und daß der reinere Theil der Luft auf die Verbrennung verwendet, oder durch dieselbe verzehrt wird. Man findet dieses Gesetz durch alle Versuche bestätiget, welche mit brennenden Kerzen oder brennendem Phosphorus, Schwesel u. dergl. unter gläsernen Glocken im pnevmatisch-chymischen Apparate angestellt werden, und bey den Worten Gas, phlogististrtes (Th. II. S. 404. u. f.), Phosphorus (Th. III. S. 483.), Schwefel (Th. III. S. 877.) angeführt sind. Diese zeigen unwidersprechlich, daß die Verbrennung der Körper der atmosphärischen Luft ihren reinern Theil (s. Gas, dephlogistisirtes) entziehe und den übrigen Theil in Gestalt des sogenannten phlogistisirten Gas zurück lasse, daß die Verbrennung unter Glocken aufhöre, wenn der reinere Theil der darunter befindlichen Luft erschöpft ist, und daß daher zu jeder Verbrennung eine gewisse verhältnißmäßige Menge dephlogistisirter oder reiner Lebensluft erfordert werde. Dies bestätiget sich noch mehr dadurch, weil die durch Kunst bereitete reine Luft, welche von dem unreinen Theile der atmosphärischen ganz frey ist, die Verbrennung in einem erstaunlich hohen Grade befördert, s. Gas. dephlogistisirtes (Th. II. S. 376.).
Aus diesem Grunde brennen flüßige Stoffe, selbst die entzündlichsten, z. B. Weingeist und ätherische Oele, nur auf der Oberfläche, mit der sie die Luft unmittelbar berühren. Hingegen brennen die in Dampf verwandelten entzündlichen Körper, welche in dieser Gestalt von allen Seiten mit Luft umgeben sind, schnell und augenblicklich hinweg. Und eben dies ist die Ursache, warum gewisse sehr brennbare Körper, z. B. fette Oele, Talg u. s. w. nicht eher brennen, als bis sie (durch Hülfe des Dachts) zur Verdampfung erhitzt werden, weil sonst ihre zähe dickflüßige Beschaffenheit den Zutritt der Luft zu den in Brand zu setzenden Theilen abhält, und die Flamme ersticket.
Es folgt auch hieraus, daß man zu Begünstigung der Verbrennung so viel Theile des Körpers, als nur immer möglich ist, der Luft aussetzen, und die den Körper berührende Luft von Zeit zu Zeit erneuern muß, worauf sich die Wirkung der Gebläse und Zugöfen gründet.
und daß der reinere Theil der Luft auf die Verbrennung verwendet, oder durch dieſelbe verzehrt wird. Man findet dieſes Geſetz durch alle Verſuche beſtaͤtiget, welche mit brennenden Kerzen oder brennendem Phosphorus, Schweſel u. dergl. unter glaͤſernen Glocken im pnevmatiſch-chymiſchen Apparate angeſtellt werden, und bey den Worten Gas, phlogiſtiſtrtes (Th. II. S. 404. u. f.), Phosphorus (Th. III. S. 483.), Schwefel (Th. III. S. 877.) angefuͤhrt ſind. Dieſe zeigen unwiderſprechlich, daß die Verbrennung der Koͤrper der atmoſphaͤriſchen Luft ihren reinern Theil (ſ. Gas, dephlogiſtiſirtes) entziehe und den uͤbrigen Theil in Geſtalt des ſogenannten phlogiſtiſirten Gas zuruͤck laſſe, daß die Verbrennung unter Glocken aufhoͤre, wenn der reinere Theil der darunter befindlichen Luft erſchoͤpft iſt, und daß daher zu jeder Verbrennung eine gewiſſe verhaͤltnißmaͤßige Menge dephlogiſtiſirter oder reiner Lebensluft erfordert werde. Dies beſtaͤtiget ſich noch mehr dadurch, weil die durch Kunſt bereitete reine Luft, welche von dem unreinen Theile der atmoſphaͤriſchen ganz frey iſt, die Verbrennung in einem erſtaunlich hohen Grade befoͤrdert, ſ. Gas. dephlogiſtiſirtes (Th. II. S. 376.).
Aus dieſem Grunde brennen fluͤßige Stoffe, ſelbſt die entzuͤndlichſten, z. B. Weingeiſt und aͤtheriſche Oele, nur auf der Oberflaͤche, mit der ſie die Luft unmittelbar beruͤhren. Hingegen brennen die in Dampf verwandelten entzuͤndlichen Koͤrper, welche in dieſer Geſtalt von allen Seiten mit Luft umgeben ſind, ſchnell und augenblicklich hinweg. Und eben dies iſt die Urſache, warum gewiſſe ſehr brennbare Koͤrper, z. B. fette Oele, Talg u. ſ. w. nicht eher brennen, als bis ſie (durch Huͤlfe des Dachts) zur Verdampfung erhitzt werden, weil ſonſt ihre zaͤhe dickfluͤßige Beſchaffenheit den Zutritt der Luft zu den in Brand zu ſetzenden Theilen abhaͤlt, und die Flamme erſticket.
Es folgt auch hieraus, daß man zu Beguͤnſtigung der Verbrennung ſo viel Theile des Koͤrpers, als nur immer moͤglich iſt, der Luft ausſetzen, und die den Koͤrper beruͤhrende Luft von Zeit zu Zeit erneuern muß, worauf ſich die Wirkung der Geblaͤſe und Zugoͤfen gruͤndet.
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und daß der reinere Theil der Luft auf die Verbrennung verwendet, oder durch dieſelbe verzehrt wird. Man findet dieſes Geſetz durch alle Verſuche beſtaͤtiget, welche mit brennenden Kerzen oder brennendem Phosphorus, Schweſel u. dergl. unter glaͤſernen Glocken im pnevmatiſch-chymiſchen Apparate angeſtellt werden, und bey den Worten <hirendition="#b">Gas, phlogiſtiſtrtes</hi> (Th. <hirendition="#aq">II.</hi> S. 404. u. f.), <hirendition="#b">Phosphorus</hi> (Th. <hirendition="#aq">III.</hi> S. 483.), <hirendition="#b">Schwefel</hi> (Th. <hirendition="#aq">III.</hi> S. 877.) angefuͤhrt ſind. Dieſe zeigen unwiderſprechlich, daß die Verbrennung der Koͤrper der atmoſphaͤriſchen Luft ihren reinern Theil (<hirendition="#b">ſ. Gas, dephlogiſtiſirtes</hi>) entziehe und den uͤbrigen Theil in Geſtalt des ſogenannten <hirendition="#b">phlogiſtiſirten Gas</hi> zuruͤck laſſe, daß die Verbrennung unter Glocken aufhoͤre, wenn der reinere Theil der darunter befindlichen Luft erſchoͤpft iſt, und daß daher zu jeder Verbrennung eine gewiſſe verhaͤltnißmaͤßige Menge dephlogiſtiſirter oder reiner Lebensluft erfordert werde. Dies beſtaͤtiget ſich noch mehr dadurch, weil die durch Kunſt bereitete reine Luft, welche von dem unreinen Theile der atmoſphaͤriſchen ganz frey iſt, die Verbrennung in einem erſtaunlich hohen Grade befoͤrdert, <hirendition="#b">ſ. Gas. dephlogiſtiſirtes</hi> (Th. <hirendition="#aq">II.</hi> S. 376.).</p><p>Aus dieſem Grunde brennen fluͤßige Stoffe, ſelbſt die entzuͤndlichſten, z. B. Weingeiſt und aͤtheriſche Oele, nur auf der Oberflaͤche, mit der ſie die Luft unmittelbar beruͤhren. Hingegen brennen die in Dampf verwandelten entzuͤndlichen Koͤrper, welche in dieſer Geſtalt von allen Seiten mit Luft umgeben ſind, ſchnell und augenblicklich hinweg. Und eben dies iſt die Urſache, warum gewiſſe ſehr brennbare Koͤrper, z. B. fette Oele, Talg u. ſ. w. nicht eher brennen, als bis ſie (durch Huͤlfe des Dachts) zur Verdampfung erhitzt werden, weil ſonſt ihre zaͤhe dickfluͤßige Beſchaffenheit den Zutritt der Luft zu den in Brand zu ſetzenden Theilen abhaͤlt, und die Flamme erſticket.</p><p>Es folgt auch hieraus, daß man zu Beguͤnſtigung der Verbrennung ſo viel Theile des Koͤrpers, als nur immer moͤglich iſt, der Luft ausſetzen, und die den Koͤrper beruͤhrende Luft von Zeit zu Zeit erneuern muß, worauf ſich die Wirkung der Geblaͤſe und Zugoͤfen gruͤndet.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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und daß der reinere Theil der Luft auf die Verbrennung verwendet, oder durch dieſelbe verzehrt wird. Man findet dieſes Geſetz durch alle Verſuche beſtaͤtiget, welche mit brennenden Kerzen oder brennendem Phosphorus, Schweſel u. dergl. unter glaͤſernen Glocken im pnevmatiſch-chymiſchen Apparate angeſtellt werden, und bey den Worten Gas, phlogiſtiſtrtes (Th. II. S. 404. u. f.), Phosphorus (Th. III. S. 483.), Schwefel (Th. III. S. 877.) angefuͤhrt ſind. Dieſe zeigen unwiderſprechlich, daß die Verbrennung der Koͤrper der atmoſphaͤriſchen Luft ihren reinern Theil (ſ. Gas, dephlogiſtiſirtes) entziehe und den uͤbrigen Theil in Geſtalt des ſogenannten phlogiſtiſirten Gas zuruͤck laſſe, daß die Verbrennung unter Glocken aufhoͤre, wenn der reinere Theil der darunter befindlichen Luft erſchoͤpft iſt, und daß daher zu jeder Verbrennung eine gewiſſe verhaͤltnißmaͤßige Menge dephlogiſtiſirter oder reiner Lebensluft erfordert werde. Dies beſtaͤtiget ſich noch mehr dadurch, weil die durch Kunſt bereitete reine Luft, welche von dem unreinen Theile der atmoſphaͤriſchen ganz frey iſt, die Verbrennung in einem erſtaunlich hohen Grade befoͤrdert, ſ. Gas. dephlogiſtiſirtes (Th. II. S. 376.).
Aus dieſem Grunde brennen fluͤßige Stoffe, ſelbſt die entzuͤndlichſten, z. B. Weingeiſt und aͤtheriſche Oele, nur auf der Oberflaͤche, mit der ſie die Luft unmittelbar beruͤhren. Hingegen brennen die in Dampf verwandelten entzuͤndlichen Koͤrper, welche in dieſer Geſtalt von allen Seiten mit Luft umgeben ſind, ſchnell und augenblicklich hinweg. Und eben dies iſt die Urſache, warum gewiſſe ſehr brennbare Koͤrper, z. B. fette Oele, Talg u. ſ. w. nicht eher brennen, als bis ſie (durch Huͤlfe des Dachts) zur Verdampfung erhitzt werden, weil ſonſt ihre zaͤhe dickfluͤßige Beſchaffenheit den Zutritt der Luft zu den in Brand zu ſetzenden Theilen abhaͤlt, und die Flamme erſticket.
Es folgt auch hieraus, daß man zu Beguͤnſtigung der Verbrennung ſo viel Theile des Koͤrpers, als nur immer moͤglich iſt, der Luft ausſetzen, und die den Koͤrper beruͤhrende Luft von Zeit zu Zeit erneuern muß, worauf ſich die Wirkung der Geblaͤſe und Zugoͤfen gruͤndet.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/450>, abgerufen am 22.11.2024.
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