Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Gregory glaubte, es werde leichter seyn, parabolische und elliptische Spiegel zu machen, als hyperbolische Gläser. Er schlug daher (Jac. Gregorii Optica promota cum append. subtilium Problematum astronom. Londini, 1663. 4.) ein Teleskop mit zween metallnen Spiegeln vor. Der größere parabolische Hohlspiegel sollte die Parallelstralen, welche von jedem Punkte des Gegenstandes kämen, zusammenlenken. In der Axe jenes ersten sollte der Mittelpunkt eines kleinern elliptischen Hohlspiegels stehen, der diese Stralen zurücksenden, und ein Bild des Gegenstandes nicht weit vor dem großen Hohlspiegel entwerfen würde. Der große Hohlspiegel sollte in der Mitte durchbohrt seyn, um ein Augenglas in der Oefnung anzubringen, wodurch das Bild, wie in einem gewöhnlichen Fernrohre, betrachtet würde. Gregory konnte aber diesen Vorschlag nicht wirklich aussühren, weil er selbst zu wenig mechanische Geschicklichkeit besaß. Zwar bekam er einen metallnen Objectivspiegel, nebst andern kleinen, von Reives und Coxe geschliffen; aber sie waren nur sphärisch und nicht gut polirt. Er machte unvollkommne Versuche damit, ohne sie einmal in eine Röhre zu fassen, und gab endlich aus Unmuth über den Mangel parabolischer Spiegel die ganze Sache auf. Newton entdeckte inzwischen im Jahr 1666, daß die Abweichung der dioptrischen Fernröhre größtentheils von der Farbenzerstreuung abhange, und da ihn seine Versuche verleiteten, diese Abweichung bey bloßen Gläsern für unvermeidlich zu halten, so gab er von dieser Zeit an die Verbesserung der Gläser gänzlich auf, und wandte dagegen alle seine Aufmerksamkeit auf den Gebrauch der Spiegel. Hiebey war ihm Gregory's Vorschlag nicht unbekannt; er blieb aber doch bey der sphärischen Gestalt stehen, weil er die Schwierigkeiten, Spiegeln die Figur der Kegelschnitte zu geben, für allzugroß ansahe. Es glückte ihm
Gregory glaubte, es werde leichter ſeyn, paraboliſche und elliptiſche Spiegel zu machen, als hyperboliſche Glaͤſer. Er ſchlug daher (Jac. Gregorii Optica promota cum append. ſubtilium Problematum aſtronom. Londini, 1663. 4.) ein Teleſkop mit zween metallnen Spiegeln vor. Der groͤßere paraboliſche Hohlſpiegel ſollte die Parallelſtralen, welche von jedem Punkte des Gegenſtandes kaͤmen, zuſammenlenken. In der Axe jenes erſten ſollte der Mittelpunkt eines kleinern elliptiſchen Hohlſpiegels ſtehen, der dieſe Stralen zuruͤckſenden, und ein Bild des Gegenſtandes nicht weit vor dem großen Hohlſpiegel entwerfen wuͤrde. Der große Hohlſpiegel ſollte in der Mitte durchbohrt ſeyn, um ein Augenglas in der Oefnung anzubringen, wodurch das Bild, wie in einem gewoͤhnlichen Fernrohre, betrachtet wuͤrde. Gregory konnte aber dieſen Vorſchlag nicht wirklich ausſuͤhren, weil er ſelbſt zu wenig mechaniſche Geſchicklichkeit beſaß. Zwar bekam er einen metallnen Objectivſpiegel, nebſt andern kleinen, von Reives und Coxe geſchliffen; aber ſie waren nur ſphaͤriſch und nicht gut polirt. Er machte unvollkommne Verſuche damit, ohne ſie einmal in eine Roͤhre zu faſſen, und gab endlich aus Unmuth uͤber den Mangel paraboliſcher Spiegel die ganze Sache auf. Newton entdeckte inzwiſchen im Jahr 1666, daß die Abweichung der dioptriſchen Fernroͤhre groͤßtentheils von der Farbenzerſtreuung abhange, und da ihn ſeine Verſuche verleiteten, dieſe Abweichung bey bloßen Glaͤſern fuͤr unvermeidlich zu halten, ſo gab er von dieſer Zeit an die Verbeſſerung der Glaͤſer gaͤnzlich auf, und wandte dagegen alle ſeine Aufmerkſamkeit auf den Gebrauch der Spiegel. Hiebey war ihm Gregory's Vorſchlag nicht unbekannt; er blieb aber doch bey der ſphaͤriſchen Geſtalt ſtehen, weil er die Schwierigkeiten, Spiegeln die Figur der Kegelſchnitte zu geben, fuͤr allzugroß anſahe. Es gluͤckte ihm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0146" xml:id="P.4.136" n="136"/><lb/> haben; auch wollte er nicht blos Spiegel, ſondern eine Verbindung von Spiegeln und Glaͤſern brauchen, und die Briefe des Descartes, die erſt 1666 in Holland gedruckt wurden, konnten ihm damals noch gar nicht bekannt ſeyn.</p> <p><hi rendition="#b">Gregory</hi> glaubte, es werde leichter ſeyn, paraboliſche und elliptiſche Spiegel zu machen, als hyperboliſche Glaͤſer. Er ſchlug daher (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Jac. Gregorii</hi> Optica promota cum append. ſubtilium Problematum aſtronom. Londini, 1663. 4.</hi>) ein Teleſkop mit zween metallnen Spiegeln vor. Der groͤßere paraboliſche Hohlſpiegel ſollte die Parallelſtralen, welche von jedem Punkte des Gegenſtandes kaͤmen, zuſammenlenken. In der Axe jenes erſten ſollte der Mittelpunkt eines kleinern elliptiſchen Hohlſpiegels ſtehen, der dieſe Stralen zuruͤckſenden, und ein Bild des Gegenſtandes nicht weit vor dem großen Hohlſpiegel entwerfen wuͤrde. Der große Hohlſpiegel ſollte in der Mitte durchbohrt ſeyn, um ein Augenglas in der Oefnung anzubringen, wodurch das Bild, wie in einem gewoͤhnlichen Fernrohre, betrachtet wuͤrde. Gregory konnte aber dieſen Vorſchlag nicht wirklich ausſuͤhren, weil er ſelbſt zu wenig mechaniſche Geſchicklichkeit beſaß. Zwar bekam er einen metallnen Objectivſpiegel, nebſt andern kleinen, von <hi rendition="#b">Reives</hi> und <hi rendition="#b">Coxe</hi> geſchliffen; aber ſie waren nur ſphaͤriſch und nicht gut polirt. Er machte unvollkommne Verſuche damit, ohne ſie einmal in eine Roͤhre zu faſſen, und gab endlich aus Unmuth uͤber den Mangel paraboliſcher Spiegel die ganze Sache auf.</p> <p><hi rendition="#b">Newton</hi> entdeckte inzwiſchen im Jahr 1666, daß die Abweichung der dioptriſchen Fernroͤhre groͤßtentheils von der Farbenzerſtreuung abhange, und da ihn ſeine Verſuche verleiteten, dieſe Abweichung bey bloßen Glaͤſern fuͤr unvermeidlich zu halten, ſo gab er von dieſer Zeit an die Verbeſſerung der Glaͤſer gaͤnzlich auf, und wandte dagegen alle ſeine Aufmerkſamkeit auf den Gebrauch der Spiegel. Hiebey war ihm <hi rendition="#b">Gregory's</hi> Vorſchlag nicht unbekannt; er blieb aber doch bey der ſphaͤriſchen Geſtalt ſtehen, weil er die Schwierigkeiten, Spiegeln die Figur der Kegelſchnitte zu geben, fuͤr allzugroß anſahe. Es gluͤckte ihm<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0146]
haben; auch wollte er nicht blos Spiegel, ſondern eine Verbindung von Spiegeln und Glaͤſern brauchen, und die Briefe des Descartes, die erſt 1666 in Holland gedruckt wurden, konnten ihm damals noch gar nicht bekannt ſeyn.
Gregory glaubte, es werde leichter ſeyn, paraboliſche und elliptiſche Spiegel zu machen, als hyperboliſche Glaͤſer. Er ſchlug daher (Jac. Gregorii Optica promota cum append. ſubtilium Problematum aſtronom. Londini, 1663. 4.) ein Teleſkop mit zween metallnen Spiegeln vor. Der groͤßere paraboliſche Hohlſpiegel ſollte die Parallelſtralen, welche von jedem Punkte des Gegenſtandes kaͤmen, zuſammenlenken. In der Axe jenes erſten ſollte der Mittelpunkt eines kleinern elliptiſchen Hohlſpiegels ſtehen, der dieſe Stralen zuruͤckſenden, und ein Bild des Gegenſtandes nicht weit vor dem großen Hohlſpiegel entwerfen wuͤrde. Der große Hohlſpiegel ſollte in der Mitte durchbohrt ſeyn, um ein Augenglas in der Oefnung anzubringen, wodurch das Bild, wie in einem gewoͤhnlichen Fernrohre, betrachtet wuͤrde. Gregory konnte aber dieſen Vorſchlag nicht wirklich ausſuͤhren, weil er ſelbſt zu wenig mechaniſche Geſchicklichkeit beſaß. Zwar bekam er einen metallnen Objectivſpiegel, nebſt andern kleinen, von Reives und Coxe geſchliffen; aber ſie waren nur ſphaͤriſch und nicht gut polirt. Er machte unvollkommne Verſuche damit, ohne ſie einmal in eine Roͤhre zu faſſen, und gab endlich aus Unmuth uͤber den Mangel paraboliſcher Spiegel die ganze Sache auf.
Newton entdeckte inzwiſchen im Jahr 1666, daß die Abweichung der dioptriſchen Fernroͤhre groͤßtentheils von der Farbenzerſtreuung abhange, und da ihn ſeine Verſuche verleiteten, dieſe Abweichung bey bloßen Glaͤſern fuͤr unvermeidlich zu halten, ſo gab er von dieſer Zeit an die Verbeſſerung der Glaͤſer gaͤnzlich auf, und wandte dagegen alle ſeine Aufmerkſamkeit auf den Gebrauch der Spiegel. Hiebey war ihm Gregory's Vorſchlag nicht unbekannt; er blieb aber doch bey der ſphaͤriſchen Geſtalt ſtehen, weil er die Schwierigkeiten, Spiegeln die Figur der Kegelſchnitte zu geben, fuͤr allzugroß anſahe. Es gluͤckte ihm
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