Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


welcher nachher allmählich mehrere Wasserfäden oder Wasserringe durch die Adhäston nachfolgen, s. Adhäsion. Diese Wasserringe bilden nun, indem sie sich von Schicht zu Schicht vereinigen, eine concentrische das Seil umringende Wasserschale, der das Seil zum Kerne dient, und welche durch die dem letztern mitgetheilte aufsteigende Bewegung erhoben wird. Eben das würde erfolgen, wenn man anstatt des Seils eine eiserne Kette gebrauchte: alsdann würde sich das Wasser in die Oefnungen der Ringe oder Glieder dieser Kette hineinsetzen, und mit denselben aufsteigen.

Um mehr Wasser zu heben, hat man vorgeschlagen, statt eines Seils mehrere zu gebrauchen; auch hat die Erfahrung, wenigstens in Modellen, gelehrt, daß durch Verdoppelung des Seils fast doppelt so viel Wasser gehoben wird. Zu diesem Endzwecke bekommen die Rollen A und B auf ihrem äußern Umfange doppelte Einschnitte oder Rinnen, in welche zwey von einander unabhängige Seile ohne Ende eingelegt sind, die mit einander parallel laufen, und nicht viel weiter, als um die Größe ihres Durchmessers, aus einander stehen. In diesem Falle erhebt sich eine ganze Wassersäule zwischen den beyden parallelen Seilen. Aber die Seile noch mehr zu vervielfältigen, möchte im Großen wegen des Gewichts der Wassersäulen kaum rathsam seyn. Ein Strick von 21 Lin. im Umfange hob in 7 3/4 Minuten 250 Pinten Wasser auf eine Höhe von 63 Fuß. Der Erfinder giebt den Stricken aus Genist (Spartium Linn.) den Vorzug, weil sie sich länger, als andere, im Wasser erhalten, ohne zu faulen.

Die königliche Societät der Wissenschaften zu Göttingen setzte den Preis für 1788 auf die Entwicklung der Theorie und vortheilhaftesten Einrichtung dieser Maschine (s. Götting. Anzeigen. Jahrg. 1786. 196stes Stück S. 1970.); sie erhielt aber nur eine einzige, dem Zwecke nicht ganz entsprechende Abhandlung (Jahrg. 1788. S. 2041.). Dabey werden Experimentaluntersuchungen erwähnt, welche Deparcieux (in Bertholet Mechanique appliquee aux arts et aux manufact. a Paris, 1782. II. Vol. 4.) hierüber angestellt, und dadurch seiner Meinung nach erwiesen habe, daß


welcher nachher allmaͤhlich mehrere Waſſerfaͤden oder Waſſerringe durch die Adhaͤſton nachfolgen, ſ. Adhaͤſion. Dieſe Waſſerringe bilden nun, indem ſie ſich von Schicht zu Schicht vereinigen, eine concentriſche das Seil umringende Waſſerſchale, der das Seil zum Kerne dient, und welche durch die dem letztern mitgetheilte aufſteigende Bewegung erhoben wird. Eben das wuͤrde erfolgen, wenn man anſtatt des Seils eine eiſerne Kette gebrauchte: alsdann wuͤrde ſich das Waſſer in die Oefnungen der Ringe oder Glieder dieſer Kette hineinſetzen, und mit denſelben aufſteigen.

Um mehr Waſſer zu heben, hat man vorgeſchlagen, ſtatt eines Seils mehrere zu gebrauchen; auch hat die Erfahrung, wenigſtens in Modellen, gelehrt, daß durch Verdoppelung des Seils faſt doppelt ſo viel Waſſer gehoben wird. Zu dieſem Endzwecke bekommen die Rollen A und B auf ihrem aͤußern Umfange doppelte Einſchnitte oder Rinnen, in welche zwey von einander unabhaͤngige Seile ohne Ende eingelegt ſind, die mit einander parallel laufen, und nicht viel weiter, als um die Groͤße ihres Durchmeſſers, aus einander ſtehen. In dieſem Falle erhebt ſich eine ganze Waſſerſaͤule zwiſchen den beyden parallelen Seilen. Aber die Seile noch mehr zu vervielfaͤltigen, moͤchte im Großen wegen des Gewichts der Waſſerſaͤulen kaum rathſam ſeyn. Ein Strick von 21 Lin. im Umfange hob in 7 3/4 Minuten 250 Pinten Waſſer auf eine Hoͤhe von 63 Fuß. Der Erfinder giebt den Stricken aus Geniſt (Spartium Linn.) den Vorzug, weil ſie ſich laͤnger, als andere, im Waſſer erhalten, ohne zu faulen.

Die koͤnigliche Societaͤt der Wiſſenſchaften zu Goͤttingen ſetzte den Preis fuͤr 1788 auf die Entwicklung der Theorie und vortheilhafteſten Einrichtung dieſer Maſchine (ſ. Goͤtting. Anzeigen. Jahrg. 1786. 196ſtes Stuͤck S. 1970.); ſie erhielt aber nur eine einzige, dem Zwecke nicht ganz entſprechende Abhandlung (Jahrg. 1788. S. 2041.). Dabey werden Experimentalunterſuchungen erwaͤhnt, welche Deparcieux (in Bertholet Mechanique appliquée aux arts et aux manufact. à Paris, 1782. II. Vol. 4.) hieruͤber angeſtellt, und dadurch ſeiner Meinung nach erwieſen habe, daß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0447" xml:id="P.4.437" n="437"/><lb/>
welcher nachher allma&#x0364;hlich mehrere Wa&#x017F;&#x017F;erfa&#x0364;den oder Wa&#x017F;&#x017F;erringe durch die Adha&#x0364;&#x017F;ton nachfolgen, <hi rendition="#b">&#x017F;. Adha&#x0364;&#x017F;ion.</hi> Die&#x017F;e Wa&#x017F;&#x017F;erringe bilden nun, indem &#x017F;ie &#x017F;ich von Schicht zu Schicht vereinigen, eine concentri&#x017F;che das Seil umringende Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;chale, der das Seil zum Kerne dient, und welche durch die dem letztern mitgetheilte auf&#x017F;teigende Bewegung erhoben wird. Eben das wu&#x0364;rde erfolgen, wenn man an&#x017F;tatt des Seils eine ei&#x017F;erne Kette gebrauchte: alsdann wu&#x0364;rde &#x017F;ich das Wa&#x017F;&#x017F;er in die Oefnungen der Ringe oder Glieder die&#x017F;er Kette hinein&#x017F;etzen, und mit den&#x017F;elben auf&#x017F;teigen.</p>
            <p>Um mehr Wa&#x017F;&#x017F;er zu heben, hat man vorge&#x017F;chlagen, &#x017F;tatt eines Seils mehrere zu gebrauchen; auch hat die Erfahrung, wenig&#x017F;tens in Modellen, gelehrt, daß durch Verdoppelung des Seils fa&#x017F;t doppelt &#x017F;o viel Wa&#x017F;&#x017F;er gehoben wird. Zu die&#x017F;em Endzwecke bekommen die Rollen <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> auf ihrem a&#x0364;ußern Umfange doppelte Ein&#x017F;chnitte oder Rinnen, in welche zwey von einander unabha&#x0364;ngige Seile ohne Ende eingelegt &#x017F;ind, die mit einander parallel laufen, und nicht viel weiter, als um die Gro&#x0364;ße ihres Durchme&#x017F;&#x017F;ers, aus einander &#x017F;tehen. In die&#x017F;em Falle erhebt &#x017F;ich eine ganze Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;a&#x0364;ule zwi&#x017F;chen den beyden parallelen Seilen. Aber die Seile noch mehr zu vervielfa&#x0364;ltigen, mo&#x0364;chte im Großen wegen des Gewichts der Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;a&#x0364;ulen kaum rath&#x017F;am &#x017F;eyn. Ein Strick von 21 Lin. im Umfange hob in 7 3/4 Minuten 250 Pinten Wa&#x017F;&#x017F;er auf eine Ho&#x0364;he von 63 Fuß. Der Erfinder giebt den Stricken aus Geni&#x017F;t (<hi rendition="#aq">Spartium <hi rendition="#i">Linn.</hi></hi>) den Vorzug, weil &#x017F;ie &#x017F;ich la&#x0364;nger, als andere, im Wa&#x017F;&#x017F;er erhalten, ohne zu faulen.</p>
            <p>Die ko&#x0364;nigliche Societa&#x0364;t der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften zu Go&#x0364;ttingen &#x017F;etzte den Preis fu&#x0364;r 1788 auf die Entwicklung der Theorie und vortheilhafte&#x017F;ten Einrichtung die&#x017F;er Ma&#x017F;chine (&#x017F;. Go&#x0364;tting. Anzeigen. Jahrg. 1786. 196&#x017F;tes Stu&#x0364;ck S. 1970.); &#x017F;ie erhielt aber nur eine einzige, dem Zwecke nicht ganz ent&#x017F;prechende Abhandlung (Jahrg. 1788. S. 2041.). Dabey werden Experimentalunter&#x017F;uchungen erwa&#x0364;hnt, welche <hi rendition="#b">Deparcieux</hi> (in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bertholet</hi> Mechanique appliquée aux arts et aux manufact. à Paris, 1782. II. Vol. 4.</hi>) hieru&#x0364;ber ange&#x017F;tellt, und dadurch &#x017F;einer Meinung nach erwie&#x017F;en habe, daß<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[437/0447] welcher nachher allmaͤhlich mehrere Waſſerfaͤden oder Waſſerringe durch die Adhaͤſton nachfolgen, ſ. Adhaͤſion. Dieſe Waſſerringe bilden nun, indem ſie ſich von Schicht zu Schicht vereinigen, eine concentriſche das Seil umringende Waſſerſchale, der das Seil zum Kerne dient, und welche durch die dem letztern mitgetheilte aufſteigende Bewegung erhoben wird. Eben das wuͤrde erfolgen, wenn man anſtatt des Seils eine eiſerne Kette gebrauchte: alsdann wuͤrde ſich das Waſſer in die Oefnungen der Ringe oder Glieder dieſer Kette hineinſetzen, und mit denſelben aufſteigen. Um mehr Waſſer zu heben, hat man vorgeſchlagen, ſtatt eines Seils mehrere zu gebrauchen; auch hat die Erfahrung, wenigſtens in Modellen, gelehrt, daß durch Verdoppelung des Seils faſt doppelt ſo viel Waſſer gehoben wird. Zu dieſem Endzwecke bekommen die Rollen A und B auf ihrem aͤußern Umfange doppelte Einſchnitte oder Rinnen, in welche zwey von einander unabhaͤngige Seile ohne Ende eingelegt ſind, die mit einander parallel laufen, und nicht viel weiter, als um die Groͤße ihres Durchmeſſers, aus einander ſtehen. In dieſem Falle erhebt ſich eine ganze Waſſerſaͤule zwiſchen den beyden parallelen Seilen. Aber die Seile noch mehr zu vervielfaͤltigen, moͤchte im Großen wegen des Gewichts der Waſſerſaͤulen kaum rathſam ſeyn. Ein Strick von 21 Lin. im Umfange hob in 7 3/4 Minuten 250 Pinten Waſſer auf eine Hoͤhe von 63 Fuß. Der Erfinder giebt den Stricken aus Geniſt (Spartium Linn.) den Vorzug, weil ſie ſich laͤnger, als andere, im Waſſer erhalten, ohne zu faulen. Die koͤnigliche Societaͤt der Wiſſenſchaften zu Goͤttingen ſetzte den Preis fuͤr 1788 auf die Entwicklung der Theorie und vortheilhafteſten Einrichtung dieſer Maſchine (ſ. Goͤtting. Anzeigen. Jahrg. 1786. 196ſtes Stuͤck S. 1970.); ſie erhielt aber nur eine einzige, dem Zwecke nicht ganz entſprechende Abhandlung (Jahrg. 1788. S. 2041.). Dabey werden Experimentalunterſuchungen erwaͤhnt, welche Deparcieux (in Bertholet Mechanique appliquée aux arts et aux manufact. à Paris, 1782. II. Vol. 4.) hieruͤber angeſtellt, und dadurch ſeiner Meinung nach erwieſen habe, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/447
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/447>, abgerufen am 13.05.2024.