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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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die freye Wärme vor und nach der Vermischung nicht einerley sey, oder daß sich die absoluten Wärmemengen ganz anders, als die specifischen Wärmen, verhalten.

Im übrigen macht zwar dieser Eisapparat eine der sinnreichsten Anwendungen der Lehre von specifischer und gebundner Wärme aus; aber er erfordert auch eine so feine Behandlung und so große Genauigkeit, daß man nur unter den Händen ganz vorzüglicher Experimentatoren brauchbare Resultate von ihm erwarten kan.

Abhandlung von der Wärme, in Lavoisiers physikal. chemischen Schriften; a. d. Franz. v. Weigel, III. Band, Greifsw. 1785. 8. S. 292. u. f.

Baader vom Wärmestoff. Wien und Leipzig, 1786. 4. S. 173. u. f.

Wärmesammler, Condensator der Wärme, Feuersammler, Collector s. Condensator caloris, Collecteur du feu ou de la chaleur.

Eine Vorrichtung, durch welche man die fühlbare Wärme beträchtlich anhäufen kan, indem man Sonnenstralen, oder stralende Hitze, durch mehrere parallele Glasscheiben hindurchgehen läßt.

Es war längst bekannt, daß vielfache Bedeckung mit Glasscheiben oder gläsernen Glocken, welche ein wenig aus einander stehen, und Luft zwischen sich fassen, die von den Sonnenstralen erregte Wärme sehr zusammenhält. Die doppelten oder dreyfachen Fenster der Treibhäuser und Treibbeete, die Glasglocken, worunter man gewisse Früchte zur Reife bringt u. s. w. sind einleuchtende Beweise hievon. Das ganze Phänomen gründet sich darauf, daß das Glas ein ziemlich schlechter Leiter der Wärme ist, hingegen das Licht in genugsamer Menge durchläßt, um in den Körpern, die dasselbe zuletzt aufnehmen, Wärme zu erregen. Wenn sich nun diese fühlbare Wärme nicht so schnell, als sie entsteht, mittheilen und zerstreuen kan, so muß sie im Fortgange der Zeit die Temperatur des bedeckten Körpers ansehnlich erhöhen.

Inzwischen hätte man doch nicht gedacht, daß sich dieses Zusammenhalten der Wärme so weit treiben ließe, als


die freye Waͤrme vor und nach der Vermiſchung nicht einerley ſey, oder daß ſich die abſoluten Waͤrmemengen ganz anders, als die ſpecifiſchen Waͤrmen, verhalten.

Im uͤbrigen macht zwar dieſer Eisapparat eine der ſinnreichſten Anwendungen der Lehre von ſpecifiſcher und gebundner Waͤrme aus; aber er erfordert auch eine ſo feine Behandlung und ſo große Genauigkeit, daß man nur unter den Haͤnden ganz vorzuͤglicher Experimentatoren brauchbare Reſultate von ihm erwarten kan.

Abhandlung von der Waͤrme, in Lavoiſiers phyſikal. chemiſchen Schriften; a. d. Franz. v. Weigel, III. Band, Greifsw. 1785. 8. S. 292. u. f.

Baader vom Waͤrmeſtoff. Wien und Leipzig, 1786. 4. S. 173. u. f.

Waͤrmeſammler, Condenſator der Waͤrme, Feuerſammler, Collector ſ. Condenſator caloris, Collecteur du feu ou de la chaleur.

Eine Vorrichtung, durch welche man die fuͤhlbare Waͤrme betraͤchtlich anhaͤufen kan, indem man Sonnenſtralen, oder ſtralende Hitze, durch mehrere parallele Glasſcheiben hindurchgehen laͤßt.

Es war laͤngſt bekannt, daß vielfache Bedeckung mit Glasſcheiben oder glaͤſernen Glocken, welche ein wenig aus einander ſtehen, und Luft zwiſchen ſich faſſen, die von den Sonnenſtralen erregte Waͤrme ſehr zuſammenhaͤlt. Die doppelten oder dreyfachen Fenſter der Treibhaͤuſer und Treibbeete, die Glasglocken, worunter man gewiſſe Fruͤchte zur Reife bringt u. ſ. w. ſind einleuchtende Beweiſe hievon. Das ganze Phaͤnomen gruͤndet ſich darauf, daß das Glas ein ziemlich ſchlechter Leiter der Waͤrme iſt, hingegen das Licht in genugſamer Menge durchlaͤßt, um in den Koͤrpern, die daſſelbe zuletzt aufnehmen, Waͤrme zu erregen. Wenn ſich nun dieſe fuͤhlbare Waͤrme nicht ſo ſchnell, als ſie entſteht, mittheilen und zerſtreuen kan, ſo muß ſie im Fortgange der Zeit die Temperatur des bedeckten Koͤrpers anſehnlich erhoͤhen.

Inzwiſchen haͤtte man doch nicht gedacht, daß ſich dieſes Zuſammenhalten der Waͤrme ſo weit treiben ließe, als

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[606/0616] die freye Waͤrme vor und nach der Vermiſchung nicht einerley ſey, oder daß ſich die abſoluten Waͤrmemengen ganz anders, als die ſpecifiſchen Waͤrmen, verhalten. Im uͤbrigen macht zwar dieſer Eisapparat eine der ſinnreichſten Anwendungen der Lehre von ſpecifiſcher und gebundner Waͤrme aus; aber er erfordert auch eine ſo feine Behandlung und ſo große Genauigkeit, daß man nur unter den Haͤnden ganz vorzuͤglicher Experimentatoren brauchbare Reſultate von ihm erwarten kan. Abhandlung von der Waͤrme, in Lavoiſiers phyſikal. chemiſchen Schriften; a. d. Franz. v. Weigel, III. Band, Greifsw. 1785. 8. S. 292. u. f. Baader vom Waͤrmeſtoff. Wien und Leipzig, 1786. 4. S. 173. u. f. Waͤrmeſammler, Condenſator der Waͤrme, Feuerſammler, Collector ſ. Condenſator caloris, Collecteur du feu ou de la chaleur. Eine Vorrichtung, durch welche man die fuͤhlbare Waͤrme betraͤchtlich anhaͤufen kan, indem man Sonnenſtralen, oder ſtralende Hitze, durch mehrere parallele Glasſcheiben hindurchgehen laͤßt. Es war laͤngſt bekannt, daß vielfache Bedeckung mit Glasſcheiben oder glaͤſernen Glocken, welche ein wenig aus einander ſtehen, und Luft zwiſchen ſich faſſen, die von den Sonnenſtralen erregte Waͤrme ſehr zuſammenhaͤlt. Die doppelten oder dreyfachen Fenſter der Treibhaͤuſer und Treibbeete, die Glasglocken, worunter man gewiſſe Fruͤchte zur Reife bringt u. ſ. w. ſind einleuchtende Beweiſe hievon. Das ganze Phaͤnomen gruͤndet ſich darauf, daß das Glas ein ziemlich ſchlechter Leiter der Waͤrme iſt, hingegen das Licht in genugſamer Menge durchlaͤßt, um in den Koͤrpern, die daſſelbe zuletzt aufnehmen, Waͤrme zu erregen. Wenn ſich nun dieſe fuͤhlbare Waͤrme nicht ſo ſchnell, als ſie entſteht, mittheilen und zerſtreuen kan, ſo muß ſie im Fortgange der Zeit die Temperatur des bedeckten Koͤrpers anſehnlich erhoͤhen. Inzwiſchen haͤtte man doch nicht gedacht, daß ſich dieſes Zuſammenhalten der Waͤrme ſo weit treiben ließe, als

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/616>, abgerufen am 22.11.2024.