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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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So sinnreich auch diese Einrichtung ist, so bemerkt doch Herr Lichtenberg mit Recht, daß der Vortheil die gehofte Wirkung nicht thue, wenn der Luft nicht der eben so freye Durchgang durch die beyden noch übrigen Ventile verschaft werde. Uebrigens ist merkwürdig, daß schon Guericke (Exp. nova de vacuo spatio, L. III. c. 4. ingl. c. 7. p. 79 und c. 8. p. 81.) Mittel erwähnt, das Ventil im Stiefel durch eine Kraft von außen zu eröfnen. Folgendes sind seine Worte: "In fine minimum illud äeris, "quod restat in quovis vase evacuando, nullam eiusmodi "vim seu Elaterem amplius habet, coria ventiliorum ape"riendi: ideo in antliae operculo, intra ventile & tubu"lum, potest constitui tubulus aliquis parvus, cum pistil"lulo & embolo ut & papilla aliqua, cuius beneficio possit "artificiose tangi & aperiri atque iterum recludi corium "interius ventilii, ut minimum illud äeris -- in antliam "descendendi lumen habeat." So gedenkt er auch eines "tubuli extractionis, cuius ope corium interioris ventilii "aperiri potest."

Durch so viele Künsteleyen aber hat die Luftpumpe ihre erste Simplicität verlohren. Sie ist ein theures, umständliches und öftern Reparaturen ausgesetztes Werkzeug geworden, ohne doch ihren Zweck ganz zu erfüllen. Herr Lichtenberg (Magazin für das Neuste a. d. Phys. III. B. 3. St. S. 107. u. f.) glaubt, dieser Zweck lasse sich überhaupt nur durch Hähne mit Dauerhaftigkeit erreichen, denen er aber eine andere Stelle und Lage, als sonst, anweiset. In den starken Deckel aaa des Stiefels b Taf. XV. Fig. 22. werden nach seinem Vorschlage zween conische Zapfen, ein größerer c, und ein kleiner l, genau eingeschliffen, so daß sie die Oefnungen im Stiefel und die Röhren k und n döllig verschließen. Die Hälse dieser Zapfen aber sind mit Schraubengängen versehen, und diese passen in Schraubenmuttern, welche am Deckel des Stiefels befestiget sind. Wenn man also die Schlüssel g und h drehet, so schrauben sich die Zapfen c und l ein wenig in die Höhe, und öfnen dadurch die Verbindungen zwischen dem Stiefel und den Röhren k und n, deren erste unter die Glocke, die letztere


So ſinnreich auch dieſe Einrichtung iſt, ſo bemerkt doch Herr Lichtenberg mit Recht, daß der Vortheil die gehofte Wirkung nicht thue, wenn der Luft nicht der eben ſo freye Durchgang durch die beyden noch uͤbrigen Ventile verſchaft werde. Uebrigens iſt merkwuͤrdig, daß ſchon Guericke (Exp. nova de vacuo ſpatio, L. III. c. 4. ingl. c. 7. p. 79 und c. 8. p. 81.) Mittel erwaͤhnt, das Ventil im Stiefel durch eine Kraft von außen zu eroͤfnen. Folgendes ſind ſeine Worte: ”In fine minimum illud äeris, ”quod reſtat in quovis vaſe evacuando, nullam eiusmodi ”vim ſeu Elaterem amplius habet, coria ventiliorum ape”riendi: ideo in antliae operculo, intra ventile & tubu”lum, poteſt conſtitui tubulus aliquis parvus, cum piſtil”lulo & embolo ut & papilla aliqua, cuius beneficio poſſit ”artificioſe tangi & aperiri atque iterum recludi corium ”interius ventilii, ut minimum illud aͤeris — in antliam ”deſcendendi lumen habeat.“ So gedenkt er auch eines ”tubuli extractionis, cuius ope corium interioris ventilii ”aperiri poteſt.“

Durch ſo viele Kuͤnſteleyen aber hat die Luftpumpe ihre erſte Simplicitaͤt verlohren. Sie iſt ein theures, umſtaͤndliches und oͤftern Reparaturen ausgeſetztes Werkzeug geworden, ohne doch ihren Zweck ganz zu erfuͤllen. Herr Lichtenberg (Magazin fuͤr das Neuſte a. d. Phyſ. III. B. 3. St. S. 107. u. f.) glaubt, dieſer Zweck laſſe ſich uͤberhaupt nur durch Haͤhne mit Dauerhaftigkeit erreichen, denen er aber eine andere Stelle und Lage, als ſonſt, anweiſet. In den ſtarken Deckel aaa des Stiefels b Taf. XV. Fig. 22. werden nach ſeinem Vorſchlage zween coniſche Zapfen, ein groͤßerer c, und ein kleiner l, genau eingeſchliffen, ſo daß ſie die Oefnungen im Stiefel und die Roͤhren k und n doͤllig verſchließen. Die Haͤlſe dieſer Zapfen aber ſind mit Schraubengaͤngen verſehen, und dieſe paſſen in Schraubenmuttern, welche am Deckel des Stiefels befeſtiget ſind. Wenn man alſo die Schluͤſſel g und h drehet, ſo ſchrauben ſich die Zapfen c und l ein wenig in die Hoͤhe, und oͤfnen dadurch die Verbindungen zwiſchen dem Stiefel und den Roͤhren k und n, deren erſte unter die Glocke, die letztere

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[76/0082] So ſinnreich auch dieſe Einrichtung iſt, ſo bemerkt doch Herr Lichtenberg mit Recht, daß der Vortheil die gehofte Wirkung nicht thue, wenn der Luft nicht der eben ſo freye Durchgang durch die beyden noch uͤbrigen Ventile verſchaft werde. Uebrigens iſt merkwuͤrdig, daß ſchon Guericke (Exp. nova de vacuo ſpatio, L. III. c. 4. ingl. c. 7. p. 79 und c. 8. p. 81.) Mittel erwaͤhnt, das Ventil im Stiefel durch eine Kraft von außen zu eroͤfnen. Folgendes ſind ſeine Worte: ”In fine minimum illud äeris, ”quod reſtat in quovis vaſe evacuando, nullam eiusmodi ”vim ſeu Elaterem amplius habet, coria ventiliorum ape”riendi: ideo in antliae operculo, intra ventile & tubu”lum, poteſt conſtitui tubulus aliquis parvus, cum piſtil”lulo & embolo ut & papilla aliqua, cuius beneficio poſſit ”artificioſe tangi & aperiri atque iterum recludi corium ”interius ventilii, ut minimum illud aͤeris — in antliam ”deſcendendi lumen habeat.“ So gedenkt er auch eines ”tubuli extractionis, cuius ope corium interioris ventilii ”aperiri poteſt.“ Durch ſo viele Kuͤnſteleyen aber hat die Luftpumpe ihre erſte Simplicitaͤt verlohren. Sie iſt ein theures, umſtaͤndliches und oͤftern Reparaturen ausgeſetztes Werkzeug geworden, ohne doch ihren Zweck ganz zu erfuͤllen. Herr Lichtenberg (Magazin fuͤr das Neuſte a. d. Phyſ. III. B. 3. St. S. 107. u. f.) glaubt, dieſer Zweck laſſe ſich uͤberhaupt nur durch Haͤhne mit Dauerhaftigkeit erreichen, denen er aber eine andere Stelle und Lage, als ſonſt, anweiſet. In den ſtarken Deckel aaa des Stiefels b Taf. XV. Fig. 22. werden nach ſeinem Vorſchlage zween coniſche Zapfen, ein groͤßerer c, und ein kleiner l, genau eingeſchliffen, ſo daß ſie die Oefnungen im Stiefel und die Roͤhren k und n doͤllig verſchließen. Die Haͤlſe dieſer Zapfen aber ſind mit Schraubengaͤngen verſehen, und dieſe paſſen in Schraubenmuttern, welche am Deckel des Stiefels befeſtiget ſind. Wenn man alſo die Schluͤſſel g und h drehet, ſo ſchrauben ſich die Zapfen c und l ein wenig in die Hoͤhe, und oͤfnen dadurch die Verbindungen zwiſchen dem Stiefel und den Roͤhren k und n, deren erſte unter die Glocke, die letztere

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/82>, abgerufen am 23.11.2024.