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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Vera's hydraulische Maschine, Funicularmaschine, Machina hydraulica funicularis, Machine hydraulique de M. Vera. Herr Vera in Frankreich (de la Fond nennt ihn M. Verat, employe dans le service de la poste) erfand gegen das Jahr 1780 eine neue Art, Wasser vermittelst eines Seils ohne Ende in großer Menge und mit geringen Kosten auf eine beträchtliche Höhe zu erheben. Er legte der Akademie der Wissenschasten zu Paris ein Modell seiner Maschine vor, über welches die zu dessen Untersuchung ernannten Commissarien einen für diese Erfindung sehr vortheilhaften Bericht erstattet haben.

Diese Maschine besteht aus einem Seile ohne Ende a b, Taf. XXV. Fig. 61, das um zwo unbewegliche gleich große Rollen A und B gezogen ist, welche in einerley Verticalfläche über einander stehen. Die untere Rolle steht in dem Wasserbehälter R, aus dem das Wasser gehoben werden soll; die obere befindet sich an dem Orte, bis auf welchen man es haben will. An der Axe der obern Rolle A befindet sich noch eine Rolle oder ein Würtel von kleinerm Durchmesser, welcher in der Figur vom Gestell verdeckt wird. Um diesen Würtel und um die Peripherie des großen Rades T, welches an einer besondern Axe steckt, läuft noch eine Schnur ohne Ende so, daß durch Umdrehung des Rads mit einer Kurbel u. dergl. zugleich alle Rollen umgedreht werden, wodurch das Seil a b in eine schnelle Bewegung versetzt wird. Der aussteigende Theil dieses Seils nimmt nun allezeit eine gewisse Menge Wasser mit sich, deren horizontale Durchschnitte Cirkelringe bilden, welche um das Seil herumgehen, und deren Breite vom Durchmesser des Seils und von der Geschwindigkeit der Bewegung abhängt.

Die obere Rolle A ist in ein Behältniß C eingeschlossen, das im Boden zwo Oefnungen hat, durch welche das Seil hindurchgeht: das Wasser schlägt gegen den gewölbten Deckel dieses Behältnisses an, und wird von da aus durch die Röhre D in das Gefäß E geleitet.

Um die Ursache der Erhebung des Wassers zu übersehen, muß man sich das rauhe Seil, als eine Reihe von Büscheln vorstellen, an die sich zuerst eine Wasserschicht anlegt,


Vera's hydrauliſche Maſchine, Funicularmaſchine, Machina hydraulica funicularis, Machine hydraulique de M. Vera. Herr Vera in Frankreich (de la Fond nennt ihn M. Verat, employé dans le ſervice de la poſte) erfand gegen das Jahr 1780 eine neue Art, Waſſer vermittelſt eines Seils ohne Ende in großer Menge und mit geringen Koſten auf eine betraͤchtliche Hoͤhe zu erheben. Er legte der Akademie der Wiſſenſchaſten zu Paris ein Modell ſeiner Maſchine vor, uͤber welches die zu deſſen Unterſuchung ernannten Commiſſarien einen fuͤr dieſe Erfindung ſehr vortheilhaften Bericht erſtattet haben.

Dieſe Maſchine beſteht aus einem Seile ohne Ende a b, Taf. XXV. Fig. 61, das um zwo unbewegliche gleich große Rollen A und B gezogen iſt, welche in einerley Verticalflaͤche uͤber einander ſtehen. Die untere Rolle ſteht in dem Waſſerbehaͤlter R, aus dem das Waſſer gehoben werden ſoll; die obere befindet ſich an dem Orte, bis auf welchen man es haben will. An der Axe der obern Rolle A befindet ſich noch eine Rolle oder ein Wuͤrtel von kleinerm Durchmeſſer, welcher in der Figur vom Geſtell verdeckt wird. Um dieſen Wuͤrtel und um die Peripherie des großen Rades T, welches an einer beſondern Axe ſteckt, laͤuft noch eine Schnur ohne Ende ſo, daß durch Umdrehung des Rads mit einer Kurbel u. dergl. zugleich alle Rollen umgedreht werden, wodurch das Seil a b in eine ſchnelle Bewegung verſetzt wird. Der auſſteigende Theil dieſes Seils nimmt nun allezeit eine gewiſſe Menge Waſſer mit ſich, deren horizontale Durchſchnitte Cirkelringe bilden, welche um das Seil herumgehen, und deren Breite vom Durchmeſſer des Seils und von der Geſchwindigkeit der Bewegung abhaͤngt.

Die obere Rolle A iſt in ein Behaͤltniß C eingeſchloſſen, das im Boden zwo Oefnungen hat, durch welche das Seil hindurchgeht: das Waſſer ſchlaͤgt gegen den gewoͤlbten Deckel dieſes Behaͤltniſſes an, und wird von da aus durch die Roͤhre D in das Gefaͤß E geleitet.

Um die Urſache der Erhebung des Waſſers zu uͤberſehen, muß man ſich das rauhe Seil, als eine Reihe von Buͤſcheln vorſtellen, an die ſich zuerſt eine Waſſerſchicht anlegt,

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[436/0446] Vera's hydrauliſche Maſchine, Funicularmaſchine, Machina hydraulica funicularis, Machine hydraulique de M. Vera. Herr Vera in Frankreich (de la Fond nennt ihn M. Verat, employé dans le ſervice de la poſte) erfand gegen das Jahr 1780 eine neue Art, Waſſer vermittelſt eines Seils ohne Ende in großer Menge und mit geringen Koſten auf eine betraͤchtliche Hoͤhe zu erheben. Er legte der Akademie der Wiſſenſchaſten zu Paris ein Modell ſeiner Maſchine vor, uͤber welches die zu deſſen Unterſuchung ernannten Commiſſarien einen fuͤr dieſe Erfindung ſehr vortheilhaften Bericht erſtattet haben. Dieſe Maſchine beſteht aus einem Seile ohne Ende a b, Taf. XXV. Fig. 61, das um zwo unbewegliche gleich große Rollen A und B gezogen iſt, welche in einerley Verticalflaͤche uͤber einander ſtehen. Die untere Rolle ſteht in dem Waſſerbehaͤlter R, aus dem das Waſſer gehoben werden ſoll; die obere befindet ſich an dem Orte, bis auf welchen man es haben will. An der Axe der obern Rolle A befindet ſich noch eine Rolle oder ein Wuͤrtel von kleinerm Durchmeſſer, welcher in der Figur vom Geſtell verdeckt wird. Um dieſen Wuͤrtel und um die Peripherie des großen Rades T, welches an einer beſondern Axe ſteckt, laͤuft noch eine Schnur ohne Ende ſo, daß durch Umdrehung des Rads mit einer Kurbel u. dergl. zugleich alle Rollen umgedreht werden, wodurch das Seil a b in eine ſchnelle Bewegung verſetzt wird. Der auſſteigende Theil dieſes Seils nimmt nun allezeit eine gewiſſe Menge Waſſer mit ſich, deren horizontale Durchſchnitte Cirkelringe bilden, welche um das Seil herumgehen, und deren Breite vom Durchmeſſer des Seils und von der Geſchwindigkeit der Bewegung abhaͤngt. Die obere Rolle A iſt in ein Behaͤltniß C eingeſchloſſen, das im Boden zwo Oefnungen hat, durch welche das Seil hindurchgeht: das Waſſer ſchlaͤgt gegen den gewoͤlbten Deckel dieſes Behaͤltniſſes an, und wird von da aus durch die Roͤhre D in das Gefaͤß E geleitet. Um die Urſache der Erhebung des Waſſers zu uͤberſehen, muß man ſich das rauhe Seil, als eine Reihe von Buͤſcheln vorſtellen, an die ſich zuerſt eine Waſſerſchicht anlegt,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/446>, abgerufen am 22.11.2024.