der latenten Wärme mit umfasset; dahingegen die Methode der Mengungen diese Unterschiede indirect, durch einen Schluß aus der Fähigkeit auf die wirklich übergegangene Wärme, findet, und daher allemal voraussetzt, daß sich die Fähigkeit während des Versuchs nicht ändere. Vergleicht man die hier angegebnen specifischen Wärmen mit denen, welche durch Mengungen bestimmt in der Tabelle beym Worte Wärme, specifische, vorkommen, so findet man doch einige Abweichungen; die Wärme des Quecksilbers, Eisens und ungelöschten Kalks ist dort etwas größer, die des Glases etwas kleiner, als hier, angegeben. Flüßige Materien, die in der Hitze flüßiger werden, mögen wohl dabey mehr latente Wärme aufnehmen, und eine größere Capacität erhalten. Ja wer weiß, ob nicht festen etwas ähnliches wiederfährt, da sie durch die Hitze wenigstens lockerer und biegsamer werden?
De la Place macht einen Versuch, aus der Wärme, welche bey chymischen Vermischungen entbunden wird, auf das Verhältniß der absoluten Wärmemenge des Wassers bey der Temperatur Null, zu der, welche seine Temperatur um 1 Grad erhöhen kan, zu schließen, indem er voraussetzt, daß die freye Wärme vor und nach der Vermischung einerley sey, und daß sich die absoluten Wärmemengen, wie die specifischen, verhalten. So sindet er eine Formel, welche die Wärmemenge im Wasser ausdrücken muß, wenn die Menge des durch Abkühlung der Mischung geschmolzenen Eises, ingleichen die gemischten Massen, nebst ihren und der Mischung specifischen Wärmen, bekannt sind. Aber bey der wirklichen Anwendung dieser Formel auf die angestellten Versuche fallen die Werthe der absoluten Wärmemenge im Wasser höchst verschieden aus, und der Versuch der Mischung von Salpetersäure und ungelöschtem Kalk giebt sogar einen negativen, also physisch unmöglichen, Werth. Nun erinnert zwar Herr de la Place, diese Widersprüche könnten von geringen Fehlern in den Versuchen herrühren, für die er nicht einzustehen wage; er scheint aber doch endlich selbst zu vermuthen, daß die wahre Ursache in der Unrichtigkeit der Voraussetzungen liege, und daß also entweder
der latenten Waͤrme mit umfaſſet; dahingegen die Methode der Mengungen dieſe Unterſchiede indirect, durch einen Schluß aus der Faͤhigkeit auf die wirklich uͤbergegangene Waͤrme, findet, und daher allemal vorausſetzt, daß ſich die Faͤhigkeit waͤhrend des Verſuchs nicht aͤndere. Vergleicht man die hier angegebnen ſpecifiſchen Waͤrmen mit denen, welche durch Mengungen beſtimmt in der Tabelle beym Worte Waͤrme, ſpecifiſche, vorkommen, ſo findet man doch einige Abweichungen; die Waͤrme des Queckſilbers, Eiſens und ungeloͤſchten Kalks iſt dort etwas groͤßer, die des Glaſes etwas kleiner, als hier, angegeben. Fluͤßige Materien, die in der Hitze fluͤßiger werden, moͤgen wohl dabey mehr latente Waͤrme aufnehmen, und eine groͤßere Capacitaͤt erhalten. Ja wer weiß, ob nicht feſten etwas aͤhnliches wiederfaͤhrt, da ſie durch die Hitze wenigſtens lockerer und biegſamer werden?
De la Place macht einen Verſuch, aus der Waͤrme, welche bey chymiſchen Vermiſchungen entbunden wird, auf das Verhaͤltniß der abſoluten Waͤrmemenge des Waſſers bey der Temperatur Null, zu der, welche ſeine Temperatur um 1 Grad erhoͤhen kan, zu ſchließen, indem er vorausſetzt, daß die freye Waͤrme vor und nach der Vermiſchung einerley ſey, und daß ſich die abſoluten Waͤrmemengen, wie die ſpecifiſchen, verhalten. So ſindet er eine Formel, welche die Waͤrmemenge im Waſſer ausdruͤcken muß, wenn die Menge des durch Abkuͤhlung der Miſchung geſchmolzenen Eiſes, ingleichen die gemiſchten Maſſen, nebſt ihren und der Miſchung ſpecifiſchen Waͤrmen, bekannt ſind. Aber bey der wirklichen Anwendung dieſer Formel auf die angeſtellten Verſuche fallen die Werthe der abſoluten Waͤrmemenge im Waſſer hoͤchſt verſchieden aus, und der Verſuch der Miſchung von Salpeterſaͤure und ungeloͤſchtem Kalk giebt ſogar einen negativen, alſo phyſiſch unmoͤglichen, Werth. Nun erinnert zwar Herr de la Place, dieſe Widerſpruͤche koͤnnten von geringen Fehlern in den Verſuchen herruͤhren, fuͤr die er nicht einzuſtehen wage; er ſcheint aber doch endlich ſelbſt zu vermuthen, daß die wahre Urſache in der Unrichtigkeit der Vorausſetzungen liege, und daß alſo entweder
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0615"xml:id="P.4.605"n="605"/><lb/>
der latenten Waͤrme mit umfaſſet; dahingegen die Methode der Mengungen dieſe Unterſchiede indirect, durch einen Schluß aus der Faͤhigkeit auf die wirklich uͤbergegangene Waͤrme, findet, und daher allemal vorausſetzt, daß ſich die Faͤhigkeit waͤhrend des Verſuchs nicht aͤndere. Vergleicht man die hier angegebnen ſpecifiſchen Waͤrmen mit denen, welche durch Mengungen beſtimmt in der Tabelle beym Worte <hirendition="#b">Waͤrme, ſpecifiſche,</hi> vorkommen, ſo findet man doch einige Abweichungen; die Waͤrme des Queckſilbers, Eiſens und ungeloͤſchten Kalks iſt dort etwas groͤßer, die des Glaſes etwas kleiner, als hier, angegeben. Fluͤßige Materien, die in der Hitze fluͤßiger werden, moͤgen wohl dabey mehr latente Waͤrme aufnehmen, und eine groͤßere Capacitaͤt erhalten. Ja wer weiß, ob nicht feſten etwas aͤhnliches wiederfaͤhrt, da ſie durch die Hitze wenigſtens lockerer und biegſamer werden?</p><p><hirendition="#b">De la Place</hi> macht einen Verſuch, aus der Waͤrme, welche bey chymiſchen Vermiſchungen entbunden wird, auf das Verhaͤltniß der abſoluten Waͤrmemenge des Waſſers bey der Temperatur Null, zu der, welche ſeine Temperatur um 1 Grad erhoͤhen kan, zu ſchließen, indem er vorausſetzt, daß die freye Waͤrme vor und nach der Vermiſchung einerley ſey, und daß ſich die abſoluten Waͤrmemengen, wie die ſpecifiſchen, verhalten. So ſindet er eine Formel, welche die Waͤrmemenge im Waſſer ausdruͤcken muß, wenn die Menge des durch Abkuͤhlung der Miſchung geſchmolzenen Eiſes, ingleichen die gemiſchten Maſſen, nebſt ihren und der Miſchung ſpecifiſchen Waͤrmen, bekannt ſind. Aber bey der wirklichen Anwendung dieſer Formel auf die angeſtellten Verſuche fallen die Werthe der abſoluten Waͤrmemenge im Waſſer hoͤchſt verſchieden aus, und der Verſuch der Miſchung von Salpeterſaͤure und ungeloͤſchtem Kalk giebt ſogar einen negativen, alſo phyſiſch unmoͤglichen, Werth. Nun erinnert zwar Herr <hirendition="#b">de la Place,</hi> dieſe Widerſpruͤche koͤnnten von geringen Fehlern in den Verſuchen herruͤhren, fuͤr die er nicht einzuſtehen wage; er ſcheint aber doch endlich ſelbſt zu vermuthen, daß die wahre Urſache in der Unrichtigkeit der Vorausſetzungen liege, und daß alſo entweder<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[605/0615]
der latenten Waͤrme mit umfaſſet; dahingegen die Methode der Mengungen dieſe Unterſchiede indirect, durch einen Schluß aus der Faͤhigkeit auf die wirklich uͤbergegangene Waͤrme, findet, und daher allemal vorausſetzt, daß ſich die Faͤhigkeit waͤhrend des Verſuchs nicht aͤndere. Vergleicht man die hier angegebnen ſpecifiſchen Waͤrmen mit denen, welche durch Mengungen beſtimmt in der Tabelle beym Worte Waͤrme, ſpecifiſche, vorkommen, ſo findet man doch einige Abweichungen; die Waͤrme des Queckſilbers, Eiſens und ungeloͤſchten Kalks iſt dort etwas groͤßer, die des Glaſes etwas kleiner, als hier, angegeben. Fluͤßige Materien, die in der Hitze fluͤßiger werden, moͤgen wohl dabey mehr latente Waͤrme aufnehmen, und eine groͤßere Capacitaͤt erhalten. Ja wer weiß, ob nicht feſten etwas aͤhnliches wiederfaͤhrt, da ſie durch die Hitze wenigſtens lockerer und biegſamer werden?
De la Place macht einen Verſuch, aus der Waͤrme, welche bey chymiſchen Vermiſchungen entbunden wird, auf das Verhaͤltniß der abſoluten Waͤrmemenge des Waſſers bey der Temperatur Null, zu der, welche ſeine Temperatur um 1 Grad erhoͤhen kan, zu ſchließen, indem er vorausſetzt, daß die freye Waͤrme vor und nach der Vermiſchung einerley ſey, und daß ſich die abſoluten Waͤrmemengen, wie die ſpecifiſchen, verhalten. So ſindet er eine Formel, welche die Waͤrmemenge im Waſſer ausdruͤcken muß, wenn die Menge des durch Abkuͤhlung der Miſchung geſchmolzenen Eiſes, ingleichen die gemiſchten Maſſen, nebſt ihren und der Miſchung ſpecifiſchen Waͤrmen, bekannt ſind. Aber bey der wirklichen Anwendung dieſer Formel auf die angeſtellten Verſuche fallen die Werthe der abſoluten Waͤrmemenge im Waſſer hoͤchſt verſchieden aus, und der Verſuch der Miſchung von Salpeterſaͤure und ungeloͤſchtem Kalk giebt ſogar einen negativen, alſo phyſiſch unmoͤglichen, Werth. Nun erinnert zwar Herr de la Place, dieſe Widerſpruͤche koͤnnten von geringen Fehlern in den Verſuchen herruͤhren, fuͤr die er nicht einzuſtehen wage; er ſcheint aber doch endlich ſelbſt zu vermuthen, daß die wahre Urſache in der Unrichtigkeit der Vorausſetzungen liege, und daß alſo entweder
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/615>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.