Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Der Sprachgebrauch in der Lehre von Feuer und Wärme ist noch so schwankend, daß ich nicht vermeiden kan, das Wort Wärme selbst bald für Zustand der Körper, bald für Wärmestof zu gebrauchen. Uebrigens werde ich diesen Gegenstand so behandeln, daß ich zuerst die Erregung und die gewöhnlichsten Wirkungen der Wärme erzähle, welche auf die Vermuthung eines eignen Wärmestofs führen, dann aber von den Eigenschaften dieses Stofs und seinen verschiedenen Verbindungsarten mit den Körpern rede. Erregung und Mittheilung der Wärme. Es giebt mehrere Mittel, Körper zu erwärmen, d. h. sie in einen Zustand zu versetzen, in welchem sie in uns das Gefühl der Wärme stärker, als vorher, erregen. Hiezu gehören als unmittelbare Erregungsarten das Reiben, die Aussetzung an die Sonnenstralen, und die Vermischung gewisser ungleichartiger Stoffe, als ein mittelbarer Weg (der nemlich etwas schon vorher Erwärmtes voraussetzt) die Berührung mit wärmern Körpern. Die thierischen Körper bringen, so lang ihr Leben dauert, aus sich selbst eine Wärme hervor, welche allem Ansehen nach durch gewisse in ihnen vorgehende und durch ihre Organisation beförderte Mischungen entspringt, s. Wärme, thierische. Das Reiben ist ein sehr bekanntes Mittel Wärme zu erregen, die bis zum Glühen und Brennen gehen kan. So zündeten die Alten ihre Feuer an (Plin. H. N. XVI. 40.) und die Araber bedienten sich dazu zweyer Hölzer, die sie March und Aphar, auch beyde Zabdan (die zwey Reiber) nannten (s. Michaelis von alten Mitteln Feuer anzuzünden, in s. Vermischten Schriften, S. 97.). Unser Feuerschlagen Der Sprachgebrauch in der Lehre von Feuer und Waͤrme iſt noch ſo ſchwankend, daß ich nicht vermeiden kan, das Wort Waͤrme ſelbſt bald fuͤr Zuſtand der Koͤrper, bald fuͤr Waͤrmeſtof zu gebrauchen. Uebrigens werde ich dieſen Gegenſtand ſo behandeln, daß ich zuerſt die Erregung und die gewoͤhnlichſten Wirkungen der Waͤrme erzaͤhle, welche auf die Vermuthung eines eignen Waͤrmeſtofs fuͤhren, dann aber von den Eigenſchaften dieſes Stofs und ſeinen verſchiedenen Verbindungsarten mit den Koͤrpern rede. Erregung und Mittheilung der Waͤrme. Es giebt mehrere Mittel, Koͤrper zu erwaͤrmen, d. h. ſie in einen Zuſtand zu verſetzen, in welchem ſie in uns das Gefuͤhl der Waͤrme ſtaͤrker, als vorher, erregen. Hiezu gehoͤren als unmittelbare Erregungsarten das Reiben, die Ausſetzung an die Sonnenſtralen, und die Vermiſchung gewiſſer ungleichartiger Stoffe, als ein mittelbarer Weg (der nemlich etwas ſchon vorher Erwaͤrmtes vorausſetzt) die Beruͤhrung mit waͤrmern Koͤrpern. Die thieriſchen Koͤrper bringen, ſo lang ihr Leben dauert, aus ſich ſelbſt eine Waͤrme hervor, welche allem Anſehen nach durch gewiſſe in ihnen vorgehende und durch ihre Organiſation befoͤrderte Miſchungen entſpringt, ſ. Waͤrme, thieriſche. Das Reiben iſt ein ſehr bekanntes Mittel Waͤrme zu erregen, die bis zum Gluͤhen und Brennen gehen kan. So zuͤndeten die Alten ihre Feuer an (Plin. H. N. XVI. 40.) und die Araber bedienten ſich dazu zweyer Hoͤlzer, die ſie March und Aphar, auch beyde Zabdan (die zwey Reiber) nannten (ſ. Michaelis von alten Mitteln Feuer anzuzuͤnden, in ſ. Vermiſchten Schriften, S. 97.). Unſer Feuerſchlagen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0545" xml:id="P.4.535" n="535"/><lb/> </p> <p>Der Sprachgebrauch in der Lehre von Feuer und Waͤrme iſt noch ſo ſchwankend, daß ich nicht vermeiden kan, das Wort <hi rendition="#b">Waͤrme</hi> ſelbſt bald fuͤr Zuſtand der Koͤrper, bald fuͤr Waͤrmeſtof zu gebrauchen. 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Der Sprachgebrauch in der Lehre von Feuer und Waͤrme iſt noch ſo ſchwankend, daß ich nicht vermeiden kan, das Wort Waͤrme ſelbſt bald fuͤr Zuſtand der Koͤrper, bald fuͤr Waͤrmeſtof zu gebrauchen. Uebrigens werde ich dieſen Gegenſtand ſo behandeln, daß ich zuerſt die Erregung und die gewoͤhnlichſten Wirkungen der Waͤrme erzaͤhle, welche auf die Vermuthung eines eignen Waͤrmeſtofs fuͤhren, dann aber von den Eigenſchaften dieſes Stofs und ſeinen verſchiedenen Verbindungsarten mit den Koͤrpern rede. Erregung und Mittheilung der Waͤrme.
Es giebt mehrere Mittel, Koͤrper zu erwaͤrmen, d. h. ſie in einen Zuſtand zu verſetzen, in welchem ſie in uns das Gefuͤhl der Waͤrme ſtaͤrker, als vorher, erregen. Hiezu gehoͤren als unmittelbare Erregungsarten das Reiben, die Ausſetzung an die Sonnenſtralen, und die Vermiſchung gewiſſer ungleichartiger Stoffe, als ein mittelbarer Weg (der nemlich etwas ſchon vorher Erwaͤrmtes vorausſetzt) die Beruͤhrung mit waͤrmern Koͤrpern. Die thieriſchen Koͤrper bringen, ſo lang ihr Leben dauert, aus ſich ſelbſt eine Waͤrme hervor, welche allem Anſehen nach durch gewiſſe in ihnen vorgehende und durch ihre Organiſation befoͤrderte Miſchungen entſpringt, ſ. Waͤrme, thieriſche.
Das Reiben iſt ein ſehr bekanntes Mittel Waͤrme zu erregen, die bis zum Gluͤhen und Brennen gehen kan. So zuͤndeten die Alten ihre Feuer an (Plin. H. N. XVI. 40.) und die Araber bedienten ſich dazu zweyer Hoͤlzer, die ſie March und Aphar, auch beyde Zabdan (die zwey Reiber) nannten (ſ. Michaelis von alten Mitteln Feuer anzuzuͤnden, in ſ. Vermiſchten Schriften, S. 97.). Unſer Feuerſchlagen
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