Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Uebrigens hat Reaumur selbst Weingeist von verschiedener Güte gebraucht, namentlich eine Sorte, deren Volumen im gesrierenden Wasser 400, im siedenden 437 Theile hielt. Diese Zahlen verhalten sich, wie 1000: 1090 1/4, daß also ein Thermometer mit diesem Liquor gefüllt, selbst nach Reaumurs eigentlichen Grundsätzen, 90 1/4 Grade bekommen mußte. Hieraus wird man leicht übersehen, welche Sprachverwirrung dieses so gepriesene Werkzeug veranlasset habe. de l'Islisches Thermometer. De l'Isle (Mem. pour servir a l'hist. et aux pro. gres de l'astr. et de la geographie phys. a St. Petersbourg, 1738. 4. p. 267.) legte 1733 der Akademie zu Petersburg ein Quecksilberthermometer vor, dessen Einrichtung von einem einzigen festen Punkte, dem Siedpunkte des Wassers, und dem Verhältnisse der Verdichtung durch die Kälte abhieng. Er setzte dem zufolge die Null an den Siedpunkt, und zählte die Grade, welche Hunderttausendoder Zehntausendtheilchen des ganzen Volumens vorstellen sollten, von oben herab. Seine mühsame Methode, die Grade zu bestimmen, läßt sich etwa so begreiflich machen. Das Gewicht des Quecksilbers, das Kugel und Röhre ganz anfüllt, heiße=p; das Gewicht dessen, was oben heraus läuft, wenn man das volle Thermometer in siedendes Wasser setzt, sey=a. Läßt man hierauf alles erkalten, und wieder zur vorigen Temperatur der äußern Luft kommen, so sinkt das Quecksilber, und läßt so viel Raum leer, als vorher bey eben der Temperatur das, welches a wog, eingenommen hatte. Daher macht der leergewordene Theil der Röhre soviel Zehntausendtheile vom ganzen Volumen aus, als a von p, d. i. (10000 a/p). Theilt man ihn wirklich in so viel gleiche Theile, so hat man die Grade, deren man nun mehrere bis an die Kugel forttragen kan, vorausgesetzt, daß die Röhre überall von gleicher Weite ist. Diese Methode erfordert, daß sich die äußere Temperatur während des Versuchs nicht ändere, wenigstens in Uebrigens hat Reaumur ſelbſt Weingeiſt von verſchiedener Guͤte gebraucht, namentlich eine Sorte, deren Volumen im geſrierenden Waſſer 400, im ſiedenden 437 Theile hielt. Dieſe Zahlen verhalten ſich, wie 1000: 1090 1/4, daß alſo ein Thermometer mit dieſem Liquor gefuͤllt, ſelbſt nach Reaumurs eigentlichen Grundſaͤtzen, 90 1/4 Grade bekommen mußte. Hieraus wird man leicht uͤberſehen, welche Sprachverwirrung dieſes ſo geprieſene Werkzeug veranlaſſet habe. de l'Isliſches Thermometer. De l'Isle (Mém. pour ſervir à l'hiſt. et aux pro. grès de l'aſtr. et de la geographie phyſ. à St. Petersbourg, 1738. 4. p. 267.) legte 1733 der Akademie zu Petersburg ein Queckſilberthermometer vor, deſſen Einrichtung von einem einzigen feſten Punkte, dem Siedpunkte des Waſſers, und dem Verhaͤltniſſe der Verdichtung durch die Kaͤlte abhieng. Er ſetzte dem zufolge die Null an den Siedpunkt, und zaͤhlte die Grade, welche Hunderttauſendoder Zehntauſendtheilchen des ganzen Volumens vorſtellen ſollten, von oben herab. Seine muͤhſame Methode, die Grade zu beſtimmen, laͤßt ſich etwa ſo begreiflich machen. Das Gewicht des Queckſilbers, das Kugel und Roͤhre ganz anfuͤllt, heiße=p; das Gewicht deſſen, was oben heraus laͤuft, wenn man das volle Thermometer in ſiedendes Waſſer ſetzt, ſey=a. Laͤßt man hierauf alles erkalten, und wieder zur vorigen Temperatur der aͤußern Luft kommen, ſo ſinkt das Queckſilber, und laͤßt ſo viel Raum leer, als vorher bey eben der Temperatur das, welches a wog, eingenommen hatte. Daher macht der leergewordene Theil der Roͤhre ſoviel Zehntauſendtheile vom ganzen Volumen aus, als a von p, d. i. (10000 a/p). Theilt man ihn wirklich in ſo viel gleiche Theile, ſo hat man die Grade, deren man nun mehrere bis an die Kugel forttragen kan, vorausgeſetzt, daß die Roͤhre uͤberall von gleicher Weite iſt. Dieſe Methode erfordert, daß ſich die aͤußere Temperatur waͤhrend des Verſuchs nicht aͤndere, wenigſtens in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0331" xml:id="P.4.321" n="321"/><lb/> </p> <p>Uebrigens hat <hi rendition="#b">Reaumur</hi> ſelbſt Weingeiſt von verſchiedener Guͤte gebraucht, namentlich eine Sorte, deren Volumen im geſrierenden Waſſer 400, im ſiedenden 437 Theile hielt. Dieſe Zahlen verhalten ſich, wie 1000: 1090 1/4, daß alſo ein Thermometer mit dieſem Liquor gefuͤllt, ſelbſt nach Reaumurs eigentlichen Grundſaͤtzen, 90 1/4 Grade bekommen mußte. Hieraus wird man leicht uͤberſehen, welche Sprachverwirrung dieſes ſo geprieſene Werkzeug veranlaſſet habe. <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">de l'Isliſches Thermometer.</hi></hi></p> <p><hi rendition="#b">De l'Isle</hi> (<hi rendition="#aq">Mém. pour ſervir à l'hiſt. et aux pro. grès de l'aſtr. et de la geographie phyſ. à St. Petersbourg, 1738. 4. p. 267.</hi>) legte 1733 der Akademie zu Petersburg ein <hi rendition="#b">Queckſilberthermometer</hi> vor, deſſen Einrichtung von einem einzigen feſten Punkte, dem <hi rendition="#b">Siedpunkte des Waſſers,</hi> und dem Verhaͤltniſſe der Verdichtung durch die Kaͤlte abhieng. Er ſetzte dem zufolge die <hi rendition="#b">Null</hi> an den Siedpunkt, und zaͤhlte die Grade, welche Hunderttauſendoder Zehntauſendtheilchen des ganzen Volumens vorſtellen ſollten, von oben herab. Seine muͤhſame Methode, die Grade zu beſtimmen, laͤßt ſich etwa ſo begreiflich machen. Das Gewicht des Queckſilbers, das Kugel und Roͤhre ganz anfuͤllt, heiße=<hi rendition="#aq">p;</hi> das Gewicht deſſen, was oben heraus laͤuft, wenn man das volle Thermometer in ſiedendes Waſſer ſetzt, ſey=<hi rendition="#aq">a.</hi> Laͤßt man hierauf alles erkalten, und wieder zur vorigen Temperatur der aͤußern Luft kommen, ſo ſinkt das Queckſilber, und laͤßt ſo viel Raum leer, als vorher bey eben der Temperatur das, welches <hi rendition="#aq">a</hi> wog, eingenommen hatte. Daher macht der leergewordene Theil der Roͤhre ſoviel Zehntauſendtheile vom ganzen Volumen aus, als <hi rendition="#aq">a</hi> von <hi rendition="#aq">p,</hi> d. i. <hi rendition="#aq">(10000 a/p).</hi> Theilt man ihn wirklich in ſo viel gleiche Theile, ſo hat man die Grade, deren man nun mehrere bis an die Kugel forttragen kan, vorausgeſetzt, daß die Roͤhre uͤberall von gleicher Weite iſt.</p> <p>Dieſe Methode erfordert, daß ſich die aͤußere Temperatur waͤhrend des Verſuchs nicht aͤndere, wenigſtens in<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [321/0331]
Uebrigens hat Reaumur ſelbſt Weingeiſt von verſchiedener Guͤte gebraucht, namentlich eine Sorte, deren Volumen im geſrierenden Waſſer 400, im ſiedenden 437 Theile hielt. Dieſe Zahlen verhalten ſich, wie 1000: 1090 1/4, daß alſo ein Thermometer mit dieſem Liquor gefuͤllt, ſelbſt nach Reaumurs eigentlichen Grundſaͤtzen, 90 1/4 Grade bekommen mußte. Hieraus wird man leicht uͤberſehen, welche Sprachverwirrung dieſes ſo geprieſene Werkzeug veranlaſſet habe. de l'Isliſches Thermometer.
De l'Isle (Mém. pour ſervir à l'hiſt. et aux pro. grès de l'aſtr. et de la geographie phyſ. à St. Petersbourg, 1738. 4. p. 267.) legte 1733 der Akademie zu Petersburg ein Queckſilberthermometer vor, deſſen Einrichtung von einem einzigen feſten Punkte, dem Siedpunkte des Waſſers, und dem Verhaͤltniſſe der Verdichtung durch die Kaͤlte abhieng. Er ſetzte dem zufolge die Null an den Siedpunkt, und zaͤhlte die Grade, welche Hunderttauſendoder Zehntauſendtheilchen des ganzen Volumens vorſtellen ſollten, von oben herab. Seine muͤhſame Methode, die Grade zu beſtimmen, laͤßt ſich etwa ſo begreiflich machen. Das Gewicht des Queckſilbers, das Kugel und Roͤhre ganz anfuͤllt, heiße=p; das Gewicht deſſen, was oben heraus laͤuft, wenn man das volle Thermometer in ſiedendes Waſſer ſetzt, ſey=a. Laͤßt man hierauf alles erkalten, und wieder zur vorigen Temperatur der aͤußern Luft kommen, ſo ſinkt das Queckſilber, und laͤßt ſo viel Raum leer, als vorher bey eben der Temperatur das, welches a wog, eingenommen hatte. Daher macht der leergewordene Theil der Roͤhre ſoviel Zehntauſendtheile vom ganzen Volumen aus, als a von p, d. i. (10000 a/p). Theilt man ihn wirklich in ſo viel gleiche Theile, ſo hat man die Grade, deren man nun mehrere bis an die Kugel forttragen kan, vorausgeſetzt, daß die Roͤhre uͤberall von gleicher Weite iſt.
Dieſe Methode erfordert, daß ſich die aͤußere Temperatur waͤhrend des Verſuchs nicht aͤndere, wenigſtens in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |