so merklich, daß man den letztern deswegen vorzugsweise den Namen elastischer Flußigkeiten beygelegt, und ihre Gesetze in Absicht auf Druck und Bewegung in einen besondern Abschnitt der mechanischen Wissenschaften gebracht hat. Dies mußte natürlich Manche verleiten, den tropfbaren Liquoren, und insbesondere dem Wasser, die Elasticität ganz abzusprechen, zumal da man fand, daß alle solche Liquoren der Zusammendrückung durch äußere Gewalt einen fast unüberwindlichen Widerstand entgegensetzen. Hiedurch sind nun mancherley Behauptungen und Versuche über Elasticität und Compression des Wassers entstanden, deren Geschichte Herr Zimmermann in Braunschweig (Ueber die Elasticität des Wassers. Leipzig, 1779. gr. 8.) sehr schön zusammenfaßt.
Man hat für die Elasticität des Wassers ganz richtig den Grund angeführt, daß die unter einem spitzigen Winkel gegen dasselbe geworfenen Steine oder geschlossenen Kugeln unter gleichem Winkel davon apprallen, und so über eine lange Wasserfläche hin mehrere Sprünge in flachen Bogen machen. Nach den Gesetzen des Stoßes kan ein solches Zurückspringen nur bey elastischen Massen statt finden. Dennoch scheint es nur der Elasticität einer einzigen von beyden sich stoßenden Massen zu bedürfen, wie z. B. ein vollkommen harter Körper von einer gespannten Saite, indem sie sich in ihre vorige Lage wiederherstellt, ganz gewiß würde zurückgeworfen werden, s. Zurückwerfung. Dieser Beweis allein würde folglich nicht entscheiden. Bellogradi (Della Riflessione de' Corpi dall Acqua etc. in Parma, 1753. 4.) hat ihn mit vieler Stärke vorgetragen; aber Spallanzani (Physikalische und mathematische Abhandlungen, 5te Abh. Vom Abprallen der Steine vom Wasser) bemerkt dagegen, es lasse sich dieses Abspringen völlig durch eine bloße Veränderung der Richtung erklären, welche durch den Widerstand des Wassers bewirkt werde. Er fügt dieser Bemerkung viele Versuche bey, welche beweisen, daß auch von weichem Thone, zähen Flußschlamme, frischen Eyerdottern und andern weichen Massen, die
ſo merklich, daß man den letztern deswegen vorzugsweiſe den Namen elaſtiſcher Flußigkeiten beygelegt, und ihre Geſetze in Abſicht auf Druck und Bewegung in einen beſondern Abſchnitt der mechaniſchen Wiſſenſchaften gebracht hat. Dies mußte natuͤrlich Manche verleiten, den tropfbaren Liquoren, und insbeſondere dem Waſſer, die Elaſticitaͤt ganz abzuſprechen, zumal da man fand, daß alle ſolche Liquoren der Zuſammendruͤckung durch aͤußere Gewalt einen faſt unuͤberwindlichen Widerſtand entgegenſetzen. Hiedurch ſind nun mancherley Behauptungen und Verſuche uͤber Elaſticitaͤt und Compreſſion des Waſſers entſtanden, deren Geſchichte Herr Zimmermann in Braunſchweig (Ueber die Elaſticitaͤt des Waſſers. Leipzig, 1779. gr. 8.) ſehr ſchoͤn zuſammenfaßt.
Man hat fuͤr die Elaſticitaͤt des Waſſers ganz richtig den Grund angefuͤhrt, daß die unter einem ſpitzigen Winkel gegen daſſelbe geworfenen Steine oder geſchloſſenen Kugeln unter gleichem Winkel davon apprallen, und ſo uͤber eine lange Waſſerflaͤche hin mehrere Spruͤnge in flachen Bogen machen. Nach den Geſetzen des Stoßes kan ein ſolches Zuruͤckſpringen nur bey elaſtiſchen Maſſen ſtatt finden. Dennoch ſcheint es nur der Elaſticitaͤt einer einzigen von beyden ſich ſtoßenden Maſſen zu beduͤrfen, wie z. B. ein vollkommen harter Koͤrper von einer geſpannten Saite, indem ſie ſich in ihre vorige Lage wiederherſtellt, ganz gewiß wuͤrde zuruͤckgeworfen werden, ſ. Zuruͤckwerfung. Dieſer Beweis allein wuͤrde folglich nicht entſcheiden. Bellogradi (Della Rifleſſione de' Corpi dall Acqua etc. in Parma, 1753. 4.) hat ihn mit vieler Staͤrke vorgetragen; aber Spallanzani (Phyſikaliſche und mathematiſche Abhandlungen, 5te Abh. Vom Abprallen der Steine vom Waſſer) bemerkt dagegen, es laſſe ſich dieſes Abſpringen voͤllig durch eine bloße Veraͤnderung der Richtung erklaͤren, welche durch den Widerſtand des Waſſers bewirkt werde. Er fuͤgt dieſer Bemerkung viele Verſuche bey, welche beweiſen, daß auch von weichem Thone, zaͤhen Flußſchlamme, friſchen Eyerdottern und andern weichen Maſſen, die
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ſo merklich, daß man den letztern deswegen vorzugsweiſe den Namen elaſtiſcher Flußigkeiten beygelegt, und ihre Geſetze in Abſicht auf Druck und Bewegung in einen beſondern Abſchnitt der mechaniſchen Wiſſenſchaften gebracht hat. Dies mußte natuͤrlich Manche verleiten, den tropfbaren Liquoren, und insbeſondere dem Waſſer, die Elaſticitaͤt ganz abzuſprechen, zumal da man fand, daß alle ſolche Liquoren der Zuſammendruͤckung durch aͤußere Gewalt einen faſt unuͤberwindlichen Widerſtand entgegenſetzen. Hiedurch ſind nun mancherley Behauptungen und Verſuche uͤber Elaſticitaͤt und Compreſſion des Waſſers entſtanden, deren Geſchichte Herr Zimmermann in Braunſchweig (Ueber die Elaſticitaͤt des Waſſers. Leipzig, 1779. gr. 8.) ſehr ſchoͤn zuſammenfaßt.
Man hat fuͤr die Elaſticitaͤt des Waſſers ganz richtig den Grund angefuͤhrt, daß die unter einem ſpitzigen Winkel gegen daſſelbe geworfenen Steine oder geſchloſſenen Kugeln unter gleichem Winkel davon apprallen, und ſo uͤber eine lange Waſſerflaͤche hin mehrere Spruͤnge in flachen Bogen machen. Nach den Geſetzen des Stoßes kan ein ſolches Zuruͤckſpringen nur bey elaſtiſchen Maſſen ſtatt finden. Dennoch ſcheint es nur der Elaſticitaͤt einer einzigen von beyden ſich ſtoßenden Maſſen zu beduͤrfen, wie z. B. ein vollkommen harter Koͤrper von einer geſpannten Saite, indem ſie ſich in ihre vorige Lage wiederherſtellt, ganz gewiß wuͤrde zuruͤckgeworfen werden, ſ. Zuruͤckwerfung. Dieſer Beweis allein wuͤrde folglich nicht entſcheiden. Bellogradi (Della Rifleſſione de' Corpi dall Acqua etc. in Parma, 1753. 4.) hat ihn mit vieler Staͤrke vorgetragen; aber Spallanzani (Phyſikaliſche und mathematiſche Abhandlungen, 5te Abh. Vom Abprallen der Steine vom Waſſer) bemerkt dagegen, es laſſe ſich dieſes Abſpringen voͤllig durch eine bloße Veraͤnderung der Richtung erklaͤren, welche durch den Widerſtand des Waſſers bewirkt werde. Er fuͤgt dieſer Bemerkung viele Verſuche bey, welche beweiſen, daß auch von weichem Thone, zaͤhen Flußſchlamme, friſchen Eyerdottern und andern weichen Maſſen, die
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/642>, abgerufen am 22.11.2024.
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