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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Hahns, der hiebey gegen den Cylinder gekehrt werden muß, mit dem Buchstaben E (Exantlation) bezeichnet.

Der mit V3 parallelle Grif hat den Buchstaben C (Compression). Wird dieser gegen den Cylinder gekehrt, so trift 3 auf D, 1 auf M, 2 auf N. Also ist M mit N, d. h. der obere Theil des Cylinders mit dem Teller und der Glocke, bey D aber durch 3 der untere Theil des Cylinders mit der äußern Luft verbunden. So füllt sich beym Aufwinden des Kolbens der Stiefel von unten mit atmosphärischer Luft; diese wird beym Niederstoßen durch das Kolbenventil durchgerrieben, und beym folgenden Auswinden durch das Rohr OPQ, Fig. 17., den Hahn und das in den Teller gehende Rohr, in die Glocke gepreßt. Durch Fortsetzung der Operation wird also die Luft unter der Glocke verdichtet.

Der dritte mit V2 parallele Grif ist ohne Zeichen. Kehrt man ihn gegen den Stiefel, so trift 3 auf M, d. h. die Glocke selbst wird mit der äußern Luft verbunden. Diese Stellung ist das Mittel, die Luft wieder unter die Glocke zu lassen, wenn sie ausgeleert, oder sie herauszulassen, wenn sie comprimirt war.

Diese sinnreiche Einrichtung des Hahns macht die Pumpe, ob sie gleich Ventile hat, dennoch zur Verdichtung der Luft geschickt. Einen andern Vorzug erhält sie durch den geschlossenen Deckel AO, Fig. 17., wo an der Oefnung O ein drittes Ventil vorliegt, welches keine Luft in den Stiefel hinein, wohl aber heraus läßt. Nemlich beym Verdünnen sowohl, als beym Verdichten ist immer nur nöthig, daß bey O Luft ausgehe, niemals daß sie eingehe. Die eingehende Luft aber ist in beyden Fällen hinderlich. Beym Verdünnen kömmt sie aus dem Zimmer hinein, hat also gleiche Dichte mit der äußern, und drückt den Stempel mit dem ganzen Gewichte der Atmosphäre nieder. Beym Verdichten tritt sie aus der Glocke hinein, wo sie schon stark verdichtet ist, und also dem Stempel mit einer starken Federkraft widersteht, welches man großentheils vermeiden kan, wenn man das Eindringen abhält. Dies erleichtert


Hahns, der hiebey gegen den Cylinder gekehrt werden muß, mit dem Buchſtaben E (Exantlation) bezeichnet.

Der mit V3 parallelle Grif hat den Buchſtaben C (Compreſſion). Wird dieſer gegen den Cylinder gekehrt, ſo trift 3 auf D, 1 auf M, 2 auf N. Alſo iſt M mit N, d. h. der obere Theil des Cylinders mit dem Teller und der Glocke, bey D aber durch 3 der untere Theil des Cylinders mit der aͤußern Luft verbunden. So fuͤllt ſich beym Aufwinden des Kolbens der Stiefel von unten mit atmoſphaͤriſcher Luft; dieſe wird beym Niederſtoßen durch das Kolbenventil durchgerrieben, und beym folgenden Auſwinden durch das Rohr OPQ, Fig. 17., den Hahn und das in den Teller gehende Rohr, in die Glocke gepreßt. Durch Fortſetzung der Operation wird alſo die Luft unter der Glocke verdichtet.

Der dritte mit V2 parallele Grif iſt ohne Zeichen. Kehrt man ihn gegen den Stiefel, ſo trift 3 auf M, d. h. die Glocke ſelbſt wird mit der aͤußern Luft verbunden. Dieſe Stellung iſt das Mittel, die Luft wieder unter die Glocke zu laſſen, wenn ſie ausgeleert, oder ſie herauszulaſſen, wenn ſie comprimirt war.

Dieſe ſinnreiche Einrichtung des Hahns macht die Pumpe, ob ſie gleich Ventile hat, dennoch zur Verdichtung der Luft geſchickt. Einen andern Vorzug erhaͤlt ſie durch den geſchloſſenen Deckel AO, Fig. 17., wo an der Oefnung O ein drittes Ventil vorliegt, welches keine Luft in den Stiefel hinein, wohl aber heraus laͤßt. Nemlich beym Verduͤnnen ſowohl, als beym Verdichten iſt immer nur noͤthig, daß bey O Luft ausgehe, niemals daß ſie eingehe. Die eingehende Luft aber iſt in beyden Faͤllen hinderlich. Beym Verduͤnnen koͤmmt ſie aus dem Zimmer hinein, hat alſo gleiche Dichte mit der aͤußern, und druͤckt den Stempel mit dem ganzen Gewichte der Atmoſphaͤre nieder. Beym Verdichten tritt ſie aus der Glocke hinein, wo ſie ſchon ſtark verdichtet iſt, und alſo dem Stempel mit einer ſtarken Federkraft widerſteht, welches man großentheils vermeiden kan, wenn man das Eindringen abhaͤlt. Dies erleichtert

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[71/0077] Hahns, der hiebey gegen den Cylinder gekehrt werden muß, mit dem Buchſtaben E (Exantlation) bezeichnet. Der mit V3 parallelle Grif hat den Buchſtaben C (Compreſſion). Wird dieſer gegen den Cylinder gekehrt, ſo trift 3 auf D, 1 auf M, 2 auf N. Alſo iſt M mit N, d. h. der obere Theil des Cylinders mit dem Teller und der Glocke, bey D aber durch 3 der untere Theil des Cylinders mit der aͤußern Luft verbunden. So fuͤllt ſich beym Aufwinden des Kolbens der Stiefel von unten mit atmoſphaͤriſcher Luft; dieſe wird beym Niederſtoßen durch das Kolbenventil durchgerrieben, und beym folgenden Auſwinden durch das Rohr OPQ, Fig. 17., den Hahn und das in den Teller gehende Rohr, in die Glocke gepreßt. Durch Fortſetzung der Operation wird alſo die Luft unter der Glocke verdichtet. Der dritte mit V2 parallele Grif iſt ohne Zeichen. Kehrt man ihn gegen den Stiefel, ſo trift 3 auf M, d. h. die Glocke ſelbſt wird mit der aͤußern Luft verbunden. Dieſe Stellung iſt das Mittel, die Luft wieder unter die Glocke zu laſſen, wenn ſie ausgeleert, oder ſie herauszulaſſen, wenn ſie comprimirt war. Dieſe ſinnreiche Einrichtung des Hahns macht die Pumpe, ob ſie gleich Ventile hat, dennoch zur Verdichtung der Luft geſchickt. Einen andern Vorzug erhaͤlt ſie durch den geſchloſſenen Deckel AO, Fig. 17., wo an der Oefnung O ein drittes Ventil vorliegt, welches keine Luft in den Stiefel hinein, wohl aber heraus laͤßt. Nemlich beym Verduͤnnen ſowohl, als beym Verdichten iſt immer nur noͤthig, daß bey O Luft ausgehe, niemals daß ſie eingehe. Die eingehende Luft aber iſt in beyden Faͤllen hinderlich. Beym Verduͤnnen koͤmmt ſie aus dem Zimmer hinein, hat alſo gleiche Dichte mit der aͤußern, und druͤckt den Stempel mit dem ganzen Gewichte der Atmoſphaͤre nieder. Beym Verdichten tritt ſie aus der Glocke hinein, wo ſie ſchon ſtark verdichtet iſt, und alſo dem Stempel mit einer ſtarken Federkraft widerſteht, welches man großentheils vermeiden kan, wenn man das Eindringen abhaͤlt. Dies erleichtert

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/77>, abgerufen am 03.05.2024.