Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Die Erfindung des Schießpulvers wird nach der gemeinen Sage einem deutschen Mönche Barthold Schwarz zugeschrieben, der im 14ten Jahrhunderte gelebt haben soll; allein nach Herrn Beckmanns Anführungen (Anleitung zur Technologie, S. 342. u. f.) ward es schon im 12ten Jahrhunderte zu Sprengung des Gesteins im Rammelsberge bey Goslar gebraucht; auch wird es von Roger Bacon (Opus maius ex ed. D. Sam. Jebb. Lond. 1733. fol.) im 13ten Jahrhunderte als eine bekannte Sache erwähnt, daß man durch die Gewalt des Salpeters eine pergamenene Patrone von der Größe eines Daumens mit heftigem Blitz und Knall zersprengen könne. D. Jebb bestätigt in der Vorrede zu dieser Ausgabe, daß sich unter den Handschriften des D. Mead auf der Bibliothek zu Orford ein Buch eines Markus Gräcus (Liber Ignium) befinde, worinn eine Mischung von 2 Pfund Kohlen, 1 Pfund Schwefel und 6 Pfund Salpeter zu Feuerwerken vorgeschrieben werde, welches Buch weit älter, als die Erfindung der Geschütze, seyn müsse, weil es deren nicht erwähne. Den Chinesern soll der Gebrauch des Schießpulvers noch eher, als den Europäern, bekannt gewesen seyn. Robins muthmaßet, der Zufall Schwarzens (da die Entzündung des Pulvers einen Stein, der den Mörsel bedeckte, in die Höhe warf) habe Gelegenheit gegeben, das längst bekannte Schießpulver zum groben Geschütze zu gebrauchen, aus dem man anfänglich nach Art der Alten steinerne Kugeln schoß oder warf, womit auch die Benennung der Mörser übereinzustimmen scheint.

Das Verhältniß der Theile des Schießpulvers wird verschiedentlich angenommen. In Deutschland nimmt man nach Hartwig (in Sprengels Handwerkern, Samml. X. S. 236.) auf 32 Theile Salpeter, 7 Theile Schwefel und 9 Theile Kohlen zum Kanonenpulver; 6 Theile Schwefel und 8 Theile Kohlen zum Musketenpulver; 4 Theile Schwefel und 6 Theile Kohlen zum Pürsch- oder Jagdpulver. D. Ingenhouß giebt 75 Theile Salpeter, 9 1/2 Schwefel, 15 1/2 Kohlen an. Die Chineser nehmen 16 Theile Salpeter, 2 Schwefel und 5 Kohlen. Die in andern Ländern


Die Erfindung des Schießpulvers wird nach der gemeinen Sage einem deutſchen Moͤnche Barthold Schwarz zugeſchrieben, der im 14ten Jahrhunderte gelebt haben ſoll; allein nach Herrn Beckmanns Anfuͤhrungen (Anleitung zur Technologie, S. 342. u. f.) ward es ſchon im 12ten Jahrhunderte zu Sprengung des Geſteins im Rammelsberge bey Goslar gebraucht; auch wird es von Roger Bacon (Opus maius ex ed. D. Sam. Jebb. Lond. 1733. fol.) im 13ten Jahrhunderte als eine bekannte Sache erwaͤhnt, daß man durch die Gewalt des Salpeters eine pergamenene Patrone von der Groͤße eines Daumens mit heftigem Blitz und Knall zerſprengen koͤnne. D. Jebb beſtaͤtigt in der Vorrede zu dieſer Ausgabe, daß ſich unter den Handſchriften des D. Mead auf der Bibliothek zu Orford ein Buch eines Markus Graͤcus (Liber Ignium) befinde, worinn eine Miſchung von 2 Pfund Kohlen, 1 Pfund Schwefel und 6 Pfund Salpeter zu Feuerwerken vorgeſchrieben werde, welches Buch weit aͤlter, als die Erfindung der Geſchuͤtze, ſeyn muͤſſe, weil es deren nicht erwaͤhne. Den Chineſern ſoll der Gebrauch des Schießpulvers noch eher, als den Europaͤern, bekannt geweſen ſeyn. Robins muthmaßet, der Zufall Schwarzens (da die Entzuͤndung des Pulvers einen Stein, der den Moͤrſel bedeckte, in die Hoͤhe warf) habe Gelegenheit gegeben, das laͤngſt bekannte Schießpulver zum groben Geſchuͤtze zu gebrauchen, aus dem man anfaͤnglich nach Art der Alten ſteinerne Kugeln ſchoß oder warf, womit auch die Benennung der Moͤrſer uͤbereinzuſtimmen ſcheint.

Das Verhaͤltniß der Theile des Schießpulvers wird verſchiedentlich angenommen. In Deutſchland nimmt man nach Hartwig (in Sprengels Handwerkern, Samml. X. S. 236.) auf 32 Theile Salpeter, 7 Theile Schwefel und 9 Theile Kohlen zum Kanonenpulver; 6 Theile Schwefel und 8 Theile Kohlen zum Musketenpulver; 4 Theile Schwefel und 6 Theile Kohlen zum Puͤrſch- oder Jagdpulver. D. Ingenhouß giebt 75 Theile Salpeter, 9 1/2 Schwefel, 15 1/2 Kohlen an. Die Chineſer nehmen 16 Theile Salpeter, 2 Schwefel und 5 Kohlen. Die in andern Laͤndern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0850" xml:id="P.3.844" n="844"/><lb/>
            </p>
            <p>Die Erfindung des Schießpulvers wird nach der gemeinen Sage einem deut&#x017F;chen Mo&#x0364;nche <hi rendition="#b">Barthold Schwarz</hi> zuge&#x017F;chrieben, der im 14ten Jahrhunderte gelebt haben &#x017F;oll; allein nach Herrn <hi rendition="#b">Beckmanns</hi> Anfu&#x0364;hrungen (Anleitung zur Technologie, S. 342. u. f.) ward es &#x017F;chon im 12ten Jahrhunderte zu Sprengung des Ge&#x017F;teins im Rammelsberge bey Goslar gebraucht; auch wird es von <hi rendition="#b">Roger Bacon</hi> <hi rendition="#aq">(Opus maius ex ed. D. <hi rendition="#i">Sam. Jebb.</hi> Lond. 1733. fol.)</hi> im 13ten Jahrhunderte als eine bekannte Sache erwa&#x0364;hnt, daß man durch die Gewalt des Salpeters eine pergamenene Patrone von der Gro&#x0364;ße eines Daumens mit heftigem Blitz und Knall zer&#x017F;prengen ko&#x0364;nne. <hi rendition="#b">D. Jebb</hi> be&#x017F;ta&#x0364;tigt in der Vorrede zu die&#x017F;er Ausgabe, daß &#x017F;ich unter den Hand&#x017F;chriften des <hi rendition="#b">D. Mead</hi> auf der Bibliothek zu Orford ein Buch eines <hi rendition="#b">Markus Gra&#x0364;cus</hi> <hi rendition="#aq">(Liber Ignium)</hi> befinde, worinn eine Mi&#x017F;chung von 2 Pfund Kohlen, 1 Pfund Schwefel und 6 Pfund Salpeter zu Feuerwerken vorge&#x017F;chrieben werde, welches Buch weit a&#x0364;lter, als die Erfindung der Ge&#x017F;chu&#x0364;tze, &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, weil es deren nicht erwa&#x0364;hne. Den Chine&#x017F;ern &#x017F;oll der Gebrauch des Schießpulvers noch eher, als den Europa&#x0364;ern, bekannt gewe&#x017F;en &#x017F;eyn. <hi rendition="#b">Robins</hi> muthmaßet, der Zufall <hi rendition="#b">Schwarzens</hi> (da die Entzu&#x0364;ndung des Pulvers einen Stein, der den Mo&#x0364;r&#x017F;el bedeckte, in die Ho&#x0364;he warf) habe Gelegenheit gegeben, das la&#x0364;ng&#x017F;t bekannte Schießpulver zum groben Ge&#x017F;chu&#x0364;tze zu gebrauchen, aus dem man anfa&#x0364;nglich nach Art der Alten &#x017F;teinerne Kugeln &#x017F;choß oder warf, womit auch die Benennung der <hi rendition="#b">Mo&#x0364;r&#x017F;er</hi> u&#x0364;bereinzu&#x017F;timmen &#x017F;cheint.</p>
            <p>Das Verha&#x0364;ltniß der Theile des Schießpulvers wird ver&#x017F;chiedentlich angenommen. In Deut&#x017F;chland nimmt man nach <hi rendition="#b">Hartwig</hi> (in <hi rendition="#b">Sprengels</hi> Handwerkern, Samml. <hi rendition="#aq">X.</hi> S. 236.) auf 32 Theile Salpeter, 7 Theile Schwefel und 9 Theile Kohlen zum Kanonenpulver; 6 Theile Schwefel und 8 Theile Kohlen zum Musketenpulver; 4 Theile Schwefel und 6 Theile Kohlen zum Pu&#x0364;r&#x017F;ch- oder Jagdpulver. <hi rendition="#b">D. Ingenhouß</hi> giebt 75 Theile Salpeter, 9 1/2 Schwefel, 15 1/2 Kohlen an. Die Chine&#x017F;er nehmen 16 Theile Salpeter, 2 Schwefel und 5 Kohlen. Die in andern La&#x0364;ndern<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[844/0850] Die Erfindung des Schießpulvers wird nach der gemeinen Sage einem deutſchen Moͤnche Barthold Schwarz zugeſchrieben, der im 14ten Jahrhunderte gelebt haben ſoll; allein nach Herrn Beckmanns Anfuͤhrungen (Anleitung zur Technologie, S. 342. u. f.) ward es ſchon im 12ten Jahrhunderte zu Sprengung des Geſteins im Rammelsberge bey Goslar gebraucht; auch wird es von Roger Bacon (Opus maius ex ed. D. Sam. Jebb. Lond. 1733. fol.) im 13ten Jahrhunderte als eine bekannte Sache erwaͤhnt, daß man durch die Gewalt des Salpeters eine pergamenene Patrone von der Groͤße eines Daumens mit heftigem Blitz und Knall zerſprengen koͤnne. D. Jebb beſtaͤtigt in der Vorrede zu dieſer Ausgabe, daß ſich unter den Handſchriften des D. Mead auf der Bibliothek zu Orford ein Buch eines Markus Graͤcus (Liber Ignium) befinde, worinn eine Miſchung von 2 Pfund Kohlen, 1 Pfund Schwefel und 6 Pfund Salpeter zu Feuerwerken vorgeſchrieben werde, welches Buch weit aͤlter, als die Erfindung der Geſchuͤtze, ſeyn muͤſſe, weil es deren nicht erwaͤhne. Den Chineſern ſoll der Gebrauch des Schießpulvers noch eher, als den Europaͤern, bekannt geweſen ſeyn. Robins muthmaßet, der Zufall Schwarzens (da die Entzuͤndung des Pulvers einen Stein, der den Moͤrſel bedeckte, in die Hoͤhe warf) habe Gelegenheit gegeben, das laͤngſt bekannte Schießpulver zum groben Geſchuͤtze zu gebrauchen, aus dem man anfaͤnglich nach Art der Alten ſteinerne Kugeln ſchoß oder warf, womit auch die Benennung der Moͤrſer uͤbereinzuſtimmen ſcheint. Das Verhaͤltniß der Theile des Schießpulvers wird verſchiedentlich angenommen. In Deutſchland nimmt man nach Hartwig (in Sprengels Handwerkern, Samml. X. S. 236.) auf 32 Theile Salpeter, 7 Theile Schwefel und 9 Theile Kohlen zum Kanonenpulver; 6 Theile Schwefel und 8 Theile Kohlen zum Musketenpulver; 4 Theile Schwefel und 6 Theile Kohlen zum Puͤrſch- oder Jagdpulver. D. Ingenhouß giebt 75 Theile Salpeter, 9 1/2 Schwefel, 15 1/2 Kohlen an. Die Chineſer nehmen 16 Theile Salpeter, 2 Schwefel und 5 Kohlen. Die in andern Laͤndern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/850
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 844. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/850>, abgerufen am 22.11.2024.