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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Viterbo, wo eine dünne Vitriolsäure aus Ritzen läuft; Luftsäure, Kochsalz, Salmiak: zu den brennbaren Bergöl, Schwefel, brennbare Luft: zu den metallischen vornehmlich Eisen, das sich fast in allen vulkanischen Materien findet, und durch Schwefel vererzter Arsenik, seltner Kupfer.

Auf dem nassen Wege entbinden oder erzeugen sich in den Vulkanen Luftsäure, Mineralalkali, Glaubersalz, Gyps, Bittersalz, Alaun, Eisenvitriol, und vielleicht noch mehrere Mittelsalze, welche sich im Wasser auflösen, und zu der Entstehung der warmen Quellen und anderer mineralischen Wasser Anlaß geben, welche in der Nachbarschaft der Vulkane so häufig angetroffen werden.

Leonhardi in s. Ausgabe von Macquers chym. Wörterbuch, Art. Vulkanische Producte.

Bergmann physik. Beschreibung der Erdkugel, durch Röhl II. B. §. 150.

Gmelin Grundriß der Mineralogie. Göttingen, 1790. 8. §. 222--225, 239--259.

W
Wärme, Calor, Chaleur.

Dieses Wort wird vornehmlich in dreyfacher Bedeutung gebraucht. Erstens zeigt es eine allgemein bekannte Empfindung an, welche durchs Gefühl in uns entsteht, und da sie ganz Sache des Sinns ist, mit Worten nicht beschrieben werden kan. Hohe, dem Gefühl beschwerliche oder unerträgliche Grade dieser Empfindung nennen wir Hitze. Wir fühlen allemal Hitze oder Wärme bey Berührung und Annäherung des sogenannten Feuers, oder solcher Körper, in welchen das Feuer Wirkungen hervorbringt, und sehen also diese Empfindung gleichfalls als eine Wirkung des Feuers an. Die entgegengesetzte Empfindung des Mangels der Wärme nennen wir Kälte.

Zweytens bedeutet Wärme den Zustand der Körper, in welchem sie unserm Gefühl bey der Berührung die vorgedachte Empfindung verursachen. So schreiben wir der Sommerluft Wärme, der glühenden Kohle Hitze zu. Unser


Viterbo, wo eine duͤnne Vitriolſaͤure aus Ritzen laͤuft; Luftſaͤure, Kochſalz, Salmiak: zu den brennbaren Bergoͤl, Schwefel, brennbare Luft: zu den metalliſchen vornehmlich Eiſen, das ſich faſt in allen vulkaniſchen Materien findet, und durch Schwefel vererzter Arſenik, ſeltner Kupfer.

Auf dem naſſen Wege entbinden oder erzeugen ſich in den Vulkanen Luftſaͤure, Mineralalkali, Glauberſalz, Gyps, Bitterſalz, Alaun, Eiſenvitriol, und vielleicht noch mehrere Mittelſalze, welche ſich im Waſſer aufloͤſen, und zu der Entſtehung der warmen Quellen und anderer mineraliſchen Waſſer Anlaß geben, welche in der Nachbarſchaft der Vulkane ſo haͤufig angetroffen werden.

Leonhardi in ſ. Ausgabe von Macquers chym. Woͤrterbuch, Art. Vulkaniſche Producte.

Bergmann phyſik. Beſchreibung der Erdkugel, durch Roͤhl II. B. §. 150.

Gmelin Grundriß der Mineralogie. Goͤttingen, 1790. 8. §. 222—225, 239—259.

W
Waͤrme, Calor, Chaleur.

Dieſes Wort wird vornehmlich in dreyfacher Bedeutung gebraucht. Erſtens zeigt es eine allgemein bekannte Empfindung an, welche durchs Gefuͤhl in uns entſteht, und da ſie ganz Sache des Sinns iſt, mit Worten nicht beſchrieben werden kan. Hohe, dem Gefuͤhl beſchwerliche oder unertraͤgliche Grade dieſer Empfindung nennen wir Hitze. Wir fuͤhlen allemal Hitze oder Waͤrme bey Beruͤhrung und Annaͤherung des ſogenannten Feuers, oder ſolcher Koͤrper, in welchen das Feuer Wirkungen hervorbringt, und ſehen alſo dieſe Empfindung gleichfalls als eine Wirkung des Feuers an. Die entgegengeſetzte Empfindung des Mangels der Waͤrme nennen wir Kaͤlte.

Zweytens bedeutet Waͤrme den Zuſtand der Koͤrper, in welchem ſie unſerm Gefuͤhl bey der Beruͤhrung die vorgedachte Empfindung verurſachen. So ſchreiben wir der Sommerluft Waͤrme, der gluͤhenden Kohle Hitze zu. Unſer

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[533/0543] Viterbo, wo eine duͤnne Vitriolſaͤure aus Ritzen laͤuft; Luftſaͤure, Kochſalz, Salmiak: zu den brennbaren Bergoͤl, Schwefel, brennbare Luft: zu den metalliſchen vornehmlich Eiſen, das ſich faſt in allen vulkaniſchen Materien findet, und durch Schwefel vererzter Arſenik, ſeltner Kupfer. Auf dem naſſen Wege entbinden oder erzeugen ſich in den Vulkanen Luftſaͤure, Mineralalkali, Glauberſalz, Gyps, Bitterſalz, Alaun, Eiſenvitriol, und vielleicht noch mehrere Mittelſalze, welche ſich im Waſſer aufloͤſen, und zu der Entſtehung der warmen Quellen und anderer mineraliſchen Waſſer Anlaß geben, welche in der Nachbarſchaft der Vulkane ſo haͤufig angetroffen werden. Leonhardi in ſ. Ausgabe von Macquers chym. Woͤrterbuch, Art. Vulkaniſche Producte. Bergmann phyſik. Beſchreibung der Erdkugel, durch Roͤhl II. B. §. 150. Gmelin Grundriß der Mineralogie. Goͤttingen, 1790. 8. §. 222—225, 239—259. W Waͤrme, Calor, Chaleur. Dieſes Wort wird vornehmlich in dreyfacher Bedeutung gebraucht. Erſtens zeigt es eine allgemein bekannte Empfindung an, welche durchs Gefuͤhl in uns entſteht, und da ſie ganz Sache des Sinns iſt, mit Worten nicht beſchrieben werden kan. Hohe, dem Gefuͤhl beſchwerliche oder unertraͤgliche Grade dieſer Empfindung nennen wir Hitze. Wir fuͤhlen allemal Hitze oder Waͤrme bey Beruͤhrung und Annaͤherung des ſogenannten Feuers, oder ſolcher Koͤrper, in welchen das Feuer Wirkungen hervorbringt, und ſehen alſo dieſe Empfindung gleichfalls als eine Wirkung des Feuers an. Die entgegengeſetzte Empfindung des Mangels der Waͤrme nennen wir Kaͤlte. Zweytens bedeutet Waͤrme den Zuſtand der Koͤrper, in welchem ſie unſerm Gefuͤhl bey der Beruͤhrung die vorgedachte Empfindung verurſachen. So ſchreiben wir der Sommerluft Waͤrme, der gluͤhenden Kohle Hitze zu. Unſer

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/543>, abgerufen am 26.05.2024.