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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Dieses Werkzeug hält nun zwar erstaunliche Vergrößerungen aus, je nachdem man es mit Ocularen von kürzerer Brennweite verbindet. Dennoch kan man für die Himmelskörper die Vergrößerung nicht ohne alle Grenzen verstärken. Die stärkste, die man gewöhnlich bey Beobachtung der Fixsterne braucht, ist 3000 mal, für die Planeten geht man nicht gern über 500, gewöhnlich nur auf 250 mal. Dafür aber verschaft die große Oefnung eine ungemeine Menge von Licht, also eine ganz ungewöhnliche Helligkeit, mit Deutlichkeit verbunden. Mit diesem Teleskope durchstreicht oder kehrt Hr. H., wie er sich sehr körnigt ausdrückt, alle Stellen des bey uns sichtbaren Himmels, mit Hülfe seiner Schwester, welche die gemachten Beobachtungen in gehöriger Ordnung in ein großes in lauter kleine Quadrate abgetheiltes Buch einträgt. Durch eben dieses Werkzeug ist auch die Entdeckung neuer Saturnstrabanten gemacht, s. Saturnsmonden.

Herr Herschel hat bisher mehrere newtonische Teleskope von 7--10 Fuß theils selbst versertiget, theils unter seiner Aufsicht verfertigen lassen, und dabey die letzte Hand angelegt. Der Erste, der in Deutschland ein solches erhielt, war Herr Oberamtmann Schröter in Lilienthal bey Bremen, der auch die Einrichtung desselben selbst beschrieben hat (Beyträge zu den neuesten astronomischen Entdeckungen. Berlin, 1788. 8.). Die Röhre ist ein achtseitiges Prisma von Mahagony-Holz, deren Länge 7 Fuß 4 1/2 Zoll, der äußere Durchmesser 8 Zoll, und der innere 6 1/2 Zoll beträgt. Eben so groß ist der Durchmesser der polirten Fläche des Spiegels der durch ein eignes Maschinenwerk die gehörige Stellung und Besestigung im untern Ende der Röhre erhält. Man sieht in diese Röhre, der newtonischen Einrichtung gemäß, am obern Ende von der Seite hinein, wo sich die 8 Zoll lange Ocularmaschine, die zugleich auch den Planspiegel hält, nebst dem Sucher befindet. Dieser Sucher ist 1 Fuß lang, faßt bey 9maliger Vergrößerung 4 Grad Feld, und zeigt zur Noth die Jupitersmonden. Er steht nicht auf der obersten horizontalen Fläche des achteckigten Rohrs, sondern an der schrägen Seite, dem Augenglase


Dieſes Werkzeug haͤlt nun zwar erſtaunliche Vergroͤßerungen aus, je nachdem man es mit Ocularen von kuͤrzerer Brennweite verbindet. Dennoch kan man fuͤr die Himmelskoͤrper die Vergroͤßerung nicht ohne alle Grenzen verſtaͤrken. Die ſtaͤrkſte, die man gewoͤhnlich bey Beobachtung der Fixſterne braucht, iſt 3000 mal, fuͤr die Planeten geht man nicht gern uͤber 500, gewoͤhnlich nur auf 250 mal. Dafuͤr aber verſchaft die große Oefnung eine ungemeine Menge von Licht, alſo eine ganz ungewoͤhnliche Helligkeit, mit Deutlichkeit verbunden. Mit dieſem Teleſkope durchſtreicht oder kehrt Hr. H., wie er ſich ſehr koͤrnigt ausdruͤckt, alle Stellen des bey uns ſichtbaren Himmels, mit Huͤlfe ſeiner Schweſter, welche die gemachten Beobachtungen in gehoͤriger Ordnung in ein großes in lauter kleine Quadrate abgetheiltes Buch eintraͤgt. Durch eben dieſes Werkzeug iſt auch die Entdeckung neuer Saturnstrabanten gemacht, ſ. Saturnsmonden.

Herr Herſchel hat bisher mehrere newtoniſche Teleſkope von 7—10 Fuß theils ſelbſt verſertiget, theils unter ſeiner Aufſicht verfertigen laſſen, und dabey die letzte Hand angelegt. Der Erſte, der in Deutſchland ein ſolches erhielt, war Herr Oberamtmann Schroͤter in Lilienthal bey Bremen, der auch die Einrichtung deſſelben ſelbſt beſchrieben hat (Beytraͤge zu den neueſten aſtronomiſchen Entdeckungen. Berlin, 1788. 8.). Die Roͤhre iſt ein achtſeitiges Priſma von Mahagony-Holz, deren Laͤnge 7 Fuß 4 1/2 Zoll, der aͤußere Durchmeſſer 8 Zoll, und der innere 6 1/2 Zoll betraͤgt. Eben ſo groß iſt der Durchmeſſer der polirten Flaͤche des Spiegels der durch ein eignes Maſchinenwerk die gehoͤrige Stellung und Beſeſtigung im untern Ende der Roͤhre erhaͤlt. Man ſieht in dieſe Roͤhre, der newtoniſchen Einrichtung gemaͤß, am obern Ende von der Seite hinein, wo ſich die 8 Zoll lange Ocularmaſchine, die zugleich auch den Planſpiegel haͤlt, nebſt dem Sucher befindet. Dieſer Sucher iſt 1 Fuß lang, faßt bey 9maliger Vergroͤßerung 4 Grad Feld, und zeigt zur Noth die Jupitersmonden. Er ſteht nicht auf der oberſten horizontalen Flaͤche des achteckigten Rohrs, ſondern an der ſchraͤgen Seite, dem Augenglaſe

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[150/0160] Dieſes Werkzeug haͤlt nun zwar erſtaunliche Vergroͤßerungen aus, je nachdem man es mit Ocularen von kuͤrzerer Brennweite verbindet. Dennoch kan man fuͤr die Himmelskoͤrper die Vergroͤßerung nicht ohne alle Grenzen verſtaͤrken. Die ſtaͤrkſte, die man gewoͤhnlich bey Beobachtung der Fixſterne braucht, iſt 3000 mal, fuͤr die Planeten geht man nicht gern uͤber 500, gewoͤhnlich nur auf 250 mal. Dafuͤr aber verſchaft die große Oefnung eine ungemeine Menge von Licht, alſo eine ganz ungewoͤhnliche Helligkeit, mit Deutlichkeit verbunden. Mit dieſem Teleſkope durchſtreicht oder kehrt Hr. H., wie er ſich ſehr koͤrnigt ausdruͤckt, alle Stellen des bey uns ſichtbaren Himmels, mit Huͤlfe ſeiner Schweſter, welche die gemachten Beobachtungen in gehoͤriger Ordnung in ein großes in lauter kleine Quadrate abgetheiltes Buch eintraͤgt. Durch eben dieſes Werkzeug iſt auch die Entdeckung neuer Saturnstrabanten gemacht, ſ. Saturnsmonden. Herr Herſchel hat bisher mehrere newtoniſche Teleſkope von 7—10 Fuß theils ſelbſt verſertiget, theils unter ſeiner Aufſicht verfertigen laſſen, und dabey die letzte Hand angelegt. Der Erſte, der in Deutſchland ein ſolches erhielt, war Herr Oberamtmann Schroͤter in Lilienthal bey Bremen, der auch die Einrichtung deſſelben ſelbſt beſchrieben hat (Beytraͤge zu den neueſten aſtronomiſchen Entdeckungen. Berlin, 1788. 8.). Die Roͤhre iſt ein achtſeitiges Priſma von Mahagony-Holz, deren Laͤnge 7 Fuß 4 1/2 Zoll, der aͤußere Durchmeſſer 8 Zoll, und der innere 6 1/2 Zoll betraͤgt. Eben ſo groß iſt der Durchmeſſer der polirten Flaͤche des Spiegels der durch ein eignes Maſchinenwerk die gehoͤrige Stellung und Beſeſtigung im untern Ende der Roͤhre erhaͤlt. Man ſieht in dieſe Roͤhre, der newtoniſchen Einrichtung gemaͤß, am obern Ende von der Seite hinein, wo ſich die 8 Zoll lange Ocularmaſchine, die zugleich auch den Planſpiegel haͤlt, nebſt dem Sucher befindet. Dieſer Sucher iſt 1 Fuß lang, faßt bey 9maliger Vergroͤßerung 4 Grad Feld, und zeigt zur Noth die Jupitersmonden. Er ſteht nicht auf der oberſten horizontalen Flaͤche des achteckigten Rohrs, ſondern an der ſchraͤgen Seite, dem Augenglaſe

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/160>, abgerufen am 05.05.2024.