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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Mit dieser Wage lassen sich die Sätze vom Gleichgewicht fester Körper mit flüßigen prüfen, s. Gleichgewicht (Th. II. S. 506.), und die eigenthümlichen Gewichte sowohl fester, als flüßiger, Körper finden. s. Schwere, specifische (Th. III. S. 905--908.).

Brander (Beschreibung einer neuen hydrostatischen Wage. Augsburg, 1771. 8.) hat seine vorzüglich nach Lamberts Vorschriften zu Bestimmung des Salzgehalts der Solen eingerichtete Wage dennoch auch zum allgemeinen hydrostatischen Gebrauch geschickt gemacht. Sie stellt sich selbst mit dem, was man ins Flüßige hinabläßt, ins Gleichgewicht, und giebt auf einem getheilten Limbus das Verhältniß der eigenthümlichen Gewichte der untersuchten Flüssigkeit und des Wassers, oder auch das Gewicht eines Cubikzolles der Flüßigkeit an. Ihre runden polirten stählernen Zapfen laufen auf zween eingelegten Glascylindern mit ungemein geringer Reibung. Als Salzwage kan ein solches Instrument zwar nützlich, nie aber ganz zuverläßig seyn, da Lambert die Grade nach Auflösungen reiner Salze bestimmt hat, die gewöhnlichen Solen aber allezeit unreine mit Erden vermischte Salze enthalten, so daß die sogenannte Bittersole bisweilen auf 1/7 des Ganzen beträgt.

Man belegt mit dem Namen hydrostatischer Wagen auch noch andere Werkzeuge, welche das eigenthümliche Gewicht der Liquoren zu erfahren dienen, z. B. die Aräometer, von denen ein eigner Artikel dieses Wörterbuchs handelt. Manche Schriftsteller brauchen die Namen Aräometer und hydrostatische Wage ganz als Synonymen, wie z. B. Wolf die oben erwähnte hawksbeeische Wage unter dem Namen eines Aräometers beschreibt.

In diesem Sinne könnte man auch den Heber, welchen Musschenbroek (Introd. ad philos. nat. To. II. §. 1395.) erwähnt, unter die Aräometer oder hydrostratischen Wagen zählen. Taf. XXVI. Fig. 66. ist am obern Theile des gleichschenklichten Hebers ADB eine Röhre DK angebracht, welche mit dem Saugrohre einer Luftpumpe verbunden werden kan. Setzt man nun die Enden des Hebers in Gefäße mit verschiedenen Flüßigkeiten A, B, und verdünnt


Mit dieſer Wage laſſen ſich die Saͤtze vom Gleichgewicht feſter Koͤrper mit fluͤßigen pruͤfen, ſ. Gleichgewicht (Th. II. S. 506.), und die eigenthuͤmlichen Gewichte ſowohl feſter, als fluͤßiger, Koͤrper finden. ſ. Schwere, ſpecifiſche (Th. III. S. 905—908.).

Brander (Beſchreibung einer neuen hydroſtatiſchen Wage. Augsburg, 1771. 8.) hat ſeine vorzuͤglich nach Lamberts Vorſchriften zu Beſtimmung des Salzgehalts der Solen eingerichtete Wage dennoch auch zum allgemeinen hydroſtatiſchen Gebrauch geſchickt gemacht. Sie ſtellt ſich ſelbſt mit dem, was man ins Fluͤßige hinablaͤßt, ins Gleichgewicht, und giebt auf einem getheilten Limbus das Verhaͤltniß der eigenthuͤmlichen Gewichte der unterſuchten Fluͤſſigkeit und des Waſſers, oder auch das Gewicht eines Cubikzolles der Fluͤßigkeit an. Ihre runden polirten ſtaͤhlernen Zapfen laufen auf zween eingelegten Glascylindern mit ungemein geringer Reibung. Als Salzwage kan ein ſolches Inſtrument zwar nuͤtzlich, nie aber ganz zuverlaͤßig ſeyn, da Lambert die Grade nach Aufloͤſungen reiner Salze beſtimmt hat, die gewoͤhnlichen Solen aber allezeit unreine mit Erden vermiſchte Salze enthalten, ſo daß die ſogenannte Bitterſole bisweilen auf 1/7 des Ganzen betraͤgt.

Man belegt mit dem Namen hydroſtatiſcher Wagen auch noch andere Werkzeuge, welche das eigenthuͤmliche Gewicht der Liquoren zu erfahren dienen, z. B. die Araͤometer, von denen ein eigner Artikel dieſes Woͤrterbuchs handelt. Manche Schriftſteller brauchen die Namen Araͤometer und hydroſtatiſche Wage ganz als Synonymen, wie z. B. Wolf die oben erwaͤhnte hawksbeeiſche Wage unter dem Namen eines Araͤometers beſchreibt.

In dieſem Sinne koͤnnte man auch den Heber, welchen Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 1395.) erwaͤhnt, unter die Araͤometer oder hydroſtratiſchen Wagen zaͤhlen. Taf. XXVI. Fig. 66. iſt am obern Theile des gleichſchenklichten Hebers ADB eine Roͤhre DK angebracht, welche mit dem Saugrohre einer Luftpumpe verbunden werden kan. Setzt man nun die Enden des Hebers in Gefaͤße mit verſchiedenen Fluͤßigkeiten A, B, und verduͤnnt

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[618/0628] Mit dieſer Wage laſſen ſich die Saͤtze vom Gleichgewicht feſter Koͤrper mit fluͤßigen pruͤfen, ſ. Gleichgewicht (Th. II. S. 506.), und die eigenthuͤmlichen Gewichte ſowohl feſter, als fluͤßiger, Koͤrper finden. ſ. Schwere, ſpecifiſche (Th. III. S. 905—908.). Brander (Beſchreibung einer neuen hydroſtatiſchen Wage. Augsburg, 1771. 8.) hat ſeine vorzuͤglich nach Lamberts Vorſchriften zu Beſtimmung des Salzgehalts der Solen eingerichtete Wage dennoch auch zum allgemeinen hydroſtatiſchen Gebrauch geſchickt gemacht. Sie ſtellt ſich ſelbſt mit dem, was man ins Fluͤßige hinablaͤßt, ins Gleichgewicht, und giebt auf einem getheilten Limbus das Verhaͤltniß der eigenthuͤmlichen Gewichte der unterſuchten Fluͤſſigkeit und des Waſſers, oder auch das Gewicht eines Cubikzolles der Fluͤßigkeit an. Ihre runden polirten ſtaͤhlernen Zapfen laufen auf zween eingelegten Glascylindern mit ungemein geringer Reibung. Als Salzwage kan ein ſolches Inſtrument zwar nuͤtzlich, nie aber ganz zuverlaͤßig ſeyn, da Lambert die Grade nach Aufloͤſungen reiner Salze beſtimmt hat, die gewoͤhnlichen Solen aber allezeit unreine mit Erden vermiſchte Salze enthalten, ſo daß die ſogenannte Bitterſole bisweilen auf 1/7 des Ganzen betraͤgt. Man belegt mit dem Namen hydroſtatiſcher Wagen auch noch andere Werkzeuge, welche das eigenthuͤmliche Gewicht der Liquoren zu erfahren dienen, z. B. die Araͤometer, von denen ein eigner Artikel dieſes Woͤrterbuchs handelt. Manche Schriftſteller brauchen die Namen Araͤometer und hydroſtatiſche Wage ganz als Synonymen, wie z. B. Wolf die oben erwaͤhnte hawksbeeiſche Wage unter dem Namen eines Araͤometers beſchreibt. In dieſem Sinne koͤnnte man auch den Heber, welchen Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 1395.) erwaͤhnt, unter die Araͤometer oder hydroſtratiſchen Wagen zaͤhlen. Taf. XXVI. Fig. 66. iſt am obern Theile des gleichſchenklichten Hebers ADB eine Roͤhre DK angebracht, welche mit dem Saugrohre einer Luftpumpe verbunden werden kan. Setzt man nun die Enden des Hebers in Gefaͤße mit verſchiedenen Fluͤßigkeiten A, B, und verduͤnnt

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/628>, abgerufen am 01.07.2024.