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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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dieser Vervielfältigung waren Trabern (Nerv. Optic. L. II. cap. 4. 5.) und andern, welche mühsam darüber geschrieben haben, nur sehr unvollkommen bekannt; Herr Kästner (De multiplicatione imaginum ope duorum speculorum planorum, in Diss. mathem. et phys. Altenb. 1757. 4. no. II. p. 8.) hat gezeigt, wie sie sich kurz und allgemein finden lassen. Wenn der Winkel beyder Spiegel ein aliquoter Theil von 360°, z. B. der nte ist, so ist die Anzahl der Bilder=n--1.

Hierauf gründet sich die Einrichtung mehrerer Spiegelkasten, welche unter die ältesten katoptrischen Spielwerke gehören. Es wird genug seyn, zwo Arten davon zu beschreiben.

Ein Kasten, in Form eines vieleckichten senkrechten Prisma, wird durch Diagonalwände, die sich alle in der Axe des Prisma schneiden, in so viel dreyeckichte Zellen getheilt, als Seitenflächen da sind. Man überlegt diese Diagonalwände auf beyden Seiten mit Spiegelglas, bohrt in die Seitenflächen Löcher, wodurch man in die Zellen sehen kan, stellt in jede Zelle einen andern Gegenstand, und bedeckt den Kasten von oben mit dünnem Pergamen, Leinwand oder Gaze, welche das Licht durchfallen läßt. Man sieht alsdann durch jedes Loch einen Schauplatz, eben so groß, als den ganzen Kasten, der doch jedesmal mit andern Gegenständen erfüllt ist.

Oder es werden in einem Kasten von eben der Form, aber ohne Diagonalwände, blos die innern Seitenflächen mit Spiegelglas belegt, wovon man an den Löchern die Belegung abschabt, um in das Innere sehen zu können. Mitten in den Kasten wird ein einzelner Gegenstand, z. B. eine Puppe, ein Vogel im Keficht u. dergl. gestellt. Sieht man nun durch ein Loch hinein, so erscheint der Gegenstand unglaublich vervielfältiget, und man sieht ein ganzes Heer von Puppen oder Vögeln. Da parallel gestellte Spiegel die stärkste Vervielfältigung geben, so schicken sich zur Form des Kastens am besten Polygone mit gerader Anzahl von Seiten, z. B. das Sechseck, Achteck rc.


dieſer Vervielfaͤltigung waren Trabern (Nerv. Optic. L. II. cap. 4. 5.) und andern, welche muͤhſam daruͤber geſchrieben haben, nur ſehr unvollkommen bekannt; Herr Kaͤſtner (De multiplicatione imaginum ope duorum ſpeculorum planorum, in Diſſ. mathem. et phyſ. Altenb. 1757. 4. no. II. p. 8.) hat gezeigt, wie ſie ſich kurz und allgemein finden laſſen. Wenn der Winkel beyder Spiegel ein aliquoter Theil von 360°, z. B. der nte iſt, ſo iſt die Anzahl der Bilder=n—1.

Hierauf gruͤndet ſich die Einrichtung mehrerer Spiegelkaſten, welche unter die aͤlteſten katoptriſchen Spielwerke gehoͤren. Es wird genug ſeyn, zwo Arten davon zu beſchreiben.

Ein Kaſten, in Form eines vieleckichten ſenkrechten Prisma, wird durch Diagonalwaͤnde, die ſich alle in der Axe des Prisma ſchneiden, in ſo viel dreyeckichte Zellen getheilt, als Seitenflaͤchen da ſind. Man uͤberlegt dieſe Diagonalwaͤnde auf beyden Seiten mit Spiegelglas, bohrt in die Seitenflaͤchen Loͤcher, wodurch man in die Zellen ſehen kan, ſtellt in jede Zelle einen andern Gegenſtand, und bedeckt den Kaſten von oben mit duͤnnem Pergamen, Leinwand oder Gaze, welche das Licht durchfallen laͤßt. Man ſieht alsdann durch jedes Loch einen Schauplatz, eben ſo groß, als den ganzen Kaſten, der doch jedesmal mit andern Gegenſtaͤnden erfuͤllt iſt.

Oder es werden in einem Kaſten von eben der Form, aber ohne Diagonalwaͤnde, blos die innern Seitenflaͤchen mit Spiegelglas belegt, wovon man an den Loͤchern die Belegung abſchabt, um in das Innere ſehen zu koͤnnen. Mitten in den Kaſten wird ein einzelner Gegenſtand, z. B. eine Puppe, ein Vogel im Keficht u. dergl. geſtellt. Sieht man nun durch ein Loch hinein, ſo erſcheint der Gegenſtand unglaublich vervielfaͤltiget, und man ſieht ein ganzes Heer von Puppen oder Voͤgeln. Da parallel geſtellte Spiegel die ſtaͤrkſte Vervielfaͤltigung geben, ſo ſchicken ſich zur Form des Kaſtens am beſten Polygone mit gerader Anzahl von Seiten, z. B. das Sechseck, Achteck rc.

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[133/0143] dieſer Vervielfaͤltigung waren Trabern (Nerv. Optic. L. II. cap. 4. 5.) und andern, welche muͤhſam daruͤber geſchrieben haben, nur ſehr unvollkommen bekannt; Herr Kaͤſtner (De multiplicatione imaginum ope duorum ſpeculorum planorum, in Diſſ. mathem. et phyſ. Altenb. 1757. 4. no. II. p. 8.) hat gezeigt, wie ſie ſich kurz und allgemein finden laſſen. Wenn der Winkel beyder Spiegel ein aliquoter Theil von 360°, z. B. der nte iſt, ſo iſt die Anzahl der Bilder=n—1. Hierauf gruͤndet ſich die Einrichtung mehrerer Spiegelkaſten, welche unter die aͤlteſten katoptriſchen Spielwerke gehoͤren. Es wird genug ſeyn, zwo Arten davon zu beſchreiben. Ein Kaſten, in Form eines vieleckichten ſenkrechten Prisma, wird durch Diagonalwaͤnde, die ſich alle in der Axe des Prisma ſchneiden, in ſo viel dreyeckichte Zellen getheilt, als Seitenflaͤchen da ſind. Man uͤberlegt dieſe Diagonalwaͤnde auf beyden Seiten mit Spiegelglas, bohrt in die Seitenflaͤchen Loͤcher, wodurch man in die Zellen ſehen kan, ſtellt in jede Zelle einen andern Gegenſtand, und bedeckt den Kaſten von oben mit duͤnnem Pergamen, Leinwand oder Gaze, welche das Licht durchfallen laͤßt. Man ſieht alsdann durch jedes Loch einen Schauplatz, eben ſo groß, als den ganzen Kaſten, der doch jedesmal mit andern Gegenſtaͤnden erfuͤllt iſt. Oder es werden in einem Kaſten von eben der Form, aber ohne Diagonalwaͤnde, blos die innern Seitenflaͤchen mit Spiegelglas belegt, wovon man an den Loͤchern die Belegung abſchabt, um in das Innere ſehen zu koͤnnen. Mitten in den Kaſten wird ein einzelner Gegenſtand, z. B. eine Puppe, ein Vogel im Keficht u. dergl. geſtellt. Sieht man nun durch ein Loch hinein, ſo erſcheint der Gegenſtand unglaublich vervielfaͤltiget, und man ſieht ein ganzes Heer von Puppen oder Voͤgeln. Da parallel geſtellte Spiegel die ſtaͤrkſte Vervielfaͤltigung geben, ſo ſchicken ſich zur Form des Kaſtens am beſten Polygone mit gerader Anzahl von Seiten, z. B. das Sechseck, Achteck rc.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/143>, abgerufen am 24.11.2024.