Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Nach dieser Methode ist die Friction von Bilfinger (Comm. Petrop. To. II. p. 403 sqq.) und Belidor untersucht worden. Jener fand den Ruhewinkel allemal zwischen 12 und 15 Grad, woraus, wenn man das Mittel 13 1/2 Grad nimmt, die Größe des Reibens=0,24 oder fast 1/4 des Drucks folgt. Belidors Versuche gaben 18° 20', welches Amontons Bestimmung von 1:3 sehr nahe kömmt. Genauer zu verfahren, müßte man den Körper herabglitschen lassen, und das Reiben aus dem Raume suchen, den er in einer bestimmten Zeit zurücklegte, wozu Euler (Sur le frottement in den Mem. de l'Acad de Prusse 1748. p. 130.) und Rästner (Anfangsgr. der höh. Mechanik, S. 285.) Anleitung geben. Aber die Schwierigkeit, den Ruhewinkel recht genau abzumessen, macht dieses ganze Verfahren unzuverläßig. Camus (Traite des forces mouvantes) und Desaguliers (Course of experimental - philosophy, Lect. 4.) haben den Satz des Amontons ebensalls vertheidigt, und durch viele Versuche bestärkt. Der Letztere giebt unter dem Namen einer Frictionsmaschine zu solchen Versuchen ein eignes Werkzeug an, woran eine mit Gewichten beschwerte Welle durch Schwingungen gespannter Uhrfedern, die man losläßt, schnell hin und her gedreht wird. Das Reiben der Welle in ihren Lagern macht, daß die Schwingungen der Federn immer schwächer werden, und endlich gar aufhören. So giebt die Anzahl der Schwingungen ein Maaß für die Größe des Reibens; es werden der Schwingungen immer weniger, je mehr Gewicht man an die Welle bringt. Man kan mit diesem Werkzeuge sehr schnell und ohne alle Vorbereitung erperimentiren; aber zu einem genauen Maaße des Reibens ist es auf keine Weise geschickt. Die genausten Versuche über das Reiben sind unstreitig die von Musschenbroek (Introd. ad philos. natur. To. I. c. 9.). Sie zeigen deutlich, daß das Reiben zwar größtentheils, aber doch keinesweges gänzlich, vom Druck
Nach dieſer Methode iſt die Friction von Bilfinger (Comm. Petrop. To. II. p. 403 ſqq.) und Belidor unterſucht worden. Jener fand den Ruhewinkel allemal zwiſchen 12 und 15 Grad, woraus, wenn man das Mittel 13 1/2 Grad nimmt, die Groͤße des Reibens=0,24 oder faſt 1/4 des Drucks folgt. Belidors Verſuche gaben 18° 20′, welches Amontons Beſtimmung von 1:3 ſehr nahe koͤmmt. Genauer zu verfahren, muͤßte man den Koͤrper herabglitſchen laſſen, und das Reiben aus dem Raume ſuchen, den er in einer beſtimmten Zeit zuruͤcklegte, wozu Euler (Sur le frottement in den Mém. de l'Acad de Pruſſe 1748. p. 130.) und Raͤſtner (Anfangsgr. der hoͤh. Mechanik, S. 285.) Anleitung geben. Aber die Schwierigkeit, den Ruhewinkel recht genau abzumeſſen, macht dieſes ganze Verfahren unzuverlaͤßig. Camus (Traité des forces mouvantes) und Deſaguliers (Courſe of experimental - philoſophy, Lect. 4.) haben den Satz des Amontons ebenſalls vertheidigt, und durch viele Verſuche beſtaͤrkt. Der Letztere giebt unter dem Namen einer Frictionsmaſchine zu ſolchen Verſuchen ein eignes Werkzeug an, woran eine mit Gewichten beſchwerte Welle durch Schwingungen geſpannter Uhrfedern, die man loslaͤßt, ſchnell hin und her gedreht wird. Das Reiben der Welle in ihren Lagern macht, daß die Schwingungen der Federn immer ſchwaͤcher werden, und endlich gar aufhoͤren. So giebt die Anzahl der Schwingungen ein Maaß fuͤr die Groͤße des Reibens; es werden der Schwingungen immer weniger, je mehr Gewicht man an die Welle bringt. Man kan mit dieſem Werkzeuge ſehr ſchnell und ohne alle Vorbereitung erperimentiren; aber zu einem genauen Maaße des Reibens iſt es auf keine Weiſe geſchickt. Die genauſten Verſuche uͤber das Reiben ſind unſtreitig die von Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. natur. To. I. c. 9.). Sie zeigen deutlich, daß das Reiben zwar groͤßtentheils, aber doch keinesweges gaͤnzlich, vom Druck <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0701" xml:id="P.3.695" n="695"/><lb/> zum Sinustotus. Iſt die Friction 1/3 des Drucks, ſo findet man fuͤr die Tangente 0,3333333 . . . den Ruhewinkel=18° 26′.</p> <p>Nach dieſer Methode iſt die Friction von <hi rendition="#b">Bilfinger</hi> <hi rendition="#aq">(Comm. Petrop. To. II. p. 403 ſqq.)</hi> und <hi rendition="#b">Belidor</hi> unterſucht worden. Jener fand den Ruhewinkel allemal zwiſchen 12 und 15 Grad, woraus, wenn man das Mittel 13 1/2 Grad nimmt, die Groͤße des Reibens=0,24 oder faſt 1/4 des Drucks folgt. <hi rendition="#b">Belidors</hi> Verſuche gaben 18° 20′, welches <hi rendition="#b">Amontons</hi> Beſtimmung von 1:3 ſehr nahe koͤmmt. Genauer zu verfahren, muͤßte man den Koͤrper herabglitſchen laſſen, und das Reiben aus dem Raume ſuchen, den er in einer beſtimmten Zeit zuruͤcklegte, wozu <hi rendition="#b">Euler</hi> <hi rendition="#aq">(Sur le frottement</hi> in den <hi rendition="#aq">Mém. de l'Acad de Pruſſe 1748. p. 130.)</hi> und <hi rendition="#b">Raͤſtner</hi> (Anfangsgr. der hoͤh. Mechanik, S. 285.) Anleitung geben. Aber die Schwierigkeit, den Ruhewinkel recht genau abzumeſſen, macht dieſes ganze Verfahren unzuverlaͤßig.</p> <p><hi rendition="#b">Camus</hi><hi rendition="#aq">(Traité des forces mouvantes)</hi> und <hi rendition="#b">Deſaguliers</hi> <hi rendition="#aq">(Courſe of experimental - philoſophy, Lect. 4.)</hi> haben den Satz des Amontons ebenſalls vertheidigt, und durch viele Verſuche beſtaͤrkt. Der Letztere giebt unter dem Namen einer <hi rendition="#b">Frictionsmaſchine</hi> zu ſolchen Verſuchen ein eignes Werkzeug an, woran eine mit Gewichten beſchwerte Welle durch Schwingungen geſpannter Uhrfedern, die man loslaͤßt, ſchnell hin und her gedreht wird. Das Reiben der Welle in ihren Lagern macht, daß die Schwingungen der Federn immer ſchwaͤcher werden, und endlich gar aufhoͤren. So giebt die Anzahl der Schwingungen ein Maaß fuͤr die Groͤße des Reibens; es werden der Schwingungen immer weniger, je mehr Gewicht man an die Welle bringt. Man kan mit dieſem Werkzeuge ſehr ſchnell und ohne alle Vorbereitung erperimentiren; aber zu einem genauen Maaße des Reibens iſt es auf keine Weiſe geſchickt.</p> <p>Die genauſten Verſuche uͤber das Reiben ſind unſtreitig die von <hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi> <hi rendition="#aq">(Introd. ad philoſ. natur. To. I. c. 9.).</hi> Sie zeigen deutlich, daß das Reiben zwar groͤßtentheils, aber doch keinesweges gaͤnzlich, vom Druck<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [695/0701]
zum Sinustotus. Iſt die Friction 1/3 des Drucks, ſo findet man fuͤr die Tangente 0,3333333 . . . den Ruhewinkel=18° 26′.
Nach dieſer Methode iſt die Friction von Bilfinger (Comm. Petrop. To. II. p. 403 ſqq.) und Belidor unterſucht worden. Jener fand den Ruhewinkel allemal zwiſchen 12 und 15 Grad, woraus, wenn man das Mittel 13 1/2 Grad nimmt, die Groͤße des Reibens=0,24 oder faſt 1/4 des Drucks folgt. Belidors Verſuche gaben 18° 20′, welches Amontons Beſtimmung von 1:3 ſehr nahe koͤmmt. Genauer zu verfahren, muͤßte man den Koͤrper herabglitſchen laſſen, und das Reiben aus dem Raume ſuchen, den er in einer beſtimmten Zeit zuruͤcklegte, wozu Euler (Sur le frottement in den Mém. de l'Acad de Pruſſe 1748. p. 130.) und Raͤſtner (Anfangsgr. der hoͤh. Mechanik, S. 285.) Anleitung geben. Aber die Schwierigkeit, den Ruhewinkel recht genau abzumeſſen, macht dieſes ganze Verfahren unzuverlaͤßig.
Camus (Traité des forces mouvantes) und Deſaguliers (Courſe of experimental - philoſophy, Lect. 4.) haben den Satz des Amontons ebenſalls vertheidigt, und durch viele Verſuche beſtaͤrkt. Der Letztere giebt unter dem Namen einer Frictionsmaſchine zu ſolchen Verſuchen ein eignes Werkzeug an, woran eine mit Gewichten beſchwerte Welle durch Schwingungen geſpannter Uhrfedern, die man loslaͤßt, ſchnell hin und her gedreht wird. Das Reiben der Welle in ihren Lagern macht, daß die Schwingungen der Federn immer ſchwaͤcher werden, und endlich gar aufhoͤren. So giebt die Anzahl der Schwingungen ein Maaß fuͤr die Groͤße des Reibens; es werden der Schwingungen immer weniger, je mehr Gewicht man an die Welle bringt. Man kan mit dieſem Werkzeuge ſehr ſchnell und ohne alle Vorbereitung erperimentiren; aber zu einem genauen Maaße des Reibens iſt es auf keine Weiſe geſchickt.
Die genauſten Verſuche uͤber das Reiben ſind unſtreitig die von Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. natur. To. I. c. 9.). Sie zeigen deutlich, daß das Reiben zwar groͤßtentheils, aber doch keinesweges gaͤnzlich, vom Druck
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