Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


der festen Körper sind an sich zu gering, und die Mittel, sie merklicher zu machen, vergrößern nicht nur die Ungleichheiten und Fehler des Ganges zugleich mit, sondern bringen auch noch neue Ursachen von Abweichungen hervor.

Mittel, hohe Grade der Hitze zu bestimmen.

Der durch seine Fabrikarbeiten von Terracotta oder sogenannter Basaltmasse bekannte Herr Wedgwood hat eine bequeme Art, große Grade der Hitze zu bestimmen, auf die Eigenschaften des Thons gegründet, der sich in der Hitze bekanntermaßen zusammenzieht, und sich durch plötzliche Erkältung nicht wieder ausdehnt (Phil. Trans. Vol. LXXII. ingleichen Göttingisches Magazin von Forster und Lichtenberg. 3ter Jahrg. 2. St. S. 313.). Um den Grad der Hitze eines Ofens zu bestimmen, legt er einen thönernen Würfel von 1/2 Zoll Seite hinein, und wirft ihn sogleich, nachdem er die Hitze des Ofens angenommen hat, in kaltes Wasser. Nun mißt er die Seite dieses Würfels auf einem Maaßstabe, der aus zwey messingenen Linealen besteht, deren Seiten etwas schräg gegen einander zu laufen, und so weit von einander stehen, daß man den Würfel in die Nute, die sie zwischen sich bilden, schieben kan. Er geht desto tiefer hinein, je schmäler seine Seite durch die Hitze geworden ist. An der Stelle, wo der Würfel stecken bleibt, steht auf den Linealen eine Zahl, die den Grad der Hitze angiebt. Wenn die Theilung von dem Punkte des bey Tage sichtbaren Rothglühens anfängt, und man ihr 240 Theile giebt, so schmelzt schwedisches Kupfer bey 28; Gold bey 32; Eisen bey 130--150 Grad. Ueber 160 Grad hat Wedgwood die Erhitzung seiner Würfel nicht treiben können.

Man hat Angaben solcher hohen Grade der Hitze von Newton (Philos. Trans. 1701. num. 270. p. 1.) und von Krafft (Comm. Petrop. To. XIV. p. 218. sqq.), die sich auf bekannte Scalen bringen lassen. Kraffts Versuche sind mit Pyrometern gemacht: Newton hingegen schloß zwar sinnreich, aber doch gewiß sehr unsicher, aus der Zeit


der feſten Koͤrper ſind an ſich zu gering, und die Mittel, ſie merklicher zu machen, vergroͤßern nicht nur die Ungleichheiten und Fehler des Ganges zugleich mit, ſondern bringen auch noch neue Urſachen von Abweichungen hervor.

Mittel, hohe Grade der Hitze zu beſtimmen.

Der durch ſeine Fabrikarbeiten von Terracotta oder ſogenannter Baſaltmaſſe bekannte Herr Wedgwood hat eine bequeme Art, große Grade der Hitze zu beſtimmen, auf die Eigenſchaften des Thons gegruͤndet, der ſich in der Hitze bekanntermaßen zuſammenzieht, und ſich durch ploͤtzliche Erkaͤltung nicht wieder ausdehnt (Phil. Trans. Vol. LXXII. ingleichen Goͤttingiſches Magazin von Forſter und Lichtenberg. 3ter Jahrg. 2. St. S. 313.). Um den Grad der Hitze eines Ofens zu beſtimmen, legt er einen thoͤnernen Wuͤrfel von 1/2 Zoll Seite hinein, und wirft ihn ſogleich, nachdem er die Hitze des Ofens angenommen hat, in kaltes Waſſer. Nun mißt er die Seite dieſes Wuͤrfels auf einem Maaßſtabe, der aus zwey meſſingenen Linealen beſteht, deren Seiten etwas ſchraͤg gegen einander zu laufen, und ſo weit von einander ſtehen, daß man den Wuͤrfel in die Nute, die ſie zwiſchen ſich bilden, ſchieben kan. Er geht deſto tiefer hinein, je ſchmaͤler ſeine Seite durch die Hitze geworden iſt. An der Stelle, wo der Wuͤrfel ſtecken bleibt, ſteht auf den Linealen eine Zahl, die den Grad der Hitze angiebt. Wenn die Theilung von dem Punkte des bey Tage ſichtbaren Rothgluͤhens anfaͤngt, und man ihr 240 Theile giebt, ſo ſchmelzt ſchwediſches Kupfer bey 28; Gold bey 32; Eiſen bey 130—150 Grad. Ueber 160 Grad hat Wedgwood die Erhitzung ſeiner Wuͤrfel nicht treiben koͤnnen.

Man hat Angaben ſolcher hohen Grade der Hitze von Newton (Philoſ. Trans. 1701. num. 270. p. 1.) und von Krafft (Comm. Petrop. To. XIV. p. 218. ſqq.), die ſich auf bekannte Scalen bringen laſſen. Kraffts Verſuche ſind mit Pyrometern gemacht: Newton hingegen ſchloß zwar ſinnreich, aber doch gewiß ſehr unſicher, aus der Zeit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0372" xml:id="P.4.362" n="362"/><lb/>
der fe&#x017F;ten Ko&#x0364;rper &#x017F;ind an &#x017F;ich zu gering, und die Mittel, &#x017F;ie merklicher zu machen, vergro&#x0364;ßern nicht nur die Ungleichheiten und Fehler des Ganges zugleich mit, &#x017F;ondern bringen auch noch neue Ur&#x017F;achen von Abweichungen hervor.</p>
            <p> <hi rendition="#b">Mittel, hohe Grade der Hitze zu be&#x017F;timmen.</hi> </p>
            <p>Der durch &#x017F;eine Fabrikarbeiten von Terracotta oder &#x017F;ogenannter Ba&#x017F;altma&#x017F;&#x017F;e bekannte Herr <hi rendition="#b">Wedgwood</hi> hat eine bequeme Art, große Grade der Hitze zu be&#x017F;timmen, auf die Eigen&#x017F;chaften des Thons gegru&#x0364;ndet, der &#x017F;ich in der Hitze bekanntermaßen zu&#x017F;ammenzieht, und &#x017F;ich durch plo&#x0364;tzliche Erka&#x0364;ltung nicht wieder ausdehnt (<hi rendition="#aq">Phil. Trans. Vol. LXXII.</hi> ingleichen Go&#x0364;ttingi&#x017F;ches Magazin von For&#x017F;ter und Lichtenberg. 3ter Jahrg. 2. St. S. 313.). Um den Grad der Hitze eines Ofens zu be&#x017F;timmen, legt er einen tho&#x0364;nernen Wu&#x0364;rfel von 1/2 Zoll Seite hinein, und wirft ihn &#x017F;ogleich, nachdem er die Hitze des Ofens angenommen hat, in kaltes Wa&#x017F;&#x017F;er. Nun mißt er die Seite die&#x017F;es Wu&#x0364;rfels auf einem Maaß&#x017F;tabe, der aus zwey me&#x017F;&#x017F;ingenen Linealen be&#x017F;teht, deren Seiten etwas &#x017F;chra&#x0364;g gegen einander zu laufen, und &#x017F;o weit von einander &#x017F;tehen, daß man den Wu&#x0364;rfel in die Nute, die &#x017F;ie zwi&#x017F;chen &#x017F;ich bilden, &#x017F;chieben kan. Er geht de&#x017F;to tiefer hinein, je &#x017F;chma&#x0364;ler &#x017F;eine Seite durch die Hitze geworden i&#x017F;t. An der Stelle, wo der Wu&#x0364;rfel &#x017F;tecken bleibt, &#x017F;teht auf den Linealen eine Zahl, die den Grad der Hitze angiebt. Wenn die Theilung von dem Punkte des bey Tage &#x017F;ichtbaren Rothglu&#x0364;hens anfa&#x0364;ngt, und man ihr 240 Theile giebt, &#x017F;o &#x017F;chmelzt &#x017F;chwedi&#x017F;ches Kupfer bey 28; Gold bey 32; Ei&#x017F;en bey 130&#x2014;150 Grad. Ueber 160 Grad hat <hi rendition="#b">Wedgwood</hi> die Erhitzung &#x017F;einer Wu&#x0364;rfel nicht treiben ko&#x0364;nnen.</p>
            <p>Man hat Angaben &#x017F;olcher hohen Grade der Hitze von <hi rendition="#b">Newton</hi> (<hi rendition="#aq">Philo&#x017F;. Trans. 1701. num. 270. p. 1.</hi>) und von <hi rendition="#b">Krafft</hi> (<hi rendition="#aq">Comm. Petrop. To. XIV. p. 218. &#x017F;qq.</hi>), die &#x017F;ich auf bekannte Scalen bringen la&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#b">Kraffts</hi> Ver&#x017F;uche &#x017F;ind mit Pyrometern gemacht: <hi rendition="#b">Newton</hi> hingegen &#x017F;chloß zwar &#x017F;innreich, aber doch gewiß &#x017F;ehr un&#x017F;icher, aus der Zeit<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[362/0372] der feſten Koͤrper ſind an ſich zu gering, und die Mittel, ſie merklicher zu machen, vergroͤßern nicht nur die Ungleichheiten und Fehler des Ganges zugleich mit, ſondern bringen auch noch neue Urſachen von Abweichungen hervor. Mittel, hohe Grade der Hitze zu beſtimmen. Der durch ſeine Fabrikarbeiten von Terracotta oder ſogenannter Baſaltmaſſe bekannte Herr Wedgwood hat eine bequeme Art, große Grade der Hitze zu beſtimmen, auf die Eigenſchaften des Thons gegruͤndet, der ſich in der Hitze bekanntermaßen zuſammenzieht, und ſich durch ploͤtzliche Erkaͤltung nicht wieder ausdehnt (Phil. Trans. Vol. LXXII. ingleichen Goͤttingiſches Magazin von Forſter und Lichtenberg. 3ter Jahrg. 2. St. S. 313.). Um den Grad der Hitze eines Ofens zu beſtimmen, legt er einen thoͤnernen Wuͤrfel von 1/2 Zoll Seite hinein, und wirft ihn ſogleich, nachdem er die Hitze des Ofens angenommen hat, in kaltes Waſſer. Nun mißt er die Seite dieſes Wuͤrfels auf einem Maaßſtabe, der aus zwey meſſingenen Linealen beſteht, deren Seiten etwas ſchraͤg gegen einander zu laufen, und ſo weit von einander ſtehen, daß man den Wuͤrfel in die Nute, die ſie zwiſchen ſich bilden, ſchieben kan. Er geht deſto tiefer hinein, je ſchmaͤler ſeine Seite durch die Hitze geworden iſt. An der Stelle, wo der Wuͤrfel ſtecken bleibt, ſteht auf den Linealen eine Zahl, die den Grad der Hitze angiebt. Wenn die Theilung von dem Punkte des bey Tage ſichtbaren Rothgluͤhens anfaͤngt, und man ihr 240 Theile giebt, ſo ſchmelzt ſchwediſches Kupfer bey 28; Gold bey 32; Eiſen bey 130—150 Grad. Ueber 160 Grad hat Wedgwood die Erhitzung ſeiner Wuͤrfel nicht treiben koͤnnen. Man hat Angaben ſolcher hohen Grade der Hitze von Newton (Philoſ. Trans. 1701. num. 270. p. 1.) und von Krafft (Comm. Petrop. To. XIV. p. 218. ſqq.), die ſich auf bekannte Scalen bringen laſſen. Kraffts Verſuche ſind mit Pyrometern gemacht: Newton hingegen ſchloß zwar ſinnreich, aber doch gewiß ſehr unſicher, aus der Zeit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/372
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/372>, abgerufen am 13.05.2024.