasser dichter war, und mehr davon in den Raum eines Cubikzolls gieng, als bey größerer Wärme.

Diesen neusten Bestimmungen gemäß wiegt ein rheinländischer Cubikschuh reines destillirtes Wasser bey einer Temperatur von 64--66 Grad nach Fahrenheit in köllnischem Gewicht 502687 1/2 Gran, d. i. 65 Pfund, 14 Loth, 2 Qu., 7 1/2 Gran. und in Medicinalgewicht 492229 1/6 Gran, oder 64 Pfund, 1 Unze, 3 Drachm., 2 Scrupel, 9 1/6 Gran.

Bey Karsten selbst (a. a. O.) und bey Herrn Gren (Anfangsgr. der Naturl. §. 242.) hat sich ein Rechnungsfehler eingeschlichen, durch den die Angabe nach köllnischem Gewicht um mehr als 13 Loth zu klein ausfällt. Elasticität des Wassers.

Tropfbare Flüßigkeiten unterscheiden sich von Luft und Dämpfen durch einen weit geringern Grad von Elasticität


Die neuſten Verſuche uͤber das Gewicht des Waſſers ſind von Karſten (Anleitung zur gemeinnuͤtzl. Kenntniß der Natur. Halle, 1783. §. 42.) angeſtellt. Er verſenkte einen mit Fleiß verfertigten aus ſechs meſſingnen Platten zuſammengeſetzten Wuͤrfel, wovon jede Seite genau 2 rheinlaͤndiſche Decimalzolle lang war, in ganz reines deſtillirtes Waſſer, wenn es die temperirte Waͤrme von 60-70 Graden nach Fahrenheit hatte, und fand, daß er dadurch 16 Loth 3 Qu. 1 1/2 Gran koͤllniſch (oder 4021 1/2 Gran) am Gewichte verlohr. Dieſer Verluſt iſt dem Gewichte des Waſſers in dem Raume des Wuͤrfels (welcher 8 Cubikzoll betraͤgt) gleich, ſ. Gleichgewicht (Th. II. S. 506.). Daher wiegt ein rheinlaͤndiſcher Decimalcubikzoll Waſſer (502 11/16) Gran koͤllniſch, welches nach dem Verhaͤltniſſe 66949 : 65536 (oder faſt 48 : 47) auf Medicinalgewicht reducirt, in letzterm (492 11/48) oder faſt 492 1/4 Gran giebt. Daß Wolf 495 Gran fand, ruͤhrt wahrſcheinlich davon her, weil er nicht deſtillirtes, ſondern etwas ſchwereres Brunnen- oder Flußwaſſer unterſuchte, auch vielleicht den Verſuch in einer kaͤltern Temperatur anſtellte, bey welcher das Waſſer dichter war, und mehr davon in den Raum eines Cubikzolls gieng, als bey groͤßerer Waͤrme.

Dieſen neuſten Beſtimmungen gemaͤß wiegt ein rheinlaͤndiſcher Cubikſchuh reines deſtillirtes Waſſer bey einer Temperatur von 64—66 Grad nach Fahrenheit in koͤllniſchem Gewicht 502687 1/2 Gran, d. i. 65 Pfund, 14 Loth, 2 Qu., 7 1/2 Gran. und in Medicinalgewicht 492229 1/6 Gran, oder 64 Pfund, 1 Unze, 3 Drachm., 2 Scrupel, 9 1/6 Gran.

Bey Karſten ſelbſt (a. a. O.) und bey Herrn Gren (Anfangsgr. der Naturl. §. 242.) hat ſich ein Rechnungsfehler eingeſchlichen, durch den die Angabe nach koͤllniſchem Gewicht um mehr als 13 Loth zu klein ausfaͤllt. Elaſticitaͤt des Waſſers.

Tropfbare Fluͤßigkeiten unterſcheiden ſich von Luft und Daͤmpfen durch einen weit geringern Grad von Elaſticitaͤt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0641" xml:id="P.4.631" n="631"/><lb/>
            </p>
            <p>Die neu&#x017F;ten Ver&#x017F;uche u&#x0364;ber das Gewicht des Wa&#x017F;&#x017F;ers &#x017F;ind von <hi rendition="#b">Kar&#x017F;ten</hi> (Anleitung zur gemeinnu&#x0364;tzl. Kenntniß der Natur. Halle, 1783. §. 42.) ange&#x017F;tellt. Er ver&#x017F;enkte einen mit Fleiß verfertigten aus &#x017F;echs me&#x017F;&#x017F;ingnen Platten zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzten Wu&#x0364;rfel, wovon jede Seite genau 2 rheinla&#x0364;ndi&#x017F;che Decimalzolle lang war, in ganz reines de&#x017F;tillirtes Wa&#x017F;&#x017F;er, wenn es die temperirte Wa&#x0364;rme von 60-70 Graden nach Fahrenheit hatte, und fand, daß er dadurch 16 Loth 3 Qu. 1 1/2 Gran ko&#x0364;llni&#x017F;ch (oder 4021 1/2 Gran) am Gewichte verlohr. Die&#x017F;er Verlu&#x017F;t i&#x017F;t dem Gewichte des Wa&#x017F;&#x017F;ers in dem Raume des Wu&#x0364;rfels (welcher 8 Cubikzoll betra&#x0364;gt) gleich, <hi rendition="#b">&#x017F;. Gleichgewicht</hi> (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 506.). Daher wiegt ein rheinla&#x0364;ndi&#x017F;cher Decimalcubikzoll Wa&#x017F;&#x017F;er (502 11/16) Gran ko&#x0364;llni&#x017F;ch, welches nach dem Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e 66949 : 65536 (oder fa&#x017F;t 48 : 47) auf Medicinalgewicht reducirt, in letzterm (492 11/48) oder fa&#x017F;t 492 1/4 Gran giebt. Daß <hi rendition="#b">Wolf</hi> 495 Gran fand, ru&#x0364;hrt wahr&#x017F;cheinlich davon her, weil er nicht de&#x017F;tillirtes, &#x017F;ondern etwas &#x017F;chwereres Brunnen- oder Flußwa&#x017F;&#x017F;er unter&#x017F;uchte, auch vielleicht den Ver&#x017F;uch in einer ka&#x0364;ltern Temperatur an&#x017F;tellte, bey welcher das Wa&#x017F;&#x017F;er dichter war, und mehr davon in den Raum eines Cubikzolls gieng, als bey gro&#x0364;ßerer Wa&#x0364;rme.</p>
            <p>Die&#x017F;en neu&#x017F;ten Be&#x017F;timmungen gema&#x0364;ß wiegt ein rheinla&#x0364;ndi&#x017F;cher Cubik&#x017F;chuh reines de&#x017F;tillirtes Wa&#x017F;&#x017F;er bey einer Temperatur von 64&#x2014;66 Grad nach Fahrenheit in ko&#x0364;llni&#x017F;chem Gewicht 502687 1/2 Gran, d. i. 65 Pfund, 14 Loth, 2 Qu., 7 1/2 Gran. und in Medicinalgewicht 492229 1/6 Gran, oder 64 Pfund, 1 Unze, 3 Drachm., 2 Scrupel, 9 1/6 Gran.</p>
            <p>Bey <hi rendition="#b">Kar&#x017F;ten</hi> &#x017F;elb&#x017F;t (a. a. O.) und bey Herrn <hi rendition="#b">Gren</hi> (Anfangsgr. der Naturl. §. 242.) hat &#x017F;ich ein Rechnungsfehler einge&#x017F;chlichen, durch den die Angabe nach ko&#x0364;llni&#x017F;chem Gewicht um mehr als 13 Loth zu klein ausfa&#x0364;llt. <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Ela&#x017F;ticita&#x0364;t des Wa&#x017F;&#x017F;ers.</hi></hi></p>
            <p>Tropfbare Flu&#x0364;ßigkeiten unter&#x017F;cheiden &#x017F;ich von Luft und Da&#x0364;mpfen durch einen weit geringern Grad von Ela&#x017F;ticita&#x0364;t<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[631/0641] Die neuſten Verſuche uͤber das Gewicht des Waſſers ſind von Karſten (Anleitung zur gemeinnuͤtzl. Kenntniß der Natur. Halle, 1783. §. 42.) angeſtellt. Er verſenkte einen mit Fleiß verfertigten aus ſechs meſſingnen Platten zuſammengeſetzten Wuͤrfel, wovon jede Seite genau 2 rheinlaͤndiſche Decimalzolle lang war, in ganz reines deſtillirtes Waſſer, wenn es die temperirte Waͤrme von 60-70 Graden nach Fahrenheit hatte, und fand, daß er dadurch 16 Loth 3 Qu. 1 1/2 Gran koͤllniſch (oder 4021 1/2 Gran) am Gewichte verlohr. Dieſer Verluſt iſt dem Gewichte des Waſſers in dem Raume des Wuͤrfels (welcher 8 Cubikzoll betraͤgt) gleich, ſ. Gleichgewicht (Th. II. S. 506.). Daher wiegt ein rheinlaͤndiſcher Decimalcubikzoll Waſſer (502 11/16) Gran koͤllniſch, welches nach dem Verhaͤltniſſe 66949 : 65536 (oder faſt 48 : 47) auf Medicinalgewicht reducirt, in letzterm (492 11/48) oder faſt 492 1/4 Gran giebt. Daß Wolf 495 Gran fand, ruͤhrt wahrſcheinlich davon her, weil er nicht deſtillirtes, ſondern etwas ſchwereres Brunnen- oder Flußwaſſer unterſuchte, auch vielleicht den Verſuch in einer kaͤltern Temperatur anſtellte, bey welcher das Waſſer dichter war, und mehr davon in den Raum eines Cubikzolls gieng, als bey groͤßerer Waͤrme. Dieſen neuſten Beſtimmungen gemaͤß wiegt ein rheinlaͤndiſcher Cubikſchuh reines deſtillirtes Waſſer bey einer Temperatur von 64—66 Grad nach Fahrenheit in koͤllniſchem Gewicht 502687 1/2 Gran, d. i. 65 Pfund, 14 Loth, 2 Qu., 7 1/2 Gran. und in Medicinalgewicht 492229 1/6 Gran, oder 64 Pfund, 1 Unze, 3 Drachm., 2 Scrupel, 9 1/6 Gran. Bey Karſten ſelbſt (a. a. O.) und bey Herrn Gren (Anfangsgr. der Naturl. §. 242.) hat ſich ein Rechnungsfehler eingeſchlichen, durch den die Angabe nach koͤllniſchem Gewicht um mehr als 13 Loth zu klein ausfaͤllt. Elaſticitaͤt des Waſſers. Tropfbare Fluͤßigkeiten unterſcheiden ſich von Luft und Daͤmpfen durch einen weit geringern Grad von Elaſticitaͤt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/641
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/641>, abgerufen am 28.07.2024.