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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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das Gewicht der Körper vermittelst eines Gegengewichts zu erfahren. Soll das Gegengewicht allemal eben so schwer seyn oder eben so viel wiegen, als der Körper selbst, so wird ein gleicharmichter Hebel erfordert. Dieser Fall giebt die gewöhnliche gleicharmichte Wage, von welcher hier die Rede ist, da von der ungleicharmichten bereits der eigne Artikel Schnellwage, handelt. Die Kramerwage, Goldwage, Probirwage u. s. w. sind blos Arten der gemeinen gleicharmichten Wage, die sich nur durch ihre verschiedene Schärfe und Empfindlichkeit unterscheiden.

Zur gemeinen Wage Taf. XXV. Fig. 63. dient ein gleicharmichter Hebel AB, dem eine solche Gestalt gegeben ist, daß sein Schwerpunkt G die Länge AB halbirt. Dieser Hebel heißt der Wagbalken (scapus, jugum, fleau). Wenn an demselben die Unterlage so angebracht ist, daß sie den Schwerpunkt unterstützt, so werden gleiche Gewichte in gleichen Entfernungen von ihr im Gleichgewichte seyn, s. Hebel. Man hängt an beyden Endpunkten die Schalen D und E mit Schnüren oder Ketten auf, welche beyde mit ihren zugehörigen Schnüren gleich schwer seyn müssen.

Nun ist die Absicht der Wage, daß bey gleichen in die Schalen D und E eingelegten Gewichten P und Q der Wagbalken die horizontale (wagrechte) Stellung behalten, bey der geringsten Ungleichheit der Gewichte aber diese Stellung verlassen, jedoch dabey nicht ganz umschlagen, sondern nur um einen gewissen Winkel, den man den Ausschlag nennt, von der Horizontallinie abweichen, und alsdann stillstehen soll. Dieser Ausschlag soll desto größer seyn, je größer die Ungleichheit der Gewichte P und Q ist, damit er zugleich ein Merkmal angebe, ob das Gegengewicht einer starken oder nur einer geringen Veränderung bedürfe, um dem zu untersuchenden Körper völlig gleich zu wiegen.

Wollte man den Wagbalken in seinem Schwerpunkte G selbst unterstützen, so daß er sich um denselben frey drehen könnte, so würde diese Absicht nicht erreicht werden: Bey gleichen Gewichten würde AB nicht nur in der horizontalen, sondern auch in jeder schiefen Stellung ruhen, s. Schwerpunkt (Th. III. S. 928.). Bey der geringsten Ungleichheit


das Gewicht der Koͤrper vermittelſt eines Gegengewichts zu erfahren. Soll das Gegengewicht allemal eben ſo ſchwer ſeyn oder eben ſo viel wiegen, als der Koͤrper ſelbſt, ſo wird ein gleicharmichter Hebel erfordert. Dieſer Fall giebt die gewoͤhnliche gleicharmichte Wage, von welcher hier die Rede iſt, da von der ungleicharmichten bereits der eigne Artikel Schnellwage, handelt. Die Kramerwage, Goldwage, Probirwage u. ſ. w. ſind blos Arten der gemeinen gleicharmichten Wage, die ſich nur durch ihre verſchiedene Schaͤrfe und Empfindlichkeit unterſcheiden.

Zur gemeinen Wage Taf. XXV. Fig. 63. dient ein gleicharmichter Hebel AB, dem eine ſolche Geſtalt gegeben iſt, daß ſein Schwerpunkt G die Laͤnge AB halbirt. Dieſer Hebel heißt der Wagbalken (ſcapus, jugum, fléau). Wenn an demſelben die Unterlage ſo angebracht iſt, daß ſie den Schwerpunkt unterſtuͤtzt, ſo werden gleiche Gewichte in gleichen Entfernungen von ihr im Gleichgewichte ſeyn, ſ. Hebel. Man haͤngt an beyden Endpunkten die Schalen D und E mit Schnuͤren oder Ketten auf, welche beyde mit ihren zugehoͤrigen Schnuͤren gleich ſchwer ſeyn muͤſſen.

Nun iſt die Abſicht der Wage, daß bey gleichen in die Schalen D und E eingelegten Gewichten P und Q der Wagbalken die horizontale (wagrechte) Stellung behalten, bey der geringſten Ungleichheit der Gewichte aber dieſe Stellung verlaſſen, jedoch dabey nicht ganz umſchlagen, ſondern nur um einen gewiſſen Winkel, den man den Ausſchlag nennt, von der Horizontallinie abweichen, und alsdann ſtillſtehen ſoll. Dieſer Ausſchlag ſoll deſto groͤßer ſeyn, je groͤßer die Ungleichheit der Gewichte P und Q iſt, damit er zugleich ein Merkmal angebe, ob das Gegengewicht einer ſtarken oder nur einer geringen Veraͤnderung beduͤrfe, um dem zu unterſuchenden Koͤrper voͤllig gleich zu wiegen.

Wollte man den Wagbalken in ſeinem Schwerpunkte G ſelbſt unterſtuͤtzen, ſo daß er ſich um denſelben frey drehen koͤnnte, ſo wuͤrde dieſe Abſicht nicht erreicht werden: Bey gleichen Gewichten wuͤrde AB nicht nur in der horizontalen, ſondern auch in jeder ſchiefen Stellung ruhen, ſ. Schwerpunkt (Th. III. S. 928.). Bey der geringſten Ungleichheit

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[610/0620] das Gewicht der Koͤrper vermittelſt eines Gegengewichts zu erfahren. Soll das Gegengewicht allemal eben ſo ſchwer ſeyn oder eben ſo viel wiegen, als der Koͤrper ſelbſt, ſo wird ein gleicharmichter Hebel erfordert. Dieſer Fall giebt die gewoͤhnliche gleicharmichte Wage, von welcher hier die Rede iſt, da von der ungleicharmichten bereits der eigne Artikel Schnellwage, handelt. Die Kramerwage, Goldwage, Probirwage u. ſ. w. ſind blos Arten der gemeinen gleicharmichten Wage, die ſich nur durch ihre verſchiedene Schaͤrfe und Empfindlichkeit unterſcheiden. Zur gemeinen Wage Taf. XXV. Fig. 63. dient ein gleicharmichter Hebel AB, dem eine ſolche Geſtalt gegeben iſt, daß ſein Schwerpunkt G die Laͤnge AB halbirt. Dieſer Hebel heißt der Wagbalken (ſcapus, jugum, fléau). Wenn an demſelben die Unterlage ſo angebracht iſt, daß ſie den Schwerpunkt unterſtuͤtzt, ſo werden gleiche Gewichte in gleichen Entfernungen von ihr im Gleichgewichte ſeyn, ſ. Hebel. Man haͤngt an beyden Endpunkten die Schalen D und E mit Schnuͤren oder Ketten auf, welche beyde mit ihren zugehoͤrigen Schnuͤren gleich ſchwer ſeyn muͤſſen. Nun iſt die Abſicht der Wage, daß bey gleichen in die Schalen D und E eingelegten Gewichten P und Q der Wagbalken die horizontale (wagrechte) Stellung behalten, bey der geringſten Ungleichheit der Gewichte aber dieſe Stellung verlaſſen, jedoch dabey nicht ganz umſchlagen, ſondern nur um einen gewiſſen Winkel, den man den Ausſchlag nennt, von der Horizontallinie abweichen, und alsdann ſtillſtehen ſoll. Dieſer Ausſchlag ſoll deſto groͤßer ſeyn, je groͤßer die Ungleichheit der Gewichte P und Q iſt, damit er zugleich ein Merkmal angebe, ob das Gegengewicht einer ſtarken oder nur einer geringen Veraͤnderung beduͤrfe, um dem zu unterſuchenden Koͤrper voͤllig gleich zu wiegen. Wollte man den Wagbalken in ſeinem Schwerpunkte G ſelbſt unterſtuͤtzen, ſo daß er ſich um denſelben frey drehen koͤnnte, ſo wuͤrde dieſe Abſicht nicht erreicht werden: Bey gleichen Gewichten wuͤrde AB nicht nur in der horizontalen, ſondern auch in jeder ſchiefen Stellung ruhen, ſ. Schwerpunkt (Th. III. S. 928.). Bey der geringſten Ungleichheit

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/620>, abgerufen am 22.11.2024.