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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Gegenstande vor, als es die gewöhnliche Weite des deutlichen Sehens (8 Zoll) erfordert, und nimmt den unvergrößerten Sehewinkel so an, wie er sich dem um diese Weite entfernten Auge darstellen würde. So ist beym einfachen Mikroskop die Vergrößerungszahl gleich der Weite des deutlichen Sehens, dividirt durch die Brennweite der Linse, s. Mikroskop (Th. III. S. 218.). Die Berechnung der Vergrößerung zusammengesetzter Mikroskope findet man eben daselbst (S. 224. 227. u. f.).

Da die Sehewinkel zwischen ihren Schenkeln blos Linearabmessungen der Gegenstände begreifen, so geben die berechneten Zahlen blos Vergrößerungen der Linien oder Durchmesser an. Flächen werden im Verhältnisse der Quadrate dieser Zahlen vergrößert, z. B. die Mondfläche 100 mal, wenn das Fernrohr den Durchmesser 10 mal größer darstellt. Aber von einem optischen Werkzeuge anzugeben, wie vielmal es den körperlichen Raum vergrößere, ist eine eitle Prahlerey, die nur Unwissende mit großen Zahlen täuscht, im Grunde aber nichts sagt, weil man doch nur Linien und Oberflächen, nie körperliche Räume, sehen kan.

Von der Bestimmung der Vergrößerungen optischer Werkzeuge durch wirkliche Proben, und einem eignen dazu dienenden Werkzeuge s. Auzometer (Th. I. S. 225.).

Vergrößerungsglas, s. Mikroskop.

Verkalkung, Calcination, das Calciniren

Calcinatio, Calcination. In weitläuftigerm Sinne nennt man Verkalkung jede Operation, bey welcher durch die Hitze ohne Flamme aus einem festen Körper so viel Bestandtheile verflüchtiget werden, daß die übrigen in zerreiblicher Gestalt, oder als ein Pulver, zurück bleiben. Die Alchymisten nannten solche Operationen das philosophische Pülvern: jetzt giebt man ihnen lieber die Namen des Brennens oder Röstens (ustio, ustulatio).

In engerer Bedeutung wird der Name Verkalkung auf die Metalle eingeschränkt, und denjenigen Operationen beygelegt, durch welche dieselben ihrer regulinischen Form beraubt, und in Metallkalke oder metallische Erden verwandelt


Gegenſtande vor, als es die gewoͤhnliche Weite des deutlichen Sehens (8 Zoll) erfordert, und nimmt den unvergroͤßerten Sehewinkel ſo an, wie er ſich dem um dieſe Weite entfernten Auge darſtellen wuͤrde. So iſt beym einfachen Mikroſkop die Vergroͤßerungszahl gleich der Weite des deutlichen Sehens, dividirt durch die Brennweite der Linſe, ſ. Mikroſkop (Th. III. S. 218.). Die Berechnung der Vergroͤßerung zuſammengeſetzter Mikroſkope findet man eben daſelbſt (S. 224. 227. u. f.).

Da die Sehewinkel zwiſchen ihren Schenkeln blos Linearabmeſſungen der Gegenſtaͤnde begreifen, ſo geben die berechneten Zahlen blos Vergroͤßerungen der Linien oder Durchmeſſer an. Flaͤchen werden im Verhaͤltniſſe der Quadrate dieſer Zahlen vergroͤßert, z. B. die Mondflaͤche 100 mal, wenn das Fernrohr den Durchmeſſer 10 mal groͤßer darſtellt. Aber von einem optiſchen Werkzeuge anzugeben, wie vielmal es den koͤrperlichen Raum vergroͤßere, iſt eine eitle Prahlerey, die nur Unwiſſende mit großen Zahlen taͤuſcht, im Grunde aber nichts ſagt, weil man doch nur Linien und Oberflaͤchen, nie koͤrperliche Raͤume, ſehen kan.

Von der Beſtimmung der Vergroͤßerungen optiſcher Werkzeuge durch wirkliche Proben, und einem eignen dazu dienenden Werkzeuge ſ. Auzometer (Th. I. S. 225.).

Vergroͤßerungsglas, ſ. Mikroſkop.

Verkalkung, Calcination, das Calciniren

Calcinatio, Calcination. In weitlaͤuftigerm Sinne nennt man Verkalkung jede Operation, bey welcher durch die Hitze ohne Flamme aus einem feſten Koͤrper ſo viel Beſtandtheile verfluͤchtiget werden, daß die uͤbrigen in zerreiblicher Geſtalt, oder als ein Pulver, zuruͤck bleiben. Die Alchymiſten nannten ſolche Operationen das philoſophiſche Puͤlvern: jetzt giebt man ihnen lieber die Namen des Brennens oder Roͤſtens (uſtio, uſtulatio).

In engerer Bedeutung wird der Name Verkalkung auf die Metalle eingeſchraͤnkt, und denjenigen Operationen beygelegt, durch welche dieſelben ihrer reguliniſchen Form beraubt, und in Metallkalke oder metalliſche Erden verwandelt

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[455/0465] Gegenſtande vor, als es die gewoͤhnliche Weite des deutlichen Sehens (8 Zoll) erfordert, und nimmt den unvergroͤßerten Sehewinkel ſo an, wie er ſich dem um dieſe Weite entfernten Auge darſtellen wuͤrde. So iſt beym einfachen Mikroſkop die Vergroͤßerungszahl gleich der Weite des deutlichen Sehens, dividirt durch die Brennweite der Linſe, ſ. Mikroſkop (Th. III. S. 218.). Die Berechnung der Vergroͤßerung zuſammengeſetzter Mikroſkope findet man eben daſelbſt (S. 224. 227. u. f.). Da die Sehewinkel zwiſchen ihren Schenkeln blos Linearabmeſſungen der Gegenſtaͤnde begreifen, ſo geben die berechneten Zahlen blos Vergroͤßerungen der Linien oder Durchmeſſer an. Flaͤchen werden im Verhaͤltniſſe der Quadrate dieſer Zahlen vergroͤßert, z. B. die Mondflaͤche 100 mal, wenn das Fernrohr den Durchmeſſer 10 mal groͤßer darſtellt. Aber von einem optiſchen Werkzeuge anzugeben, wie vielmal es den koͤrperlichen Raum vergroͤßere, iſt eine eitle Prahlerey, die nur Unwiſſende mit großen Zahlen taͤuſcht, im Grunde aber nichts ſagt, weil man doch nur Linien und Oberflaͤchen, nie koͤrperliche Raͤume, ſehen kan. Von der Beſtimmung der Vergroͤßerungen optiſcher Werkzeuge durch wirkliche Proben, und einem eignen dazu dienenden Werkzeuge ſ. Auzometer (Th. I. S. 225.). Vergroͤßerungsglas, ſ. Mikroſkop. Verkalkung, Calcination, das Calciniren Calcinatio, Calcination. In weitlaͤuftigerm Sinne nennt man Verkalkung jede Operation, bey welcher durch die Hitze ohne Flamme aus einem feſten Koͤrper ſo viel Beſtandtheile verfluͤchtiget werden, daß die uͤbrigen in zerreiblicher Geſtalt, oder als ein Pulver, zuruͤck bleiben. Die Alchymiſten nannten ſolche Operationen das philoſophiſche Puͤlvern: jetzt giebt man ihnen lieber die Namen des Brennens oder Roͤſtens (uſtio, uſtulatio). In engerer Bedeutung wird der Name Verkalkung auf die Metalle eingeſchraͤnkt, und denjenigen Operationen beygelegt, durch welche dieſelben ihrer reguliniſchen Form beraubt, und in Metallkalke oder metalliſche Erden verwandelt

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/465>, abgerufen am 22.11.2024.