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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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hervor (Philos. Trans. Num. 43. p. 864. 867. Num. 46. p. 927. übers. in Abhandl. zur Naturgesch. Physik und Oekon. aus den Philos. Transact. I. B. 1. Th. Leipz. 1779. gr. 4. S. 147 u. f.). Wallis Sätze erhielt die Societät am 26 Nov., Wrenn's am 17. Dec. 1668. und Huygens am 4. Jan. 1669. Man gesteht aber ein, daß Huygens schon bey seinem zweyten Aufenthalte in London im Jahre 1663 im Besitze dieser Sätze gewesen sey, wiewohl er damals den englischen Gelehrten nichts von dieser Entdeckung mitgetheilt habe.

Wallis schränkt sich blos auf unelastische Körper ein. Er geht von dem Grundsatze aus, daß jede bewegende Kraft dem Körper desto weniger Geschwindigkeit giebt, je mehr Masse sie zu bewegen hat, und schließt ganz direct, daß die bewegenden Kräfte Mc und mc, die beym Einholen zusammen MC+mc, beym Begegnen MC--mc ausmachen, sich in beyden Fällen durch die Summe der Massen M+m vertheilen, und beyden Körpern eine gemeinschaftliche Geschwindigkeit geben, die dem Quotienten des MC+mc durch M+m gleich ist. Er nennt die Massen P und mP, die Geschwindigkeiten C und nC, und findet daher . Bey elastischen Körpern, bemerkt er, könne statt des gemeinschaftlichen Fortgehens ein Abspringen erfolgen, wenn der Rückstoß der elastischen Kraft stärker, als der forttreibende Stoß sey. Aber erst in der Folge (Mechanica s. de motu, ed. 1669. fol. et in Opp. To. I. Cap. XIII. De Elatere et Resilitione) hat er seine Theorie auch auf elastische Körper gehörig erweitert.

Wrenn's und Huygens Aufsätze enthalten die Gesetze des Stoßes elastischer Körper ohne Beweis. Sie zeichnen sich aber durch eine sehr kurze, nette, und doch allgemeine, Darstellung der Sache aus. Wenn die Massen A und B, Taf. XXIII. Fig. 34., deren gemeinschaftlicher Schwerpunkt C ist, sich mit den Geschwindigkeiten und


hervor (Philoſ. Trans. Num. 43. p. 864. 867. Num. 46. p. 927. uͤberſ. in Abhandl. zur Naturgeſch. Phyſik und Oekon. aus den Philoſ. Transact. I. B. 1. Th. Leipz. 1779. gr. 4. S. 147 u. f.). Wallis Saͤtze erhielt die Societaͤt am 26 Nov., Wrenn's am 17. Dec. 1668. und Huygens am 4. Jan. 1669. Man geſteht aber ein, daß Huygens ſchon bey ſeinem zweyten Aufenthalte in London im Jahre 1663 im Beſitze dieſer Saͤtze geweſen ſey, wiewohl er damals den engliſchen Gelehrten nichts von dieſer Entdeckung mitgetheilt habe.

Wallis ſchraͤnkt ſich blos auf unelaſtiſche Koͤrper ein. Er geht von dem Grundſatze aus, daß jede bewegende Kraft dem Koͤrper deſto weniger Geſchwindigkeit giebt, je mehr Maſſe ſie zu bewegen hat, und ſchließt ganz direct, daß die bewegenden Kraͤfte Mc und mc, die beym Einholen zuſammen MC+mc, beym Begegnen MC—mc ausmachen, ſich in beyden Faͤllen durch die Summe der Maſſen M+m vertheilen, und beyden Koͤrpern eine gemeinſchaftliche Geſchwindigkeit geben, die dem Quotienten des MC+mc durch M+m gleich iſt. Er nennt die Maſſen P und mP, die Geſchwindigkeiten C und nC, und findet daher . Bey elaſtiſchen Koͤrpern, bemerkt er, koͤnne ſtatt des gemeinſchaftlichen Fortgehens ein Abſpringen erfolgen, wenn der Ruͤckſtoß der elaſtiſchen Kraft ſtaͤrker, als der forttreibende Stoß ſey. Aber erſt in der Folge (Mechanica ſ. de motu, ed. 1669. fol. et in Opp. To. I. Cap. XIII. De Elatere et Reſilitione) hat er ſeine Theorie auch auf elaſtiſche Koͤrper gehoͤrig erweitert.

Wrenn's und Huygens Aufſaͤtze enthalten die Geſetze des Stoßes elaſtiſcher Koͤrper ohne Beweis. Sie zeichnen ſich aber durch eine ſehr kurze, nette, und doch allgemeine, Darſtellung der Sache aus. Wenn die Maſſen A und B, Taf. XXIII. Fig. 34., deren gemeinſchaftlicher Schwerpunkt C iſt, ſich mit den Geſchwindigkeiten und

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[233/0243] hervor (Philoſ. Trans. Num. 43. p. 864. 867. Num. 46. p. 927. uͤberſ. in Abhandl. zur Naturgeſch. Phyſik und Oekon. aus den Philoſ. Transact. I. B. 1. Th. Leipz. 1779. gr. 4. S. 147 u. f.). Wallis Saͤtze erhielt die Societaͤt am 26 Nov., Wrenn's am 17. Dec. 1668. und Huygens am 4. Jan. 1669. Man geſteht aber ein, daß Huygens ſchon bey ſeinem zweyten Aufenthalte in London im Jahre 1663 im Beſitze dieſer Saͤtze geweſen ſey, wiewohl er damals den engliſchen Gelehrten nichts von dieſer Entdeckung mitgetheilt habe. Wallis ſchraͤnkt ſich blos auf unelaſtiſche Koͤrper ein. Er geht von dem Grundſatze aus, daß jede bewegende Kraft dem Koͤrper deſto weniger Geſchwindigkeit giebt, je mehr Maſſe ſie zu bewegen hat, und ſchließt ganz direct, daß die bewegenden Kraͤfte Mc und mc, die beym Einholen zuſammen MC+mc, beym Begegnen MC—mc ausmachen, ſich in beyden Faͤllen durch die Summe der Maſſen M+m vertheilen, und beyden Koͤrpern eine gemeinſchaftliche Geſchwindigkeit geben, die dem Quotienten des MC+mc durch M+m gleich iſt. Er nennt die Maſſen P und mP, die Geſchwindigkeiten C und nC, und findet daher . Bey elaſtiſchen Koͤrpern, bemerkt er, koͤnne ſtatt des gemeinſchaftlichen Fortgehens ein Abſpringen erfolgen, wenn der Ruͤckſtoß der elaſtiſchen Kraft ſtaͤrker, als der forttreibende Stoß ſey. Aber erſt in der Folge (Mechanica ſ. de motu, ed. 1669. fol. et in Opp. To. I. Cap. XIII. De Elatere et Reſilitione) hat er ſeine Theorie auch auf elaſtiſche Koͤrper gehoͤrig erweitert. Wrenn's und Huygens Aufſaͤtze enthalten die Geſetze des Stoßes elaſtiſcher Koͤrper ohne Beweis. Sie zeichnen ſich aber durch eine ſehr kurze, nette, und doch allgemeine, Darſtellung der Sache aus. Wenn die Maſſen A und B, Taf. XXIII. Fig. 34., deren gemeinſchaftlicher Schwerpunkt C iſt, ſich mit den Geſchwindigkeiten und

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/243>, abgerufen am 28.04.2024.