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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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scharfe Sehen hindern würden. Er fügt hinzu, bey einigen Schielenden sey durch Bedeckung des guten Auges in wenigen Minuten das schlechte durch Anstrengung so stark geworden, daß sie selbst darüber erstaunt wären; und in solchen Fällen könne man sich von einer längern Bedeckung die besten Folgen versprechen.

D. Reid (Inquiry into the human mind. p. 253 sqq.) hat mehr als zwanzig Schielende untersucht, und bey allen eine ausgezeichnete Schwäche des einen Auges gefunden. Vier von ihnen konnten noch mit dem schwachen Auge etwas deutlich sehen, wenn das gute geschlossen war: die übrigen sahen mit dem schlechten allein gar nichts deutlich. Die Mittelpunkte der Augäpfel aber waren bey ihnen eben so gut mit einander übereinstimmend, wie bey andern Personen. D. Hartley (Observations on Man. Vol. I. p. 215.) bemerkt noch, daß die Einwirkung des Lichts auf die flechsenartigen Enden der gerade seitwärts ziehenden Augenmuskeln etwas zur Verwendung der Augen beytragen könne- Diese Enden reichen bis an die Hornhaut, und sind folglich der Wirkung des Lichts bey ofnem Auge sehr blos gestellt, dahingegen der aufziehende und herabziehende und die schiefen Muskeln ganz bedeckt sind. Wenn sich nun rechter Hand ein heller Gegenstand befindet, so fällt Licht auf das flechsige Ende des rechten abziehenden und des linken herziehenden Muskels, welche sich durch den Reiz zusammenziehen, und beyde Augen nach dem Lichte wenden, daher sich auch die Augen neugebohrner Kinder immer seitwärts nach dem Lichte oder Fenster zu kehren.

Priestley Geschichte der Optik, durch Klügei, S. 468. u. f.

Schießpulver

Pulvis pyrius, Pulvis tormentarius, Poudre a canon ou a tirer. Das Schießpulver ist eine sehr genaue und innige Mischung von Salpeter, Kohlen und Schwefel, welche mit äußerster Geschwindigkeit Feuer fängt, und dabey, wenn sie eingeschlossen ist, eine gewaltige Erplosion veranlasset. Der Gebrauch dieser Materie in der Geschützkunst und Feuerwerkerey ist allgemein bekannt.


ſcharfe Sehen hindern wuͤrden. Er fuͤgt hinzu, bey einigen Schielenden ſey durch Bedeckung des guten Auges in wenigen Minuten das ſchlechte durch Anſtrengung ſo ſtark geworden, daß ſie ſelbſt daruͤber erſtaunt waͤren; und in ſolchen Faͤllen koͤnne man ſich von einer laͤngern Bedeckung die beſten Folgen verſprechen.

D. Reid (Inquiry into the human mind. p. 253 ſqq.) hat mehr als zwanzig Schielende unterſucht, und bey allen eine ausgezeichnete Schwaͤche des einen Auges gefunden. Vier von ihnen konnten noch mit dem ſchwachen Auge etwas deutlich ſehen, wenn das gute geſchloſſen war: die uͤbrigen ſahen mit dem ſchlechten allein gar nichts deutlich. Die Mittelpunkte der Augaͤpfel aber waren bey ihnen eben ſo gut mit einander uͤbereinſtimmend, wie bey andern Perſonen. D. Hartley (Obſervations on Man. Vol. I. p. 215.) bemerkt noch, daß die Einwirkung des Lichts auf die flechſenartigen Enden der gerade ſeitwaͤrts ziehenden Augenmuſkeln etwas zur Verwendung der Augen beytragen koͤnne- Dieſe Enden reichen bis an die Hornhaut, und ſind folglich der Wirkung des Lichts bey ofnem Auge ſehr blos geſtellt, dahingegen der aufziehende und herabziehende und die ſchiefen Muſkeln ganz bedeckt ſind. Wenn ſich nun rechter Hand ein heller Gegenſtand befindet, ſo faͤllt Licht auf das flechſige Ende des rechten abziehenden und des linken herziehenden Muſkels, welche ſich durch den Reiz zuſammenziehen, und beyde Augen nach dem Lichte wenden, daher ſich auch die Augen neugebohrner Kinder immer ſeitwaͤrts nach dem Lichte oder Fenſter zu kehren.

Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgei, S. 468. u. f.

Schießpulver

Pulvis pyrius, Pulvis tormentarius, Poudre à canon ou à tirer. Das Schießpulver iſt eine ſehr genaue und innige Miſchung von Salpeter, Kohlen und Schwefel, welche mit aͤußerſter Geſchwindigkeit Feuer faͤngt, und dabey, wenn ſie eingeſchloſſen iſt, eine gewaltige Erploſion veranlaſſet. Der Gebrauch dieſer Materie in der Geſchuͤtzkunſt und Feuerwerkerey iſt allgemein bekannt.

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[843/0849] ſcharfe Sehen hindern wuͤrden. Er fuͤgt hinzu, bey einigen Schielenden ſey durch Bedeckung des guten Auges in wenigen Minuten das ſchlechte durch Anſtrengung ſo ſtark geworden, daß ſie ſelbſt daruͤber erſtaunt waͤren; und in ſolchen Faͤllen koͤnne man ſich von einer laͤngern Bedeckung die beſten Folgen verſprechen. D. Reid (Inquiry into the human mind. p. 253 ſqq.) hat mehr als zwanzig Schielende unterſucht, und bey allen eine ausgezeichnete Schwaͤche des einen Auges gefunden. Vier von ihnen konnten noch mit dem ſchwachen Auge etwas deutlich ſehen, wenn das gute geſchloſſen war: die uͤbrigen ſahen mit dem ſchlechten allein gar nichts deutlich. Die Mittelpunkte der Augaͤpfel aber waren bey ihnen eben ſo gut mit einander uͤbereinſtimmend, wie bey andern Perſonen. D. Hartley (Obſervations on Man. Vol. I. p. 215.) bemerkt noch, daß die Einwirkung des Lichts auf die flechſenartigen Enden der gerade ſeitwaͤrts ziehenden Augenmuſkeln etwas zur Verwendung der Augen beytragen koͤnne- Dieſe Enden reichen bis an die Hornhaut, und ſind folglich der Wirkung des Lichts bey ofnem Auge ſehr blos geſtellt, dahingegen der aufziehende und herabziehende und die ſchiefen Muſkeln ganz bedeckt ſind. Wenn ſich nun rechter Hand ein heller Gegenſtand befindet, ſo faͤllt Licht auf das flechſige Ende des rechten abziehenden und des linken herziehenden Muſkels, welche ſich durch den Reiz zuſammenziehen, und beyde Augen nach dem Lichte wenden, daher ſich auch die Augen neugebohrner Kinder immer ſeitwaͤrts nach dem Lichte oder Fenſter zu kehren. Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgei, S. 468. u. f. Schießpulver Pulvis pyrius, Pulvis tormentarius, Poudre à canon ou à tirer. Das Schießpulver iſt eine ſehr genaue und innige Miſchung von Salpeter, Kohlen und Schwefel, welche mit aͤußerſter Geſchwindigkeit Feuer faͤngt, und dabey, wenn ſie eingeſchloſſen iſt, eine gewaltige Erploſion veranlaſſet. Der Gebrauch dieſer Materie in der Geſchuͤtzkunſt und Feuerwerkerey iſt allgemein bekannt.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 843. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/849>, abgerufen am 09.05.2024.