Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.So ist beym galileischen Fernrohre, Taf. IX. Fig. 24. die Vergrößerungszahl=(aVb/aCb) (oder, wenn die Winkel klein sind,=(tang. aVb/tang. aCb)), und eben so beym astronomischen, Taf. IX. Fig. 25, und beym Erdrohre, Taf. IX. Fig. 26. Bey den ersten beyden Werkzeugen ist die Vergrößerungszahl dem Quotienten der Brennweite des Vorderglases durch die Brennweite des Augenglases gleich, und eben dieses findet auch beym Erdrohre statt, wenn die drey Augengläser einerley Brennweite haben. Doch ist diese Regel auf die gewöhnliche Stellung der Fernröhre für entfernte Gegenstände und weitsichtige Augen eingeschränkt: wenn man für nahe Gegenstände das Fernrohr aus einander zieht, oder für kurzsichtige Augen verkürzt, so wird in jenem Falle die Vergrößerung stärker, in diesem geringer, s. Fernrohr (Th. II. S. 187. 190. 196.). Bey den Spiegelteleskopen nimmt man den unvergrößerten Sehewinkel so an, wie ihn das bloße Auge aus der Stelle des größern Spiegels (der hier die Stelle des Objectivglases vertritt) sehen würde. So ist beym gregorianischen Teleskop, Taf. XXIII. Fig. 23, die Vergrößerungszahl=O/b (oder=(tang. O/tang. b)). Beym Worte Spiegelteleskop (obrn S. 140. u. f.) ist gezeigt, wie sich das Verhältniß b : O berechnen lasse, mit der Bemerkung, daß man es, wenn es blos auf eine beyläufige Schätzung ankömmt, =f ps : F setzen könne, wenn F, f, ps, die Brennweiten des großen und kleinen Spiegels, und des letzten Augenglases bedeuten. Bey den Mikroskopen muß man den unvergrößerten Sehewinkel anders bestimmen. Hier kömmt nemlich das Vo derglas so nahe an den Gegenstand, daß es ganz unnatürlich seyn würde, sich ein Auge zu denken, welches ihn eben so nahe betrachtete. Ein solches Auge würde ihn zwar unter einem sehr großen Winkel, aber ohne alle Deutlichkeit, sehen. Hier stellt man sich also das Auge so weit vom So iſt beym galileiſchen Fernrohre, Taf. IX. Fig. 24. die Vergroͤßerungszahl=(aVb/aCb) (oder, wenn die Winkel klein ſind,=(tang. aVb/tang. aCb)), und eben ſo beym aſtronomiſchen, Taf. IX. Fig. 25, und beym Erdrohre, Taf. IX. Fig. 26. Bey den erſten beyden Werkzeugen iſt die Vergroͤßerungszahl dem Quotienten der Brennweite des Vorderglaſes durch die Brennweite des Augenglaſes gleich, und eben dieſes findet auch beym Erdrohre ſtatt, wenn die drey Augenglaͤſer einerley Brennweite haben. Doch iſt dieſe Regel auf die gewoͤhnliche Stellung der Fernroͤhre fuͤr entfernte Gegenſtaͤnde und weitſichtige Augen eingeſchraͤnkt: wenn man fuͤr nahe Gegenſtaͤnde das Fernrohr aus einander zieht, oder fuͤr kurzſichtige Augen verkuͤrzt, ſo wird in jenem Falle die Vergroͤßerung ſtaͤrker, in dieſem geringer, ſ. Fernrohr (Th. II. S. 187. 190. 196.). Bey den Spiegelteleſkopen nimmt man den unvergroͤßerten Sehewinkel ſo an, wie ihn das bloße Auge aus der Stelle des groͤßern Spiegels (der hier die Stelle des Objectivglaſes vertritt) ſehen wuͤrde. So iſt beym gregorianiſchen Teleſkop, Taf. XXIII. Fig. 23, die Vergroͤßerungszahl=O/b (oder=(tang. O/tang. b)). Beym Worte Spiegelteleſkop (obrn S. 140. u. f.) iſt gezeigt, wie ſich das Verhaͤltniß b : O berechnen laſſe, mit der Bemerkung, daß man es, wenn es blos auf eine beylaͤufige Schaͤtzung ankoͤmmt, =f ψ : F ſetzen koͤnne, wenn F, f, ψ, die Brennweiten des großen und kleinen Spiegels, und des letzten Augenglaſes bedeuten. Bey den Mikroſkopen muß man den unvergroͤßerten Sehewinkel anders beſtimmen. Hier koͤmmt nemlich das Vo derglas ſo nahe an den Gegenſtand, daß es ganz unnatuͤrlich ſeyn wuͤrde, ſich ein Auge zu denken, welches ihn eben ſo nahe betrachtete. Ein ſolches Auge wuͤrde ihn zwar unter einem ſehr großen Winkel, aber ohne alle Deutlichkeit, ſehen. 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Doch iſt dieſe Regel auf die gewoͤhnliche Stellung der Fernroͤhre fuͤr entfernte Gegenſtaͤnde und weitſichtige Augen eingeſchraͤnkt: wenn man fuͤr nahe Gegenſtaͤnde das Fernrohr aus einander zieht, oder fuͤr kurzſichtige Augen verkuͤrzt, ſo wird in jenem Falle die Vergroͤßerung ſtaͤrker, in dieſem geringer, <hi rendition="#b">ſ. Fernrohr</hi> (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 187. 190. 196.).</p> <p>Bey den <hi rendition="#b">Spiegelteleſkopen</hi> nimmt man den unvergroͤßerten Sehewinkel ſo an, wie ihn das bloße Auge aus <hi rendition="#b">der Stelle des groͤßern Spiegels</hi> (der hier die Stelle des Objectivglaſes vertritt) ſehen wuͤrde. So iſt beym gregorianiſchen Teleſkop, Taf. <hi rendition="#aq">XXIII.</hi> Fig. 23, die Vergroͤßerungszahl=<hi rendition="#aq">O/b</hi> (oder=<hi rendition="#aq">(tang. O/tang. b)</hi>). 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So iſt beym galileiſchen Fernrohre, Taf. IX. Fig. 24. die Vergroͤßerungszahl=(aVb/aCb) (oder, wenn die Winkel klein ſind,=(tang. aVb/tang. aCb)), und eben ſo beym aſtronomiſchen, Taf. IX. Fig. 25, und beym Erdrohre, Taf. IX. Fig. 26. Bey den erſten beyden Werkzeugen iſt die Vergroͤßerungszahl dem Quotienten der Brennweite des Vorderglaſes durch die Brennweite des Augenglaſes gleich, und eben dieſes findet auch beym Erdrohre ſtatt, wenn die drey Augenglaͤſer einerley Brennweite haben. Doch iſt dieſe Regel auf die gewoͤhnliche Stellung der Fernroͤhre fuͤr entfernte Gegenſtaͤnde und weitſichtige Augen eingeſchraͤnkt: wenn man fuͤr nahe Gegenſtaͤnde das Fernrohr aus einander zieht, oder fuͤr kurzſichtige Augen verkuͤrzt, ſo wird in jenem Falle die Vergroͤßerung ſtaͤrker, in dieſem geringer, ſ. Fernrohr (Th. II. S. 187. 190. 196.).
Bey den Spiegelteleſkopen nimmt man den unvergroͤßerten Sehewinkel ſo an, wie ihn das bloße Auge aus der Stelle des groͤßern Spiegels (der hier die Stelle des Objectivglaſes vertritt) ſehen wuͤrde. So iſt beym gregorianiſchen Teleſkop, Taf. XXIII. Fig. 23, die Vergroͤßerungszahl=O/b (oder=(tang. O/tang. b)). Beym Worte Spiegelteleſkop (obrn S. 140. u. f.) iſt gezeigt, wie ſich das Verhaͤltniß b : O berechnen laſſe, mit der Bemerkung, daß man es, wenn es blos auf eine beylaͤufige Schaͤtzung ankoͤmmt, =f ψ : F ſetzen koͤnne, wenn F, f, ψ, die Brennweiten des großen und kleinen Spiegels, und des letzten Augenglaſes bedeuten.
Bey den Mikroſkopen muß man den unvergroͤßerten Sehewinkel anders beſtimmen. Hier koͤmmt nemlich das Vo derglas ſo nahe an den Gegenſtand, daß es ganz unnatuͤrlich ſeyn wuͤrde, ſich ein Auge zu denken, welches ihn eben ſo nahe betrachtete. Ein ſolches Auge wuͤrde ihn zwar unter einem ſehr großen Winkel, aber ohne alle Deutlichkeit, ſehen. Hier ſtellt man ſich alſo das Auge ſo weit vom
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