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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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weil bey solchen die gegenüberstehenden Seiten gleichlaufend sind.

Man erklärt hieraus leicht die Einrichtung der Spiegelsäle, in denen eine Menge großer einander gegenüber gestellter Spiegel die Bilder der Kronleuchter u. s. w. ins Unzählbare vervielsältiget.

Wolf Elem. Catoptricae. Probl. 11. 12. 14.

Ozanam Recreations mathem. et phys. ed. Paris, 1735. 8maj. Probl. d'Optique XVII. XVIII. p. 365. sqq.

Spiegelmikroskop, s. Mikroskop.

Spiegelteleskop, reflectirendes Teleskop, Reflector, Telescopium catadioptricum s. reflectens, Telescope catoptrique on catadioptrique, Telescope de reflexion, engl. Reflecting telescope, Reflector. Ein Fernrohr, in welchem, statt des Objectivglases, Spiegel gebraucht werden. Weil bey Spiegeln mit Gläsern verbunden, die Wirkung theils katoptrisch, theils dioptrisch ist, so giebt man solchen Werkzeugen den zusammengesetzten Namen der katadioptrischen. Teleskop ist zwar eine allgemeine Benennung aller Fernröhre, unter der aber sehr oft die reflectirenden vorzugsweise verstanden werden. So redet man von gregorianischen und newtonischen Teleskopen; dagegen nennt man ein Instrument nicht gern Teleskop, lieber Fernrohr oder Tubus, wenn es nur Gläser, und keine Spiegel hat. Der Name Reflector ist neuerlich aus der englischen Sprache herübergenommen.

Auf den Gebrauch der Spiegel in Fernröhren verfiel zuerst der P. Mersenne (Vniversae Geometriae mixtaeque Mathematicae Synopsis. Paris 1644. 4. in Batoptrica, prop. VII.). Er sagt daselbst, man könne einen grossen parabolischen Hohlspiegel mit einem kleinern ebenfalls parabolischen Convex oder Hohlspiegel, und allenfalls noch mit einem kleinen Planspiegel, so verbinden, daß das Ganze, wie ein Fernrohr, entlegne Dinge vergrößert darstelle. In seiner Ballistik giebt er sogar eine Abbildung hiezu, wo nahe am Brennpunkte einer großen Parabel eine andere kleinere steht, welche Parallelstralen, die von jener


weil bey ſolchen die gegenuͤberſtehenden Seiten gleichlaufend ſind.

Man erklaͤrt hieraus leicht die Einrichtung der Spiegelſaͤle, in denen eine Menge großer einander gegenuͤber geſtellter Spiegel die Bilder der Kronleuchter u. ſ. w. ins Unzaͤhlbare vervielſaͤltiget.

Wolf Elem. Catoptricae. Probl. 11. 12. 14.

Ozanam Recreations mathem. et phyſ. ed. Paris, 1735. 8maj. Probl. d'Optique XVII. XVIII. p. 365. ſqq.

Spiegelmikroſkop, ſ. Mikroſkop.

Spiegelteleſkop, reflectirendes Teleſkop, Reflector, Teleſcopium catadioptricum ſ. reflectens, Teleſcope catoptrique on catadioptrique, Teleſcope de reflexion, engl. Reflecting teleſcope, Reflector. Ein Fernrohr, in welchem, ſtatt des Objectivglaſes, Spiegel gebraucht werden. Weil bey Spiegeln mit Glaͤſern verbunden, die Wirkung theils katoptriſch, theils dioptriſch iſt, ſo giebt man ſolchen Werkzeugen den zuſammengeſetzten Namen der katadioptriſchen. Teleſkop iſt zwar eine allgemeine Benennung aller Fernroͤhre, unter der aber ſehr oft die reflectirenden vorzugsweiſe verſtanden werden. So redet man von gregorianiſchen und newtoniſchen Teleſkopen; dagegen nennt man ein Inſtrument nicht gern Teleſkop, lieber Fernrohr oder Tubus, wenn es nur Glaͤſer, und keine Spiegel hat. Der Name Reflector iſt neuerlich aus der engliſchen Sprache heruͤbergenommen.

Auf den Gebrauch der Spiegel in Fernroͤhren verfiel zuerſt der P. Merſenne (Vniverſae Geometriae mixtaeque Mathematicae Synopſis. Paris 1644. 4. in Batoptrica, prop. VII.). Er ſagt daſelbſt, man koͤnne einen groſſen paraboliſchen Hohlſpiegel mit einem kleinern ebenfalls paraboliſchen Convex oder Hohlſpiegel, und allenfalls noch mit einem kleinen Planſpiegel, ſo verbinden, daß das Ganze, wie ein Fernrohr, entlegne Dinge vergroͤßert darſtelle. In ſeiner Balliſtik giebt er ſogar eine Abbildung hiezu, wo nahe am Brennpunkte einer großen Parabel eine andere kleinere ſteht, welche Parallelſtralen, die von jener

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[134/0144] weil bey ſolchen die gegenuͤberſtehenden Seiten gleichlaufend ſind. Man erklaͤrt hieraus leicht die Einrichtung der Spiegelſaͤle, in denen eine Menge großer einander gegenuͤber geſtellter Spiegel die Bilder der Kronleuchter u. ſ. w. ins Unzaͤhlbare vervielſaͤltiget. Wolf Elem. Catoptricae. Probl. 11. 12. 14. Ozanam Recreations mathem. et phyſ. ed. Paris, 1735. 8maj. Probl. d'Optique XVII. XVIII. p. 365. ſqq. Spiegelmikroſkop, ſ. Mikroſkop. Spiegelteleſkop, reflectirendes Teleſkop, Reflector, Teleſcopium catadioptricum ſ. reflectens, Teleſcope catoptrique on catadioptrique, Teleſcope de reflexion, engl. Reflecting teleſcope, Reflector. Ein Fernrohr, in welchem, ſtatt des Objectivglaſes, Spiegel gebraucht werden. Weil bey Spiegeln mit Glaͤſern verbunden, die Wirkung theils katoptriſch, theils dioptriſch iſt, ſo giebt man ſolchen Werkzeugen den zuſammengeſetzten Namen der katadioptriſchen. Teleſkop iſt zwar eine allgemeine Benennung aller Fernroͤhre, unter der aber ſehr oft die reflectirenden vorzugsweiſe verſtanden werden. So redet man von gregorianiſchen und newtoniſchen Teleſkopen; dagegen nennt man ein Inſtrument nicht gern Teleſkop, lieber Fernrohr oder Tubus, wenn es nur Glaͤſer, und keine Spiegel hat. Der Name Reflector iſt neuerlich aus der engliſchen Sprache heruͤbergenommen. Auf den Gebrauch der Spiegel in Fernroͤhren verfiel zuerſt der P. Merſenne (Vniverſae Geometriae mixtaeque Mathematicae Synopſis. Paris 1644. 4. in Batoptrica, prop. VII.). Er ſagt daſelbſt, man koͤnne einen groſſen paraboliſchen Hohlſpiegel mit einem kleinern ebenfalls paraboliſchen Convex oder Hohlſpiegel, und allenfalls noch mit einem kleinen Planſpiegel, ſo verbinden, daß das Ganze, wie ein Fernrohr, entlegne Dinge vergroͤßert darſtelle. In ſeiner Balliſtik giebt er ſogar eine Abbildung hiezu, wo nahe am Brennpunkte einer großen Parabel eine andere kleinere ſteht, welche Parallelſtralen, die von jener

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/144>, abgerufen am 03.05.2024.