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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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231.) angeführt worden, s. auch Gefrierung (Th. II. S. 434. u. f.).

Errleben Anfangsgr. der Raturlehre, durch Lichtenberg §. 429 u. f.

Gren Grundriß der Naturlehre, Halle, 1788. 8. §. 358. u. f.

Schnee, Nix, Neige.

Der Schnee besteht aus gefrornen Wassertheilen, die sich aber noch nicht in Körner oder Kugeln gesammelt, sondern blos als feine an einander hängende Eisnadeln zu Flocken gebildet haben, in dieser Gestalt langsam aus dem Luftkreise herabfallen, und den Erdboden als eine sehr lockere weiße Masse bedecken. Wenn die Atmosphäre so kalt ist, daß die Dünste gleich im ersten Augenblicke, in welchem sie sich niederschlagen, oder in welchem sie die Gestalt der Bläschen ablegen, gefrieren, so krystallisirt sich das Wasser, wenn die Verdichtung im Freyen geschieht, zu kleinen Eisnadeln, die sich an einander hängen und Flocken bilden. Geschieht die Verdichtung an der Oberfläche fester Körper, so entsteht auf eben die Art der Reif: gefriert aber das Wasser erst, nachdem es Zeit gehabt hat, Tropfen zu bilden, so fällt Hagel. Dies sind wenigstens die gewöhnlichen Erklärungen dieser Luftbegebenheiten, s. Hagel, Reif.

Die Gestalt des Schnees ist verschieden. Bey strenger Kälte sind die Flocken feiner, vielleicht, weil die Theile zu schnell erhärten, um sich in großer Anzahl an einander hängen zu können. In den Nordländern fällt unter diesen Umständen bisweilen der feine und trockne Staubschnee, wie ihn Maupertuis in Lappland, und Middleton (Philos. Trans. no. 465.) in Nordamerika beobachteten. Dieser Staubschnee dringt nach Maupertuis durch die Ritzen der Fenster, macht die nächsten Gegenstände unsichtbar, greift die Augen sehr an, und scheint gleich über der Erdfläche zu entstehen, weil die Sonne dabey oft hell scheint; er bedeckt bisweilen den Boden 4 -- 5 Schuh hoch, und ist so fein und trocken, daß man nicht darauf gehen kan.

Gewöhnlicher bestehen die Schneeflocken aus länglichen dünnen Nadeln, die sich bisweilen ohne Ordnung und unter


231.) angefuͤhrt worden, ſ. auch Gefrierung (Th. II. S. 434. u. f.).

Errleben Anfangsgr. der Raturlehre, durch Lichtenberg §. 429 u. f.

Gren Grundriß der Naturlehre, Halle, 1788. 8. §. 358. u. f.

Schnee, Nix, Neige.

Der Schnee beſteht aus gefrornen Waſſertheilen, die ſich aber noch nicht in Koͤrner oder Kugeln geſammelt, ſondern blos als feine an einander haͤngende Eisnadeln zu Flocken gebildet haben, in dieſer Geſtalt langſam aus dem Luftkreiſe herabfallen, und den Erdboden als eine ſehr lockere weiße Maſſe bedecken. Wenn die Atmoſphaͤre ſo kalt iſt, daß die Duͤnſte gleich im erſten Augenblicke, in welchem ſie ſich niederſchlagen, oder in welchem ſie die Geſtalt der Blaͤschen ablegen, gefrieren, ſo kryſtalliſirt ſich das Waſſer, wenn die Verdichtung im Freyen geſchieht, zu kleinen Eisnadeln, die ſich an einander haͤngen und Flocken bilden. Geſchieht die Verdichtung an der Oberflaͤche feſter Koͤrper, ſo entſteht auf eben die Art der Reif: gefriert aber das Waſſer erſt, nachdem es Zeit gehabt hat, Tropfen zu bilden, ſo faͤllt Hagel. Dies ſind wenigſtens die gewoͤhnlichen Erklaͤrungen dieſer Luftbegebenheiten, ſ. Hagel, Reif.

Die Geſtalt des Schnees iſt verſchieden. Bey ſtrenger Kaͤlte ſind die Flocken feiner, vielleicht, weil die Theile zu ſchnell erhaͤrten, um ſich in großer Anzahl an einander haͤngen zu koͤnnen. In den Nordlaͤndern faͤllt unter dieſen Umſtaͤnden bisweilen der feine und trockne Staubſchnee, wie ihn Maupertuis in Lappland, und Middleton (Philoſ. Trans. no. 465.) in Nordamerika beobachteten. Dieſer Staubſchnee dringt nach Maupertuis durch die Ritzen der Fenſter, macht die naͤchſten Gegenſtaͤnde unſichtbar, greift die Augen ſehr an, und ſcheint gleich uͤber der Erdflaͤche zu entſtehen, weil die Sonne dabey oft hell ſcheint; er bedeckt bisweilen den Boden 4 — 5 Schuh hoch, und iſt ſo fein und trocken, daß man nicht darauf gehen kan.

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[862/0868] 231.) angefuͤhrt worden, ſ. auch Gefrierung (Th. II. S. 434. u. f.). Errleben Anfangsgr. der Raturlehre, durch Lichtenberg §. 429 u. f. Gren Grundriß der Naturlehre, Halle, 1788. 8. §. 358. u. f. Schnee, Nix, Neige. Der Schnee beſteht aus gefrornen Waſſertheilen, die ſich aber noch nicht in Koͤrner oder Kugeln geſammelt, ſondern blos als feine an einander haͤngende Eisnadeln zu Flocken gebildet haben, in dieſer Geſtalt langſam aus dem Luftkreiſe herabfallen, und den Erdboden als eine ſehr lockere weiße Maſſe bedecken. Wenn die Atmoſphaͤre ſo kalt iſt, daß die Duͤnſte gleich im erſten Augenblicke, in welchem ſie ſich niederſchlagen, oder in welchem ſie die Geſtalt der Blaͤschen ablegen, gefrieren, ſo kryſtalliſirt ſich das Waſſer, wenn die Verdichtung im Freyen geſchieht, zu kleinen Eisnadeln, die ſich an einander haͤngen und Flocken bilden. Geſchieht die Verdichtung an der Oberflaͤche feſter Koͤrper, ſo entſteht auf eben die Art der Reif: gefriert aber das Waſſer erſt, nachdem es Zeit gehabt hat, Tropfen zu bilden, ſo faͤllt Hagel. Dies ſind wenigſtens die gewoͤhnlichen Erklaͤrungen dieſer Luftbegebenheiten, ſ. Hagel, Reif. Die Geſtalt des Schnees iſt verſchieden. Bey ſtrenger Kaͤlte ſind die Flocken feiner, vielleicht, weil die Theile zu ſchnell erhaͤrten, um ſich in großer Anzahl an einander haͤngen zu koͤnnen. In den Nordlaͤndern faͤllt unter dieſen Umſtaͤnden bisweilen der feine und trockne Staubſchnee, wie ihn Maupertuis in Lappland, und Middleton (Philoſ. Trans. no. 465.) in Nordamerika beobachteten. Dieſer Staubſchnee dringt nach Maupertuis durch die Ritzen der Fenſter, macht die naͤchſten Gegenſtaͤnde unſichtbar, greift die Augen ſehr an, und ſcheint gleich uͤber der Erdflaͤche zu entſtehen, weil die Sonne dabey oft hell ſcheint; er bedeckt bisweilen den Boden 4 — 5 Schuh hoch, und iſt ſo fein und trocken, daß man nicht darauf gehen kan. Gewoͤhnlicher beſtehen die Schneeflocken aus laͤnglichen duͤnnen Nadeln, die ſich bisweilen ohne Ordnung und unter

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 862. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/868>, abgerufen am 23.11.2024.