selbige 32 Fuß tief unter Wasser versenkt ist, bis auf die Helfte des vorigen Raumes, wenn die Glocke 64 Fuß tief versenkt ist, bis auf das Drittel desselben u. s. w. zusammengedrückt seyn. Ueberhaupt, wenn die Höhe der dem Drucke des Luftkreises gleichwiegenden Wassersäule=a Fuß ist, so wird sich unter dem Wasser in einer Tiefe von b Fuß die Dichte der eingeschlossenen Luft zur Dichte der äußern freyen Luft, wie a + b : a verhalten. Es bleibt also immer die Schwierigkeit übrig, daß bey großen Tiefen der Taucher eine sehr dicht zusammengepreßte Luft athmen muß, welche noch überdies durch die Respiration selbst bald verdorben, und zum fernern Athmen untüchtig wird.
Man hat diesen Fehlern auf mancherley Art abzuhelfen gesucht. Halley (The art of living under water, in Philos. Trans. 1717 u. 1721.) ließ eine Glocke von 8 Fuß Höhe, 5 Fuß Weite am untern, 3 Fuß am obern Ende, und 63 Cubikfuß Inhalt verfertigen, die mit Bley überzogen, und so schwer war, daß sie schon leer zu Grunde sank. Am untern Rande waren Gewichte vertheilt, die denselben stets horizontal hielten. Oben war ein starkes Glas eingesetzt, um Licht durchzulassen; auch war ein Hahn angebracht, die verdorbene Luft herauszulassen. Die ganze Maschine hieng an einem Querbalken am Mastbaume des Schiffes. Es wurden große, mit frischer Luft angefüllte, Schläuche hinabgelassen, welche der Druck des Wassers so zusammenpreßte, daß der Taucher durch lederne, mit Oel getränkte, Röhren dieser Luft einen Ausgang in die Glocke verschaffen, und die verdorbne dagegen durch den Hahn herauslassen konnte. Durch dieses Mittel brachte es Halley so weit, daß er nebst vier andern Personen 1 1/2 Stunden lang 9-10 Klaftern tief unter Wasser bleiben konnte. Er machte durch die Menge der eingelassenen Luft den Meergrund so trocken, daß er nicht bis über die Schuhe in den Schlamm oder Sand trat. Durch das Fenster fiel so viel Licht ein, daß er bey stiller See lesen und schreiben konnte: er schrieb seine Befehle mit einem eisernen Griffel auf Bley, und schickte sie mit den leergewordenen Luftschläuchen hinauf. Bey trübem Wetter und stürmischer See hingegen, war es unten
ſelbige 32 Fuß tief unter Waſſer verſenkt iſt, bis auf die Helfte des vorigen Raumes, wenn die Glocke 64 Fuß tief verſenkt iſt, bis auf das Drittel deſſelben u. ſ. w. zuſammengedruͤckt ſeyn. Ueberhaupt, wenn die Hoͤhe der dem Drucke des Luftkreiſes gleichwiegenden Waſſerſaͤule=a Fuß iſt, ſo wird ſich unter dem Waſſer in einer Tiefe von b Fuß die Dichte der eingeſchloſſenen Luft zur Dichte der aͤußern freyen Luft, wie a + b : a verhalten. Es bleibt alſo immer die Schwierigkeit uͤbrig, daß bey großen Tiefen der Taucher eine ſehr dicht zuſammengepreßte Luft athmen muß, welche noch uͤberdies durch die Reſpiration ſelbſt bald verdorben, und zum fernern Athmen untuͤchtig wird.
Man hat dieſen Fehlern auf mancherley Art abzuhelfen geſucht. Halley (The art of living under water, in Philoſ. Trans. 1717 u. 1721.) ließ eine Glocke von 8 Fuß Hoͤhe, 5 Fuß Weite am untern, 3 Fuß am obern Ende, und 63 Cubikfuß Inhalt verfertigen, die mit Bley uͤberzogen, und ſo ſchwer war, daß ſie ſchon leer zu Grunde ſank. Am untern Rande waren Gewichte vertheilt, die denſelben ſtets horizontal hielten. Oben war ein ſtarkes Glas eingeſetzt, um Licht durchzulaſſen; auch war ein Hahn angebracht, die verdorbene Luft herauszulaſſen. Die ganze Maſchine hieng an einem Querbalken am Maſtbaume des Schiffes. Es wurden große, mit friſcher Luft angefuͤllte, Schlaͤuche hinabgelaſſen, welche der Druck des Waſſers ſo zuſammenpreßte, daß der Taucher durch lederne, mit Oel getraͤnkte, Roͤhren dieſer Luft einen Ausgang in die Glocke verſchaffen, und die verdorbne dagegen durch den Hahn herauslaſſen konnte. Durch dieſes Mittel brachte es Halley ſo weit, daß er nebſt vier andern Perſonen 1 1/2 Stunden lang 9-10 Klaftern tief unter Waſſer bleiben konnte. Er machte durch die Menge der eingelaſſenen Luft den Meergrund ſo trocken, daß er nicht bis uͤber die Schuhe in den Schlamm oder Sand trat. Durch das Fenſter fiel ſo viel Licht ein, daß er bey ſtiller See leſen und ſchreiben konnte: er ſchrieb ſeine Befehle mit einem eiſernen Griffel auf Bley, und ſchickte ſie mit den leergewordenen Luftſchlaͤuchen hinauf. Bey truͤbem Wetter und ſtuͤrmiſcher See hingegen, war es unten
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ſelbige 32 Fuß tief unter Waſſer verſenkt iſt, bis auf die Helfte des vorigen Raumes, wenn die Glocke 64 Fuß tief verſenkt iſt, bis auf das Drittel deſſelben u. ſ. w. zuſammengedruͤckt ſeyn. Ueberhaupt, wenn die Hoͤhe der dem Drucke des Luftkreiſes gleichwiegenden Waſſerſaͤule=a Fuß iſt, ſo wird ſich unter dem Waſſer in einer Tiefe von b Fuß die Dichte der eingeſchloſſenen Luft zur Dichte der aͤußern freyen Luft, wie a + b : a verhalten. Es bleibt alſo immer die Schwierigkeit uͤbrig, daß bey großen Tiefen der Taucher eine ſehr dicht zuſammengepreßte Luft athmen muß, welche noch uͤberdies durch die Reſpiration ſelbſt bald verdorben, und zum fernern Athmen untuͤchtig wird.
Man hat dieſen Fehlern auf mancherley Art abzuhelfen geſucht. Halley (The art of living under water, in Philoſ. Trans. 1717 u. 1721.) ließ eine Glocke von 8 Fuß Hoͤhe, 5 Fuß Weite am untern, 3 Fuß am obern Ende, und 63 Cubikfuß Inhalt verfertigen, die mit Bley uͤberzogen, und ſo ſchwer war, daß ſie ſchon leer zu Grunde ſank. Am untern Rande waren Gewichte vertheilt, die denſelben ſtets horizontal hielten. Oben war ein ſtarkes Glas eingeſetzt, um Licht durchzulaſſen; auch war ein Hahn angebracht, die verdorbene Luft herauszulaſſen. Die ganze Maſchine hieng an einem Querbalken am Maſtbaume des Schiffes. Es wurden große, mit friſcher Luft angefuͤllte, Schlaͤuche hinabgelaſſen, welche der Druck des Waſſers ſo zuſammenpreßte, daß der Taucher durch lederne, mit Oel getraͤnkte, Roͤhren dieſer Luft einen Ausgang in die Glocke verſchaffen, und die verdorbne dagegen durch den Hahn herauslaſſen konnte. Durch dieſes Mittel brachte es Halley ſo weit, daß er nebſt vier andern Perſonen 1 1/2 Stunden lang 9-10 Klaftern tief unter Waſſer bleiben konnte. Er machte durch die Menge der eingelaſſenen Luft den Meergrund ſo trocken, daß er nicht bis uͤber die Schuhe in den Schlamm oder Sand trat. Durch das Fenſter fiel ſo viel Licht ein, daß er bey ſtiller See leſen und ſchreiben konnte: er ſchrieb ſeine Befehle mit einem eiſernen Griffel auf Bley, und ſchickte ſie mit den leergewordenen Luftſchlaͤuchen hinauf. Bey truͤbem Wetter und ſtuͤrmiſcher See hingegen, war es unten
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/292>, abgerufen am 22.11.2024.
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