So richtig nun Herrn Wilkens Formeln im Allgemeinen sind, so reicht man doch bey der wirklichen Anwendung mit dieser Erklärung bey weitem nicht aus. Bey dem Gewichtsunterschiede zwischen 100 Pfund Bley und 110 Pfund Bleykalk z. B. ist die Summe der leeren Zwischenräume, die in 110 Pfund Bleykalk enthalten seyn können, viel zu gering, als daß sie die Menge der zu einem Unterschiede von zehn Pfund erforderlichen Luft in ihrer elastischen Gestalt fassen könnte. Uebrigens nimmt auch Herr Wilkens selbst diese Erklärung gar nicht an, sondern bekennt, daß er sich von der Beschaffenheit verkalkter Metalle eine ganz andere Vorstellung mache.
Macquer chymisches Wörterbuch, Art. Calcination.
Gren systematisches Handbuch der ges. Chemie, II. Theil, 2. Band. Halle, 1790. gr. 8. §. 1995--2052.
Verpuffen, Verpuffung, Detonatio, Detonation.
So nennt man in der Chymie die mit einem Geräusch verbundene Entzündung, welche sich ereignet, wenn salpetersaure Salze in der Glühhitze mit brennbaren Körpern in Berührung kommen. Der gemeine Salpeter z. B. fließt für sich allein in der Hitze ruhig; berührt man ihn aber mit einem brennenden Körper, oder bringt man etwas Verbrennliches an ihn, indem er selbst glühet, so entsteht augenblicklich eine heftige Entzündung, die den verbrennlichen Körper schnell zerstört, und den Salpeter selbst zersetzt, so daß seine Säure davon geht, und blos sein Laugensalz zurückbleibt. Alle salpetersaure Salze besitzen diese Eigenschaft, und sie macht ein unterscheidendes Kennzeichen derselben aus.
Man bedient sich dieses Verpuffens, als eines geschwinden Mittels zu manchen Bereitungen. So wirft man auf geschmolzenen glühenden Salpeter Kohlenstaub so lange, als sich noch eine Entzündung zeigt, und erhält dadurch den fixen Salpeter, ein wahres Gewächslaugensalz, das wegen der Luftsäure aus den Kohlen nicht ganz ätzend ist. So erhält man durch Verpuffung des Salpeters mit Weinstein die Flüsse, s. Fluß, und durch Verpuffen mit Schwesel
So richtig nun Herrn Wilkens Formeln im Allgemeinen ſind, ſo reicht man doch bey der wirklichen Anwendung mit dieſer Erklaͤrung bey weitem nicht aus. Bey dem Gewichtsunterſchiede zwiſchen 100 Pfund Bley und 110 Pfund Bleykalk z. B. iſt die Summe der leeren Zwiſchenraͤume, die in 110 Pfund Bleykalk enthalten ſeyn koͤnnen, viel zu gering, als daß ſie die Menge der zu einem Unterſchiede von zehn Pfund erforderlichen Luft in ihrer elaſtiſchen Geſtalt faſſen koͤnnte. Uebrigens nimmt auch Herr Wilkens ſelbſt dieſe Erklaͤrung gar nicht an, ſondern bekennt, daß er ſich von der Beſchaffenheit verkalkter Metalle eine ganz andere Vorſtellung mache.
Macquer chymiſches Woͤrterbuch, Art. Calcination.
Gren ſyſtematiſches Handbuch der geſ. Chemie, II. Theil, 2. Band. Halle, 1790. gr. 8. §. 1995—2052.
Verpuffen, Verpuffung, Detonatio, Detonation.
So nennt man in der Chymie die mit einem Geraͤuſch verbundene Entzuͤndung, welche ſich ereignet, wenn ſalpeterſaure Salze in der Gluͤhhitze mit brennbaren Koͤrpern in Beruͤhrung kommen. Der gemeine Salpeter z. B. fließt fuͤr ſich allein in der Hitze ruhig; beruͤhrt man ihn aber mit einem brennenden Koͤrper, oder bringt man etwas Verbrennliches an ihn, indem er ſelbſt gluͤhet, ſo entſteht augenblicklich eine heftige Entzuͤndung, die den verbrennlichen Koͤrper ſchnell zerſtoͤrt, und den Salpeter ſelbſt zerſetzt, ſo daß ſeine Saͤure davon geht, und blos ſein Laugenſalz zuruͤckbleibt. Alle ſalpeterſaure Salze beſitzen dieſe Eigenſchaft, und ſie macht ein unterſcheidendes Kennzeichen derſelben aus.
Man bedient ſich dieſes Verpuffens, als eines geſchwinden Mittels zu manchen Bereitungen. So wirft man auf geſchmolzenen gluͤhenden Salpeter Kohlenſtaub ſo lange, als ſich noch eine Entzuͤndung zeigt, und erhaͤlt dadurch den fixen Salpeter, ein wahres Gewaͤchslaugenſalz, das wegen der Luftſaͤure aus den Kohlen nicht ganz aͤtzend iſt. So erhaͤlt man durch Verpuffung des Salpeters mit Weinſtein die Fluͤſſe, ſ. Fluß, und durch Verpuffen mit Schweſel
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So richtig nun Herrn Wilkens Formeln im Allgemeinen ſind, ſo reicht man doch bey der wirklichen Anwendung mit dieſer Erklaͤrung bey weitem nicht aus. Bey dem Gewichtsunterſchiede zwiſchen 100 Pfund Bley und 110 Pfund Bleykalk z. B. iſt die Summe der leeren Zwiſchenraͤume, die in 110 Pfund Bleykalk enthalten ſeyn koͤnnen, viel zu gering, als daß ſie die Menge der zu einem Unterſchiede von zehn Pfund erforderlichen Luft in ihrer elaſtiſchen Geſtalt faſſen koͤnnte. Uebrigens nimmt auch Herr Wilkens ſelbſt dieſe Erklaͤrung gar nicht an, ſondern bekennt, daß er ſich von der Beſchaffenheit verkalkter Metalle eine ganz andere Vorſtellung mache.
Macquer chymiſches Woͤrterbuch, Art. Calcination.
Gren ſyſtematiſches Handbuch der geſ. Chemie, II. Theil, 2. Band. Halle, 1790. gr. 8. §. 1995—2052.
Verpuffen, Verpuffung, Detonatio, Detonation.
So nennt man in der Chymie die mit einem Geraͤuſch verbundene Entzuͤndung, welche ſich ereignet, wenn ſalpeterſaure Salze in der Gluͤhhitze mit brennbaren Koͤrpern in Beruͤhrung kommen. Der gemeine Salpeter z. B. fließt fuͤr ſich allein in der Hitze ruhig; beruͤhrt man ihn aber mit einem brennenden Koͤrper, oder bringt man etwas Verbrennliches an ihn, indem er ſelbſt gluͤhet, ſo entſteht augenblicklich eine heftige Entzuͤndung, die den verbrennlichen Koͤrper ſchnell zerſtoͤrt, und den Salpeter ſelbſt zerſetzt, ſo daß ſeine Saͤure davon geht, und blos ſein Laugenſalz zuruͤckbleibt. Alle ſalpeterſaure Salze beſitzen dieſe Eigenſchaft, und ſie macht ein unterſcheidendes Kennzeichen derſelben aus.
Man bedient ſich dieſes Verpuffens, als eines geſchwinden Mittels zu manchen Bereitungen. So wirft man auf geſchmolzenen gluͤhenden Salpeter Kohlenſtaub ſo lange, als ſich noch eine Entzuͤndung zeigt, und erhaͤlt dadurch den fixen Salpeter, ein wahres Gewaͤchslaugenſalz, das wegen der Luftſaͤure aus den Kohlen nicht ganz aͤtzend iſt. So erhaͤlt man durch Verpuffung des Salpeters mit Weinſtein die Fluͤſſe, ſ. Fluß, und durch Verpuffen mit Schweſel
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/474>, abgerufen am 22.11.2024.
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