umgegangen. Die Kroft K aber hat bey jedem dieser Umgänge einen Weg zurückgelegt, der der Peripherie von S gleich, oder = 2ps ist. Hieraus hat man
daß sich also auch hier der Raum, durch den die Last bewegt wird, zum Wege, durch den die Kraft gehen muß, verhält, wie die Kraft zur Last im Falle des Gleichgewichts. Kan man z. B. mit 1 Pfund Kraft 64 Pfund Last erhalten. so muß bey wirklicher Bewegung die Kraft durch 64 Schuh gehen, wenn die Last um 1 Schuh bewegt werden soll. So verliert man auch hier an Raum und Geschwindigkeit, was man an Kraft gewinnt.
Diese Theorie des Räderwerks leidet in der Ausübung Ausnahmen wegen des Reibens, dem die Zapfen an den Axen der Räder und Getriebe, in den Zapfenlöchern, worinn sie liegen, unterworfen sind, und wegen des Klemmens und Schiebens der Zähne und Triebstöcke an einander. Das Letztere kan man doch großentheils vermeiden, wenn man die Zähne und Stöcke so bildet, daß sie sich an einander nicht schieben, sondern wälzen. Nach Leibnitzens Nachricht (Miscell. Berol. To. I. p. 315.) hat Römer zuerst entdeckt, daß die Zähne zu dieser Absicht eine epicykloidalische Gestalt haben müssen, welche de la Hire(Oeuvres diverses, in Mem. de l'Ac. roy. des sc. depuis 1666 jusqu' a 1699. To. IX.) und Euler(Nov. Comm. Petropol. To. V.) genauer untersucht haben. Die gewöhnlichen Gestalten der Zähne und Kammen, deren Verzeichnung Leupold (Theatr. Machin. generale, § 85. Tab. 14 u. 15.) und Beyer Mühlenschauplatz. Cap. VII. §. 15.) lehren, geben ein Räderwerk, das so lang schüttert und ftößt, bis sich die Zähne selbst an einander abgeschliffen, und sich eine bequeme Gestalt gegeben haben. Das geschieht aber vollkommner, wenn nicht bey allen Umläufen immer wieder einerley Zähne und Stöcke zusammen kommen, sondern jeder Stock des Getriebs nach und nach alle Zähne des Rads trift. Man erhält
umgegangen. Die Kroft K aber hat bey jedem dieſer Umgaͤnge einen Weg zuruͤckgelegt, der der Peripherie von S gleich, oder = 2πs iſt. Hieraus hat man
daß ſich alſo auch hier der Raum, durch den die Laſt bewegt wird, zum Wege, durch den die Kraft gehen muß, verhaͤlt, wie die Kraft zur Laſt im Falle des Gleichgewichts. Kan man z. B. mit 1 Pfund Kraft 64 Pfund Laſt erhalten. ſo muß bey wirklicher Bewegung die Kraft durch 64 Schuh gehen, wenn die Laſt um 1 Schuh bewegt werden ſoll. So verliert man auch hier an Raum und Geſchwindigkeit, was man an Kraft gewinnt.
Dieſe Theorie des Raͤderwerks leidet in der Ausuͤbung Ausnahmen wegen des Reibens, dem die Zapfen an den Axen der Raͤder und Getriebe, in den Zapfenloͤchern, worinn ſie liegen, unterworfen ſind, und wegen des Klemmens und Schiebens der Zaͤhne und Triebſtoͤcke an einander. Das Letztere kan man doch großentheils vermeiden, wenn man die Zaͤhne und Stoͤcke ſo bildet, daß ſie ſich an einander nicht ſchieben, ſondern waͤlzen. Nach Leibnitzens Nachricht (Miſcell. Berol. To. I. p. 315.) hat Roͤmer zuerſt entdeckt, daß die Zaͤhne zu dieſer Abſicht eine epicykloidaliſche Geſtalt haben muͤſſen, welche de la Hire(Oeuvres diverſes, in Mém. de l'Ac. roy. des ſc. depuis 1666 jusqu' à 1699. To. IX.) und Euler(Nov. Comm. Petropol. To. V.) genauer unterſucht haben. Die gewoͤhnlichen Geſtalten der Zaͤhne und Kammen, deren Verzeichnung Leupold (Theatr. Machin. generale, § 85. Tab. 14 u. 15.) und Beyer Muͤhlenſchauplatz. Cap. VII. §. 15.) lehren, geben ein Raͤderwerk, das ſo lang ſchuͤttert und ftoͤßt, bis ſich die Zaͤhne ſelbſt an einander abgeſchliffen, und ſich eine bequeme Geſtalt gegeben haben. Das geſchieht aber vollkommner, wenn nicht bey allen Umlaͤufen immer wieder einerley Zaͤhne und Stoͤcke zuſammen kommen, ſondern jeder Stock des Getriebs nach und nach alle Zaͤhne des Rads trift. Man erhaͤlt
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umgegangen. Die Kroft K aber hat bey jedem dieſer Umgaͤnge einen Weg zuruͤckgelegt, der der Peripherie von S gleich, oder = 2πs iſt. Hieraus hat man daß ſich alſo auch hier der Raum, durch den die Laſt bewegt wird, zum Wege, durch den die Kraft gehen muß, verhaͤlt, wie die Kraft zur Laſt im Falle des Gleichgewichts. Kan man z. B. mit 1 Pfund Kraft 64 Pfund Laſt erhalten. ſo muß bey wirklicher Bewegung die Kraft durch 64 Schuh gehen, wenn die Laſt um 1 Schuh bewegt werden ſoll. So verliert man auch hier an Raum und Geſchwindigkeit, was man an Kraft gewinnt.
Dieſe Theorie des Raͤderwerks leidet in der Ausuͤbung Ausnahmen wegen des Reibens, dem die Zapfen an den Axen der Raͤder und Getriebe, in den Zapfenloͤchern, worinn ſie liegen, unterworfen ſind, und wegen des Klemmens und Schiebens der Zaͤhne und Triebſtoͤcke an einander. Das Letztere kan man doch großentheils vermeiden, wenn man die Zaͤhne und Stoͤcke ſo bildet, daß ſie ſich an einander nicht ſchieben, ſondern waͤlzen. Nach Leibnitzens Nachricht (Miſcell. Berol. To. I. p. 315.) hat Roͤmer zuerſt entdeckt, daß die Zaͤhne zu dieſer Abſicht eine epicykloidaliſche Geſtalt haben muͤſſen, welche de la Hire (Oeuvres diverſes, in Mém. de l'Ac. roy. des ſc. depuis 1666 jusqu' à 1699. To. IX.) und Euler (Nov. Comm. Petropol. To. V.) genauer unterſucht haben. Die gewoͤhnlichen Geſtalten der Zaͤhne und Kammen, deren Verzeichnung Leupold (Theatr. Machin. generale, § 85. Tab. 14 u. 15.) und Beyer Muͤhlenſchauplatz. Cap. VII. §. 15.) lehren, geben ein Raͤderwerk, das ſo lang ſchuͤttert und ftoͤßt, bis ſich die Zaͤhne ſelbſt an einander abgeſchliffen, und ſich eine bequeme Geſtalt gegeben haben. Das geſchieht aber vollkommner, wenn nicht bey allen Umlaͤufen immer wieder einerley Zaͤhne und Stoͤcke zuſammen kommen, ſondern jeder Stock des Getriebs nach und nach alle Zaͤhne des Rads trift. Man erhaͤlt
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/637>, abgerufen am 22.11.2024.
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