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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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vollkommen flüßig werden. Alle diese Erscheinungen lassen sich schwerlich anders, als aus der Verwandtschaft der Körper gegen den Wärmestoff und dem Verhältnisse derselben gegen die Stärke der Anziehung unter den Theilen selbst, erklären.

Baumöl und Rüböl werden flüßig beym 38sten, Butter vom 74sten bis 88sten, Schweinfett vom 94sten bis 100ten, Rindstalg und Hirschtag vom 104ten bis 116ten, Wachs beym 140sten, schwarzes Pech vom 160sten bis 186sten, eine Composition von Bley, Zinn und Wismuth beym 212ten, Geigenharz vom 216ten bis 240sten, Schwefel vom 236sten bis 244sten, eine Composition von gleichen Thellen Zinn und Wismuth beym 283sten, eine von gleichen Theilen Bley und Wismuth beym 334sten, reines Zinn nach Newton beym 408ten, nach Kraft beym 420sten, Wismuth beym 460sten, Bley nach Newton beym 540sten, nach Kraft beym 550sten Grade des fahrenheitischen Thermometers. Höhere Grade der Hitze lassen sich durch die Quecksilberthermometer nicht mehr messen, weil das Quecksilber beym 600ten Grade siedet, und von da an kein Maaß der Wärme mehr abgiebt. Indeß hat man durch Metallthermometer oder Pyrometer noch höhere Grade zu bestimmen versucht, wobey aber wenig Zuverläßigkeit statt findet. So giebt Kraft (De calore ac frigore experimenta varia in Comm. Petrop. To. XIV. p. 218. sqq.) die Glühhitze des Eisens auf 1000, und Newton die Temperatur, bey der geschmelzner Spießglaskönig erhärtet, auf 805 Grad nach Fahrenheit an.

Während des Schmelzens, oder des Uebergangs aus dem festen Zustande in den flüßigen ändert der Körper seine sühlbare Wärme nicht. Denn das zur Bewirkung der Flüßigkeit verwendete Feuer tritt in eine chymische Verbindung mit seinen Theilen, wird also gebunden, und kan nicht aufs Gefühl und aufs Thermometer wirken. Aus diesem Grunde bedient man sich der Temperatur des schmelzenden Eises, als eines festen Punkts, zu Bestimmung der Grade der Wärme. Die Schlüsse, welche Herr de Lüc aus diesem Satze zieht, sind schon beym Worte Feuer (Th. II. S. 229 --


vollkommen fluͤßig werden. Alle dieſe Erſcheinungen laſſen ſich ſchwerlich anders, als aus der Verwandtſchaft der Koͤrper gegen den Waͤrmeſtoff und dem Verhaͤltniſſe derſelben gegen die Staͤrke der Anziehung unter den Theilen ſelbſt, erklaͤren.

Baumoͤl und Ruͤboͤl werden fluͤßig beym 38ſten, Butter vom 74ſten bis 88ſten, Schweinfett vom 94ſten bis 100ten, Rindstalg und Hirſchtag vom 104ten bis 116ten, Wachs beym 140ſten, ſchwarzes Pech vom 160ſten bis 186ſten, eine Compoſition von Bley, Zinn und Wismuth beym 212ten, Geigenharz vom 216ten bis 240ſten, Schwefel vom 236ſten bis 244ſten, eine Compoſition von gleichen Thellen Zinn und Wismuth beym 283ſten, eine von gleichen Theilen Bley und Wismuth beym 334ſten, reines Zinn nach Newton beym 408ten, nach Kraft beym 420ſten, Wismuth beym 460ſten, Bley nach Newton beym 540ſten, nach Kraft beym 550ſten Grade des fahrenheitiſchen Thermometers. Hoͤhere Grade der Hitze laſſen ſich durch die Queckſilberthermometer nicht mehr meſſen, weil das Queckſilber beym 600ten Grade ſiedet, und von da an kein Maaß der Waͤrme mehr abgiebt. Indeß hat man durch Metallthermometer oder Pyrometer noch hoͤhere Grade zu beſtimmen verſucht, wobey aber wenig Zuverlaͤßigkeit ſtatt findet. So giebt Kraft (De calore ac frigore experimenta varia in Comm. Petrop. To. XIV. p. 218. ſqq.) die Gluͤhhitze des Eiſens auf 1000, und Newton die Temperatur, bey der geſchmelzner Spießglaskoͤnig erhaͤrtet, auf 805 Grad nach Fahrenheit an.

Waͤhrend des Schmelzens, oder des Uebergangs aus dem feſten Zuſtande in den fluͤßigen aͤndert der Koͤrper ſeine ſuͤhlbare Waͤrme nicht. Denn das zur Bewirkung der Fluͤßigkeit verwendete Feuer tritt in eine chymiſche Verbindung mit ſeinen Theilen, wird alſo gebunden, und kan nicht aufs Gefuͤhl und aufs Thermometer wirken. Aus dieſem Grunde bedient man ſich der Temperatur des ſchmelzenden Eiſes, als eines feſten Punkts, zu Beſtimmung der Grade der Waͤrme. Die Schluͤſſe, welche Herr de Luͤc aus dieſem Satze zieht, ſind ſchon beym Worte Feuer (Th. II. S. 229 —

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[861/0867] vollkommen fluͤßig werden. Alle dieſe Erſcheinungen laſſen ſich ſchwerlich anders, als aus der Verwandtſchaft der Koͤrper gegen den Waͤrmeſtoff und dem Verhaͤltniſſe derſelben gegen die Staͤrke der Anziehung unter den Theilen ſelbſt, erklaͤren. Baumoͤl und Ruͤboͤl werden fluͤßig beym 38ſten, Butter vom 74ſten bis 88ſten, Schweinfett vom 94ſten bis 100ten, Rindstalg und Hirſchtag vom 104ten bis 116ten, Wachs beym 140ſten, ſchwarzes Pech vom 160ſten bis 186ſten, eine Compoſition von Bley, Zinn und Wismuth beym 212ten, Geigenharz vom 216ten bis 240ſten, Schwefel vom 236ſten bis 244ſten, eine Compoſition von gleichen Thellen Zinn und Wismuth beym 283ſten, eine von gleichen Theilen Bley und Wismuth beym 334ſten, reines Zinn nach Newton beym 408ten, nach Kraft beym 420ſten, Wismuth beym 460ſten, Bley nach Newton beym 540ſten, nach Kraft beym 550ſten Grade des fahrenheitiſchen Thermometers. Hoͤhere Grade der Hitze laſſen ſich durch die Queckſilberthermometer nicht mehr meſſen, weil das Queckſilber beym 600ten Grade ſiedet, und von da an kein Maaß der Waͤrme mehr abgiebt. Indeß hat man durch Metallthermometer oder Pyrometer noch hoͤhere Grade zu beſtimmen verſucht, wobey aber wenig Zuverlaͤßigkeit ſtatt findet. So giebt Kraft (De calore ac frigore experimenta varia in Comm. Petrop. To. XIV. p. 218. ſqq.) die Gluͤhhitze des Eiſens auf 1000, und Newton die Temperatur, bey der geſchmelzner Spießglaskoͤnig erhaͤrtet, auf 805 Grad nach Fahrenheit an. Waͤhrend des Schmelzens, oder des Uebergangs aus dem feſten Zuſtande in den fluͤßigen aͤndert der Koͤrper ſeine ſuͤhlbare Waͤrme nicht. Denn das zur Bewirkung der Fluͤßigkeit verwendete Feuer tritt in eine chymiſche Verbindung mit ſeinen Theilen, wird alſo gebunden, und kan nicht aufs Gefuͤhl und aufs Thermometer wirken. Aus dieſem Grunde bedient man ſich der Temperatur des ſchmelzenden Eiſes, als eines feſten Punkts, zu Beſtimmung der Grade der Waͤrme. Die Schluͤſſe, welche Herr de Luͤc aus dieſem Satze zieht, ſind ſchon beym Worte Feuer (Th. II. S. 229 —

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 861. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/867>, abgerufen am 23.11.2024.